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Bundesliga

Die natürliche Autorität Heynckes‘ siegt gegen den Gecken Labbadia

Frank Baade | Dienstag, 16. März 2010 1 Kommentar

Hoffenheim tritt auf der Stelle, Leverkusen spielt höchst motiviert gegen seinen Ex-Trainer und lässt sich auch von Adlers Fehler nicht stoppen, menschlich gespaltene Hertha, ineffektiver Marko Marin

Stimmung auf dem Tiefpunkt

Werder Bremen greift doch noch die Europa-League-Plätze an, Hoffenheim entwickelt sich so langsam zur grauen Maus – Stammplatz im Niemandsland. Natürlich wollten die Hoffenheimer das gegen Bremen gerne ändern. Thomas Klemm berichtet in der FAZ: „An Bekenntnissen hatte es zuletzt nicht gemangelt bei 1899 Hoffenheim. Trainer Ralf Rangnick versuchte, die Diskussion um seine Zukunft im Kraichgau zu beenden, indem er sich bis auf weiteres zu dem Bundesligaklub bekannte; und die Fußballprofis wollten die Wogen nach der 0:1-Niederlage gegen Mainz glätten. Als es am Sonntagnachmittag darauf ankam, die gegenseitigen Solidaritätsbekundungen durch einen gemeinsamen Erfolg gegen Werder Bremen zu bekräftigen, erlebten die Hoffenheimer einen weiteren Rückschlag. Durch seinen Treffer brachte der Bremer Claudio Pizzarro die Stimmung im Kraichgau auf den Tiefpunkt.“ Der TSG habe es an „Energie und Einfällen“ gemangelt, um „die eher abgeklärt als angriffslustig auftretenden Norddeutschen“ zu bezwingen.

Bremen darf nach oben schauen, obwohl es passiver gewesen sei als der Gegner, findet auch Oliver Trust (Tagesspiegel): „Mit dem sechsten ungeschlagenen Ligaspiel in Folge untermauerte Bremen seine europäischen Ambitionen, Hamburg und Dortmund sind in der Tabelle nur einen Punkt respektive drei Punkte entfernt. Die TSG Hoffenheim dagegen hatte am Ende zwar etwas mehr getan als der Gegner, zum erhofften fünften Heimsieg reichte es trotzdem nicht. Ohne die verletzten Stammkräfte Ba, Obasi, Beck, Ibertsberger und Vorsah war es Hoffenheim zuvor nicht gelungen, die sehr defensiven Bremer aus der Reserve zu locken.“

Erfahrung, menschliche Größe, Sinn für das Ganze

Besonders unter dem Zeichen der Rückkehr des im Unfrieden gegangenen Bruno Labbadia an seine vorige Station stand die Partie des Hamburger SV bei Bayer Leverkusen. Im Vorfeld der Partie hielt Richard Leipold seine Liebe zu Heynckes‘ Auftreten nicht zurück (FAZ): Heynckes habe im Gegensatz zu Labbadia kaum noch etwas zu verlieren. „Die großen Titel des Vereinsfußballs hat er schon gewonnen und sich bei bedeutenden Klubs wie Bayern München und Real Madrid oder auch auf heiklem baskischen Terrain in Bilbao so nachhaltig profiliert, dass sein Scheitern in Frankfurt oder Schalke dahinter verblasst.“ Heynckes habe sich eine „natürliche Autorität, die durch einen Zuwachs an Gelassenheit und Fußball-Altersweisheit noch gestärkt scheint“, zugelegt. Für Labbadia hagelt es dagegen Spott: „Er wirkt auf seiner dritten Station als Profitrainer noch wie ein Anfänger. Wenn er auf Dauer nicht nur modisch eine gute Figur machen will, muss der als eitel Geltende in Hamburg damit beginnen, den Ruf eines modernen Trainers von Format zu begründen, der ihm bisher nur vorausgeeilt ist.“

Im selben Tenor formuliert auch Frank Nägele in der FR: „Erfahrung, menschliche Größe, Sinn für das Ganze anstelle purer Egozentrik. Diese Eigenschaften verkörpert Jupp Heynckes exemplarisch in der Liga. Bayer sollte dem HSV und Labbadia aufrichtig dankbar sein, dass sie sich frühzeitig füreinander entschieden hatten. Sonst wäre der Gescheiterte gegen den Willen fast der gesamten Mannschaft gar geblieben und kein Jupp Heynckes wäre in Leverkusen erschienen und hätte das Gegenteil dessen gemacht, was der Vorgänger gefordert hatte.“

Bayer nicht mehr so leicht zu schocken

Zum Spiel bemerkt in der Berliner Zeitung Daniel Theweleit eine entscheidende Änderung zu des Vorgängers Wirken: „Jupp Heynckes ist gelungen, was Labbadia in Leverkusen nicht vermochte: Er hat einen Negativtrend beendet. Nach zuletzt drei Spielen ohne Sieg ist es Bayer unter Heynckes gelungen, ein enges Spiel gegen einen direkten Konkurrenten zu gewinnen und dem Publikum nach einer Reihe mäßiger Auftritte wieder ein überaus unterhaltsames Fußballspiel zu präsentieren.“ Adler habe zwar gepatzt, doch „Bayer lässt sich unter Heynckes durch solche Rückschläge nicht mehr so leicht schocken.“ Die Hamburger hingegen seien erschöpft gewesen. „Auch der erstmals von Anfang an in der Bundesliga spielende Ruud van Nistelrooy, half nicht gegen die Müdigkeit, der Holländer arbeitete viel, motivierte Mitspieler, nur eine klare Torchance hatte er in dieser Partie nicht.“

Noch einmal auf die besondere Motivation der Leverkusener (auch der Zuschauer) geht Christiane Mitatselis im Tagesspiegel ein: „Vor allem in der zweiten Halbzeit spielten die Leverkusener mit Klasse und Feuer, was sicher auch damit zusammen hing, dass sie gegen die Mannschaft von Bruno Labbadia antraten. (…) Am Ende entschuldigte sich Heynckes bei Labbadia – allerdings nicht für das starke Spiel seiner Mannschaft, sondern dafür, dass die Zuschauer den Gästetrainer in ihren Gesängen derb geschmäht hatten. ‚Das gehört sich nicht‘, sagte der Bayer-Trainer. Mehr konnte er an diesem Abend nicht bemäkeln.“

Ein echter Gentleman eben, dieser Jupp.

Erstaunliche spielerische Fortschritte

Nachgereicht noch ein Text zu einem Samstagsspiel, welches gestern hier nicht berücksichtigt wurde. Borussia Dortmund fegte darin den VfL Bochum mit 4:1 vom eigenen Platz, und die vielen mitgereisten Dortmunder Fans trauten ihren Augen kaum, was sie dabei zu sehen bekamen. Freddie Röckenhaus berichtet in der SZ, in Bochum „riss Klopps Mannschaft wie schon vor einer Woche gegen Mönchengladbach so entschieden das Spiel an sich, dass man dem Team inzwischen fast alles zutraut. Bemerkenswerter als die Laufbereitschaft und die radikal offensive Verteidigung sind allerdings die erstaunlichen spielerischen Fortschritte von Klopps Mannschaft. Das Umschalten aus kollektivem Attackieren zu kollektivem Verteidigen klappt bisweilen schon so gut, dass es den eigenen Anhang (10.000 BVB-Fans im Bochumer Stadion) bisweilen zu ungläubigem Raunen veranlasst.“

Offenes Geheimnis mangelnder Integration

Grüppchenbildung sei mitverantwortlich für den sportlichen Zerfall der Hertha, schreibt im Tagesspiegel Sven Goldmann: „Dass Herthas Südamerikaner nicht allzu viel Wert auf Integration legen, galt als ein offenes Geheimnis. Am späten Sonntagabend nun hat Jaroslav Drobny ganz offen dieses Problem angesprochen, das den Berliner Bundesligisten anscheinend schon seit längerem lahmt. In einer TV-Sendung erzählte der Torhüter, es gebe da drei Spieler in der Mannschaft, die nur für und unter sich spielten und mit dem Rest des Teams nichts zu tun haben wollten. Keine Namen. Passend dazu spielten die Kollegen vom RBB Bilder von Cicero, Raffael und Ramos ein. Drobny schwieg vielsagend. Hertha BSC ist gemäß Tabellenauskunft die schlechteste Mannschaft der Bundesliga. Und leistet sich doch den Luxus, gleich zwei Mannschaften aufzubieten, die offensichtlich nicht besonders viel miteinander anfangen können. Es stehen sich gegenüber: hier die Fraktion aus Europa und dort die aus Südamerika. Keine Mannschaft in der Bundesliga hat so wenig Tore geschossen wie Hertha BSC (21 in 25 Spielen). Auch dies ist eine Folge der schlechten Personalplanung. Das Problem war ja nicht, dass Marko Pantelic und Andrej Woronin Berlin im Sommer verlassen hatten. Das Problem war, das Hertha keinen angemessenen Ersatz fand für das Sturmduo.“

Koné, der Vor-Vorbereiter

In Hannover hat ein Neuerwerb zum zweiten Sieg der 96er beigetragen, der wohl zu den ganz Großen zählen soll, meint die Berliner Zeitung: „Koné? Kein Tor. Kein Assist. Aber präsent wie kein Zweiter. Der Stürmer spielte den in der Bundesliga viel zu wenig beachteten Part des Vor-Vorbereiters, er leitete beide Tore ein. So einen hat dieses verzagte Hannover-Team gebraucht. Einen, der aus Spaniens Liga kommt, der an der Seite von Didier Drogba im selben Nationalteam spielt.“

In abenteuerliche Dribblings verzettelt

David Kluthe zittert mit dem fragilen Marko Marin um dessen Zukunft als Nationalspieler – auf der Bank oder doch auf dem Feld (Spiegel Online)? „Als offensiver Mittelfeldspieler fehlt es ihm an Effektivität: Immer wieder verzettelt sich Marin in abenteuerlichen Dribblings an der Grundlinie. Zu selten führen diese Ausflüge zum Erfolg. Um mehr zu werden als ein guter Bundesliga-Spieler, fehlt es Marin auch am Abschluss.“ Die Konkurrenz in Form von Toni Kroos und Thomas Müller sei vor allem im Zählbaren Bereich effektiver – neben der deutlich überlegenen Körpergröße wohl der entscheidende Faktor in der Frage, wer mit zur WM fahren wird. Gänzlich aus dem Rennen sei Marko Marin deshalb aber noch nicht. „Für Marin sprechen sein schneller Antritt und seine Unberechenbarkeit. Er mache Dinge, die in keinem Lehrbuch stehen, sagt Gladbachs Jugendtrainer Uli Sude. In der Europa League kann er sich – im Gegensatz zu Kroos – international beweisen. Zudem hätte Mesut Özil mit seinem Mannschaftskollegen einen vertrauten Partner an seiner Seite.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Die natürliche Autorität Heynckes‘ siegt gegen den Gecken Labbadia”

  1. sportinsider
    Dienstag, 16. März 2010 um 13:26

    Labbadia hatte ja in der 2. Liga in Fürth einen brauchbaren Job gemacht. Dann wollte er urpötzlich ins Oberhaus. Labbadia wollte nicht mehr auf seinen Vertrag bei Greuther Fürth pochen und Präsident hack ließ ihn nach Vizekusen ziehen. Die erste Halbserie war dort von guten Ergebnissen der Mannschaft gekrönt. In der zweiten Halbserie kriegte man im Düsseldorfer „Wohnzimmer“ kein Bein auf den Rasen. Ausnahme der Pokalfight gegen Bayern.

    Im Pokalendspiel gegen Bremen war die Elf bereits vorher chancenlos. Der Trainer war nicht mehr bei der Mannschaft.

    Nun Hamburg. Vielleicht würde ihm eine auszeit ganz gut bekommen. Diese schnellen Wechsel von Fürth nach Leverkusen und dann Hamburg… Kontinuität sieht anders aus.

    Ist Labbadia ein moderner Trainer?

    Mich hat er noch nicht überzeugt.

    Da gefallen mir Klopp, Tuchel oder auch (!!)
    Büskens momentan wesentlich besser.

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