Am Grünen Tisch
Im Namen der Gerechtigkeit
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| Freitag, 26. April 2002Thomas Gögele (taz 26.04.02) billigt die Regeländerung: „Geliebt haben das Golden Goal nur wenige. In den Stammtischdiskussionen fand diese Regel unter den Experten kaum Fürsprecher. Eigentlich nur, wenn es zufälligerweise der eigenen Mannschaft den Sieg bescherte. Wie den Deutschen in England, als Oliver Bierhoff in Wembley der erste Schütze eines goldenen Tores wurde und Deutschland durch das 2:1 gegen die Tschechische Republik Europameister (…) Schon komisch: Ein Fußballspiel durch den erfolgreichen Torschuss unmittelbar beendet? Definitiv kein Gegenzug mehr? Das war der routinierte Fernsehfußballfan nicht gewohnt. Man hatte keine Zeit mehr, sich auf den Jubel nach dem ersehnten Abpfiff des Schiedsrichters vorzubereiten. Minuten des Zitterns, des Bewusstseins, der Gegner würde sicher noch den Ausgleich erzielen, wurden einem genommen. Aber auch, wenn wir damals etwas zögerten mit unserer ungezügelten Freude: Gewann das eigene Team den Titel, war das Golden Goal nun wirklich ein ganz prima Sache.“
Ludger Schulze (SZ 25.04.02) begrüßt diese Entscheidung „im Namen der Gerechtigkeit“: „Das Golden Goal ist unabhängig von der Art, wie es erzielt wird, ein hinterhältiger Tritt ins Gesäß des Fußballs an sich, purer Hohn. Man hat es erfunden, um die Ungerechtigkeit des Elfmeterschießens durch eine noch ungerechtere Ungerechtigkeit zu ersetzten. Man hat ihm den Namen Goldenes Tor wie ein Mäntelchen umgehängt, das hässliche Blöße verdecken soll (…) Aus Angst, vom plötzlichen Tod ereilt zu werden, haben sich beteiligte Mannschaften angewöhnt, den Ball samt Verantwortung sinnlos und querquerquer durch die eigenen Abwehrreihen zu schieben wie Parteipolitiker getürkte Spendenquittungen (…) Es siegt die Vernunft, das Golden Goal wird für Europapokal-Endspiele abgeschafft und durch etliche Verlängerungen bis zur totalen Erschöpfung ersetzt.“