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Europas Fußball vom Wochenende: Resultate – Tabellen – Torschützen
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| Donnerstag, 25. März 2004
Europas Fußball vom Wochenende: Resultate – Tabellen – Torschützen NZZ
Christian Eichler (FAZ 18.8.) berichtet Lehmanns gelungenen Einstand in England. „Es ist fast ein halbes Jahrhundert her, daß ein deutscher Torwart in England zum Helden wurde, der frühere Kriegsgefangene Bert Trautmann, der mit gebrochenem Halswirbel Manchester Citys Sieg im Pokalfinale 1956 festhielt. Eike Immel, der auf seine alten Tage beim selben Klub aktiv wurde, kam da nicht mit. Und auch der frühere Dritt-Torwart von Bayer Leverkusen, Lars Leese, erwarb mit ein paar Spielen beim FC Barnsley weniger sportliche als literarische Bekanntheit (als Hauptfigur des Fußballbestsellers Der Traumhüter). Lehmann aber hat schon die ersten kleinen Schritte geschafft, um sich auf der Insel zu etablieren: erst im Elfmeterschießen des Supercups der gehaltene Schuß von Ruud van Nistelrooy, der zuvor 17 Elfmeter in Folge verwandelt hatte; nun die Rettungstat gegen Everton. Premier League, das ist für einen 33 Jahre alten Torwart das Gegenteil von Vorruhestand. Tempo, Strafraumszenen, Zweikämpfe, Luftduelle, alles läuft dort um einige Umdrehungen höher als auf dem Kontinent. Daß einer wie Oliver Kahn erst in der zweiten Halbzeit seines dritten Spiels, am Samstag gegen Bochum, seinen ersten Saisonball zu halten bekommt, wäre in der Premier League undenkbar. Dort herrscht ein atmosphärischer Überdruck, dem auch als Weltklasse geltende Neuzugänge nicht immer gewachsen sind. So erlitt beim FC Liverpool der polnische Nationaltorhüter Jerzy Dudek im letzten Jahr sein Waterloo und landete auf der Bank. Bei Manchester United wurde der Franzose Fabien Barthez im April von Trainer Alex Ferguson ausgemustert und damit endgültig als Fehleinkauf eingestuft. Am Samstag gegen den FC Bolton bewährte sich der amerikanische Neuzugang Tim Howard. Manchester gewann 4:0, wobei die 67000 Zuschauer feststellten, daß es ein Leben nach Beckham gibt. Nun schießt eben ein anderer die Freistöße: Giggs besorgte so den Führungstreffer aus fast dreißig Metern.“
Vergesst Goethe
Birgit Schönau (SZ 18.8.) blickt voraus. „Vergesst Goethe. Seit der famosen Habe-Fertig-Rede ist Giovanni Trapattoni der wichtigste Mittler zwischen den Kulturen von Germania und Italia. Was man schon an seinen Auftritten in der Fernsehwerbung sehen kann – in Deutschland als Vorzeigeitaliener, in Italien als il tedesco. So nennen sie ihn nämlich. Im Fußball hat er jedenfalls keine barbarischen Einflüsse zugelassen. Unter Trapattoni ist unter den Azzurri die Figur des Dreiviertel-Spielers wieder erstarkt, des klassischen Halbstürmers „mit guten Füßen“ hinter der einzigen Spitze. In Francesco Totti und Alessandro Del Piero wird er gleich zwei Vertreter dieser sehr italienischen Spezies des „Avanti-ma-non-troppo“ hinter dem Stürmer Christian Vieri aufbieten. Ein Trio Infernale, hoffen wenigstens die Tifosi. In der gleichen Rolle hat Trapattoni den Lazio-Spieler Bernardo Corradi und Juves Zugang Fabrizio Miccoli gefördert, die ebenfalls im Aufgebot gegen Deutschland stehen. Filippo Inzaghi, der oft ein wenig zu weit vorn steht, bleibt „aus taktischen Gründen“ zu Hause. Im Mittelfeld wirken keine Überflieger, aber was es an Begabungen gibt, hat der Commissario Tecnico ausprobiert. Zurzeit verlässt er sich auf Juventus: Camoranesi, Tacchinardi, Zambrotta. Sieben Spieler kommen vom Meister, zwei vom Champions-League-Sieger AC Mailand. Im Tor Gianluigi Buffon und Francesco Toldo, zwei überragende Spieler der vergangenen Champions-League-Saison. Italien hat, eine Generation nach Weltmeister Dino Zoff, wieder herausragende Keeper und mit Alessandro Nesta einen der elegantesten Verteidiger der Welt. Am Mittwoch wird gespielt, in Stuttgart, und Giovanni Trapattoni wird, wie immer, neben der Bank stehen, mit den Armen rudern und auf zwei Fingern pfeifen. Der Fels ist noch ganz schön beweglich.“
Zwei Grüße von der iberischen Halbinsel
Aus Portugal schreibt mir Freitößler Davi Georgi:
Zunächst ein großes Lob. Ich lese den Newsletter immer mit großer Begeisterung und er ist zu meiner Stammlektüre, was den deutschen Fußball betrifft, geworden. Nun will ich Dir einige Zeilen über den portugiesischen Ligastart schicken.Auch wenn die Superliga vielleicht nicht die spannendste, bekannteste und beliebteste ihrer Art ist, so bringt sie viele Talente, geschulte Trainer und, etwas portugiesisches…. Skandale mit sich. Die kommende Saison, unmittelbar vor der EM wird insofern interessant – Portugiesen sind eigentlich keine Stadiengänger – aus den verschiedensten Gründen, dennoch sind sie leidenschaftliche Fans. Nehmen sie die neuen Stadien an? Viele Fragen sind vor der neuen Saison und vor der EM noch offen. Schade, dass die meisten europäischen Zeitungen den portugiesischen und südamerikanischen Fußball erst dann entdecken, wenn die Talente in den eigenen Reihen stehen. Nun aber genug der Worte.
Dubioser Start in eine neue Zukunft
Eigentlich sollte am heutigen Freitag die portugiesische Superliga mit der Begegnung Belenenses gegen Estrela da Amadora eröffnet werden. Doch nun hat der portugiesische Ligaverband kurzer Hand das Spiel abgesagt. Mit sofortiger Wirkung werden alle Spiele von Aufsteiger Estrela sowie dem Zweitligisten Naval bis auf weitere Anweisung ausgesetzt. Der Grund: Am letzten Zweitligaspieltag der vergangenen Saison gastierte Naval beim bereits aufgestiegenen Verein – Rio Ave. Dessen Fans die Feierlichkeiten nicht abwarten konnten und das Spielfeld während der zweiten Halbzeit stürmten. Das Spiel wurde beim Stand von 0 : 0 abgebrochen, während gleichzeitig Estrela auswärts bei Portimonense mit einem 3 : 2-Erfolg den Aufstieg in die Superliga besiegelte. Hätte Naval sein Spiel gewonnen, wären sie an Stelle Estrelas aufgestiegen. Zwei Monate später gab nun der portugiesische Verband dem Protest Navals statt und setzte die Spiele beider Teams aus. Morgen soll dann der Ball endlich rollen. Doch auch die Begegnung zwischen Académica de Coimbra gegen Sporting Lisboa war lang umstritten. Das neue 30.000-Sitzplatz-Stadion Municipal in Coimbra wird erst Ende Oktober seinen Ligabetrieb aufnehmen können. Coimbra fragte beim Ligaverband an, ob man die beiden Topspiele gegen die großen, Lissaboner Vereine entweder in den Oktober verschieben könne, oder zuerst auswärts austragen dürfe. Dieser Vorschlag wurde vor zwei Wochen abgelehnt. Nun bleibt der finanziell gebeutelten Académica nichts anderes übrig als im benachbarten Taveiro die Begegnung in einem wesentlich kleineren Stadion auszutragen. Na dann, im diesem Sinne, boa sorte no jogo.
of: Besten Dank! Wir werden die Augen nach Berichterstattung über Portugal offen halten. Allerdings vermute ich, dass sich außer der Neuen Zürcher Zeitung keine andere deutschsprachige Zeitung dafür interessieren wird.
Aus Spanien schreibt mir Gunnar Ehrke:
„Hi Oli, ich sehe gerade Valencia – Madrid in so einer Art spanischem Supercup. Beckham ist bei jeder Ballberührung ausgepfiffen worden und wurde gerade in der 60. gegen Guti ausgewechselt. Guti gilt in Spanien auch als Modepüppchen. Bei Auswechselungen gibt es ja verschieden Formen des Abklatschens. Hände geben, auf den Hintern hauen, ignorieren… Bei den beiden gab es im Vorbeigehen ein Küsschen auf die Wange. Habe ich beim Fußball nie gesehen. In Spanien ist der doppelte Kuss auf die Wange zwar üblich, aber nicht unter Männern (höchstens bei engen Familienangehörigen). Außerdem war Beckham schlecht. Hasta luego, Gunnar.
P.S.: Meinst Du, Du könntest dieses Küsschen auf die Wange auch in Deinem Verein einführen?
of: Schlecht! Wir sind aufm Dorf.
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