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Auszüge aus einem FAS-Interview mit Erwin Staudt (VfB-Präsident und IBM-Aufsichtsratsvorsitzender)

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Auszüge aus einem FAS-Interview mit Erwin Staudt (VfB-Präsident und IBM-Aufsichtsratsvorsitzender)

FAS: Der VfB Stuttgart ist wieder positiv im Gespräch. Welche Story hören Sie als Mann der Wirtschaft am liebsten über das schwäbische Fußballprodukt?

ES: Ich möchte gerne Präsident eines Sportvereins sein, der erfolgreich ist und schönen Sport abliefert. Das mit den jungen Wilden gefällt mir sehr gut, damit kann ich mich selbst sehr stark motivieren. Jungen Leuten eine Chance geben, etwas bewegen und Begeisterung wecken, das macht Spaß.

FAS: Der VfB hat Schulden und muß sparen. Da stößt man schnell an die Grenzen.

ES: Auch für uns gilt der Grundsatz, daß man nicht mehr ausgeben kann, als man einnimmt. Genau das ist die Maxime, von der wir uns leiten lassen.

FAS: Was ist mit Verbindlichkeiten in Höhe von 15,7 Millionen Euro überhaupt möglich?

ES: Damit gehören wir zu den Vereinen, die unter dem Durchschnitt der Bundesliga liegen.

FAS: Das beruhigt Sie?

ES: Wir haben im letzten Jahr eine deutliche Steigerung des Zuschauerschnitts und einen leichten Anstieg im Merchandising zu verzeichnen gehabt.

FAS: Und Ihr neuester Coup ist ein Leasingmodell, mit dem Sie gerade den Argentinier Centurion an die Angel genommen haben.

ES: Wenn wir das Geld gehabt hätten, den Spieler abzulösen, hätten wir das direkt gemacht. Weil wir das Geld nicht haben und nicht einfach zur Bank gehen können, haben wir eine Art Leasingmodell über fünf Jahre kreiert. Wir können keine Millionen an Ablöse zahlen. Wir backen kleine Brötchen und versuchen bei den Gehältern möglichst viel in den variablen Bereich zu stecken.

FAS: Ihrem Trainer haben Sie alle Macht in die Hände gelegt. Das Gehalt verdoppelt und ihm zusätzlich das Amt des Managers gegeben. Keine Angst vor dem Szenario des sportlichen Mißerfolgs?

ES: Erstens haben wir das Gehalt nicht verdoppelt. Zweitens braucht Herr Magath keinen Manager an seiner Seite. Drittens funktioniert dieses Modell doch in England auch.

FAS: Die Fachleute Hoeneß und Calmund haben da ihre Zweifel.

ES: Ich fühle mich für meinen Verein sehr geehrt, daß sich andere Gedanken um uns machen. Ich glaube aber, daß wir uns in einer speziellen Situation befinden, die mit der von Bayern oder Leverkusen nicht vergleichbar ist.

FAS: Die wäre?

ES: Die hängt immer mit Menschen zusammen. Wir haben mit Herrn Magath einen sehr strategisch denkenden Kopf, der sowohl das Training als auch die Planung der Mannschaft sehr überzeugend vertritt. Den möchten wir nicht in seinen Kreisen einengen, sondern zur freien Entfaltung kommen lassen. Er versteht etwas von seinem Geschäft und ist ein ausgezeichneter Kenner der menschlichen Psyche (…) Der VfB hat sich auf den Weg gemacht, im deutschen Fußball wieder etwas darzustellen. Wir haben sehr hohe Sympathiewerte und durch unsere hohe Wirtschaftskompetenz, die wir angesammelt haben, können wir ein Geschäftsmodell auf die Beine stellen, das auch für Kapitalgeber interessant sein dürfte.

FAS: Das wäre eine Überraschung. Wie soll das gehen?

ES: Wir brauchen nachhaltigen sportlichen Erfolg, daran arbeiten wir hart. Wir brauchen ein Geschäftsmodell, das glaubhaft ist und seriös gemanagt wird. Da sind wir ebenfalls dran.

FAS: Planen Sie mit einem größeren Investor?

ES: Für mich ist es unheimlich wichtig, daß sich viele Menschen mit unserem Verein identifizieren. Wie, das werden wir sehen. Ich will die Chance bieten, sich einzubringen. Aber ich möchte auch ein Modell haben, an dem sich unsere Wirtschaft im Raum Württemberg beteiligen kann. Um zu demonstrieren, daß man in den Kulturfaktor Fußball investiert. Wir brauchen Patriotismus.

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