Ballschrank
Bayern München vor dem „Endspiel’“ gegen RSC Anderlecht – „Leichtfuß“ Claudio Pizarro wieder in Form – Aruna Dindane und Ivica Mornar, die beiden Stürmer Anderlechts u.a.
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| Donnerstag, 25. März 2004
Heinz Wilhelm Bertram (TD 10.12.) prüft die Abteilung Einkauf der Bayern: „Es klemmt und knirscht im Getriebe, und das hat viel zu tun mit den teuren Neueinkäufen von Ballack, Deisler und Zé Roberto. Es erhärtet sich zunehmend der Eindruck, dass Michael Ballack, der die Rolle Stefan Effenbergs als Führungsperson übernehmen sollte, nicht nur mangels dominanter Persönlichkeit, sondern auch seines Fußballstils wegen nicht recht zum FC Bayern passen will. Der rationale Verwaltungsstil, den die meisten Kicker im Team verinnerlicht haben, passt nicht zu Ballacks flinkem, vorzugsweise direktem, an guten Tagen südländisch inspiriertem Kurzpassspiel, das er vor seinem Wechsel in der quirligen, spielfreudigen Leverkusener Mannschaft zeigen konnte. „Du kannst noch mehr“, sagt Uli Hoeneß immer wieder. Aber in dieser Elf? Ballack ist kein Mann des weiten, strategischen Passes, wie ihn Effenberg beherrschte. Wie auch auffällt, dass er immer wieder gegen schwächere Konkurrenten herausragt. Regelmäßig knickt Ballack, besonders in der Nationalmannschaft, gegen große Gegner ein. Nachdenklich macht, dass die Verantwortlichen des FC Bayern nach dem 1:1 in Bremen den reinen Zerstörer Ballack lobten. Wo sind die Ansprüche des Marktführers geblieben? Einer, der dem FC Bayern in Notlagen kaum helfen kann, ist Zé Roberto. Läuft das Spiel, so läuft auch der Brasilianer gerne; hakt es dagegen, so klappt auch bei ihm herzlich wenig. Der Ballzauberer – ein Schönwetterspieler? Ein Schicksal für sich ist das von Sebastian Deisler. Irgendwie wird der unter Depressionen leidende Mittelfeldspieler auch mehr und mehr zum Riesenproblem für den FC Bayern. Kommt Deisler überhaupt noch einmal zurück?“
Er nimmt’s zu leicht
Elisabeth Schlammerl (FAZ 10.12.) kümmert sich um Claudio Pizarro: „Pizarro weiß stets genau, wann es darauf ankommt. Er versteht es, im richtigen Moment Tempo und Engagement zu erhöhen. Am Anfang der Saison hatte dem Peruaner die Aussicht auf neue Konkurrenz Beine gemacht. Er stellte Giovane Elber, der sich seines Stammplatzes offenbar zu sicher gewesen war, in den Schatten. Pizarro schoß regelmäßig ein Tor. Bis Roy Makaay da war und Elber weg. Sein flotter Frühstart hatte Pizarro einen Stammplatz im Sturm gesichert. Pizarro brauchte also zunächst niemanden mehr zu fürchten, er war gesetzt neben Makaay. Ich bin ganz entspannt und sehr zufrieden beim FC Bayern, sagte er damals. Dieses Gefühl ist aber Gift für ihn. Der 25 Jahre alte Südamerikaner ruhte sich wieder einmal auf seinen Meriten aus und traf plötzlich nicht mehr. Zehn Wochen lagen zwischen Bundesligator Nummer vier und fünf. Er nimmt’s zu leicht, hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Franz Beckenbauer schon in Pizarros erstem Jahr moniert. Daran hat sich nicht viel geändert, höchstens, daß Pizarro noch sensibler geworden ist dafür, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um aktiv werden zu müssen. In diesem Herbst kam zu Pizarros leistungshemmender Selbstzufriedenheit, daß sich das Offensivspiel der Bayern ganz auf Makaay konzentrierte, weil der sehr schnell seinen gewohnten Rhythmus fand und verläßlich Tore erzielte. Pizarro war nur noch die Rolle des Zuspielers vorbehalten. Und plötzlich mußte er die auch noch abgeben an Roque Santa Cruz. Da wußte er, daß es Zeit für die nächste Attacke wurde. Erstaunlicherweise braucht Pizarro dafür kaum Anlauf, die Formkurve zeigt oft sehr schnell steil nach oben. Schon im zweiten Spiel nach seiner Rückkehr in die Stammelf war er wieder so gut wie im ersten Spiel der Saison. Beim 2:2 gegen Köln erzielte Pizarro beide Tore.“
Christian Eichler (FAZ 10.12.) warnt vor Aruna Dindane, Anderlechts Star: „Belgiens Fußball ist kontinentaler Höchstleistungen eher unverdächtig. In dieser Saison ist das anders. Der FC Brügge warf Borussia Dortmund aus der Champions League; der RSC Anderlecht kann das mit Bayern München nachmachen. Und ganz nebenbei hat der KSK Beveren auch noch einen Europarekord aufgestellt. Der Erstligaklub aus der Nähe Antwerpens trat mehrfach mit zehn Spielern derselben ausländischen Herkunft an. Er überbot damit die alte Bestmarke (sieben Holländer beim FC Barcelona 1999) ebenso locker wie den Bundesligarekord von Hansa Rostock (sechs Schweden im Februar 2003 gegen Nürnberg): Beveren stellte zehn Spieler von der Elfenbeinküste auf. Und wenn im Januar der ausgeliehene Lette Igor Stepanovs zu Arsenal London zurückkehrt, dürfte in der Rückrunde ein Rekord für die Ewigkeit fallen: die perfekte Fußballzahl elf. Denn auf der Bank sitzen noch mal vier Mann von der Elfenbeinküste. Dann könnte der beste Ivorer, wie der Duden die Bewohner des westafrikanischen Landes in Anlehnung ans französische Wort für Elfenbein nennt, Belgien schon wieder verlassen haben. Aber nicht Beveren, dessen französischer Talentelieferant Jean-Marc Guillou einst als Gründer einer Schule für Barfußkicker den Grundstein für den ivorischen Fußballboom legte; sondern Brüssel – und vielleicht wird er vorher auch in Bayern Spuren hinterlassen haben. Denn Aruna Dindane, der Torjäger des RSC Anderlecht, als Junge von Guillou entdeckt, ist von großen Klubs umworben. Da wäre ein K.-o.-Treffer gegen den deutschen Meister ein blendendes Verkaufsargument. Der 23 Jahre alte Afrikaner traf in beiden Spielen gegen Celtic Glasgow, wo er nun als möglicher Nachfolger des Schweden Henrik Larsson gehandelt wird. Im Heimspiel ließ er Robert Kovac so locker stehen, daß für Sturmpartner Ivica Mornar der Führungstreffer ein Kinderspiel war. Selbst Ottmar Hitzfeld schwärmte von der Aktion. Mornar, zuvor als Angreifer bei Eintracht Frankfurt nicht weiter aufgefallen, hat von dem kraftvollen, schnellen Dindane so sehr profitiert, daß er zum Torjäger geworden ist. Samstag traf der Kroate beim 1: 0-Sieg des überlegenen Tabellenführers beim Dritten RC Genk. Alex Ferguson, der Trainer von Manchester United, hat Dindane bereits beobachtet.“
Reif für die Bundesliga
Aus vergangenen Tagen kennt Thomas Kilchenstein (FR 10.12.) Ivica Mornar, den anderen Stürmer Anderlechts: „Wenn Ivica Mornar im Sommer nächsten Jahres den RSC Anderlecht verlassen sollte – er könnte, da sein Vierjahresvertrag bei den Belgiern Ende Juni ausläuft – wird sein Berater diesmal keine Video-Kassetten mehr verschicken müssen. Damals, als der drahtige Schlaks noch bei Hajduk Split stürmte, war diese moderne Art der Visitenkarte noch unerlässlich: Von einem Ivica Mornar hatte Mitte der 90er-Jahre kaum einer was gehört. Ivica wer? Auch Karl-Heinz Körbel kannte ihn nicht. Körbel, damals Cheftrainer, heute Chefscout bei Eintracht Frankfurt, sah aber das Video mit den Taten des Kroaten und war beeindruckt. Ein Bekannter des damaligen Präsidenten Matthias Ohms hatte eine Kassette aufgetrieben, man solle sich den Spieler mal angucken, er sei ein guter. So lief das damals in Frankfurt. Dazu wurde die Geschichte erzählt, dass Mornar in seinem ersten Profi-Spiel für Hajduk Split im Alter von 16 Jahren gleich zwei Tore erzielt hatte. Wieso geben die so einen Klassemann frei?, fragte sich Körbel dann nach dem Fernseh-Gucken und griff zu; für 250 000 Euro Leihgebühr wechselte der damals 21-Jährige 1995 nach Frankfurt. Es kam ein Spieler, hoch gewachsen und grimmig, den Körbel sofort Kampfmaschine nannte. Das hatte was mit dem Furcht einflößenden Aussehen des Kroaten zu tun, Glatze mit einem kleinen Haarkranz vorne am rasierten Schädel. Seinerzeit war das noch nicht Mode und Mornar einigermaßen auffällig. Mittlerweile hat Mornar den kleinen Haarkranz abrasiert. Es hat sich auch sonst eine ganze Menge getan. Mornar, was so viel heißt wie: Seemann, hat Karriere gemacht. Nicht bei Eintracht Frankfurt – für die spielte er nur eine Saison, er absolvierte 19 Spiele, schoss zwei Tore, sah einmal rot, ging mit der desolaten Truppe unter – und nicht in Spanien (FV Sevilla und CD Ourese), sondern in Belgien. Erst bei Standard Lüttich, dann seit 2000 beim RSC Anderlecht. Und Mornar, inzwischen mit belgischem Pass ausgestattet, hat sich, bald 30-jährig, zu einem richtig guten Stürmer entwickelt (…) Im Sommer will Ivica Mornar ganz gern den Verein wechseln. Panathinaikos Athen hat schon mal vorgefühlt. Die Bundesliga würde mich reizen, sagt Mornar. Zu kurz hat er damals, Mitte der 90er, nur gespielt, zu jung sei er damals gewesen, zu unerfahren. Jetzt sei er reif für die Bundesliga. Heute Abend steht der Mann auf dem Präsentierteller: Ein Tor gegen Oliver Kahn macht sich immer gut in den Bewerbungsunterlagen. Da braucht es keine Video-Kassette mehr.“
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