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Wundertüte VfB, Deislers Zukunft
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| Donnerstag, 25. März 2004Verbotene Fans wehren sich gegen die Diffamierungen seitens Sport-Bild und Bayern-Führung – erfreuliches Zwischenfazit über den Ligapokal – „Wundertüte“ VfB Stuttgart: niemand weiß, wohin der Weg der Überraschungself der letzten Saison führt – Erwin Staudt, ein neuer Mann an Stuttgarter Bord – skeptischer Betrachtung der Bochumer Saisonperspektiven– Deislers Zukunft unvorhersagbar u.v.m.
Vor keinem Mittel des Rufmords wird zurückgeschreckt
Die Schickeria München wehrt sich gegen Vorwürde seitens der Bayern-Führung. „Und täglich grüßt die Propagandamaschinerie von der Säbener Straße. Im Stile des irakischen Informationsministers Sahaf traten heute wiederum die Offiziellen der AG Bayern München vor die Presse. Die Behauptungen grotesk zu nennen, spottet diesem Wort! Manches davon war schon dermaßen wahnwitzig, daß es sich gar nicht lohnt darauf einzugehen. Ein bestimmtes Detail wollen und können wir aber nicht unkommentiert stehen lassen. Die erstarkende Ultrabewegung in München offenbart also angeblich ’stark rechtsradikale Tendenzen‘? Interessant! Komisch nur, daß uns als der Münchner Ultrabewegung dies noch gar nicht aufgefallen ist. Müssen anscheinend mehr über uns wissen als wir selber. Woher nur? Danach gefragt haben sie nie. Mit dieser infamen Lüge konfrontiert zu werden überrascht uns aber nicht weiter. Daß schon in der Vergangenheit mit immer größeren Kanonen auf den immer noch resistenten Spatzen Schickeria geschossen wurde, dürfte jedem aufgefallen sein. Auch hatten wir ja bereits angekündigt, daß wir damit rechnen, daß vor keinem Mittel des Rufmords zurückgeschreckt wird. Heute hat man uns den Gefallen getan, uns diesbezüglich in aller Öffentlichkeit zu bestätigen. Die finale Holzhammer-Methode: Nix hilft mehr – also ab in die rechte Ecke mit denen! Dumm nur, daß gerade diese Argumentation für jeden denkenden Menschen, der einmal mit uns gesprochen hat, besonders leicht als billige und geradezu peinliche Verleumdung zu enttarnen ist. Daß gerade die Schickeria München irgendwas mit rechtsradikalen Tendenzen zu tun haben soll, ist schon so daneben, daß es fast schon wieder amüsiert. Ein wenig mehr Intelligenz beim Erfinden von haltlosen Vorwürfen hätten wir den selbsternannten neuen deutschen ‚Wirtschaftskapitänen‘ schon zugetraut. Aber man läßt sich auch gern eines besseren belehren. Ihr macht es uns leicht. Danke!“
Wenn die Fans nicht zu kriminalisieren sind, dann wenigstens zu diffamieren
Oke Göttlich (taz 21.7.) resümiert die diesbezügliche Diskussion. „Die Empörung muss man nicht lange suchen. In allen Fanforen der norddeutschen Klubs wird nach den Ausschlüssen von Fangruppierungen beim Branchenführer FC Bayern München heftig diskutiert. Allseits gerne zitiert nimmt die Sportbild inzwischen seitenlange Beiträge im Internet ein. Schlagzeilen wie Fans bedrohen Bayern-Bosse oder Die ganze Wahrheit: Terror aus den Fanblocks beschleunigten wütende Proteste gegen die versuchte Diffamierungskampgane nur. Im verzerrten Blickwinkel der Öffentlichkeit wird die gerade bei jüngeren Fans beliebte Gruppierung der so genannten Ultras als gefährlich, maßlos und gar rechtsradikal dargestellt. Argumente, die als Vorwurf gestreut medial gerne ausgeweidet werden. Inzwischen rückt gar Bayern-Manager Uli Hoeneß wenigstens teilweise von seinen voreilig geäußerten Kollektivverurteilungen gegen die drei Fanklubs ab. Wir müssen wieder Luft rausnehmen aus dem Ballon, sonst kriegen wir das nicht mehr gesteuert. Ich glaube, dass viele unschuldig sind, sagt Hoeneß, der eine Woche zuvor noch mit Morddrohung, Rechtsradikalismus und Vandalismus versuchte, Stimmung gegen die bayrische Fankultur zu machen. Auch Dirk Mansen, Fanbeauftragter des HSV und Ligasprecher der Fanbeauftragten, appelliert an genaueres Augenmaß bei den Offiziellen, die häufig die Veränderungen und die Geflechte in den Fankurven nicht zu überblicken in der Lage sind. Man sollte bei Problemen zwischen Klub und Fans versuchen eine Lösung zu finden, die für beide Seiten gangbar ist – bis zu einem gewissen Punkt, meint Mansen (…) Wenn die Fans schon nicht zu kriminalisieren sind, dann wenigstens zu diffamieren. Damit versuchen die Klubs den starken Zuspruch der Fannetzwerke zu dämpfen – zum Schutz vor zuviel Einfluss der Basis.“
Wichtiger als die ersten grösseren Einnahmen sind die kleinen sportlichen Signale
Martin Hägele (NZZ24.7.) zieht ein erfreuliches Zwischenfazit des Ligapokals. „Es war mehr als nur ein kleines Amuse-Gueule. Die Fussball-Tournee durch die deutsche Provinz namens Ligacup hat den Appetit der Fans schon richtig angeregt. So langsam lernt das Team des Ligaverbandes DFL, wie man vernünftig Promotion macht, allmählich kapieren aber auch die Klubs, dass sie diesen Auftakt-Wettbewerb der Saison ernst nehmen müssen. Die ausverkauften Häuser in Wattenscheid, Dessau, Aalen und Jena gaben eine prächtige Kulisse ab für den Showdown zur 41.Bundesliga- Saison; und nicht nur den Zuschauern hat gefallen, dass das Betriebsklima noch nicht ganz so todernst war wie wohl bald wieder. Michael Ballack, der Stratege von Rekordmeister München, konnte jedenfalls schon kurz nach seinem Versagen beim Penaltyschiessen gegen den Hamburger SV wieder lachen. Auch das auf Pokale und Titel ambitionierte Management aus München sah nicht so aus, als wäre durch die Halbfinal- Niederlage gleich die erste grosse Kasse des Betriebsjahrs ausgefallen. An der Säbener Strasse kann man das verschmerzen. In Hamburg und Dortmund aber wird schon kalkuliert, dass Sieg oder Niederlage am Montag im Final auch den Unterschied zwischen 1.278.230 und 894.761 Euro ausmachen. Wichtiger als die ersten grösseren Einnahmen sind die kleinen sportlichen Signale, die von dieser Veranstaltung nun ausgehen. Der FC Bayern München hat nicht gleich von Anfang an die Konkurrenz dominiert oder gar gedemütigt, wie dies am Schluss des letzten Fussball-Jahres der Fall gewesen war. Auch wenn es sich nur um einen untergeordneten Wettbewerb handelte und ein Teil des Münchner Star-Ensembles noch geschont wurde: Der Hamburger SV hat demonstriert, dass auch die Herrschaften Kahn, Ballack und Elber ganz normale Athleten aus Fleisch und Blut sind, die man mit dem nötigen Engagement nicht nur ärgern, sondern auch besiegen kann.“
„Der VfB Stuttgart 2003/04 bleibt wohl eine Wundertüte“, schreibt Martin Hägele (SZ 23.7.) mit Blick auf Stuttgarter Saisonperspektiven. „Die neuen starken Männer des VfB Stuttgart saßen auf der Haupttribüne des Aalener Waldstadions, Dieter Hundt, der Aufsichtsrat, der im Zivilleben als Arbeitgeberpräsident fungiert, und Vorstandschef Erwin Staudt, der IBM-Boss. Vor allem Erwin Staudt, gerade ein paar Wochen die Nummer eins im Roten Haus von Cannstatt, war bester Laune: die ersten ernsthaften Vorführungen seines Teams dürften ihn sehr beruhigt haben. Am Freitagabend nämlich war ihm vor Schreck fast das Mobiltelefon aus der Hand gerutscht („das kann doch nicht wahr sein“), nachdem ihm der VfB-Pressesprecher ein 0:5 aus dem Testspiel gegen Sturm Graz gemeldet hatte. Mit der 0:1-Niederlage im Ligapokal gegen Borussia Dortmund lässt sich dagegen ganz gut leben; nicht nur Dortmunds Trainer Matthias Sammer fand den Ausgang der Geschichte „schon ein bisschen glücklich für uns“. An Mannschaften dieser Klasse wird das Stuttgarter Ensemble von nun an gemessen werden, das sich bald die Ehre in der Champions League gibt. Aber kann Felix Magaths Jung-Team, das ein Jahr lang auf der Sympathiewelle ganz oben schwamm, auch in höheren Sphären spielen – nachdem der Überraschungseffekt passé ist und die Fernsehreporter erst mal auf dem Platz nach jener Figur suchen, die in das Trikot von Krassimir Balakov passen könnte? Wer ersetzt den alten Regisseur? Horst Heldt vielleicht? Wahrscheinlich keiner. Eher sieht es so aus, als würde Magath das System der Mannschaft, das jahrelang auf den bulgarischen Spielmacher zugeschnitten war, umschreiben für mehrere Rollen. Eine Taktik, die den VfB dann weniger berechenbar und unabhängig von einer einzigen Leitfigur machen würde. Am generellen Kurs aber wird sich nichts ändern, trotz des schwäbischen Wunders mit dem zweiten Platz der Vorsaison und den paar Millionen aus dem Champions-League-Haushalt. Felix Magath setzt weiter auf Talente und Schnäppchen. Mit dem Stolz des Pädagogen hat der Teammanager des VfB auf das Durchschnittsalter seiner Leute hingewiesen, die „gegen eine so clevere Mannschaft wie Borussia Dortmund zahlreiche sehr gute Chancen herausgespielt haben“. 21,9, so hatte Magath ausgerechnet, das dürfte wohl die jüngste Bundesliga-Mannschaft sein. Aus seinen Worten war das Selbstbewusstsein eines Entdeckers herauszuhören.“
Mit Unterstützung der ersten Riege der baden-württembergischen Industriemanager
Tobias Schächter (taz 23.7.) teilt dazu mit. „Saisonziel im Jahr eins nach Balakow ist der erneute Einzug ins internationale Geschäft. VfB-Präsident Erwin Staudt (55), Vorsitzender des IBM-Aufsichtsrats, hat eine klare Zukunftsvision: Wir wollen den VfB nach einer Entschuldung langfristig unter den ersten fünf der Liga etablieren. Mit Unterstützung der ersten Riege der baden-württembergischen Industriemanager, die seit knapp einem Jahr unter Vorsitz von Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt den VfB-Aufsichtsrat schmücken, soll dies gelingen. Indes: auch dieses Gremium ist nicht allmächtig. Die Stadt schmetterte den Bau einer reinen Fußballarena ab. Auf Staudts skizziertem Weg warten außerdem viele Fallen, die ausgerechnet ihr eigener Erfolg den Schwaben vor die Füße legt. Verkraftet die Mannschaft die Doppelbelastung? Nimmt sie den Alltag der Bundesliga nach den Festtagen in der Champions League an? Können die Senkrechtstarter ihre überragenden Leistungen bestätigen? Bisher ging es zweieinhalb Jahre mit Magath nur bergauf. Wie steckt das Team Rückschläge weg? Können die Neuzugänge die Mannschaft voran bringen? Fragen, auf die Felix Magath Antworten finden muss. Einen grandiosen Absturz, wie Bayer Leverkusen ihn erlebte, glaubt Magath vermeiden zu können.“
Christoph Biermann (SZ 23.7.) blickt skeptisch in die nähere Bochumer Zukunft. „Früher eher hermetisch in der Außendarstellung, zeigt sich der Klub auch den Anhängern gegenüber transparenter. „Den Vertreter der Fan-Klubs haben wir die gleiche Präsentation geboten wie den Unternehmen“, sagt Meinhold, „sie merken, dass der Klub in eine neue Zukunft gehen möchte.“ Doch an anderer Stelle deuten sich zarte Haarrisse im Gebäude des neuen VfL Bochum an. Wenn man Neururer fragt nach der Aufbruchstimmung infolge der guten Vorsaison, der Erweiterung des Stadions und der Umstrukturierung des Vereins in ein Unternehmen, bestätigt er die zwar gerne, weist aber nachdrücklich darauf hin: „Ganz entscheidend ist, dass Werner Altegoer dem Verein weiter vorsteht, wie immer seine Position heißt.“ Die Verneigung vor dem traditionell mächtigen Mann und heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden klingt zugleich wie eine unverhohlene Distanzierung von Meinhold. Wie maßgeblich die Konflikte sind, wird sich zeigen, leisten wird sich der VfL Bochum sie nicht können. Gut hundert Tage nach Dienstantritt des Marketingspezialisten Meinhold ist zudem noch kein wirkliches Konzept erkennbar, wie sich der kleinste der drei Bundesligisten im Ruhrgebiet positionieren will. „Klein, fein, anfassbar und zu Überraschungen in der Lage“, improvisiert er ein Image, dem aber noch die Konturen fehlen und das nicht durchgehend vermittelt wird. Gute Nachrichten mag es am Ruhrstadion geben, derzeit aber kommen sie als Patchwork daher. Vielleicht ist das traditionell skeptische Publikum des VfL Bochum auch deshalb zögerlich. Knapp 6000 Jahreskarten sind bislang verkauft worden, weniger hat nur Hansa Rostock an den Mann gebracht.“
VfL Bochum vor der Saison Tsp
1860 München vor der Saison Tsp
Hannover 96 vor der Saison Tsp
SpOn-Interviewmit Volker Finke
Anekdoten, dem Tierreich entlehnt
Christoph Biermann (taz 24.7.) berichtet eine Plauderei mit Christian Hochstätter, Ex-Profi aus Mönchengladbach. „Ich habe ihm davon erzählt, wie der FC Wimbledon als Aufsteiger in England vor vielen Jahren zum ersten Mal beim FC Liverpool antreten musste. Damals hatte der Klub ein Team, das Crazy Gang genannt wurde, weil es so wild, unberechenbar und knüppelhart spielte. Obwohl ohne Tradition und große Gefolgschaft, wollten sie sich von niemandem beeindrucken lassen, auch vom großen FC Liverpool nicht. Als sie dort durch den Spielertunnel liefen, wo ein Schild über den Köpfen der Profis jeden Gast einschüchternd daran erinnerte, This is Anfield, spuckten sie im Vorbeigehen darauf – und gewannen das Spiel. Auch Hochstätter erzählt vom Weg zum Platz, allerdings im Stadion Santiago Bernabeu von Madrid. Borussia Mönchengladbach hatte 1985 in der dritten Runde des Uefa-Cups das Hinspiel gegen Real mit 5:1 gewonnen, Thomas Krisp dabei seinen Gegenspieler angespuckt, der hatte zurückgespuckt und war vom Platz gestellt worden. Provokateur Krisp jedoch nicht, und das sollten die Borussen im Rückspiel zu spüren bekommen. Als der Schiedsrichter pfiff, kamen die Borussen zuerst in den Spielertunnel des Bernabeu-Stadions, der durch einen Zaun in der Mitte geteilt ist. Dann sprang die Tür zur Kabine von Real Madrid auf, und unter großem Geschrei stürzten die Spieler an den Trennzaun, schrien und spuckten die Gladbacher an. Der kleine Stürmer Juanito deutete immer wieder auf Krisp und zog demonstrativ den Zeigefinger an seiner Kehle entlang. Erschrocken wichen die Gladbacher Profis an die Wand zurück. In diesem Moment hatten wir das Spiel verloren, sagt Hochstätter. 4:0 siegte Real und kam eine Runde weiter, aber wenn sie sechs Tore hätten schießen müssen, wäre ihnen das auch gelungen. Man muss nicht unbedingt Vergnügen an Anekdoten haben, die dem Tierreich entlehnt scheinen, wo Vögel rote Kehlsäcke vorzeigen oder Menschenaffen auf der Brust herumtrommeln, um Rivalen zu vertreiben. Aber wer weiß, wie es vor fast zwei Jahrzehnten ausgegangen wäre, hätten die Borussen zurückgespuckt.“
Bei keinem anderen Klub wird Fußball so schnell zur Nebensache
Elisabeth Schlammerl (FAZ 22.7.) sorgt sich um die sportliche Zukunft Deislers. „Deislers Rückzug begann, als er nach der mißratenen Europameisterschaft 2000 zum Retter des deutschen Fußballs stilisiert wurde. Es entwickelte sich eine wahre Hysterie um den juvenilen Spieler von Hertha BSC Berlin. Der Verein hat kaum gegengesteuert, vielleicht haben sie in Berlin den Rummel, den Starkult genossen. Irgendwann begann sich der eher schüchterne junge Mann aber zu wehren gegen das Image des Teenie-Idols, gegen die Basti fantasti-Schlagzeilen. Auf seiner Homepage verkündete Deisler, er könne es nicht mehr jedem recht machen. Sonst gehe ich mir selbst verloren. Der gebürtige Lörracher schottete sich fortan ab, mehr als nötig. Es sollte den öffentlichen Deisler nicht mehr geben. Mein Privatleben ist mein Privatleben, sagte er. Und dann unterschrieb er ausgerechnet beim FC Bayern einen Vertrag. Bei keinem anderen Klub wird Fußball so schnell zur Nebensache und gerät das Privatleben der Profis derart in den Fokus der Öffentlichkeit. Deisler hoffte, in dem Münchner Starensemble besser untertauchen zu können – und bekommt nun den Auftrag von seinem Arbeitgeber, wiederaufzutauchen. Er macht das nur widerwillig. Manchmal wirkt er sogar ein bißchen trotzig, wenn er zum Pressegespräch bestellt wird, was ohnehin selten vorkommt. Dies als Teil seines gutdotierten Jobs zu akzeptieren, fällt Deisler schwer. Es ist ein Lernprozeß, und der dauert vermutlich länger als die Heilung seines kaputten Knies.“
Auszüge aus einem BLZ-Interview mit Jens Todt, Ex-Profi:
Jens Todt, 33, wird ab 1. August neuer Chefscout bei Hertha BSC – am Mittwoch unterschrieb er einen Einjahresvertrag mit beidseitiger Option auf weitere zwei Jahre.
BLZ: Wie viele angehende Journalisten haben sich schon bei Ihnen bedankt?
JT: Bis jetzt noch keiner.
BLZ: Am 1. Oktober wollten Sie ein Zeitungs-Volontariat bei der Stuttgarter Zeitung beginnen, jetzt fangen Sie bei Hertha an und machen Platz für jemand anderen. Eine barmherzige Tat in Zeiten der Medienkrise.
JT: Genau! Weil die Krise gar so groß ist, biete ich meinen Job an! Nein, im Ernst: Ich bin ja froh, dass die Stuttgarter Zeitung so verständnisvoll reagiert hat. Mitte Juni hat mich Dieter Hoeneß kontaktiert, und im Urlaub habe ich über Herthas Angebot nachgedacht und mich schließlich entschieden. Ich habe dann bei der Stuttgarter Zeitung gleich die Karten auf den Tisch gelegt.
BLZ: Sie galten immer als ironiebegabter Denker, der das oberflächliche Geschäft in witzigen Kolumnen kommentierte. Es fällt schwer, sich Jens Todt auf zugigen Tribünen in Bulgarien vorzustellen.
JT: Ja, finden Sie? Mir fällt das gar nicht schwer. Ich sitze ja nicht nur im Zug oder im Flieger. Das ist ja auch eine strategische Sache, ich denke schon, dass mir das liegt.
BLZ: Was reizt Sie an der Aufgabe?
JT: Mich reizt zum Beispiel, dass ich die Scouting-Abteilung leiten werde, zusammen mit Sven Kretschmar. Wir haben ein regionales Scoutingsystem und ein Netz von Kontaktleuten im Ausland, und da machen wir jetzt erst mal eine Bestandsaufnahme, um mittelfristig dann neu zu strukturieren. Aber fragen Sie mich nicht, wie genau. Ich bin gerade mal einen Tag im Amt.
Gewinnspiel für Experten