Bundesliga
Eines der rührendsten Kapitel Bundesliga-Geschichte
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| Donnerstag, 25. März 2004Christoph Biermann (SZ 26.5.) freut sich mit Gladbach. „Eines der rührendsten Kapitel Bundesliga-Geschichte wurde in diesem bewegenden Moment geschrieben, denn noch nie in den vierzig Spielzeiten haben sich ein Trainer und sein Vorgänger gemeinsam vom Publikum feiern lassen. Es sprach für den Respekt von Ewald Lienen, dass er den in seiner ganzen Bulligkeit verlegenen Meyer die Hände in den Himmel werfen ließ und sagte: „Hans, das ist deine Mannschaft und dein Beifall.“ Die Rettung vor dem Abstieg wollte Lienen sich „nicht allein an die Fahne heften“, und entsprechend überschütteten die Fans abwechselnd ihn und Meyer mit ihren Liebesbekundungen. „Wir sind in gegenseitiger Achtung auseinander gegangen“, sagte Hans Meyer, und das passiert in der Bundesliga selten genug. Am 23. Spieltag war Meyer nach unappetitlichen Scharmützeln mit Teilen der Presse zurückgetreten und am Samstag zum ersten Mal ins Mönchengladbacher Stadion gekommen, den Jubelsturm von den Rängen konnte er nur als eine Genugtuung empfinden. Das furiose Happy End der Saison mit dem 4:1-Sieg über Werder Bremen und die emotionale Abschlussfeier knüpfte aber auch das Band zwischen dem Verein und seinen Fans noch fester, das dem Team in den schweren Wochen des Saisonfinales so sehr geholfen hatte. „So etwas habe ich noch nie erlebt, da wollte man gar nicht gehen“, sagte Ewald Lienen später ganz entrückt.“
Familiäre Atmosphäre
Hans-Joachim Leyenberg (FAZ 26.5.) auch. „Die Mannschaft hatte Ex-Trainer Meyer vom Platz auf der Tribüne hinunter zu sich geholt. Gerührt und zugleich ein wenig steif stand Meyer dann da, von Lienen zu einer gemeinsamen, ungelenk geratenen Ola-Welle angestiftet. Lienen, kontrolliert bis zur Selbstverleugnung, mied das Bier, das ihm Igor Demo partout über den Kopf gießen wollte. Und er bestand auf der Würdigung seines Vorgängers, der zweieinhalb Jahre die Geschicke der Borussia bestimmt hatte: Ich kann mir nur elf Spiele an die Fahne heften. Dieser Schulterschluß hatte etwas. Lienen beschwor den Geist von Helmut Grashoff, dem einstigen Manager der Borussia, der der erste seiner Zunft in der Bundesliga war. Lienen schwärmte von der familiären Atmosphäre, von der Harmonie, von der Freude, hier arbeiten zu dürfen. Und ihm wurde wehmütig ums Herz beim Gedanken, hier einmal ausziehen zu müssen, wenn das neue Stadion vor den Toren der Stadt fertig ist und das alte abgerissen wird.“