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Ballschrank

Arminia Bielefeld – VfB Stuttgart 0:1

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Arminia Bielefeld – VfB Stuttgart 0:1

“Selbst Arbeitssiege des VfB glänzen“, schreibt Peter Heß (FAZ 4.3.). “Der VfL Bochum? Gerät langsam in Abstiegsgefahr. Hansa Rostock? Zittert schon um den Klassenverbleib. Werder Bremen? Ist gerade aus den Uefa-Cup-Rängen herausgerutscht: Der VfB Stuttgart ist nach 23 Spieltagen der Fußball-Bundesliga der letzte Verein, der noch Überraschungsmannschaft genannt werden kann – wenn man die Bezeichnung unter positiven Vorzeichen verwendet. Das 1:0 auf der Bielefelder Alm hat den dritten Tabellenplatz so weit gefestigt, daß die Teilnahme an der Qualifikationsrunde zur Champions League näher rückt. Fünf Punkte trennen Schalke von dem begehrten Platz, den der VfB einnimmt. Da ist es wahrscheinlicher, daß die Stuttgarter Meister Dortmund auf Rang zwei angreifen, der nur einen Punkt voraus liegt. Oder bricht auch die letzte Überraschungself noch ein? Die Bielefelder Vorstellung sprach eindeutig dagegen. Die junge Mannschaft trotzte ungünstigen Umständen auf spektakuläre Weise. Sie zeigte eine körperliche Robustheit und eine spielerische Klasse, die in Silvio Meißners Siegtor nur ungenügend Ausdruck fand. Dabei lag das Ausscheiden im Uefa-Cup gegen Celtic Glasgow nur drei Tage zurück. Außerdem fehlten mit Krassimir Balakow der erfahrene Lenker der Rasselbande und mit Torwart Timo Hildebrand der Rückhalt der Abwehr. Aber im Höhenflug lassen sich die Jungen von Kraftverlust und anderen Widrigkeiten kaum beeindrucken. Andreas Hinkel, Aliaksandar Hleb sowie in der ersten Halbzeit Kevin Kuranyi und Michael Mutzel trugen durch Selbstbewußtsein und Ballfertigkeit zur Dominanz des VfB genauso bei wie die erfahrenen Bordon, Soldo und Meißner.“

Hamburger SV – Hertha Berlin 1:0

Zum Hamburger Aufschwung bemerkt Frank Heike (FAZ 4.3.). „Am Beispiel des Hamburger SV ist gerade zu beobachten, wie weit eine Mannschaft kommen kann, wenn sie sich an das taktische Konzept des Trainers hält und ihm vertraut. In den vergangenen 13 Partien hat der HSV nur einmal verloren. Das 1:0 am Sonntag abend gegen Hertha BSC Berlin vor 38.000 Zuschauern in der AOL-Arena beförderte die Hanseaten nun dahin, wo sie auch am Saisonende stehen möchten – auf Rang fünf. Es ist kein Zufall, daß ein Mann für den Aufschwung steht, der von Körpersprache und Physiognomie her eher an einen Studenten erinnert als an einen Fußballprofi. Doch seit der völlig unauffällige Marcel Maltritz im Mittelfeld der Hamburger rackert, läuft es beim HSV. Er und Collin Benjamin sind die Akteure, die dem Strategen Rodolfo Cardoso die schmutzige Arbeit abnehmen. Dahinter steht eine Viererkette, die sich trotz gelegentlicher Fehler als belastbar erweist (…) Jahrelang hat der HSV nun eingekauft und verkauft wie auf dem Basar, ohne zu einer vernünftigen ersten Elf zu kommen. Das Resultat hieß stets Mittelmaß. Diese Zeiten, die für einen Verein mit dem Anspruch des HSV verlorene Zeiten waren, könnten nun vorbei sein. Achtzehn Monate hat der Pragmatiker Jara gebraucht, um ein Team mit interner Hierarchie und klarer taktischer Ausrichtung aufzubauen: Die Abwehr muß funktionieren, um dem HSV seinen meist nicht schönen Minimalfußball mit vielen 1:0-Siegen zu ermöglichen. Derzeit steht sie. Daß irgendwann auch wieder gehäuft schönere Partien in der AOL-Arena zu sehen sein werden, darauf kann man seit dem Sonntag hoffen. Denn der HSV zeigte gegen die offensiv ausgerichteten Berliner sein bestes Heimspiel mit vielen interessanten Szenen – ohne die defensive Ausrichtung zu verlieren.“

Jörg Marwedel (SZ 4.3.) meint dazu. „Vermutlich war sie schon ein bisschen verstaubt, die Kassette mit dem guten, alten Gassenhauer. Aber dann hat sich der Stadionsprecher ein Herz gefasst und sie hervorgekramt. „We are the Champions“, dröhnte es nach dem 1:0 des Hamburger SV gegen Hertha BSC durch die AOL-Arena – als wolle man mit einem Schlag den Frust der jüngeren Historie fortblasen. Schließlich hatte der HSV nach einem ansehnlichen Auftritt nicht nur das erste von drei zu „Endspielen“ um einen Uefa-Cup-Platz erklärten Duellen gewonnen (die anderen folgen in Stuttgart und gegen Schalke), sondern war erstmals nach fast drei Jahren im tiefsten Mittelmaß auf jenem so kostbaren fünften Tabellenrang angekommen, der „vor der Saison noch Utopie war und jetzt realistisch ist“, wie Sportchef Dietmar Beiersdorfer mit Stolz feststellte. Die Kräfteverhältnisse haben sich also verschoben in jenem Bereich unterhalb der einsamen Bayern.“

Eine äußerst lesenswerte Vereinsskizze über Hertha von Friedhard Teuffel (FAS 2.3.). „Warum hätte ausgerechnet Hertha BSC der letzte deutsche Klub in einem europäischen Wettbewerb sein sollen, wenn auch Borussia Dortmund ausscheidet? Haben die Berliner ihren Kollegen aus Dortmund, München, Stuttgart oder Leverkusen irgend etwas voraus? Der Hertha fehlt ein Aroma. Bis in die siebziger Jahre haftete dem Klub noch ein schweres, einfaches Parfüm an. Da war die Hertha die „alte Dame“, eine Skandalnudel aus dem Berliner Wedding. Ein wenig verlottert und schnodderig trat sie auf, aber einen gewissen Charme konnte man ihr nicht absprechen. In den neunziger Jahren mußte sich die Hertha dann noch einmal an die Nabelschnur legen lassen, die zum Sportrechtevermarkter Ufa führte, sonst wäre sie aus dem Profifußball verschieden. Inzwischen hat der Klub zu wirtschaftlicher Selbständigkeit gefunden. Doch daraus ist noch keine Persönlichkeit entstanden. Die Hertha ist nicht mehr die alte Dame, sondern ein erwachsen werdender Junge, der von Hause ausziehen und in den europäischen Fußball einziehen will (…) Daß sie viele Schönwetterfans haben, die ganz anders als bei Stevens´ ehemaligem Klub Schalke 04 in schlechten Zeiten ihren Verein auspfeifen. Erfolgsgeile eben. Daß es in Berlin so viele Großmäuler gibt, die ihre eigene Meinung auch noch tagtäglich in den Boulevardpostillen B.Z., Berliner Kurier und Bild bestätigt finden. Ein Sieg, und sei er noch so glücklich, ist ein Triumph der Leidenschaft und Stärke, eine Niederlage ein Versagen. Als Stevens im November sagte, Hertha sei noch meine Spitzenmannschaft, wurde er dafür angefeindet. In welcher Stadt hätte der Trainer Kritik dafür einstecken müssen, einen Tabellenneunten nicht als Spitzenmannschaft zu bezeichnen? Aber was ist die Mannschaft? Ist sie richtig zusammengestellt, aufgestellt, eingestellt? Sie bestimmt das Image des Vereins, und genau das ist das Problem der Hertha. Die Mannschaft hat keinen Stil (…) Die Kluft, die sich zwischen der Tradition und dem sportlichen und wirtschaftlichen Potential für die nächsten Jahre auftut, macht dem Verein zu schaffen. So ist Hertha BSC ein Klub mit viel Vergangenheit, möglicherweise genauso viel Zukunft, aber ohne Gegenwart.“

“Marcelinho vergnügt sich nach Herthas Niederlage in Hamburg bis in den frühen Morgen“ Tsp

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