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Sarkastischer Krittler

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Sarkastischer Krittler

Max Merkel, der „sarkastische Krittler“ (FAZ), wird 85 – Fußball-Archäologen graben Filmrolle aus, Inhalt WM 54 u.v.m.

Sarkastischer Krittler

Ulrich Kaiser (FAZ 6.12.) gratuliert Max Merkel zum 85. Geburtstag: „Von ihm stammt die Bemerkung, daß es Vereinspräsidenten gibt, die das Hüpfen des Balles auf einen Frosch zurückführen, der sich im Inneren befindet. Von ihm stammt die Anekdote, daß er den Spielern das Kopfschütteln beibrachte – und als sie sich zu fragen getrauten, was das mit dem Spiel zu tun habe, soll er sie angewiesen haben, immer den Kopf zu schütteln, wenn man sie fragt, ob sie etwas vom Fußball verstehen. Max Merkel ist der sarkastische Krittler geblieben – bis heute. Alljährlich besorgt er in der Zeitung mit den großen Buchstaben vor Beginn der Saison eine Serie, in der die Mannschaften, die Spieler, das Management, auch der Trainer unter die Lupe genommen werden. Es ist eine der wenigen Gelegenheiten, in der hierzulandewitzig über die wichtige Nebensache Bundesliga gelästert wird. Als Autor der Beobachtungen steht da Max Merkel – es gibt keinen anderen, dem man die dicke Ironie sonst glauben würde, was nicht heißen muß, daß er jede Zeile selbst verfaßt. Es ist in den Formulierungen eine Ironie, die auch eine gewisse Distanz garantiert, ohne die eine gescheite Beobachtung gar nicht möglich ist.“

Schliemann der Fußballgeschichte

Hans Weymar (FR 5.12.) berichtet einen sensationellen Fund: “Das Startgebot für den deutschen Mythos steht bei 8 500 Euro. Das scheint noch recht preiswert, ist doch eine Sensation aufgerufen: Ein Farbfilm über die Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz, 65 Minuten lang, hergestellt von der Schweizer Produktionsfirma Burlet im Auftrag des Schweizerischen Fußballverbandes, ein Fußball-Lehrfilm. Versteigert werden soll dieses Juwel kollektiver deutscher Erinnerung am übernächsten Samstag, 13. Dezember, im Deutschen Sport- und Olympiamuseum zu Köln von Wolfgang Fuhr, Inhaber der AGON Sportartikel Vertriebs GmbH. Ein bisschen stolz ist Fuhr schon auf dieses Los, das dann um 13 Uhr unter den Hammer kommt. So etwas hat man ja auch selten, sagt der in Deutschland führende Auktionator für die Memorabilia des Sports, die so vielen Fans als Anker der Erinnerung gelten. Viele Tausend einzelne Objekte fasst diesmal sein Katalog, Autogramme von Schwimmer Mark Spitz sind darunter, Eintrittskarten von Fußballweltmeisterschaften und Goldmedaillen von Olympischen Spielen. Das erste Los aber übertrifft alles. Nicht nur, weil es die Ungarn im Trainingslager zeigt, den seinerzeit hohen WM-Favoriten, und etwa auch Bilder vom Halbfinale Ungarn gegen Uruguay (4:2). Sondern weil es selbstverständlich auch den bundesdeutschen Gründungsmythos vom Wunder in Bern in color illustriert: die verheerende 3:8-Vorrundenniederlage der von Sepp Herberger aufgestellten B-Elf in Basel gegen Ungarn, und natürlich auch das 3:2 im Finale gegen den gleichen Gegner, inklusive des berühmten Linksschusses von Helmut Rahn sechs Minuten vor Schluss (…) ARD und ZDF drehen momentan ambitionierte Dokumentarfilme über 1954, und auch einige private Programme wollen dieses Ereignis in aller Ausführlichkeit würdigen. Zudem werden zwei großzügig finanzierte und vom Deutschen Fußball-Bund unterstützte Ausstellungen in Köln und in Speyer die Geschichte der Elf Freunde um die Führungsfigur Fritz Walter museologisch aufarbeiten. Eine Flut an Bildern wird also einprasseln auf die Geschichts- und Fußballfans im nächsten Juli, wenn gleichzeitig das Finale um die Fußball-Europameisterschaft ausgespielt wird. Das macht die bunten Bilder so reizvoll: Weil sie anders sind als die ewig präsentierten in schwarz-weiß. Es geht um die Frage, wer sich denn danach den Schliemann der Fußballgeschichte schimpfen darf. Schon die Ende Mai im Rahmen des Pokalfinals in Berlin von der ARD gezeigten zwei Minuten, die vier Tore des Berner Endspiels enthielten, wurden von der euphorischen Presse als Fußball-Troja abgefeiert, weil auch diese Aufnahmen in Farbe zu sehen waren.“

Raucherbeine flanken schlechter

Michael Eder (FAZ 6.12.) pustet aus: „Neues von der Anti-Raucher-Front: Die Europäische Union, Abteilung Fußball, Sitz Nyon, hat beschlossen, ein generelles Rauchverbot auf Trainerbänken bei allen Länder- und Europapokalspielen zu erlassen, Glückwunsch. Begründung: erstens die Vorbildfunktion der Trainer, zweitens der Widerspruch von Sport und Tabakkonsum. Von Januar an bleibt die Kippe kalt, und da kann man nur sagen: Noch mal gutgegangen, Herr Assauer, gerade noch mal so davongekommen, großes Raucherglück, daß sich die Schalker rechtzeitig aus dem internationalen Geschäft verabschiedet haben (…) Rauchen ist schlecht, Sport ist gut. Allerdings gibt es auch gegenteilige Ansichten, das soll nicht verschwiegen werden, zum Beispiel jene von Dieter Hildebrandt, der meint, Sport sei viel schädlicher als Rauchen. Auch wenn dies ein wenig übertrieben scheint, sicher ist: Beides zusammen ist nicht das Allergesündeste. Sicher ist auch, daß die Assauers und Toppmöllers und Lorants weiterrauchen werden, selbst wenn die Europäische Union, Abteilung Politik, Sitz Brüssel, die Warnhinweise dergestalt erweiterte, daß nicht nur auf drohende Impotenz hingewiesen würde, sondern auch auf berufsspezifische Gefahren wie Raucherbeine flanken schlechter oder Rauchen macht aus Ihnen einen schlechten Trainer.“

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