Ballschrank
Bundestagswahl
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| Donnerstag, 25. März 2004
Die Bundestagswahl verdrängt den Fußball aus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Nur die gestern ausverkaufte (!) Arena AufSchalke blieb ein „politikfreier Raum“, wie die SZ feststellt. „Gut, dass der DFB so dermaßen unpolitisch ist. Sonst hätte er am Tag vor der Bundestagswahl selbstverständlich Hannover 96 auf einen der beiden Vereine aus München treffen lassen müssen, und das Ergebnis des Stellvertreterduells hätte für die eine oder andere Glosse getaugt“, bemerkt die taz augenzwinkernd hinsichtlich der gestrigen politischen Entscheidung mit sportlichem Duellcharakter.
An dieser Stelle wirft die NZZ ein: „Am Tag, an dem Deutschland Wahl hielt, wurde im DSF über die Zukunft eines Schweizers in der Pfalz abgestimmt. Nur 4,7 Prozent vertraten dabei die Meinung, dass Ciriaco Sforza dem 1. FC Kaiserslautern noch helfen könne“, heißt es dort in Anspielung auf die Weigerung des „Ruheständler Sforza“ (FAZ), sich auf die Ersatzbank zu setzen. Angesichts der heiklen sportlichen und wirtschaftlichen Situation des Tabellenletzten hat die FAZ ein “medizinisches” Vokabular bei den dortigen Vereinsverantwortlichen ausgemacht: vermutlich ein Signal dafür, dass die Herren Jäggi und Gerets den “Krankheitstand” des “Patienten” korrekt diagnostiziert haben und die passende Therapie verordnen werden.
Weitere Themen: Die FAZ schreibt zur Stimmung in München (die trotz des Heimsiegs über Cottbus noch vom spanischen Schock in der Champions League getrübt ist): “Die ruhigen Zeiten sind wohl erst einmal wieder vorbei beim FC Bayern. Ein untrügliches Zeichen dafür ist, wenn die jüngsten Wehwehchen und das schöne Wetter keine große Rolle bei den Gesprächen zwischen dem Manager und der Mannschaft mehr spielen.” Und: „verzweifelter Optimismus“ (FAZ) in Leverkusen nach der erneuten sowie als unglücklich empfundenen Niederlage in Bremen.
Roland Zorn (FAZ 23.9.) meint zur Lage. „Einer wählte das „Ohne mich“-Programm: Ciriaco Sforza, die Kaiserslauterer Einmannfraktion. Damit aber stellte sich der Schweizer am Samstag ausgerechnet in dem Moment in die neutrale Ecke, da auf dem Betzenberg Männer gefragt waren. Memmen kann der abstiegsbedrohte Traditionsklub der Fußball-Bundesliga in dieser für ihn schwierigen Saison nicht gebrauchen. Dabei hat der am Samstag zwischen Wohnung und VIP-Raum pendelnde Freizeitanhänger des 1. FC Kaiserslautern einen Bundesliga-Spieltag wie aus der Villa Kunterbunt verpasst, an dem weniger von den kleinen Siegen der Großen als vom großen Scheitern der Erfolglosen die Rede war (…) Während die Lauterer und die Hannoveraner immerhin schon darauf gefasst sind, auf Dauer in den Abstiegskampf verwickelt zu bleiben, herrscht in Leverkusen vor den Spielen gegen Manchester United in der Champions League und gegen Bayern München in der Bundesliga so etwas wie Ratlosigkeit. Der nach der vergangenen Spielzeit umjubelte „unglückliche Zweite“ vom Dienst ist nur noch unglücklich. Schaffte er allem Anschein zum Trotz den Umschwung und wäre am Ende noch Zweiter, wären sie bei Bayer diesmal überglücklich. Pessimisten erinnern sich mit Schaudern an das Jahr 1996, als Bayer beinahe abgestiegen wäre. Damals erwischte es die Lauterer, die vorher genau so wenig damit gerechnet hatten. Es wird doch kein Revival drohen?“
Wolfgang Gärner (SZ 23.9.). „Was tun mit den Gebeutelten aus der Champions League? Nichts wie rein in das Rehabilitations-Zentrum Bundesliga mit dem Therapieplan: gegen Cottbus Abstand gewinnen von La Coruña, nach Arsenal Selbstvertrauen tanken gegen Rostock. In Bremen das Trauma von Piräus überwinden – das ging gründlich schief für die Leverkusener, die stattdessen ihr Trauma verdoppelten. Kaum war Klaus Toppmöllers härteste Stunde als Trainer am griechischen Gestade vorüber, erreichen uns wieder Bilder, die nichts als die reinste Herbst-Depression ausdrücken.“
Bayern München – Energie Cottbus 3:1
Detlef Dresslein (FAS 22.9.) sah den 3:1-Erfolg der Münchner über das Lausitzer Ballett. „Noch bis vor einer Woche bezeichnete man sie überschwänglich als „weißes Ballett“. Derzeit agiert der FC Bayern München aber eher wie eine solide Volkstanzgruppe. Was immerhin zum derzeit stattfindenden Oktoberfest passt.“
Frank Ketterer (taz 23.9.) ist angetan. „Ein Wort des Dankes, so schwer es auch fällt, muss freilich auch nach München versendet werden, wo Michael Ballack derzeit noch besser zaubert als einst in Asien – und mit seinem Zuckerpass nicht nur jeden Gegner nass macht, sondern fortwährend daran erinnert, wie er sich heldenhaft aufgeopfert hat mit seinem Foul im Halbfinale, von dem es hernach hieß, es sei ein taktisches gewesen – und habe den Deutschen erst das Finale beschert. Dass Ballack jetzt den Bayern hilft, Titel zu gewinnen, trübt die Freude, ihn spielen sehen zu dürfen, zwar erheblich, ist nun aber auch nicht mehr zu ändern. Hauptsache, Ballack spielt überhaupt in der Bundesliga.“
1. FC Kaiserslautern – 1860 München 0:0
Die Lage in Kaiserslautern kommentiert Gerald Kleffmann (SZ 23.9.). „Der Klub ist momentan in einer derart zerrütteten Lage, sportlich wie wirtschaftlich, dass jedes noch so kleine Zeichen für eine bessere Zukunft wie eine Wundermedizin aufgesaugt wird – selbst wenn es sich um ein 0:0 gegen den TSV 1860 München handelt.“
Martin Hägele (NZZ 23.9.). „Wie will der 79fache ehemalige Internationale Führungsansprüche anmelden, wenn ihn schon die persönliche Bilanz der Bild psychisch aus der Bahn wirft? Ausgerechnet der Leader ist vor der Verantwortung weggelaufen, unter dem Vorwand, es handle sich um eine Kampagne gegen ihn. Dabei lassen sich Auseinandersetzungen mit dem Boulevard nur gewinnen, wenn man sich den vermeintlichen Anfeindungen öffentlich, und in diesem Fall auf dem Rasen des Betzenbergs, der Volksjury stellt (…) Viel belastender für Sforza aber sind die Hintergründe des Transfers. Dieser stellt praktisch die Krönung jener Naivität und Selbstbedienungsmentalität dar, welche die letzten Jahre in der Amtsführung der Vorstände Friedrich und Wieschemann geprägt hat. Der Umstand, dass Sforza im Kader des Rekordmeisters sogar von seinem Mentor Ottmar Hitzfeld aussortiert wurde, hat bei dessen zweiter Rückkehr ins Fritz-Walter- Stadion keine Rolle gespielt. Hauptsache Ciri, der Mann, der ein Fußballspiel lesen kann, war wieder da. Das Risiko, einen 32-Jährigen ohne Matchpraxis zu kaufen, übernahmen die blauäugigen Klubvertreter ganz allein. Statt eines auf Leistungen basierenden Kontrakts schenkten sie Sforza zur Rente auch noch eine Lebensversicherung.“
Oliver Trust (Tsp 23.9.). „Vielleicht war nicht alles ganz fair, aber Sforza hatte ein großes Mundwerk gehabt, als er zu den Pfälzern gekommen war. Der Schweizer hatte sich als „erfolgreicher Führungsspieler“ angekündigt. Aber was er bot, war gemessen an diesen Worten erbärmlich. Da stieg dann wohl auch die Wut in der Mannschaft auf die selbst ernannte Führungsfigur. Am Samstag, während des Spiels, verkroch sich Sforza im VIP-Raum, kam 20 Minuten zu spät auf die Tribüne und ging 15 Minuten vor Abpfiff. Am Sonntag war er beim Training dabei, begleitet vom Vorwurf, ein Feigling zu sein.“
Werder Bremen – Bayer Leverkusen 3:2
Raimund Witkop (FAZ 23.9.). „Spieler und Verantwortliche von Bayer Leverkusen entschieden sich überraschend einstimmig für eine Art psychologischer Vorwärtsverteidigung. „Das war unser bestes Saisonspiel“, lobte Toppmöller, und auch Manager Reiner Calmund fand es „deutlich besser als bei unserem Sieg in Rostock“. Dabei handelte es sich immerhin um den einzigen Saisonerfolg des Meisterschaftszweiten der Vorsaison, der sich bisher 13 Tore einfing und die Champions League mit einem 2:6 in Piräus eröffnet hat. Auch die Leverkusener Spieler hielten ihre Leistung bei der vierten Niederlage im sechsten Ligaspiel für gar nicht so übel. Man könnte das als Zeichen deuten, dass bei Bayer die Verzweiflung wirklich groß sein muss. Das ist sie, aber zum einen muss man vor Spielen gegen Manchester United (Dienstag) und Bayern München (Samstag) irgendwo etwas Zuversicht schöpfen, zum anderen hatte das Spiel wirklich einige positive Aspekte für den Verlierer (…) Leverkusen kombinierte nicht schlecht und hatte zahllose Chancen, manchmal erinnerte das entfernt an das zwingende und inspirierte Spiel der vergangenen Saison.“
Zu den Reaktionen der Leverkusener Funktionäre nach der Niederlage lesen wir von Jörg Marwedel (SZ 23.9.). „So war es nicht in Bremen, auch wenn man den Leverkusenern eine ordentliche Arbeitsmoral, mehr Spielanteile, zwei Lattentreffer und beiden Teams zusammen eine höchst unterhaltsame Vorstellung bescheinigen muss (…) Jedes Mal sah die Leverkusener Defensive so naiv aus, wie man es dem Zweitliga-Aufsteiger Wacker Burghausen zugestanden hätte, nicht aber einem Champions-League-Finalisten.“
Über die Ursachen der Leverkusener Krise schreibt Christoph Albrecht-Heider (FR 23.9.). „Bei Werder hat Leverkusen fast wie in alten Zeiten gespielt, flüssig, schön, nach vorn – und doch verloren. Bayer hat in Piräus zwei Tore geschossen und in Bremen zwei. Von einer Angriffsabteilung ist auf fremden Plätzen nicht mehr zu erwarten. Zwei eigene Treffer reichen den Leverkusenern derzeit aber nicht mal mehr für drei Punkte in der BayArena. Verlorene Zweikämpfe, verlorene Laufduelle, aufgelöste Verteidigungsstrukturen: Bayer lädt, die Bremer haben’s aufgezeigt und ausgenutzt, zum Sturm auf die eigene Festung ein. Fast möchte man meinen, Leverkusen greift an aus lauter Angst, sich auf die eigene Verteidigung verlassen zu müssen.“
Martin Breutigam (Tsp 23.9.). „Gewiss, Hochs und Tiefs gehören zum Leistungssport wie ein gewaltiger Bauch zu Reiner Calmund. Doch die Leverkusener Berg- und Talfahrt der vergangenen zwölf Monate hat womöglich auch mit dem Trainer Klaus Toppmöller zu tun. Ob in Frankfurt, Bochum, Saarbrücken oder Leverkusen – Toppmöllers Sachverstand und Charisma fruchteten zunächst bei all seinen Trainerstationen rasch. Manchmal griff er auch zu ungewöhnlichen Motivationstricks, um die in seinen Spielern schlummernden Kräfte zu wecken. Unvergessen, wie er als Trainer von Eintracht Frankfurt in der Saison 93/94 einen Adler mit in die Kabine brachte. Die Magie des Raubvogels sollte den Spielern Flügel verleihen. Tatsächlich befand sich die Eintracht lange auf Meisterschaftskurs, später aber blieben die Erfolge aus und Toppmöller wurde entlassen. Dass sich die Geschichte auch in diesem Punkt wiederholt, ist nicht abzusehen, wenngleich der 51-Jährige nach wie vor ein Faible für ungewöhnliche Maßnahmen besitzt. Die wichtigsten der vergangenen Woche waren jedoch unwirksam und unpopulär.“
Spielbericht FR
Hansa Rostock – Borussia Dortmund 0:1
Zum Dortmunder Auswärtssieg bei Hansa Rostock heißt es bei Javier Cáceres (SZ 23.9.). „Bei Licht betrachtet hat Borussia Dortmund durch den Sieg einen reichlich übertriebenen Preis davongetragen. Der Wille, Fußball zu spielen , war anfangs nur bei den Gastgebern zu erkennen; die Borussen fielen in der ersten Halbzeit vor allem durch eine Überbetonung destruktiver Elemente auf.“
Spielbericht FR
Schalke 04 – Borussia Mönchengladbach 2:1
Christoph Biermann (SZ 23.9.). „„Bundestachswahl oder Schalke gegen Gladbach?“, fragte die Vereinszeitung des FC Schalke 04. Erwin Koslowski rätselte dort in seinem „Nord-kurwen-Kommentar“: „Gerhard Schröder oder Ebbe Sand? Wahlkabine oder Nordkurwe? Die Grünen oder die Blauen? Fünf-Prozent- Hürde oder drei Punkte?“ Für die 60.601 Zuschauer in der ausverkauften Arena AufSchalke waren das am Sonntag Abend, als die ersten Hochrechnungen bekannt wurden, waren das aber nicht die am meisten bewegenden Fragen. Vielmehr sorgten sie sich, ob die Schalker ihre wacklige 2:1-Führung gegen Borussia Mönchengladbach ins Ziel retten würde. Zum munteren Zeitvertreib bis zur Wahlentscheidung taugte das Match allemal. Die beiden Mannschaften mit den – bis zu diesem Spieltag – wenigsten Gegentoren der Liga lieferten sich ein gutes, zügiges, hart umkämpftes und mitunter aufregendes Spiel.“
Hannover 96 – VfL Bochum 2:2
Dietrich zur Nedden (taz 23.9.). „Dieser Bobic! Was waren wir skeptisch gewesen. Niemand wollte ihn mehr haben, sogar Gladbach kaufte lieber einen jungen Dänen als den Zeter-Zampano, der auf die Dortmunder Tribüne abgeschoben war (…) Das Fazit einer Zusammenfassung im Agentur-Jargon müsste lauten: In dieser Form werden beide Mannschaften den Klassenerhalt ganz sicher schaffen. Aber Voraussagen wie diese sind natürlich im Fußball wie Wahlprophezeiungen in der Politik: mit Vorsicht zu genießen.“
Peter Hess (FAZ 23.9.). „Wäre der Profifußball ein reiner Unterhaltungsbetrieb wie ein Varieté oder ein Zirkus, Hannover 96 hätte überhaupt keine Probleme. Artisten und Schausteller aus aller Herren Ländern bilden ein Ensemble, das das Publikum neunzig Minuten lang in Staunen und Aufregung versetzt oder im ehrlichen Bemühen zumindest tiefe Anteilnahme auslöst. Dummerweise wird eine Bundesligatabelle immer noch durch Punkte ermittelt und nicht nach der Phonstärke des Beifalls. Und damit wären wir bei den Schwierigkeiten, die den Aufsteiger plagen. Vier Punkte nach sechs Spielen reichen nur für Rang 16, das ist ein Abstiegsplatz (… ) Dass Inspiration und Engagement nicht zum Triumph, sondern nur zu einem Teilerfolg führten, ist mit Künstlerpech unzureichend erklärt. Erst blieb über all der Begeisterung die Effizienz auf der Strecke.“
Spielbericht SZ
VfL Wolfsburg – 1. FC Nürnberg 0:2
Achim Lierchert (FAZ 23.9.). „Sicher konnten die Franken zur Halbzeit froh sein, nicht schon aussichtslos zurückzuliegen. Doch was sie schließlich im zweiten Durchgang aus dieser glücklichen Fügung machten, war ordentlich und für viele Betrachter die beste Halbzeit des Clubs in der bisherigen Saison.“
Spielbericht SZ
VfB Stuttgart-Arminia Bielefeld 3:0
Spielbericht Tsp
Hertha Berlin – Hamburger SV 2:0
Katrin Weber-Klüver (SZ 23.9.). „Wenn alle Spiele nur drei Minuten dauern und alle Gegner sich aufgeben würden wie der HSV, könnte sich Gemäkel an Herthas spielerischen Mängel wirklich in der Berliner Luft auflösen. Da das nicht der Fall ist, werden die Tribünen des Olympiastadions bald wieder unter Wutanfällen zittern. Das ist so sicher wie die Voraussage für den Hamburger Herbst: Das welke Laub fällt, und die Trainerfrage kommt in die heiße Phase.“
Spielbericht Tsp
Fußball aus Europa: Ergebnisse, Tabellen, Torschützen NZZ
Josef Kelnberger (SZ 23.9.) hat einen feinen, aber entscheidenden, Unterschied ausgemacht. „Diese Lederhosen, diese Trachten, diese vom Oktoberfest abkommandierte Blasmusik, dieses mit Händen zu greifende Mir-san-mir, diese Siegesgewissheit im Lodengewand, das ist sein Bayern in Reinform. Mit einem 3:1 gegen Cottbus und der Tabellenführung mit vier Punkten Vorsprung im Rücken machte er sich am Samstag um kurz vor halb sechs auf den Weg zum Ausgang. „Sie müssen morgen unbedingt gewinnen, bitte“, rief ihm eine Anhängerin mittleren Alters hinterher, schmachtend in ihrem Dirndl. Edmund Stoiber hielt inne, deutete mit dem Daumen zurück aufs Spielfeld und rang sich den Scherz ab: „Es wird genau so ausgehen wie hier.“ Seine Frau kommentierte den Spruch mit einem Lächeln, das irgendwann im Wahlkampf festgefroren sein muss. Gnadenlos zuversichtlich, als wollte sie allerletzte Zweifel weglächeln. Auch der Sachse Michael Ballack gehört jetzt zu dieser bayerischen Familie der Stoibers. Er hat sich in Lederhosen fotografieren lassen, das ist so etwas wie ein Initiationsritus. Ballack zieht die Blicke auf sich, die Herzen fliegen ihm zu. Er schießt entscheidende Tore.“
Michael Horeni (FAZ 21.9.) erkennt eine Analogie. „Tatsächlich haben sich die beiden bekennenden Fußballfans aus Niedersachsen und Bayern in den letzten Wochen ja auch wie Topsportler in einem Trainingslager in Form zu bringen versucht, um bei den beiden politischen Schaukämpfen, Fernsehduelle genannt, entscheidende Punkte zu machen – oder zumindest nicht alle Chancen zu verspielen. Dabei kommt es, wie immer im Fernsehen, weniger auf die Kraft des Arguments noch die konkrete Leistungsbilanz an. Was vor allem zählt, ist der Auftritt, der Star-Appeal, der Sympathiewert. Die Bundestagswahl ist einer Sportlerwahl ähnlich wie selten, und wenn nicht alles täuscht, wird sie sich ihr in Zukunft noch weiter annähern. In den letzten Tagen entledigten sich die Wahlplakate des letzten kleinen Rests an Inhalts und hängen an Bäumen und Laternen wie überdimensionale Autogrammkarten von Sportstars. Wer aber glaubt, im Sport würden, anders als in der Politik, bei den Wahlen allein die objektive Leistung zum Maßstab für die größte Ehre genommen, der erlebt seit vielen Jahren Überraschungen.”
Gewinnspiel für Experten