Ballschrank
Auftritt Christoph Daums im ZDF
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| Donnerstag, 25. März 2004Über den Auftritt Christoph Daums im ZDF schreibt Christoph Biermann (SZ 20.5.). „Es muss der Moment gewesen sein, nach dem sich Christoph Daum, 49, lange gesehnt hatte. Ovationen bekam der Trainer am Samstag bei seinem Auftritt im Sportstudio und fühlte sich gleich zu knalligen Populismen inspiriert. „Ich bin einer aus dem Volk für das Volk“, sagte Daum, und das Studio-Volk raste erneut. Knapp drei Jahre nach seinem positiven Kokain-Test scheint das deutsche Fußballpublikum den ehemaligen Trainer von Bayer Leverkusen wieder aufgenommen zu haben. Das zeigten schon in der Vorwoche die hohen Zustimmungswerte bei den Fans von Schalke 04, deren Favorit Daum für den Trainerjob ist. Auch Franz Beckenbauer erteilte ihm Absolution, als er davon sprach, dass Daums Rückkehr „fantastisch für die Bundesliga“ wäre. Dieser Meinung ist auch Beckenbauers Wegbegleiter Bild – die größte Boulevardzeitung arbeitet seit Tagen entschlossen in dieser Sache. Wurde zunächst vor allem Schalkes Manager Rudi Assauer unter Druck gesetzt, ist die Option nun erweitert worden. „Schalke und Hertha: Die blau-weißen Trottel – Wer holt Daum?“, hieß es gestern. „Daum ist ohne Zweifel einer der besten Trainer in Europa“, sagte Reiner Calmund gestern, „doch ob die Zeit schon reif ist, nach Deutschland zurückzukehren, muss er selbst entscheiden.“ Da kann man beim Leverkusener Manager unschwer durchhören, dass die Zeit aus seiner Sicht noch nicht reif ist. Das scheint auch Daum zu ahnen, der dem Klatschmarsch des Studiopublikums allein nicht traut. Eifrig hat er sich in den letzten Tagen bei einigen Großen des Geschäfts erkundigt, doch ein einhelliges Meinungsbild hat das nicht ergeben.“
Mit Hinblick auf mangelnde Attraktivität der Liga begrüßt Thomas Kistner (SZ 20.5.) die Reformvorschläge seitens der DFL. „Vernünftig ist es, überdies höchste Zeit, wenn nun die Verwaltung des deutschen Fußballs ein paar Gedanken anstellt zur Werterhaltung der Produktpalette. Immerhin befindet sich das Gewerbe im freien Fall, die Zukunft sieht zappenduster aus. Die laufenden Verhandlungen über die Bundesliga-Fernsehrechte für die kommende Saison sind meilenweit davon entfernt, dem Profifußball die bisher gewohnten Erträge einzuspielen, womit das Undenkbare eingetreten ist: Der Goldesel hat Verstopfung. Weil das Krankheitsbild chronisch ist, muss man sich nun selbst was einfallen lassen. Es hat auch schon einigen Aktionismus gegeben im Angesicht der neuen Notlage. Doch nach allerlei angestaubten Überlegungen zur Wiedereinführung von Relegationsspielen oder sogar zu Endspielen um die Deutsche Meisterschaft liegt nun ein Vorschlag auf dem Tisch, der des Nachdenkens wert erscheint. Den Liga-Cup in einen flotten Pokalbewerb zur Saisoneröffnung umzumodeln, ließe sich relativ schnell und unbürokratisch machen. Alle dürften teilnehmen, alle profitieren – ein bislang unansehnlicher Nebenerwerbsquell für ein paar Spitzenteams der Branche könnte so in ein kleines Solidarstück verwandelt werden. Das brächte einige Millionen zusätzlich vom Fernsehen, und zeigt vor allem: Sie wollen künftig mehr tun als die Hand aufhalten. Fatal wäre nur, wenn mit all dem gewisse Zeitsignale übertönt und die Krisenlage verschleiert werden soll: Grundübel sind (und bleiben vorerst) die Spielergehälter.“
Friedhard Teuffel (FAZ 20.5.). „Endspielzeit in der Bundesliga ist auch Prämienzeit, und dabei ist noch längst nicht alles ausgereizt. Auf jeden Fall müßten in der nächsten Woche wieder einige Speditionen Anrufe entgegennehmen für ganze Lkw-Ladungen voll Bier, Sekt oder sogar Champagner. Alkohol ist immer noch die häufigste Form, mit der sich Fußballvereine bei anderen dafür bedanken, daß sie nicht schon vorzeitig in Urlaub gegangen sind. Es ist jedoch in letzter Zeit der Verdacht entstanden, daß der viele Alkohol nicht nur als Belohnung gedacht ist, sondern zugleich den Konkurrenten schwächen soll für die ersten Spiele der nächsten Saison. Außerdem hat der Trick mit der Belohnung etwas an Zauber verloren, weil einige Versprechungen nicht eingehalten worden sind. Gerade Hertha BSC hatte vor einiger Zeit die Teilnahme an der Zwischenrunde der Champions League nur einem Sieg von Galatasaray Istanbul gegen den AC Mailand zu verdanken. Daraufhin lobte Hertha die deutsch-türkische Freundschaft und gelobte, sich erkenntlich zu zeigen. Es kam nur leider nie etwas an. Die Fans der Frankfurter Eintracht befürchteten wohl, daß Nachlässigkeit bei den Prämien bestraft wird, und lieferten die Belohnung schon in der laufenden Saison ab: 250 Liter Ebbelwei für den LR Ahlen, der vor einer Woche den Konkurrenten FSV Mainz 05 in letzter Minute noch besiegt hatte. Zwei Regeln gelten also beim Spiel mit den Belohnungen: Ihre Wirkung steigt mit der Glaubwürdigkeit des Vereins und mit der Originalität der Prämie. In dieser Hinsicht hat Hertha BSC ein altes Versprechen eingelöst. Vor drei Jahren hatte der schon abgestiegene DSC Arminia Bielefeld mit Trainer Hermann Gerland nach 0:3-Rückstand gegen den VfB Stuttgart noch ein 3:3 erkämpft. Der Lohn für Hertha: ein Platz im Uefa-Pokal. Der Lohn von Hertha: eine Wagenladung Heu für Pferdezüchter Gerland.“