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Kuscheltreffen

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Kuscheltreffen

Christoph Biermann (SZ 14.4.) beschreibt das Aufeinandertreffen zweier „anderer“ Vereine. „So viel Harmonie ist selten in deutschen Fußballstadien. Beim großen Kuscheltreffen zwischen dem SC Freiburg und dem FC St. Pauli überschütteten sich die beiden Klubs und ihre Fans gestern im Dreisam-Stadion mit Liebe und Zuneigung wie nie. Mit Beifall der Zuschauer wurden die Gäste begrüßt, die zur Vorstellung ihrer Mannschaft „Hells Bells“ hören durften, wie sie es vom Millerntor gewöhnt sind. „Gute Freunde kann niemand trennen“, behauptete Heimspiel, die Stadionzeitung des SC Freiburg und widmete den größten Teil ihrer Ausgabe den Querverweisen zwischen den beiden Klubs, die in Deutschland das Etikett „anders“ gepachtet haben. Künstler, Autoren und Fußballprofis durften erklären, warum sie beide Klubs so lieb haben. Der Cartoonist Guido Schröter verstieg sich sogar zu der Behauptung, dass Freiburgs Keeper Richard Golz eigentlich ein Paulianer sei. Das passende Ergebnis lieferten die Fußballer selbst – ein 1:1. Dabei sind beide Vereine in Wirklichkeit ganz anders. Der SC Freiburg ist ein durch und durch bürgerlicher Klub, während St. Pauli bei aller studentischen Durchwirktheit doch immer ein Proleten-Verein geblieben ist. Entsprechend vernünftig geht es hie und turbulent da zu. Trotzdem umspannen beide Vereine wirklich das kleine Eckchen Anderssein, das im deutschen Fußball möglich ist und wohl mit Post-68er-Korrektheit und Nettigkeit umschrieben werden kann. Besonders die Freiburger scheinen sich dem Charme des struppigen Underdogs vom Kiez so gar nicht erwehren zu können. Sportclub-Coach Volker Finke outete sich vor der Partie sogar als „bekennender Fan“ des FC St. Pauli: „Klubs, die etwas Besonderes haben, tun dem Geschäft gut.“ Fast hätte man glauben können, dass die Teams am liebsten bunt gemischt angetreten wären, um zumindest nominell für sportliche Ausgewogenheit zu sorgen. Oder vor Abpfiff gerne ein Peace-Zeichen geformt hätten. Schade eigentlich, dass noch Fußball unter Bedingungen verschärfter Ernsthaftigkeit gespielt werden musste.“

Wir haben regelrecht um den Ausgleich gebettelt

Thomas Kilchenstein (FR 14.4.) berichtet den 3:1-Erfolg der Eintracht über den VfB lübeck. „Es bedurfte aber einiger besonderer Maßnahmen, um diesen unheimlich wichtigen Erfolg (Ervin Skela) unter Dach und Fach zu bekommen. Nach 45 Minuten nämlich sah es nicht sehr gut aus, 1:1 hatte es da gestanden, und die überwiegende Mehrheit der 14.500 Zuschauern im Sonnen überfluteten Waldstadion hatte gepflegt auf das Gebotene gepfiffen. Wie schon in den vergangenen Spielen auch waren die Frankfurter, dieses Mal mit den drei Stürmern Bakary Diakité, Jermaine Jones und Markus Beierle ungewohnt angriffslustig, eigentlich ganz gut aus den Startlöchern gekommen. Nach kurzem Abtasten war bereits die erste gelungene Kombination über Skela, Schur, Beierle und Jones mit einem frühen Tor gekrönt worden: Jones ließ es sich nicht nehmen, alleine vor dem Tor zu treffen. Es lief also eigentlich alles nach Plan. Was dann aber passierte, kann so recht niemand erklären. Wir haben regelrecht um den Ausgleich gebettelt, versuchte es schließlich Jones. Seltsam passiv hatte sich plötzlich die Eintracht verhalten, wie abgeschnitten war der Faden, kein Biss war mehr zu sehen. Wir waren zu weit von den Leuten weg, schimpfte Reimann, er kritisierte die fehlende Zweikampfstärke und musste plötzlich Schwerstarbeit innerhalb und außerhalb der Coaching-Zone verrichten. Da wurde er zeitweise zum eingangs erwähnten HB-Männchen, ich musste der Mannschaft doch versuchen zu helfen. Es nutzte nichts: Der Aufsteiger Lübeck, nicht gerade brillant spielend, wurde von immer schlapper werdenden Frankfurtern förmlich aufgebaut. Schon spazierte Scharping gemütlich durchs Mittelfeld, dann flog sein platzierter Linksschuss ins untere Eck, 1:. Es war fast eine Kopie des Ausgleichstreffers im letzten Heimspiel gegen Eintracht Trier. Darüber, sagte Reimann später, habe ich mich furchtbar geärgert. Dann war Halbzeit und es kam der große Auftritt von Kapitän Jens Keller: Ich habe die Mannschaft gefragt, was sie wolle: weiter so rumkicken oder aufsteigen? Offenbar wollte sie aufsteigen.“

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