Ballschrank
Bayer Leverkusen
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| Donnerstag, 25. März 2004
„Schon zum vierten Mal nur Zweiter – und dennoch war dieses Mal alles anders. In dieser Spielzeit hat Bayer Leverkusen etwas erreicht, was dem Klub zuvor nie gelungen war: Mit ihrem schönen Fußball hat sich die Mannschaft in die Herzen des Publikums gespielt (…) Trotzdem ist die Mannschaft von Klaus Toppmöller kein zweiter „Meister der Herzen“, wie es Schalke im Vorjahr war. Die Sympathien, die sie sich in diesem Jahr erworben haben, geht über Sentimentalitäten hinaus. Bayer Leverkusen hat auch in Anbetracht des verpassten Titels die Wegmarken für den Fußball gesetzt, wie er in diesem Land gespielt werden sollte. Die Top- Mannschaften der Bundesliga werden sich in der kommenden Saison am Bayer-Team dieser Saison messen lassen müssen. „The game is about glory doing things in style“, hat der legendäre nordirische Nationalspieler und spätere Journalist Danny Blanchflower einst behauptet. Ruhm erreicht man demnach im Fußball, in dem man die Dinge mit Stil tut. Mit Klasse, mit Würde und Respekt. Dafür hat die Leistung von Bayer Leverkusen in dieser Saison gestanden, egal ob sie in den verbleibenden beiden Finals noch mit Trophäen belohnt wird. Diese Betrachtung ist in Deutschland rar, wo es fast immer nur um Ergebnisse geht. Dass die Fußballfans hier zu Lande in so überwältigender Mehrheit eine Mannschaft angehimmelt haben, die schönen Fußball spielte, hat es zuletzt vor drei Jahrzehnten bei Borussia Mönchengladbach gegeben.“ (Volltext)
Thomas Kilchenstein (FR 06.05.02) äußert sich ähnlich:
„Viermal in fünf Jahren Zweiter zu werden, ist keine ganz schlechte Leistung; dazu hat sich der einstige Pillendreher-Klub in die Herzen des Publikums gespielt und sich Respekt und Anerkennung gerade auf Europas Fußball-Feldern verdient. Bayer Leverkusen, und das ist vielleicht die größte Leistung des Duos Toppi und Calli, kommt sympathisch rüber, fast menschlich. Dazu passen die Tränen am Schluss und auch die gewisse Tragik, wie diese Mannschaft gescheitert ist: Die Saison dauerte für Leverkusen zwei Wochen zu lang. Am Ende ging die Elf nicht nur auf dem Zahnfleisch, sondern mehr noch die Luft aus: Die hohe Belastung und die dünne Personaldecke.“
Michael Horeni (FAZ 06.05.02) über den Sympathieträger Bayer:
„Die wieder einmal nur mit Traurigkeit entlohnten Romantiker des Fußballs sind diesmal von Schalke nach Leverkusen umgezogen. Denn ein zweiter, inoffizieller Titel wurde nach diesem Dreikampf-Finale wie im Vorjahr gleich mitgeliefert: Bayer kann sich als neuer Herz-Schmerz-Meister des schönen Fußballs geehrt fühlen; wobei Trainer Klaus Toppmöller und Manager Reiner Calmund mit ihrer Volks- und Fußballnähe als lebender Gegenentwurf zur kühlen Dortmunder Aktien- und Finanzkultur aufzutreten verstehen. Diese menschlichen Figuren benötigt die Bundesliga, die von Kirchs Zusammenbruch und den empörten Diskussionen um die Millionengehälter in dieser Saison schwer getroffen wurde, dringend wie nie. Aber bei aller Sympathie wird sich Leverkusen fragen müssen, wie es möglich war, einen Vorsprung von fünf Punkten drei Spieltage vor Schluss noch zu verspielen.“ (Volltext)
Peter Hess (FAZ 06.05.02) über nahe und ferne Zukunft des Vereins:
„Die nächste Saison wird für Toppmöller nicht einfacher. Ballack wechselt zu den Bayern, Kirsten wird Teilzeitprofi, Zé Roberto und Lucio sind von prominenter und wirtschaftlich potenter Konkurrenz heftig umworben. Toppmöller gab zu, dass es schwer werden könnte, auf gleichem Niveau weiterzumachen. Aber so richtig bei der Sache war er nicht, als es um die Zukunft ging. Die Gegenwart fesselt Leverkusen so sehr, daß auch keine Gedanken an Abschied aufkamen. Dass Ballack sein letztes Heimspiel absolvierte, das war keine Geste und keine offizielle Erwähnung wert. Die Saison läuft noch. Die Tränen können noch getrocknet werden, aber es können auch noch ganze Sturzbäche hinzukommen.“ (Volltext)
Bernd Müllender (taz 06.05.02) war in der BayArena:
„Es ist schon herzlich ungerecht mit dem Fußball. Auch das schönste Leverkusener Plakat nutzte nichts, die innigste Variante, den Fluch mit eigenen Mitteln zu besiegen. Ganz schlicht stand da groß geschrieben: Überhaching.“ (Volltext)
Peter Hess (FAZ 06.05.02) über das ehemalige Image des besten Spielers der Saison:
„“Schönspieler“ war Ballack lange Zeit genannt worden. Eine Bezeichnung, die zweierlei Vorwürfe in sich trug: „schön, aber innefekiv“ und „schön zurückhaltend“ – wenn es um die unangenehmen Seiten des Fußballs geht, wie kämpfen, grätschen, verteidigen, Verantwortung übernehmen.“
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