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„Ich bin der Chef von niemandem und niemand ist mein Chef“

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für „Ich bin der Chef von niemandem und niemand ist mein Chef“

Sehr lesenswert! vor dem Spiel gegen Real Madrid sei bei Bayern München „die Furcht größer als die Vorfreude“ (Spiegel) – „Ich bin der Chef von niemandem, und niemand ist mein Chef“ (Bixente Lizarazu im Stern) – neuer Ärger für Borussia Dortmund: die Aktionäre wollen das Unternehmen prüfen – Wolfsburg: „Der Weg von der grauen Maus zum Spitzenklub kann so beschwerlich sein“ (FAZ) – Portrait Fredi Bobic u.v.m.

Die Furcht ist größer als die Vorfreude

Sehr lesenswert! Jörg Kramer (Spiegel 16.2.) befasst sich mit Bayern München: „Die Erinnerung an das erschütternde Pokal-Aus gegen Alemannia Aachen ist noch frisch, die SZ sieht den FC Bayern seit sechs Monaten in einer dramatischen Schaffenskrise. Und das dicke Ende kann noch kommen. Dem Kräftemessen mit dem Starensemble von Real Madrid in der Champions League nächste Woche, zunächst als Chance zur Rehabilitierung begrüßt, kraucht Deutschlands einstiger Vorzeigeclub beklommen entgegen: Die Furcht, als international wenig konkurrenzfähige Truppe enttarnt zu werden, ist deutlich größer als die Vorfreude. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge befand mit Blick auf den leichtfüßigen Rivalen Werder Bremen ungewohnt demütig: Erst mit einer gefestigten Elf sind wir überhaupt wieder ein Gegner für die da oben. Was ist los mit dem Rekordmeister? Die von Bild als FC Arrogant gescholtene Mannschaft verkrampft in Wahrheit im Zustand permanenter Überforderung. Die Angst vor eigenen Abwehrfehlern erstickt die Kreativität im Angriff, und so bewegt sich der FC Bammel seit zweieinhalb Jahren freudlos wie nach dem von Hitzfeld eingeführten Rotationsprinzip: Er dreht sich um sich selbst und kommt nicht vom Fleck. Einmal jährlich, wenn ein frühes Aus in der Champions League droht, schrammt der Trainer knapp an der Entlassung vorbei. Die Maßeinheit für die Zeitspanne zwischen zwei veritablen Bayern-Krisen nennen Spötter schon wahlweise einen Waldi, einen Kalle oder Udo. Denn zu den Riten jeder Münchner Fußball-Malaise gehört die Aufforderung des Moderators Waldemar (Waldi) Hartmann an einen geladenen Bayern-Profi im Blickpunkt Sport des Bayerischen Fernsehens, doch wieder einmal als geschlossene Mannschaft in einem Partykeller zunftgemäß Bier zu trinken wie einst zu Kapitän Klaus Augenthalers Zeiten. Als ebenso unverzichtbar gilt die wolkige Empfehlung Karl-Heinz (Kalle) Rummenigges an den Trainer, sich zu hinterfragen, ob er nicht an seiner Arbeit etwas ändern müsse. Und irgendwann im Verlauf der Misere klagt Altmeister Udo Lattek ähnlich unscharf, er vermisse, dass Hitzfeld mal richtig dazwischennagelt. Doch so einfach funktioniert Fußball im Jahre 2004 nicht. Hoeneß begann, die Geschäfte zu führen, als der Verein noch wie ein Familienunternehmen zu leiten war – mit zwölf Millionen Mark Umsatz, von denen rund 85 Prozent aus dem Eintrittskartenverkauf erlöst wurden. Heute verhandelt die FC Bayern München AG – 163 Millionen Euro Umsatz, davon etwa 18 Prozent Zuschauereinnahmen – als Gesellschafter einer Stadion GmbH mit Investmentmaklern und hat mit Blick auf die neue Allianz Arena schon Clubanteile für 75 Millionen Euro an den Partner Adidas verschachert. Derlei Abhängigkeiten sind dem konservativen Geschäftsmann Uli Hoeneß, der weder mit seiner Wurstfabrik noch bei privaten Immobiliendeals je Schulden gemacht hat, im Grunde suspekt. Noch immer ist sein Führungsmodell das einer autarken Fußballfirma, in der er keinem Rechenschaft schuldig wäre. Doch mit seiner alten Strategie – bei der Personalpolitik und der Mitarbeitermotivation wird stets der Umweg über die Medien gewählt – zerschlägt der Macher aus Ottobrunn manches Porzellan. Mit der öffentlichen Kritik an den Leistungen des sensiblen Brasilianers Zé Roberto habe sich der Club falsch verhalten, gibt Hoeneß im Rückblick zu – es waren halt die bekannten Reflexe. Aber die diplomatischen Fehltritte häufen sich. Im Herbst ließ sich der impulsive Manager zu einem ungeschliffenen Einwurf über das Umfeld des kranken Spielers Sebastian Deisler hinreißen. Hoeneß nahm ungeprüfte Informationen einer Boulevardzeitung zum Anlass für sein Versprechen, er werde bei dem seinerzeit wegen Depressionen in stationärer Behandlung befindlichen Profi die falschen Freunde notfalls aussortieren. Deisler verbat sich derlei übertriebene Fürsorge (Wer hat das Recht, mir nachzuspionieren?) und verlangte aus der Klinik eine Entschuldigung. Ähnlich taktlos klang zu Saisonbeginn die Bemerkung des passionierten Öffentlichkeitsarbeiters Hoeneß, es wäre eine Geisteskrankheit, den brasilianischen Stürmer Giovane Elber zu behalten. Den Gepflogenheiten moderner Fußballunternehmen entspricht das eher nicht. Ein bisschen anachronistisch erscheint heute auch die Angewohnheit, allen Widrigkeiten in jahrelang eingeübter Mir san mir-Attitüde zu begegnen. Dabei misst sich der FC Bayern inzwischen mit sportlich uneinholbaren Größen. Hoeneß‘ Behauptung vom letzten Frühjahr, die Münchner seien die Einzigen, vor denen Real Madrid wirklich Angst hat, wirkt angesichts der mühseligen internationalen Bayern-Auftritte im vergangenen Herbst ziemlich drollig (…) Als Vorgesetzter kann man sich eben nicht mehr alles erlauben. Auch, weil – wie Hoeneß erkannte – die Zeiten vorbei sind, dass Sponsoring Mäzenatentum war. Wenn nämlich jetzt etwa der Trainer den Spielern Werbeauftritte untersagt, scheitern solche disziplinarischen Maßnahmen spätestens dann, wenn durch Sondervereinbarungen Clubinteressen berührt sind. Dem Nationalspieler Ballack hat der FC Bayern beispielsweise für eine Garantiesumme in Millionenhöhe persönliche Werberechte abgekauft. Mit jedem Sponsorenvertrag für den Spieler – egal, ob vom Club oder vom eigenen Management akquiriert – sinkt gemäß dieser Abmachung der Betrag, den die Bayern zu zahlen haben. So kann der Spieler sicher sein, für private Werbeaktivitäten nicht gescholten zu werden, und der Club hat ein elementares Interesse (Hoeneß) daran, die Dotierung hoch zu halten. Als kürzlich die Falschmeldung verbreitet wurde, Ballack dürfe wegen erhöhter Harnsäurewerte kein Fleisch mehr essen, erwirkte nicht der Spieler, sondern der FC Bayern eine Richtigstellung derBild-Zeitung. Hoeneß sah sich als Sachwalter des Ballack-Sponsors McDonald’s. So schwindet der Einfluss des Trainers, der Neid der Mitspieler wächst. Und der Club verliert neben der Unabhängigkeit auch an Geltung. Als der Manager neulich den Premiere-Kommentator Marcel Reif wegen dessen vermeintlich unmanierlicher Spielanalyse boykottieren wollte, fand das die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung schlicht kleinkariert. Und als Hoeneß nach der armseligen Darbietung bei Celtic Glasgow (0:0) drohte, nun müsse sich die Konkurrenz warm anziehen, gab sich der Manager der Lächerlichkeit preis. Der Respekt vor der Bayern-Kompetenz in Fragen der TV-Vermarktung hat ebenfalls gelitten. Seit bekannt wurde, dass sich der Club seine Haltung zum Rechteverkauf der Bundesliga durch einen Sondervertrag mit Kirch vergüten ließ, steckt er national in einer Glaubwürdigkeitskrise. Und wenn Vorstandsboss Rummenigge namens der europäischen Großclub-Vereinigung G 14 seine Forderungen formuliert, so bleiben sie bislang folgenlos.“

Ich bin der Chef von niemandem, und niemand ist mein Chef

Der Stern protokolliert ein Interview mit Bixente Lizarazu (Bayern München): „Fußball-Star Bixente Lizarazu lehnt es ab, mehr Verantwortung in seiner Mannschaft, dem FC Bayern München, zu übernehmen. Er sehe nicht ein, warum er diesem Wunsch, den auch Franz Beckenbauer geäußert hat, nachkommen solle, sagte der französische Nationalspieler in einem Interview mit dem stern. Er hält dies für eine typisch deutsche Diskussion. Eine Mannschaft bestehe aus elf Spielern, elf Charakteren. Mir geht nicht in den Kopf, warum man einen hervorheben soll. Das Chefgequatsche, das sich bei den Bayern vor allem um Michael Ballack dreht, ist Lizarazu suspekt. Ich bin der Chef von niemandem, und niemand ist mein Chef. Auch Zinédine Zidane sei in der französischen Nationalelf nicht sein Chef. In Frankreich spreche man nie von einem Führungsspieler, sondern immer von cadres, von mehreren leitenden Spielern. Wir denken mehr im Kollektiv, die Deutschen setzen mehr auf den Einzelnen. So werde in Deutschland auch besonders das Zweikampfverhalten der Spieler hervorgehoben, das in Einzelstatistiken eine wichtige Rolle spiele. Wenn aber einer Wege für seine Kollegen läuft, taucht das in den Zahlen nicht auf. Diese Denkweise prägt das Verhalten auf dem Platz dabei entscheidet oft das Spiel ohne Ball ein Match.“

Freddie Röckenhaus (SZ 19.2.) recherchiert den jüngsten Ärger für Borussia Dortmund: „Ihren Galgenhumor lassen sich die BVB-Fans nicht nehmen. „Michael Meier als Manager zu Toll Collect“, geistert als jüngste Scherzschlagzeile durch die Internet-Foren der leidgeprüften Gemeinde von Borussia Dortmund. Die wahren Nachrichten aus dem Dortmunder Schuldenhaus sind viel trister. Während BVB-Chef Gerd Niebaum nicht müde wird, die katastrophale Finanzlage zu beschönigen, in die er seinen Klubs manövriert hat, ist aus der Zentrale der Hochtief AG in Essen durchgesickert, dass Borussia Dortmund bei dem größten deutschen Bauunternehmen mit bisher unbekannten sage und schreibe 17 Millionen Euro in der Kreide steht. Hochtief hatte im vergangenen September als Generalunternehmer den Ausbau der vier Ecken des Westfalenstadions vollendet. Zum Jahresende 2003 wurde die Restzahlung aus der insgesamt 32,288 Millionen Euro teuren jüngsten Ausbaustufe der Fußball-Oper fällig. Weil Dortmund nicht zahlen konnte, haben der BVB und die Hochtief AG, die unter anderem derzeit Stadionprojekte in Mönchengladbach und Essen baut, eine „Stundungsvereinbarung“ abgeschlossen. Der BVB darf die 17 Millionen Baukosten abstottern – gegen satte Verzinsung. Finanzexperten sagen: Das Absurde an dem bisher streng geheim gehaltenen Vorgang ist, dass der Verein das Stadion vor über einem Jahr bereits aus Liquiditätsnöten an eine Fondsgesellschaft der Commerzbank (Commerzleasing) verkauft hat. Trotzdem muss er nun separat die Baukosten für ein Stadion zahlen, das ihm schon nicht mehr gehört. Stefan ten Doornkaat, Rechtsanwalt aus Düsseldorf und Bevollmächtigter der „Schutzgemeinschaft der Kleinanleger“ (SDK), sind nicht nur diese, sondern auch andere waghalsige Praktiken des Managements schon länger ein Dorn im Auge. Ten Doornkaat will eine so genannte „Sonderprüfung“ der BVB-Bilanzen durchsetzen. Eine Sonderprüfung hat für börsennotierte Unternehmen gemeinhin einen noch größeren Schrecken als der Besuch des Steuerprüfers vom Finanzamt. Denn bei Sonderprüfungen wird zumindest von einem Anfangsverdacht auf Unregelmäßigkeiten (Paragraf 315 Aktiengesetz) ausgegangen. „Bei Borussia Dortmund gibt es eine kreative Buchführung“, wettert der Sprecher der Kleinaktionäre, „wie es bei wenigen Unternehmen vorkommt.“ Derzeit ist ten Doornkaat dabei, einen Großaktionär des BVB mit ins Boot zu holen, um seine Forderung nach Sonderprüfung der „Kommanditgesellschaft auf Aktien“ so bald wie möglich durchzusetzen. Er fordert unter anderem Aufklärung für die Bilanzkosmetik der letzten Jahre: So wurden beispielsweise gut 20 Millionen Euro aus dem mit Nike ab Sommer 2004 geltenden 38-Millionen-Ausrüstervertrag bereits in die Bilanz 2002/2003 eingestellt. Offenbar, um Anlegern und Anhängern den Eindruck von profitablen Geschäften zu vermitteln, wo eigentlich ein satter Verlust erwirtschaftet wurde (…) Die Fanklub-Seite „die-kirsche.com“ zeichnet bereits auf, dass die Borussia „seit Jahren über ihre Verhältnisse“ gewirtschaftet habe. Selbst mit ständiger Bilanzschönung durch außerordentliche Erträge wie Stadionverkauf oder den anrüchigen angeblichen Verkauf (und späteren Rückkauf) von Evanilson an den AC Parma, sei das nicht zu übertünchen. „Das Kartenhaus bricht in sich zusammen“, bilanziert die Fanseite. Offenbar haben die Beschwichtigungen und Dementis der Klubführung die bitteren Fakten nicht ausräumen können. Immerhin: Nach zwei Auswärtssiegen hat der Dortmunder Anhang wenigstens wieder Freude an den Zahlen in der Tabelle – wenn alles andere ihnen schon die Laune verdirbt.“

Der Weg von der grauen Maus zum Spitzenklub kann so beschwerlich sein

Frank Heike (FAZ 19.2.) schildert die Lage in Wolfsburg: „In Wolfsburg ist man aufgeschreckt – Mittelmaß, damit wollte die VfL Wolfsburg Fußball GmbH, ein neunzigprozentiges Tochterunternehmen der Volkswagen AG, gar nichts mehr zu tun haben. Verstärkung gibt es nur für die Führung, nicht aber für die Mannschaft: nach übereinstimmenden Presseberichten soll ein vierter Geschäftsführer installiert werden. Bernd Sudholt aus dem Betriebsrat von VW könnte die Felder Nachwuchs und Amateure übernehmen und Pander entlasten. Pikant ist, daß gerade Sudholt, der auch im Aufsichtsrat der GmbH sitzt, vor zehn Tagen nach dem 2:4 gegen Borussia Dortmund Mannschaft, Trainer und Manager kritisierte. Und das noch einen Tag nach dem Spiel. Also durchaus gezielt. Darüber haben in der GmbH alle gestöhnt: die Unruhe aus den eigenen Reihen kam zur Unzeit. In dieser Woche nun soll Ruhe erste Bürgerpflicht sein. Aus dem Aufsichtsrat hat sich keiner zu Wort gemeldet. Wir wollen keine öffentlichen Diskussionen, wir wollen der Mannschaft kein Alibi bieten, sagt Pander, das soll aber nicht mit Sorglosigkeit verwechselt werden. Intern hat Pander sehr wohl Gespräche mit Röber geführt und den öffentlichen Druck an den Trainer weitergegeben (…) Die Wolfsburger müssen noch lernen, mit dem Druck ihrer hohen Ziele fertig zu werden: Seit die Verantwortlichen beim VfL im Sommer 2003 von der Champions League 2007 sprachen, springt ihnen diese Aussage immer wieder wie der Teufel aus der Schachtel entgegen. Der Druck scheint sie und die Mannschaft eher zu lähmen als zu beflügeln. In den betulichen, alten Zeiten im Stadion am Elsterweg wäre der derzeitige Rang neun viel weniger bedrohlich gewesen. Der Weg von der grauen Maus zum Spitzenklub kann so beschwerlich sein.“

Peter Heß (FAZ 19.2.) porträtiert Fredi Bobic: “Kaum jemandes Karriere verlief in solchen Zickzackbewegungen. Als Mitglied des Stuttgarter Dreiecks mit Elber und Balakow verehrt, als versagender Millionen-Einkauf in Dortmund beschimpft, als Retter in Hannover gefeiert, als Synonym für Torlosigkeit in Berlin fast schon geschaßt. Da bringt ihn die Diskussion über die Qualität der Abteilung Attacke in der Nationalmannschaft überhaupt nicht aus der Ruhe. Ich kann aber junge Spieler verstehen, die völlig aus dem Gleichgewicht geraten, wenn sie Schlechtes über sich in der Zeitung lesen. Bei mir war es auch mal so, sagt der Stürmer. Das war zu seinen Dortmunder Zeiten: Da habe ich fast täglich lesen müssen, was ich alles falsch mache, ich habe mich fast geschämt, auf die Straße zu gehen. Sein Wechsel nach England zu Bolton war fast so etwas wie eine Flucht. Dort war ich unbeobachtet. Dort habe ich den Kopf frei bekommen. Und zurück zum Glauben an sich selbst gefunden. Stürmer sind die Spieler, die am meisten von ihren Nebenleuten abhängig sind. Sie sind selten so gut und nie so schlecht, wie sie gemacht werden. Habe man unberechenbare Mitspieler, stehe ein Stürmer oft auf verlorenem Posten. Am besten ist, wenn ich schon am Bewegungsablauf erkennen kann, ob der Außen die Flanke auf den kurzen oder langen Pfosten schlägt. Dann kann ich schneller reagieren als der Verteidiger und habe größere Chancen. Auf Zuruf, so Bobic, klappe fast gar nichts, der Feind hört mit. Am meisten läuft über Augenkontakt. Mit Balakow war das genial. Der wußte vorher schon , wo Elber und ich hinlaufen würden. Solch blindes Verständnis sei eine höchst seltene Freude.“

Wahnwitzige Ausgabenpolitik

Roland Zorn (FAZ 18.2.) kritisiert die Lohnpolitik der Bundesligavereine: „Vor radikalen Gehaltskürzungen wird gewarnt – aber nur von der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV), und die ist dazu da, die Interessen der Profis zu vertreten. Diese Profis aber haben sich in den vergangenen Jahren des besinnungslosen Glaubens an das ewige Wachstum im Bundesliga-Fußball landläufig gesprochen dumm und dusselig verdient. Wenn heute ein konzerngestützter Klub wie Bayer Leverkusen ankündigt, die Personalkosten auf der Basis der Saison 2001/02 bis 2006 zu halbieren, so verrät das zunächst nur, daß auch dort viel zu lange viel zuviel gezahlt worden ist. Die jetzige Situation allein auf den Crash der Kirch-Gruppe und die drastisch reduzierten Einnahmen aus den Fernsehhonoraren zu schieben, hieße, aus leichtsinnigen Wohltätern bedauernswerte Opfer zu machen. Niemand hat die Klubs gezwungen, schon Talente mit siebenstellig dotierten Verträgen auszustatten. Mit ihrer angeblich am Markt orientierten, in Wirklichkeit oft wahnwitzigen Ausgabenpolitik haben inzwischen – bis auf wenige Ausnahmen – fast alle Vereine Schiffbruch erlitten. Jetzt wird zurückgerudert, und das nicht nur in Dortmund. Die Borussia stand wegen ihrer spendablen Ausgabenpolitik wochenlang am Pranger, doch die Konkurrenz aus München, Leverkusen und Schalke hielt sich mit hämischen oder selbstgerechten Kommentaren zurück. Aus gutem Grund. Nicht nur beim BVB herrscht akuter Sparzwang, überall in der Liga der Verschwender dämmert die Erkenntnis, daß die Zeit der verpraßten Gelegenheiten vorbei ist.“

Frank Hellmann (FR 19.2.): „Die Idee ist einmalig. Und typisch für einen wie Ailton. Wenn ich Deutscher Meister werde, kündigt der Brasilianer nun an, werden Rosalie und ich auf dem Spielfeld heiraten. Und alle Fans sind eingeladen. Beim SV Werder Bremen haben sie gelassen reagiert. Eine werbeträchtige Aussage, Ailton-like und daher erst einmal nicht allzu ernst zu nehmen. Dafür haben wir schon zu viel mit ihm erlebt, sagt Vorstandsboss Jürgen L. Born.“

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