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1. FC Kaiserslautern – Werder Bremen 1:0

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für 1. FC Kaiserslautern – Werder Bremen 1:0

Michael Ashelm (FAZ 29.4.) beschreibt den positiven Einfluss des FCK-Trainers. „Die Aufbauarbeit von Erik Gerets macht sich jetzt in der entscheidenden Phase des Jahres noch mehr bemerkbar. Auch wenn der Belgier bei seinen Spielern erste Ermüdungserscheinungen erkennt, gerade der jüngere Teil der Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern läßt den Trainer nicht im Stich. Wenn man seit Januar unter Druck steht und sehr hart arbeitet, dann kostet das viel Energie, analysierte Gerets, sprach dann aber nach dem 1:0 gegen Werder Bremen am Sonntag auch von einer Superleistung. Hauptsächlich ging es wohl über einen ausgeprägten Willen, weshalb die Lauterer letztlich zu dem Erfolg kamen. Denn spielerisch waren ihnen die Bremer, die ihre Teilnahme am internationalen Geschäft immer mehr gefährden, fast zwei Halbzeiten lang überlegen. Sie hatten in der Summe sogar die weitaus besseren Chancen, die Partie auf dem Betzenberg für sich zu entscheiden. Keine Überraschung also, daß Miroslav Klose, neben seinem Torwart-Kollegen Tim Wiese der Matchwinner des Abends, den Sieg zu einer Sache des Kopfes erklärte. Im Endspurt um die Zugehörigkeit zur Fußball-Bundesliga, der für den wirtschaftlich gebeutelten Klub eine ganz besondere Bedeutung einnimmt, haben die Lauterer den entscheidenden Schritt vollzogen. Zwar ist rechnerisch das Schlimmste noch möglich, doch das Gefühl spricht gegen den GAU. Wir brauchen nur noch einen Punkt, glaubt der 21 Jahre alte Wiese, und den holen wir uns am Wochenende bei den Bayern.“

Der gefährlichste Torschütze der Weltmeisterschaft hat einen Elfmeter verwandelt

Oliver Trust (FR 29.4.) berichtet Pfälzer Stimmung. “Es ist ein Graus in diesen Tagen. In der Pfalz auf alle Fälle. Und für Fußballspieler im Besonderen. Schwermütig könnten sie allesamt werden. Da strampeln sie sich ab in der rauen Wirklichkeit des Abstiegskampfes, und ihr Chef spielt den bösen Wolf. Dabei ist das Märchen in Kaiserslautern doch so schön: Auferstanden aus Ruinen. Wie gut passt die Erfolgsmeldung vom 1:0 über Werder Bremen in den Fundus der Geschichten um den berühmten Berg der Mythen. Finanzielles Chaos, keine Lizenz für die zweite Liga, Absturz bis in die Verbandsliga. Die Schlagzeilen hatten sich wie schwarze Gewitterwolken turmhoch aufgebaut. Und jetzt? Gerettet mit 38 Punkten. Fast jedenfalls. Doch es wird ein Happy End mit Schmerzen. Als Miroslav Klose den Ball vom Elfmeterpunkt aus ins Tor schoss, standen die Zuschauer mit feuchten Augen auf den Sitzen. Ihre Helden versprühten keinen Glanz, aber gekämpft und nie aufgegeben, das hatten sie. Ein Sieg, pfälzisch, kantig, eckig, mit viel Verzweiflung errungen. Der sechste Heimerfolg in Folge ohne Gegentor, die beste Rückrunde jemals. Ein Hauch Geschichte wie ein Regenbogen. Dann er. Dieser Chef in der Rolle des Griesgrams mit helvetischem Akzent, der eine ganzen Fußballregion zum Landstrich der Enthaltsamkeit machen will und muss. Ein flüchtiges Lächeln, mehr von der Regie des Anstandes bestimmt, sonst ein Gesicht, in dem die abgekämpften Kicker vergeblich Zweifel und Wankelmütigkeit suchten. Mitten im tosenden Jubel stand Jäggi und enttäuschte die natürlichen Erwartungen nach einer Belohnung. Stattdessen lieferte Jäggi ein nüchternes Bild der Lage. Sollen wir uns zu Standing Ovations erheben, weil wir ein Heimspiel gewonnen haben, weil der gefährlichste Torschütze der Weltmeisterschaft einen Elfmeter verwandelt hat?, fragte Jäggi mit einer Spur Fatalismus in der Stimme. Wir sind noch nicht gerettet.““

Energie den Saft abdrehen

Arminia Bielefeld – Energie Cottbus 2:2

Roland Zorn (FAZ 29.4.) sah ein gerechtes Ergebnis. „Energie den Saft abdrehen, hieß es auf dem Titelblatt der Alm-Post. Passend zu dieser hochgemuten Forderung der Stadionzeitung von Arminia Bielefeld mußten sich die Spieler von Energie Cottbus schon vor dem Anpfiff ein abwertendes Urteil hartgesottener Arminen-Fans anhören: Absteiger, Absteiger. Dann fing das Spiel an, und schon nach 33 Sekunden war der Ball drin – im Bielefelder Tor. Gebhardt nutzte den Ausrutscher von Verteidiger Hansén; derselbe Spieler, bis zur verletzungsbedingten Auswechslung (59.) überragend auf seiten der Cottbuser, schoß nach 40 Minuten auch noch das 2:0 unter Mithilfe des überlaufenen Arminen-Kapitäns Reinhardt und von Torhüter Hain, der den Ball hätte halten müssen. Bei Halbzeit schien nicht Energie, sondern die Arminia saft- und kraftlos. Statt des allseits erwarteten Sieges des Bundesliga-Aufsteigers, der damit so gut wie aus dem Abstiegsschneider gewesen wäre, drohten die Ostwestfalen im dicksten Schlamassel zu landen. Doch dann rieb sich Eduard Geyer, der strenge Fußballehrer der Lausitzer, verwundert die Augen. Ich habe in der Kabine nicht gesagt, daß wir uns hinten reinstellen und um das 2:2 betteln sollen, sprach sich der Coach des Tabellenletzten von jeglicher Mitschuld am Endergebnis frei.“

Gewinnspiel für Experten

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