Ballschrank
0:0 zwischen Lazio und Juventus
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| Donnerstag, 25. März 2004
Birgit Schönau (SZ 5.5.) sah beim 0:0 zwischen Lazio und Juventus den „Besuch der kalten Dame“ in Rom und blickt voraus auf das morgige Champions-League-Halbfinale in Madrid. „Mit der Presse verfährt der Verein der heimlichen Königsfamilie Italiens am liebsten wie mit einem Hofstaat. Wer kritisch berichte, würde ausgeschlossen, klagte ein betroffener Reporter der Tageszeitung La Repubblica. Herrsche und teile, lautet das Motto. Erst seit dem Tod des Avvocato weht ein anderer Wind. Die Juventus, verfügte Gianni Agnellis Bruder Umberto, Juve-Ehrenpräsident und nun auch Chef von Fiat, solle gefälligst „sympathisch erscheinen“. Der Wink wurde als Befehl verstanden. Seine Umsetzung steht noch aus. Der Juve tönt allerorten der gleiche Schlachtruf entgegen: „Stehlen, ihr könnt nur stehlen.“ Moggi wird verdächtigt, die Schiedsrichter fest im Griff zu haben – über das angebliche „psychologische Untertanentum“ der italienischen Referees gegenüber der Alten Dame gibt es sogar ein Gerichtsurteil. Davon, dass zumindest international nach anderen Kriterien gepfiffen werden könnte, lassen sich die Anti-Juventini nicht ohne weiteres überzeugen. In Wirklichkeit hat Juventus in der Champions League einfach nur gehalten, was ihre Marke verspricht: Eine Mannschaft wie aus einem Guss, selbstbewusst, aber nicht arrogant, kämpferisch, aber nicht spielverliebt, und dabei extrem erfolgsorientiert. Wenn es sein muss, können Lippi und Co. auch mal ein torloses Spiel verwalten, wie jetzt gegen Lazio Rom, während Real 1:5 verlor.“
Peter Burghardt (SZ 5.5.) schreibt zur Heimniederlage des Tabellenführers der Primera Division. „Die königlichen Kollegen aus Mallorca sind unverschämte Kerle, das wussten sie bei Real Madrid bereits. Im spanischen Pokal hatten die Insulaner die an guten Tagen beste Mannschaft der Welt in dieser Saison mit 4:0 Toren abgewatscht, und sie waren im November des Jahres 2000 die letzten Gäste gewesen, die im Bernabeu-Stadion ein Ligaspiel gewannen. Mit einer Fortsetzung 914 Tage später allerdings rechnete unter den 75000 Anwesenden kein Mensch, als die Hausherren am Samstagabend nach neun Minuten in Führung gingen: Das Tor schoss wunschgemäß Ronaldo, der 300. Treffer seiner Profikarriere, dabei war er in der vergangenen Woche für ein paar Tage zum Länderspiel in Mexiko gewesen. 1:0 hieß es noch zur Halbzeit, was sollte da groß passieren? Dann begann Teil zwei, und es geschahen äußerst seltsame Dinge. 47. Minute: 1:1 Pandani.51. Minute: 1:2 Riera. 62. Minute: 1:3 Eto’o. 68. Minute: 1:4 Roberto Carlos, Eigentor. 92. Minute: 1:5 Ibagaza. 1:5 – tatsächlich, farbig leuchteten die Zahlen auf der Anzeigetafel. Dermaßen blamiert hatte sich der weiße Mythos zuletzt mit dem gleichen Ergebnis im Dezember 1999 gegen Real Saragossa, doch damals war Trainer John Toshack gerade vom Assistenten Vicente del Bosque abgelöst worden und der Klub auch sonst ein Tollhaus. Der Präsident hieß Lorenzo Sanz und hatte sagenhafte Schulden angehäuft, auf der Gehaltsliste standen weder Luis Figo noch Zinedine Zidane noch Ronaldo, kein Vergleich mit heute also.“
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