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Remis im Franken-Derby – Portrait Bettina Wiegmann u.a.
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| Donnerstag, 25. März 2004
Wie Teddybären im Kinderzimmer
Volker Kreisl (SZ 24.9.) berichtet das Remis im Franken-Derby: „Wolfgang Wolf, der Trainer der traditionell sanftmütig spielenden Nürnberger Fußballer, hatte an die Bedeutung dieses 250. Frankenderbys erinnert, hatte den Gegner irritiert, indem er die Genesung seines neuen Stürmers Oktay vortäuschte, hatte die Stimmung vor dem Derby als zu kuschelig abgetan („Die laufen noch Hand in Hand auf“), seine Spieler zum ausgiebigen Grätschen aufgefordert und während der Partie hektisch mit dem rechten Zeigefinger auf die linke Faust getrommelt: Ran an den Gegner! Seine Spieler hatten es versucht, hatten auch packenden Fußball geboten. Doch dann brachen die letzten fünf Spielminuten an, und die Nürnberger offenbarten wieder ihre Harmlosigkeit. Sie kassierten den Ausgleich und blieben verstreut auf dem Rücken liegen, wie Teddybären im Kinderzimmer. 1:1 endete das Derby zwischen dem 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth, und für den Club war es wie eine Niederlage. Er gilt als aussichtsreicher Aufstiegskandidat, doch nun gerät die Mannschaft allmählich unter Druck. Wolfgang Wolf hat das Team erneuert, das Spiel über die Flügel verstärkt und mit dem polnischen Nationalspieler Mariusz Kukielka einen konsequenten Verteidiger in die Viererkette gestellt. Mit Rafael Schäfer steht ein ehrgeiziger junger Torwart zwischen den Pfosten, mit Marek Mintal und Robert Vittek soll die Offensive neuen Schwung erhalten. Das sind einzelne Spieler, das Gesicht der Mannschaft ist das alte: blass, zurückgezogen, zaghaft. Das Team spielt bisweilen ansehnlich, lässt sich aber schnell entmutigen (…) Die neue Nürnberger Mannschaft pendelt zwischen den Extremen, sie kombiniert manchmal sehr schnell und spielt dann wieder behäbig; sie kann in eine Richtung stürmen, aber nicht rechtzeitig bremsen; sie setzt eine Taktik entweder gründlich um oder gar nicht.“
„Der DFB bedient sich der Sportwissenschaft, um Hochbegabte herauszufiltern“ FR
Das Showelement liegt ihr nicht
Kathrin Steinbichler (SZ 24.9.) porträtiert Bettina Wiegmann, die heute ihr 150. Länderspiel bestreiten wird: „Für den WM-Titel, den ersten für Deutschlands Fußballfrauen, würde Wiegmann jeden persönlichen Erfolg aufgeben. Und davon gibt es genug. Die 31-jährige Euskirchenerin ist vierfache Europameisterin, WM-Zweite, gewann die olympische Bronzemedaille und mit ihrem Heimatklub Brauweiler bei Köln die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal. Wiegmann gilt als eine der besten Mittelfeldspielerinnen der Welt, wurde deshalb von den Verantwortlichen der inzwischen eingestellten US-Profiliga im Gründungsjahr 2001 mit Zimmerkollegin Maren Meinert zu den Boston Breakers geholt und gab dafür ihre Stelle als Kommunikationselektronikerin auf. Doch das Showelement, das in den USA über allem stand, liegt ihr nicht. Sie genoss es, dort „als Sportlerin ernst genommen zu werden“, sagt Wiegmann, „die Zeit in den USA hat mir persönlich viel gebracht. Ich habe dazugelernt, mich verbessert – auf und außerhalb des Platzes“. Bundestrainerin Tina Theune-Meyer ist es gar nicht recht, dass Wiegmann nach der WM zurücktreten wird: „Bettina ist eine komplette Spielerin ohne Schwächen, die absolute Führungsspielerin, der Kopf der Mannschaft und meine effektivste Spielerin.“ Fünfzig Mal hat Wiegmann für Deutschland getroffen, ihre vielen Vorlagen zählt schon lange niemand mehr. Dazu führt die Mittelfeldspielerin die Nationalmannschaft mit Prinzipien und Bescheidenheit. „Keine in der Mannschaft kann unterschiedliche Typen so zusammenführen und Konflikte lösen wie Bettina“, sagt DFB-Vizepräsident und Delegationsleiter Engelbert Nelle.“
Stehst du auf Frauen? Stehst du auf Männer?
FAS-Interview mit Steffi Jones
FAS: Sie sind eine der wenigen Spielerinnen, die öffentlich wahrgenommen werden.
JS:Ich sage immer zu allem ja. Wenn mich einer in Stuttgart anruft und fragt, ob ich schnell mal in die Sendung komme, gehe ich. Es geht ja nicht um mich, sondern um den Frauenfußball. Den wollen wir doch alle weiterbringen. Da verstehe ich manchmal nicht diese Einstellung, keine Lust darauf zu haben.
FAS: Wären Sie gerne noch populärer?
JS: Ich bin mit dem zufrieden. Ich habe schon viel erreicht, obwohl ich eine typische Mannschaftsspielerin bin und keine Tore schieße. Ich arbeite und trage zum Erfolg bei. Ich bin eigentlich nur durch meine Offenheit und meine Autogrammgeberei bekannt geworden. Nach den Länderspielen bin ich die letzte, die duschen geht. Ich will mich nicht bei den Fans einschleimen, sondern glaube, daß sich das gehört. Ich finde es traurig, wenn ein kleines Mädchen kein Autogramm bekommt.
FAS: Wie sähe denn die perfekte Spielerin für eine erfolgreiche Vermarktungsstrategie aus?
JS:Eine Spielerin muß raus und sich zeigen. In den USA mußte jede von uns einmal in der Woche raus – in eine Schule und zur Autogrammstunde. Der Einsatz wird belohnt, das kommt alles positiv zurück. Hier gibt es nur den Neid über die wenigen Spielerinnen, die öfters einmal in der Öffentlichkeit auftauchen.
FAS: Welche Rolle spielt das Aussehen einer Spielerin bei der Vermarktung?
JS: Gut aussehen ist wichtig. Ausstrahlung, gut ausdrücken können, mehr lächeln, nicht immer grimmig und negativ sein, Leistung bringen.
FAS: Und auch mal ausziehen?
JS: Wenn man sich nackt zeigen kann, wäre es spannend, das einmal zu machen. Ich wäre keine, die es nie machen würde. Das muß natürlich sportlich nett rüberkommen. Aber den Frauenfußball bringe ich damit nicht voran.
FAS: Es gibt ein anderes Thema, das den Frauenfußball immer begleitet.
JS: Welches? Daß manche so männlich aussehen?
FAS: Das Thema Homosexualität.
JS: Das ist schon viel besser geworden. Als ich in der Nationalmannschaft anfing, hat jeder gefragt: Stehst du auf Frauen? Stehst du auf Männer? Heute ist das kein Thema mehr. Außerdem: Man wird keine Spielerin finden, die sich outet.
FAS: Außerhalb des Sports gibt es da weniger Zurückhaltung, wie man am Outing in der Politik oder im Showbusiness sieht. Warum ist das bei Sportlern oder Sportlerinnen anders?
JS: Bei den Spielerinnen – und das wird bei Spielern nicht anders sein – besteht die Angst, daß sie dann nicht mehr nominiert werden, keine Sponsoren mehr finden oder später Trainerlizenzen nicht erhalten. Das ist auch heute noch ein Tabu-Thema. Und ich finde es schön, daß ich mich nicht dazu äußern muß, wie viele in meiner Mannschaft lesbisch sind. Das geht niemandem etwas an, es geht hier um unser Privatleben.
Peter Burghardt (SZ 24.9.) blättert in der Chronik: „Der Mythos traf am 23. September 1953 ein, mit dem Zug aus Barcelona. Di Stefano hatte eigentlich dort unterschreiben sollen, deshalb war er aus Buenos Aires nach Spanien gereist, ehe sich der damalige Real-Patron Santiago Bernabeu von seinem vormaligen Arbeitgeber Millionarios Bogota die Rechte sicherte. Der Streit zwischen den Erzrivalen Barca und Madrid wurde später nur noch durch Luís Figos Fahnenflucht übertroffen. Am Abend des 23. September bestritt der Argentinier, damals 27 Jahre alt und „Blonder Pfeil“ gerufen, ein Testspiel und schoss ein Tor, obwohl er monatelang nicht trainiert hatte. Dann begann die große Serie. 1954 gewann Real Madrid zum ersten Mal seit Ende des Bürgerkriegs wieder den spanischen Titel und bis zu seinem Abschied 1964 noch sieben weitere. Von 1956 bis 1960 kamen fünf Europapokale und ein Weltcup dazu, Di Stefano schoss in 510 Spielen 418 Tore, wurde fünfmal Torschützenkönig und zweimal Europas Spieler des Jahres, später trainierte er Madrid und Valencia. Sein Beitrag widerspricht der These, Spaniens Diktator Franco habe seiner Lieblingsmannschaft das Siegen verordnet, denn vor Di Stefanos Ankunft war der Generalissimo schon 14 Jahre im Amt und Real Madrid mäßig erfolgreich gewesen. Den Aufstieg zum Marktführer begründete Di Stefano.“
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