indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ballschrank

„VfB Baden-Württemberg“

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für „VfB Baden-Württemberg“

viel Wirtschaftskompetenz beim „VfB Baden-Württemberg“ (Wirtschaftswoche) – der Wandel von Peter Neururer und die Langlebigkeit seines schlechten Rufs – die Machtpolitik des FC Bayern, Kritik am heimlichen Treffen der „Großen“ – Reiner Calmund auf dem Rückzug – Mitgefühl mit dem schwermütigen Sebastian Deisler – FAZ-Interview mit Falko Götz – Kritik am Egoismus der TV-Anstalten und der Sportverbände

VfB Baden-Württemberg

Peter Steinkirchner (Wirtschaftswoche 13.11.) vermutet, dass die Nähe des VfB Stuttgart zur regionalen Wirtschaft, von Präsident Erwin Staudt hergestellt, den Verein stärken wird: „Mittendrin statt nur dabei: Erwin Staudt. Der ehemalige IBM-Deutschland-Chef, der im Januar in den Aufsichtsrat des Computerriesen weggelobt wurde, ist seit September der erste hauptamtliche Präsident, den sich der VfB in seiner 100-jährigen Geschichte leistet. Staudt köderte seine Schwaben mit einer Vision: Aus dem Klub der Landshauptstadt will er eine Art „VfB Baden-Württemberg“ machen. Einen Verein, der die 10,6 Millionen Menschen zwischen Tauberbischofsheim und dem Bodensee hinter sich vereint, und der den Bayern aus München eines Tages das Wasser abgräbt: „Wir arbeiten hier an einem Gesamtkunstwerk.“ Staudt versteht sich aufs Verkaufen und auf griffige Vokabeln. Schließlich war der 55-Jährige, der sein gesamtes Berufsleben bei IBM verbrachte, dort jahrelang für Marketing und Vertrieb verantwortlich. Der gebürtige Leonberger ist in seiner zweiten Karriere bei seinem Lieblingsverein daher der perfekte Mann fürs Schaufenster: bodenständig, erfolgreich und solide. Zugleich personifiziert er den Wandel in den Führungsgremien der Stuttgarter: Raus mit den alten Seilschaften, rein mit der Wirtschaft. Manager, die sich im Sport verwirklichen, sind keine Seltenheit; den Bauunternehmer, der mit seinem Schwarzgeld den örtlichen Kreisligisten fördert und zum Dank Präsident heißen darf, gibt es, seit Fußball gespielt wird. Im Ländle steckt ein ganzes Konzept dahinter, ein Masterplan, dessen Erfinder Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt ist. Der Unternehmer aus Uhingen sitzt seit vergangenem Dezember dem VfB-Aufsichtsrat vor und holte nach und nach einige der wichtigsten Player der baden-württembergischen Wirtschaft in die VfB-Gremien. Ministerpräsident Erwin Teufel soll gelästert haben, im Aufsichtsrat des VfB sitze mehr Wirtschaftskompetenz als im Bundeskabinett (…) Der VfB Stuttgart schleppt Altlasten mit sich herum. Ein Teil davon sitzt tief in Köpfen der Menschen und hat einen Namen: Gerhard Mayer-Vorfelder. Schulden von fast 16 Millionen Euro drücken die Schwaben heuer aufs Gemüt. Ein Großteil davon stammt aus der Ära „MV“. Der Sonnenkönig wollte mit aller Macht den FC Bayern einholen. Steckte Millionen in Trainer und Spieler. Den Erfolg dauerhaft in Schwaben zu halten, gelang auch mit Millionenaufwand nicht. Zeitweise blähte der MVsche Ehrgeiz den Spielerkader auf 35 Profis auf. Stoppen konnte MV in Stuttgart zunächst niemand. Kenner der Szenerie sprechen davon, der Aufsichtsrat des Vereins sei jahrelang nichts anderes gewesen als ein „Abnickergremium“. Erst als MV in Verdacht geriet, neben seinen Bezügen als Minister auch Geld für seine ehrenamtliche Tätigkeit beim VfB bekommen zu haben, sie das Tischtuch zerrissen, heißt es in Stuttgart.“

Ehrliche Arbeit zu leisten, trauen ihm viele nicht zu

Peter Heß (FAZ 22.11.) protokolliert den Wandel von Peter Neururer, Trainer des VfL Bochum; und die Hartnäckigkeit seines schlechten Rufs: “Peter Neururer, die kommunikative Allzweckwaffe: Plauderer, Plapperer, Provokateur – überall an der richtigen Stelle, wenn es gilt, rhetorische Hemmnisse zu überwinden. Aber ist er der hundertprozentig richtige Mann auf dem Cheftrainersessel eines Fußball-Bundesligaklubs? Stopp. Jetzt ist aber Schluß mit der weiteren Verbreitung sattsam bekannter Vorurteile. Schublade zu, Augen und Ohren auf: Peter Neururer, 48 Jahre, Diplomsportlehrer, Fußball-Lehrer mit elf Anstellungen in 16 Berufsjahren, hat eine nähere Betrachtung, eine echte Chance verdient. Am 5. Dezember stellt er einen neuen persönlichen Rekord auf. Dann wird er zwei Jahre und einen Tag lang den VfL Bochum trainiert haben; so lange war er noch nie für ein und denselben Profiverein tätig (…) Ich glaube nicht an Fußball-Wunder, ich glaube an ehrliche Arbeit, sagt Neururer, und den meisten anderen wäre dieser Satz als Zeichen ihrer Nüchternheit ausgelegt worden. Ehrliche Arbeit zu leisten, trauen ihm viele nicht zu. Mann des Wortes, nicht der Taten, lautet das gängige Vorurteil. Der ist ja ganz anders, haben der Bochumer Präsident Altegoer, Manager Meinold und die Spieler längst festgestellt, wobei Neururers Ruf unter Fußballprofis, die schon mit ihm zu tun hatten, niemals schlecht war. Warum nur diese vielen Vorbehalte gegen Neururer? Es spielen mehrere Dinge zusammen. Seine rückhaltlose, überbordende Begeisterung für den Fußball, die er mit jedem zu teilen bereit ist, erscheint verdächtig. Er wirkt wie ein Getriebener, nicht wie ein Handelnder, was aber ein falscher Eindruck ist. Neururer baut keine Distanz zu sich auf. Wagen die Fans den Bayern-Trainer Hitzfeld kaum um ein Autogramm anzugehen, wird Neururer spontan auf ein Bier eingeladen. Sein altmodischer Stil inklusive Oberlippenbart rückt ihn in die Nähe von Mantafahrern und des Fußballproletariats. Zudem ist Neururer bereit, selbstironisch über seine Schwächen zu sprechen. Nein, abergläubisch bin ich nicht, aber ich habe ergebnisorientierte Verhaltensrituale. Es gibt sie aber, die akribische Facette seiner Persönlichkeit. Auch wenn sie gern unterschlagen wird, weil sie nicht ins Bild des Hallodris paßt. Schon als Teenager hat er diesen Charakterzug offenbart: Ich habe einen acht Jahre älteren Bruder, mit dem ich ständig im Konkurrenzkampf lag, erzählt Neururer. Mit 14 sagte ich: ,Schluß, laß mich in Ruhe. Wir machen an meinem 18. Geburtstag einen Boxkampf, dann werden wir sehen, wer der Bessere ist.‘ Gesagt, getan: Der ganze Tennisklub versammelte sich im Garten, mein Vater war Ringrichter, die Mutter konnte nicht zuschauen, sie ließ im Wohnzimmer die Rollos runter. Ich werde den ersten Schlag nie vergessen, ich flog bis unter den Kirschbaum und verlor den Kampf. Die Moral von der Geschicht‘? Neururer, der kleinere, vereinbarte einen Rückkampf zu seinem 19. Geburtstag, trainierte ein Jahr lang wie ein Besessener – und gewann. Konsequentes Arbeiten kennzeichnet ihn auch heute, erzielt aber nicht immer die verdiente Außenwirkung.“

In Sachen Machtpolitik macht dem FC Bayern niemand etwas vor

Wolfgang Hettfleisch (FR 22.11.) kritisiert das heimliche Treffen der „Großen“: „Nein, in Sachen Machtpolitik macht dem FC Bayern wirklich niemand etwas vor. Einst ließ sich der Vorzeige-Club von Medien-Zar Leo Kirch still und leise Millionen dafür zahlen, die gemeinsame Fernseh-Vermarktung der Fußball-Bundesliga zu akzeptieren, statt zur – mehrfach angedrohten – Eigenverwertung der Rechte zu schreiten. Kirchs Landschaftspflege zeigte vor allem eines: In der Liga sind alle gleich, nur die Roten aus München sind ein bisschen gleicher. Hätte es dafür noch einer weiteren Bestätigung bedurft, das Treffen der Acht in einem Hotel am Münchner Flughafen hat sie geliefert. Die Grandseigneurs von der Säbener Straße geruhen die Lage der Liga inzwischen mit handverlesenen Gesprächspartnern zu erörtern. Wer, wie der HSV, keine Einladung kriegt, findet sich am Katzentisch der Nobodys wieder. Damit das klar ist: Rummenigge und Hoeneß können reden, mit wem sie wollen. Doch wenn der selbst ernannte Fußball-Adel zentrale Anliegen aller Bundesligisten wie die Fernsehrechte oder den Grundlagenvertrag zwischen DFB und DFL in Küchenkabinetten erörtert, wenn dort womöglich Strategien entwickelt und untereinander abgestimmt werden, so ist das für jene, die draußen bleiben mussten, ein Schlag ins Gesicht. Eine gezielte Bloßstellung der als Interessenvertretung und Plattform der Clubs ins Leben gerufenen DFL ist die Fürsten-Diplomatie sowieso.“

Peter Penders (FAZ 22.11.) fügt hinzu: „Daß sich in München auf Einladung der Bayern gerade die acht anscheinend wichtigsten Klubs der Liga getroffen und die zehn anderen Vereine davon erst aus der Zeitung erfahren haben, widerspricht dem Gedanken der Solidargemeinschaft in jeder Hinsicht. Für solche Treffen der Interessengemeinschaft Bundesliga gibt es schließlich die von den Vereinen der ersten und zweiten Liga gegründete Deutsche Fußball Liga (DFL). Und was immer die Vertreter von Bayern München, Leverkusen, Dortmund, Bremen, Stuttgart, Hertha BSC, Schalke 04 und sogar dem TSV München 1860 in einem Münchner Hotel besprochen haben, betrifft auch den Rest. Schwer zu erklären, warum nur im kleinen Kreis über neue Vermarktungsformen, den Grundlagenvertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund und über die mögliche Entlohnung von Nationalspielern bei Länderspielen diskutiert wird. Daß die von den Bayern nichteingeladenen Klubs das Treffen, das von den Teilnehmern flugs zum Meinungsaustausch für das Wohl aller heruntergeredet wurde, mit Mißtrauen erfüllt, kann niemanden überraschen. Solidargemeinschaft? Der große Verlierer dieses kleinen verschwiegenen Kaffeeklatschs ist die DFL, der von den Bayern mal wieder vorgeführt wurde, für wie unwichtig die Münchner sie in dieser Zusammensetzung halten. Deren Präsidenten Werner Hackmann hatten die Bayern sogar über das Treffen informiert und ihm damit seine Machtlosigkeit demonstriert.“

Heinz-Wilhelm Bertram (BLZ 22.11.) bedauert die Schwermut Sebastian Deislers: „Dass der Spieler sich seit Monaten in einem psychisch labilen Zustand befand und sich selbst zu finden versuchte, hatte nicht nur der Umstand verdeutlicht, dass er unter dem Einfluss des Kollegen Mehmet Scholl zum Buddhismus konvertiert war. Einem engen Vertrauten hatte er gestanden: Richtig wohl fühle ich mich nur, wenn ich alleine in meinem Auto bin und bei geschlossenen Scheiben Musik höre, am liebsten von Schwarzen. Es war dies ein intimes Geständnis von großer Tragweite: Nur abgeschieden und isoliert ist Sebastian Deisler offenbar ganz er selbst. Nicht einmal die Wohnung reicht ihm als Fluchtpunkt. Mobilität, Flucht, bereitet ihm am meisten Wohlbehagen. Sebastian fühlte sich sehr oft eingekreist, bedrängt, ja verfolgt. Nicht nur von Menschen, sondern auch von Ansprüchen und Anforderungen, sagt dieser Vertraute. Ob Sebastian Deisler, den Franz Beckenbauer einmal als das größte Talent bezeichnete, das wir im deutschen Fußball haben, jemals wieder der sorglose Fußballer von einst werden wird? Deislers Vater schwärmt in seinem Bekanntenkreis noch heute von jenem sonnenbeschienenen Tag, als er zusammen mit seinem Sohn auf die Zugspitze fuhr und der Kleine zum maßlosen Staunen des Vaters nicht etwa ein Picknick, sondern einen Fußball aus dem Rucksack kramte. Und den verblüfften Vater bat, mit ihm auf Deutschlands höchstem Punkt zu spielen. Nie war der Sebastian Deisler von heute entfernter von jenem glücklichen Augenblick als in diesen Tagen.“

Tsp: „Wie Sebastian Deislers ehemalige Kollegen bei Hertha BSC auf die Nachricht aus München reagierten“

Jörg Stratmann (FAZ 22.11.) stellt den langsamen Rückzug Reiner Calmunds fest: „Am Sonntag feiert Reiner Calmund ein großes Fest. An die 500 Freunde und solche, die sich nach der Einladung dafür halten dürfen, versammeln sich in einer ehemaligen Fabrikhalle in Köln, um sich nachträglich mit dem Geschäftsführer des Fußball-Bundesligaklubs Bayer 04 Leverkusen und seiner Frau Sylvia Häusler zu freuen, die im Sommer geheiratet haben. Gut möglich, daß dann auch ein Kölsch getrunken wird auf einen Sieg des Tabellenzweiten tags zuvor bei Borussia Dortmund. Oder noch eines, weil Bayer verlor. Doch im Grunde haben beide Termine nichts miteinander zu tun. Ihre Nähe belegt nur, daß sich im Leben des Reiner Calmund nicht mehr alles um Fußball dreht. Zumindest nicht öffentlich. Natürlich fällt der Vierundfünfzigjährige immer noch bei jedem Spiel seiner Mannschaft auf, und nicht nur, weil er mit seinem Leibesumfang gut und gerne zwei Tribünensitze füllt. Und selbstverständlich ist der Rheinländer immer noch gerne bereit, in jedes Mikrophon seine mundartlich gefärbte Ansicht zu sprechen. Doch im Mittelpunkt steht Calmund offiziell nicht mehr. Anders als in der vorigen Saison, als er noch mit seinem ganzen Gewicht geradestand für die sportliche Talfahrt des Klubs, obgleich diese Verantwortung eigentlich schon der Jungmanager Ilja Kaenzig hätte übernehmen sollen.“

Der VfB Stuttgart ist ein, zwei Jahre weiter

FAZ-Interview mit Falko Götz, Trainer von 1860 München

FAZ: Sie betonen stets, daß bei Ihnen das Jugendkonzept – anders als beim VfB Stuttgart – nicht aus einer finanziellen Not heraus entstanden ist. Aber tatsächlich kann sich 1860 richtig gute Spieler auch nicht leisten, sondern muß sie selbst ausbilden.

FG: Natürlich sind auch wir einem großen wirtschaftlichen Zwang unterlegen. Aber hier ist die sportliche Leitung überzeugt davon, daß es wichtig ist, junge Leute ranzuführen. Auch wenn ich bei einem Verein wäre, der finanziell besser dastehen würde, würde ich immer versuchen, zweigleisig zu fahren, also mit einem starken Gerüst und rundherum jungen Spielern.

FAZ: Der VfB Stuttgart ist ein, zwei Jahre weiter.

FG: Eher zwei, drei.

FAZ: Ist also der TSV 1860 in zwei, drei Jahren soweit wie heute die Schwaben?

FG: Ich hoffe, daß wir es schneller schaffen, die jungen Leute einzubauen. Auf der anderen Seite ist die Frage, ob sie sich auf diesem hohen Niveau auch durchsetzen können. Wichtig ist, inwieweit wir das Gerüst verstärken können, denn je besser das Gerüst ist, desto besser werden die jungen Leute gefordert und gefördert. Deshalb müssen wir das Niveau der erfahrenen Spieler erhöhen.

FAZ: Benjamin Lauth hatte am Anfang der Saison ein kleines Tief. Womöglich weil er sich zu viel zugemutet hat – als Aushängeschild des Vereins, als Verantwortungsträger in der Mannschaft. Hätten Sie da nicht eingreifen müssen, ihn schützen müssen?

FG: Es war ja auch eine Lehre für ihn. Es ist wichtig, daß er mit solchen Erfahrungen klarkommt. Wir sprechen regelmäßig miteinander, auch mit seinen Beratern. Benny weiß auch, daß er in erster Linie an seinen sportlichen Leistungen gemessen wird.

FAZ: Auf Ihrer Homepage nennen Sie als einen Ihrer Grundsätze, jeden Spieler so zu behandeln, wie Sie als Spieler behandelt werden wollten. Wie paßt dazu die heftige Kritik, die Sie vor allem immer wieder an Ihren arrivierten Profis üben?

FG: Ich lobe oft genug Spieler, weil sie ein schönes Tor oder ein gutes Spiel gemacht haben, dann ist es mein gutes Recht, Dinge, die mir nicht gefallen, auch mal anzusprechen. Kritik ist als Weckruf legitim.

more of the same

Helmut Digel (FAZ 21.11.) beklagt den Egoismus der TV-Anstalten und der Sportverbände: „ARD und ZDF legitimieren sich immer wieder über eine Sportartenvielfalt, die jedoch eine parteiische Fernsehforschung belegt, die einer soliden sozialwissenschaftlichen Prüfung nicht standhält. Es ist ohne Zweifel richtig, daß im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mehr Sportarten dargestellt werden als bei den Privaten. Die Quantitäten aber zeigen auch die Dominanz einer Sportart an: So wurden 2001 von 13 760 Übertragungsstunden Sport bei ARD und ZDF allein 28 Prozent dem Fußball gewidmet. Die Öffentlich-Rechtlichen verweisen darauf, daß es keine Alternative zur Quote gibt und die Quote das Interesse der Zuschauer widerspiegelt. Doch was ist mit denen, die schauen würden, wenn es etwas anderes als diese Sportbilder gäbe? Die Sportverbände sind in der Regel Bittsteller. Manche sind schon glücklich, wenn ihre Sportart im Videotext erscheint. Dabei sind die Argumente der Sportverbände nicht so schwach, wie die Fernsehleute denken: Eine Hockey-Weltmeisterschaft hat unter sportlichen Gesichtspunkten einen ähnlichen Stellenwert wie die Handball-Weltmeisterschaft, und Spitzenspiele der Badminton-Bundesliga zeichnen sich durch Leistungen aus, die es wert sind, zur Darstellung gebracht zu werden. Die Kritik der Verbände am Hang zu more of the same ist berechtigt. Wenn die Fußball-Bundesliga die Sportsendungen des Samstags dominieren, so muß dies noch lange nicht für die Regionalsendungen am Sonntag oder die Nachberichterstattung am Montag gelten. Doch was sagen die Fernsehmacher? Monoton kontern sie mit schwachen Quoten. Eine Sendung wie Sport unter der Lupe sei einfach nicht zu halten gewesen. Völliger Unsinn aber ist es, daß Politiker und Funktionäre regelmäßig populistisch einen öffentlich-rechtlichen Sportkanal ankündigen, wohl wissend, daß ein solcher nicht zu finanzieren ist und vermutlich auf noch weniger Interesse stieße als die bereits bestehenden Sportkanäle. Was ist zu tun? Beide Seiten müßten sich auf neue Verhandlungspositionen einlassen. Die Lektion, welche die Sportverbände zu lernen haben, ist die: Die Zuschauer wollen Freizeit- und Breitensport nicht im Fernsehen schauen. Interviews mit Sportwissenschaftlern sind kaum von allgemeinem Interesse, so es etwa um Erkenntnisse der Kniewinkel-Forschung geht, und auch nicht die Hundert-Jahr-Feier des Turnvereins. Der Sport im Fernsehen hat sich der Maxime der Unterhaltung zu unterwerfen, ob man will oder nicht. Und was gute Unterhaltung ist, das entscheidet der Zuschauer, ganz gleich, ob seine Bedürfnisse manipuliert, authentisch oder angeboren sind.“

Wir bitten um eine Spende für die freistoss-Kasse, und empfehlen Sie uns. Vielen Dank!BankverbindungDeutsche Bundesbank (Filiale Gießen)BLZ: 513 000 00Nr.: 513 015 03Empfänger: indirekter-freistoss – Projekt-Nr. 6000 0208

Gewinnspiel für Experten

Kommentare

Comments are closed.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

104 queries. 0,547 seconds.