Am Grünen Tisch
Die Einheitspartei DFB ist zufrieden mit ihrem Vorsitzenden
| Samstag, 23. Oktober 2010Theo Zwanziger wird einstimmig wiedergewählt, Teile der Presse erinnern an seine Fehler der vergangenen Jahre / Manfred Amerell verdächtigt Zwanziger der Vetternwirtschaft
Philipp Selldorf (SZ) nimmt die Parade für Theo Zwanziger ab: „Nicht mal enthalten hat sich jemand. Die Mitglieder des DFB scheinen also sehr zufrieden zu sein mit ihrem Vorsitzenden. Dass der Mann im Laufe des vergangenen Jahres erhebliche öffentliche Kontroversen ausgetragen und hervorgerufen hat, hat ihm die Basis des Verbandes offenkundig nicht übelgenommen. Der DFB präsentierte sich auf seinem 40. Bundestag als Einheitspartei, die keine Zweifel kennt.“
Daniel Theweleit (Berliner Zeitung) charakterisiert Zwanziger durch ein Detail: „Wirklich überraschend war die Zustimmung nicht, ein wenig erstaunlich ist sie schon. Schließlich hat Zwanziger in seiner zurückliegenden Amtszeit längst nicht immer eine souveräne Figur abgegeben. Noch beim Festakt des Bundestages musste er einen kleinen Seitenhieb von Angela Merkel einstecken, die sich in der Kabine mit dem nur spärlich bekleideten Mesut Özil fotografieren ließ. Zwanziger soll schwer verärgert gewesen sein, er wäre gerne dabei gewesen auf diesem Foto mit Kanzlerin und Fußballhelden, das zu einem Symbol der Integrationsdebatte wurde. Nachdem auf dem Bundestag ein Nationalmannschaftsfilm mit diversen Jubelbildern Merkels gezeigt wurde, scherzte sie: ‚Es hat ja nur noch ein Bild gefehlt.‘ Theo Zwanziger grollte still in sich hinein, er hatte schon gesprochen und keine Gelegenheit für eine Replik.“
Ein anderer SZ-Journalist listete am Donnerstag die Verfehlungen Zwanzigers auf: „Es wirkt zuweilen grotesk, wie der alte und neue Präsident durch die Fettnäpfchen watet – wann immer seine Eitelkeit berührt wird. Das ist schnell passiert. So war es im Dauerstreit mit einem Journalisten, der ihn ‚Demagoge‘ genannt hatte; schon damals spannte Zwanziger den DFB im Ehrenstreit ein und drohte mit Rücktritt. So war es im Ringen mit Löw und Bierhoff, denen er – über Löws 50. Geburtstag – eine Achtundvierzigstundenfrist zur Vertragsverlängerung gesetzt hatte. Und so ist es jetzt im bizarren Diplomatenstreit um das Türkei-Länderspiel.“
Zudem wird an die offenen Rechtsfälle erinnert, in die Zwanziger involviert ist: „Neben derlei PR-Scharmützeln wird auch die Schiedsrichteraffäre Zwanziger in die neue Amtszeit begleiten. Michael Kempter hatte Manfred Amerell der sexuellen Nötigung beschuldigt, drei Referees assistierten ihm, unterm Vorbehalt der Anonymität. Trotzdem stellte die Staatsanwaltschaft Augsburg rasch alle Ermittlungen ein. Das erstaunte, auch, weil der DFB anfangs einen enormen Missbrauchsfall skizziert und Zwanziger selbst die Affäre öffentlich befeuert hatte. Etwa, indem er nach Amerells Rücktritt die Dimension der Vorgänge öffentlich nach oben korrigierte: ‚Die kolportierte Zahl von vier Betroffenen ist falsch, es sind mehr.‘ Heute darf Kempter, der Deutschlands steilste Schiedsrichterkarriere bis zur Fifa-Reife hingelegt und dessen Zivilcourage Zwanziger öffentlich gefeiert hatte, nicht mal mehr beim Zwergerl-Turnier pfeifen. Die Causa könnte für den DFB-Chef noch heikel werden.“
Weiteres zur demokratischen Kultur beim DFB hier.
Zwanziger ist ein Lügner
In einem Interview mit dem Express verdächtigt Manfred Amerell Zwanziger der Vetternwirtschaft: „Mir ist schon im März ein Schreiben zugegangen, dessen Inhalt darauf hindeutet, dass es von einem DFB-Insider stammt. Darin heißt es unter anderem, dass Theo Zwanziger viele Prozesse des DFB von seiner Anwaltssozietäten in Altendiez und Gera abwickeln lässt oder ließ. Hat Herr Zwanziger in seiner Zeit als Präsident Rechtsfälle vom DFB zugespielt bekommen oder diese von seiner Kanzlei oder von Familien-Angehörigen abwickeln lassen? Hat er die gleichen Fälle auch in seiner Zeit als Schatzmeister bekommen?“
Einen Blick in die Bücher des DFB würde sich Amerell auch wünschen: „Mich würde interessieren, wer die anwaltliche Vertretung von Kempter bezahlt? Da drängt sich bei mir die Frage auf, ob das der DFB als gemeinnütziger Verband macht und wenn ja, ob das vom Präsidium beschlossen wurde?“
Amerell schließt: „Zwanziger ist für mich ein ausgesprochener Lügner.“
Indizien, dass das EM-Turnier 2012 verkauft worden sei, hat die SZ ausfindig gemacht. Es soll Zeugen geben, doch der Aufklärungswille der Uefa sei sehr gering.
Kommentare
1 Kommentar zu “Die Einheitspartei DFB ist zufrieden mit ihrem Vorsitzenden”
Samstag, 23. Oktober 2010 um 17:37
[…] gratis Wettbonus Zwanziger hat uns nahegelegt, aus dem DFB auszutreten von Oliver FritschIch hab aus aktuellem Anlass in die Mottenkiste gegriffen und ein paar unveröffentlichte Notizen aus dem Vorjahr hervorgekramt. […]