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Gemischte Themen: VfB vor dem Einbruch? – Hinkel, bescheidener Nationalspieler – Kahn verpasst Meisterfeier
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| Donnerstag, 25. März 2004
Es ist zu schnell gegangen, viel zu schnell
Nach zwei sieglosen Spielen in Folge fragen sich die Beobachter, ob beim Tabellenzweiten VfB Stuttgart ein Einbruch bevor steht. Martin Hägele (NZZ 29.4.) schreibt dazu. „Plötzlich gab es Pfiffe gegen eine Mannschaft, die über neun Monate nur gestreichelt worden war. Zumindest zum Teil hat Trainer Magath Recht, wenn er darüber schimpft, dass innerhalb seiner Mannschaft viel zu viel über den Erfolg diskutiert werde. Und Erfolg definiert sich im Schwabenland neuerdings über das Wort Champions League, genauer ausgedrückt mit Platz zwei in der Bundesliga, der am Ende der Saison zur direkten Qualifikation für die europäische Königsklasse ausreichen würde. Wenn man bedenkt, dass diese Mannschaft zu Beginn der Runde das Ziel mit einem einstelligen Tabellenplatz definiert hatte, dass sie durch den UI-Cup in den Uefa-Cup- Wettbewerb vorgestossen und dort erst am Finalisten Celtic Glasgow gescheitert war, oder wenn man noch einmal darüber nachdenkt, dass auf dem Cannstatter Rasen langfristig eine Mannschaft für die Zukunft aufgebaut werden sollte, dann begreift man vielleicht, warum jetzt alle im VfB-Umfeld spinnen. Es ist zu schnell gegangen, viel zu schnell. Immerhin hat das jüngste Ensemble der Bundesliga mittlerweile die meisten Kilometer auf dem Tacho, und auf die Teenager und jungen Twens um die Internationalen Kuranyi, Hinkel und Co. ist innerhalb eines halben Jahres mehr eingestürzt als über manchen ihrer Vorgänger eine ganze Karriere lang. Trotzdem ist dies typisch für den Verein für Bewegungsspiele von 1893, weil man in diesem Klub schon immer sehr schnell verwöhnt war und sich aller Historie zum Trotz sehr gern für etwas Besseres gehalten hatte. An der Psychose, sich mit dem superreichen Nachbarn FCBayern auf Dauer messen zu können, ist schon der ehemalige Präsident Mayer-Vorfelder kläglich gescheitert. Nun sind es die Visionen, die Stuttgarter könnten sich mittels der Champions League auf einen Schlag ihrer Probleme entledigen: Mit einem zweistelligen Millionengewinn liessen sich nicht nur die 16 Millionen Euro Schulden auf eine Nichtigkeit herunterfahren; der VfB könnte obendrein die Gehälter seiner Himmelsstürmer an den Markt anpassen und mit einem hauptamtlichen Vorstandsvorsitzenden die künftige VfB KG auch von der wirtschaftlichen Struktur her auf höchster Ebene konkurrenzfähig machen. Und last, but not least liesse sich auch die Umwandlung des Leichtathletik-Tempels in eine moderne Fussballarena bewirken. Verdammt viel auf einmal, dumm nur, dass nicht all die Kaufleute und Edelfans aus der Wirtschaft im Vorstand zu den letzten vier Spielen anzutreten haben, sondern die unverhoffte Möglichkeit auf einen Lottogewinn eben jene Professionals belastet, die auf den Platz dürfen.“
Kraft Natur bescheiden und zurückhaltend
Oliver Trust (Tsp 29.4.) porträtiert Andreas Hinkel. “Es klingt seltsam für einen Nationalspieler, der bei seinem Verein, dem VfB Stuttgart, seit Jahren zur Stammformation gehört. Andreas Hinkel aber wirkt auf den ersten Blick wie einer, dem man über die Straße helfen möchte. Er musste Journalisten sogar mal versichern, er lese durchaus auch mal ein Buch. Jetzt ist er im Kader von Teamchef Rudi Völler für das Fußball-Länderspiel gegen Serbien und, aber richtig voll genommen wird er von vielen immer noch nicht. Das kann damit zusammenhängen, dass Hinkel nicht viel erzählt. Wer mit ihm sprechen will, muss ihm eine SMS schicken. Beim Frisör ist er schneller draußen als andere. „Die Haare färben gäb’s bei mir nicht“, sagt er fast empört. Der 21-Jährige spielt Fußball, still und leise. „Dass ich so bin, hat mit Regeln der Jugend des VfB Stuttgart zu tun. Nasenpflaster, Haarreifen, lange Haare, rote, weiße Fußballschuhe, das wollte keiner sehen“, sagt Hinkel. Der Rest an Zurückhaltung ist das Ergebnis seiner Herkunft. „Ich bin Schwabe, sagt er, als reiche das zur Entschlüsselung seines Charakters. Wobei, die Schwaben sind natürlich quasi kraft Natur eher bescheiden und zurückhaltend.“
Geil gemeinsam gefeiert
Jan Christian Müller (FR 29.4.) wundert sich über Oliver Kahn, der die Meisterfeier deswegen verpasst haben will, weil er im Flugzeug Kopfhörer getragen habe. “Über 30-Jährige mit Anfang-20-Jährigen – das gehört zur gängigen Praxis, wie wir wissen, und Discman-Hören im Flugzeug oder Bus sowieso. Sogar so intensiv, dass man doch glatt den Treffpunkt für die improvisierte Meisterfeier verpasst, von dem ganz zufällig ungefähr sechs Millionen Menschen wissen, weil der Manager den Ort der Zelebration via Fernsehen noch vor Sonnenuntergang vom International Airport Brunswick in die Republik getragen hat. Olli Kahn stieg da gerade im Hintergrund ins Flugzeug. Zum Glück gibt es in München diese sympathische Verweilstätte namens P 1, der Ort, wo Effe zu seiner wilden Münchner Zeit gern mal den Cheffe raushängen ließ und dafür später mit schlappen 147 000 Mark belangt wurde. Jedenfalls haben sich Käpt‘n Kahn und seine Kumpel vom FC Bayern dort in der Nacht zum Sonntag ja doch noch getroffen und sich gewiss ausgelassen in den Armen gelegen. Gute Kameraden bringt so schnell nichts auseinander. Auch nicht dicke Ohren und ein Satz Kuschelrock. Und vorher? Alles ganz geil, hat Kahn noch auf dem Wolfsburger Spielfeld gesagt. Geil, geil, geil. Muss ein geiler Rückflug gewesen sein. Geil gemeinsam gefeiert.“
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