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Die perfekte Verschmelzung von Popstar und Athlet
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| Donnerstag, 25. März 2004Themen: FC Bayern verbietet drei Fanklubs, die mit Unverständnis, Enttäuschung und Empörung reagieren – FC Bayern rettet ostdeutsche Amateurvereine; versucht es zumindest – FC Bayern hat eine neue Finanzpolitik – die problematische Rückkehr Jan Simaks nach Hannover – Aufwertung des UI-Cups – Wolfgang Rolff trainiert arbeitslose Profis – David Beckham, die „perfekte Verschmelzung von Popstar, Athlet und Menschendarsteller“ (FAZ)
Markus Schäflein (FR 9.7.) berichtet das strenge Vorgehen der Vereinsführung Bayern Münchens gegenüber den in Misskredit geratenen Fanklubs „Club Nr. 12“, „Red Sharks“ und „Schickeria München“ (Ultras). „Der FC Bayern suchte Ruhe in seinem Umfeld, hat aber vorerst das Gegenteil erreicht. In einer Pressemitteilung mit dem Titel FC Bayern schließt gewaltbereite Fanclubs aus hatte der Verein bekannt gegeben, dass einige hundert Anhänger keine Dauerkarte mehr erhalten hätten. Ihre Fanclubs wurden von der Fanclub-Liste gestrichen. Als Gründe wurde vereinsschädigendes Verhalten, mehrfache Sachbeschädigungen unter anderem gegen den eigenen Mannschaftsbus, massive Drohungen gegen andere Fanclubs und Verantwortliche des FC Bayern genannt. Das ist hanebüchen, völlig falsch, sagt Felix Redetzki, der Vorsitzende der Red Sharks. Unter den ausgeschlossenen Fans befinden sich auch eine 60 Jahre alte Frau und ein Anhänger, der im vergangenen Jahr bei keinem Spiel des FC Bayern anwesend war. Wir können nicht jedem einzeln hinterher rennen, sagt FCB-Pressesprecher Markus Hörwick. Jeder Fanclub hat Verantwortliche, und wenn Mitglieder auffallen, muss man sich von ihnen distanzieren. Dies sei bei den betroffenen Fanklubs nicht geschehen, obwohl der Verein immer wieder das Gespräch gesucht habe. Uli Hoeneß hat dabei mehr als Engelsgeduld bewiesen, sagt Hörwick. Redetzki entgegnet: Mit den Red Sharks hatte niemand vom FC Bayern gesprochen. Warum auch, es war nichts vorgefallen. Das Vorgehen des FC Bayern sorgt für Aufregung in der Öffentlichkeit. Auf der Homepage des Bayerischen Rundfunks fand eine Umfrage statt, ob die Maßnahmen sinnvoll seien. 88 Prozent hatten am Montag mit Nein gestimmt. Und im Internet ergriffen nun zahlreiche Bayern-Fans Partei für die Mitglieder des Club Nr. 12, der Red Sharks und der Schickeria. Kein Fan nimmt gegen uns Stellung. Das weist doch schon darauf hin, dass der Vorwurf, wir hätten andere bedroht, nicht zutrifft. Ich weiß nicht, was damit gemeint ist, sagt Gregor Weinreich vom Club Nr. 12 (…) Die Fans bleiben bei ihrem Vorwurf, dass sie aufgrund vereinskritischer Äußerungen abgestraft worden seien. Der Club Nr. 12 hatte versucht, den Rang einer inoffiziellen Dachorganisation der Fanclubs zu erreichen, knapp hundert Vorsitzende anderer Gruppierungen sind laut Weinreich dort Mitglied. Der Club Nr. 12 hatte sich unter anderem für fanfreundliche Anstoßzeiten eingesetzt, sich in die Stadiondebatte eingemischt und ein 20 Seiten starkes Papier zur Vergabe von Auswärtskarten erarbeitet. Die Red Sharks hatten zum Beispiel gegen ein farblich auf den Sponsor abgestimmtes Trikot protestiert. Hörwick bestreitet, dass diese Aktionen ein Grund für den Ausschluss gewesen seien. Wir haben das immer als Diskussionsbeitrag gesehen, sagt er.
Es stimmt uns traurig und beschämt uns, wie ihr mit uns umgeht!
Die Red Sharks erklären auf ihrer Homepage. „Den Angestellten des Vereins sei gesagt: Wie könnt ihr euch es erlauben, über uns zu urteilen? Ihr kennt uns nicht, und ihr wisst nicht was wir in den letzten 5 Jahren für den FC Bayern geopfert haben! Oder kennt ihr die Gefühle, die einem manchmal auf der Heimfahrt von einem Auswärtsspiel durch den Kopf gehen, wenn ihr schon in München gelandet seid und in eurem Bett liegt? Wenn du noch 600 km fahren musst, und schon 30 Stunden wach bist? Wenn du Hunger hast, und das Geld aber nur noch zum Tanken reicht? Wenn du wieder deinen Freunden absagst, da du erst um 4 Uhr nachts wieder in München bist? Wenn die Eltern oder Verwandten Geburtstag haben, und der FC Bayern spielt? Und du wieder einmal nicht zu Hause bist. Was hat euch an uns gestört? Ist es unser Fehler, daß wir keine Fanartikel kaufen? Warum sollten wir? Wir tragen die Farben doch im Herzen und verwenden unser Geld lieber dafür, alle Spiele zu sehen! Ist es unser Fehler, daß wir nie bei euch vorstellig geworden sind? Daß wir in all den Jahren keine einzige Forderung an den Verein gestellt haben? Wir wollten keinen Spieler auf unserer Weihnachtsfeier, keine Autogrammkarten, keine Geschenke! Nichts! Ist es unser Fehler, daß wir in unserem öffentlichen Gästebuch anonyme Einträge gegen unseren Verein nicht rechtzeitig gelöscht haben? Weil wir sie für das Werk feiger dummer Menschen halten, die es nicht einmal wert sind beachtet zu werden! Glaubt ihr ernsthaft wir würden selber so etwas über unseren Verein schreiben oder gar gut heißen? Warum wollt /wolltet ihr nicht wenigstens mit uns sprechen? Warum behauptet ihr, mit uns geredet zu haben? Es stimmt uns traurig und beschämt uns, wie ihr mit uns umgeht!“
Presseerklärung desClub Nr. 12
PresseerklärungSchickeria München
Magenta, so weit das Auge reicht
Elisabeth Schlammerl (FAZ 9.7.) besuchte den FC Bayern im Trainingslager. „Magenta, so weit das Auge reicht. Die Sonnenschirme im Garten sind in dieser Farbe, die Werbetafeln natürlich auch. Es gibt kaum eine Ecke im Mannschaftshotel des FC Bayern München, die magentafrei ist. Ebensowenig das ein paar Kilometer entfernte Trainingsgelände. Sogar das Wasser des Springbrunnens vor dem Hotel leuchtet zart in der Farbe des Hauptsponsors. Nur an neue Tischdecken auf der Terrasse hat bei der Vorbereitung des Trainingslagers der Bayern in Leipzig niemand gedacht. Die sind grün geblieben. Seit einem Jahr ist die Deutsche Telekom überall da präsent, wo der deutsche Fußballrekordmeister sich gerade aufhält. Und dennoch beginnt sich das Auftreten des Bonner Telekommunikationsunternehmens ein klein wenig zu ändern. Man habe bei Telekom erkannt, sagt Bayern-Manager Uli Hoeneß, daß ein bißchen weniger ein bißchen mehr ist. Zu Beginn des Engagements von Telekom beim FC Bayern empfanden viele die Präsentation als zu großspurig, zu penetrant. Manchmal hatte man das Gefühl, aus dem FC Bayern sei Telekom Bayern geworden. Der Übergang, sagt Hoeneß, mußte dominant sein, der Wandel aggressiv herbeigeführt werden. Aber der sei nun erfolgreich vollzogen. Womöglich wird das Unternehmen demnächst nicht nur mit dem erfolgreichsten deutschen Fußballklub identifiziert, sondern auch mit der gesamten Bundesliga. Es wird voraussichtlich Gespräche mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) über eine Zusammenarbeit geben.“
Ob das Manöver für einen kleinen Friedenspreis reicht?
Philipp Selldorf (SZ 8.7.) referiert eine missratene Marketing-Idee von Hoeneß Co.. „Fußball in Leipzig ist eine schwierige Sache, und manchmal sogar eine schmierige. Bei einem der letzten Treffen des FC Sachsen Leipzig und des VfB Leipzig in der Oberliga Nordost sorgten die Fans des Gastgeberklubs für einen klebrigen Empfang, indem sie den Block für die Gästeanhänger in der Nacht vor dem Spiel mit Schmierfett einrieben und in ihrer Fürsorge selbst das Toilettenhäuschen nicht vergaßen. Leider aber trägt die erbitterte Rivalität dieser Vereine, deren Herkunft in den zurückliegenden Planspielen der DDR-Sportpolitik liegt – als die beiden Klubs noch Chemie bzw. Lokomotive hießen, – nur selten solcherart komödiantische Züge. Meistens ist die Sache ernst, wie in der vergangenen Saison, in der das erste Punktmatch wegen Raketenregens für eine halbe Stunde unterbrochen werden musste. Und wie heikel der Fall ist, das hat der FC Bayern erlebt, als er während der Vorbereitung auf sein am Sonntag aufgenommenes Trainingslager in Leipzig von beiden Klubs um ein Freundschaftsspiel gebeten wurde. Weil zwei Spiele eines zu viel gewesen wären, die Absage an einen der beiden Rivalen aber einen unkalkulierbaren Affront bedeutet hätte, entschieden die Münchner nach Art des Königs Salomon. Beide Sippen sollten zu ihrem Spiel kommen – und zwar durch Zwangsheirat ihrer Teams, die dann vereint gegen den FC Bayern antreten sollten. Am Donnerstag, 18.30 Uhr, ist Anpfiff im Alfred- Kunze-Sportpark, das DSF überträgt live. Das glauben zumindest, recht unbefangen, die Bayern, die nach den Worten von Pressechef Markus Hörwick „ein bisschen stolz sind, dass wir die Parteien zusammenbringen“. Ob das Manöver für einen kleinen Friedenspreis reicht? Die Beteiligten sind nicht so überzeugt. Die Polizei stellt bereits ein starkes Aufgebot zusammen, vorsorglich werden zusätzliche Fluchtwege geschaffen und diplomatische Auswege gesucht, um einen Zusammenstoß der feindlichen Brüder zu vermeiden: Nachdem aus Fan-Kreisen allerlei ungute Aufrufe bekannt geworden waren, hat man entschieden, die Fusion der kritischen Massen durch Hinzunahme einiger Kicker von unterklassigen Vereinen wie TUS Leutzsch oder Kickers Markkleeberg zu entschärfen, weshalb das Ensemble nun als Leipziger Stadtauswahl fungiert. Der symbolische Einheitsakt, den Hörwick mit berechtigter Vorsicht als „Tropfen auf dem heißen Stein“ qualifizierte, ist nun zum Manifest des Leipziger Gegensatzes geraten: In der ersten Halbzeit tritt das Team des Regionalliga-Aufsteigers FC Sachsen an, in der zweiten Oberligist VfB, jeweils plus Gäste. Eine schöne Episode über die wunderbare Kraft des Fußballs.“
Christian Ewers (FAZ 8.7.) vermeldet die Rettung eines Amateurklubs durch den FC Bayern. “Selten wohl dürfte eine Unternehmenssanierung solch ein öffentliches Vergnügen gewesen sein wie die Rettung des VfB Chemnitz. Statt Insolvenzverwaltern mit Aktentasche unterm Arm waren auf dem Sportforum nur kickende Männer in kurzen roten Hosen zu sehen. Und die elektrisierten eine ganze Stadt. Bereits als feststand, daß der FC Bayern ein Testspiel gegen den VfB Chemnitz bestreiten wird, verbesserte sich die Verhandlungsposition des 102 Jahre alten Traditionsklubs wesentlich. Präsident Motzkus fädelte mit Geschick zahlreiche Kompensationsgeschäfte ein: Er bot Gläubigern an, im Rahmen des Spiels für ihre Firmen zu werben, um so eine Rückzahlung der Schulden in bar zu vermeiden. Diese Taktik ging auf. Nicht nur Unternehmer wollten beim Jahrhundertspiel (Motzkus) unbedingt präsent sein, auch früheren Spielern war der Gastauftritt des FC Bayern Geld wert. So erklärten sich zwei Spieler bereit, auf jeweils 2500 Euro ausstehenden Lohn zu verzichten, nur um für ein paar Minuten gemeinsam mit Giovane Elber, Claudio Pizarro und Michael Ballack auf dem Platz stehen zu dürfen. Die Idee, mit Hilfe des FC Bayern Gläubiger milde zu stimmen, stammte weder von einer findigen Marketingagentur noch von den Verantwortlichen des Klubs. Rick und Roy Furchner, zwei Nachwuchsspieler im Alter von elf und sieben Jahren, hatten im Winter letzten Jahres Briefkontakt mit Uli Hoeneß aufgenommen. Als Boten für ihre Bittschrift wählten sie Michael Ballack, der einst in der Jugendabteilung des VfB seine Karriere begonnen hatte. Ballack leitete das Kuvert mit wärmsten Empfehlungen weiter, und Hoeneß sagte nach einigem Zögern und Verhandlungen mit dem Hauptsponsor schließlich zu. Das auf den Ankündigungsplakaten als Wunder gefeierte Benefizspiel muß jedoch kein einmaliges Ereignis in Chemnitz bleiben. Falls wir wieder in Schwierigkeiten kommen sollten, rufen wir in England an, scherzte Präsident Motzkus. Manchester ist nämlich unsere Partnerstadt.“
Timm Schröder (FR 8.7.) erklärt die neue Finanzpolitik des FC Bayern. „Als am Wochenende bekannt wurde, dass der FC Bayern München eine strategische Partnerschaft mit der Hypo Vereinsbank eingegangen ist, brach in Deutschland ein neues Zeitalter der Fußballvermarktung an. Die Allianz zwischen Verein und Bank ist hier zu Lande ein echtes Novum. Bisher verkauften die Bundesligaclubs ihre Trikots und andere Devotionalien mit Vereinswappen und hatten einen Hauptsponsor, der auf ihren Trikots warb. Dazu kamen ein paar Partner, meist Sportartikelhersteller und Autofirmen, dazu die Bandenwerbung – fertig war das Marketing. Nun geht Branchenprimus Bayern München neue Wege, deren erstes Ergebnis FCB-Kreditkarten und -Sparbücher mit Sonderzins bei sportlichem Erfolg sein werden. Diese Art von Vermarktung mag für Deutschland ungewöhnlich sein – in England gehört sie längst zum Tagesgeschäft der Clubs. Bestes Beispiel für die Vermarktung des Produkts Fußballclub dürfte wohl Manchester United sein. Der Verein aus dem Nordosten Englands gilt als das reichste Fußballunternehmen der Welt, noch vor Real Madrid und Bayern München – der Wert des Klubs wurde im vergangenen Jahr auf rund 544 Millionen Euro taxiert. Was nicht weiter verwundert, denn Manchester hat nach eigenen Angaben 50 Millionen Fans auf der ganzen Welt – also 50 Millionen potenzielle Kunden. Im Vergleich dazu wirkt der FC Bayern fast wie ein Provinzverein: Marktforscher schätzen, dass die Marke FC Bayern rund zehn Millionen Anhänger hat. Manchester Uniteds Marketingmaschine läuft schon seit Jahren auf Hochtouren. Die jetzt vom FC Bayern vorgestellte Kooperation mit einer Bank ist für ManU schon ein alter Hut.“
Demut, von der man allerdings nicht weiß, ob sie PR-Einfall oder innere Überzeugung ist
Über die Rückkehr Jan Simaks nach Hannover heißt es bei Frank Heike (FAZ 9.7.). „Viele Eskapaden und unbestrittene sportliche Klasse hat Jan Simak schon in seinem ersten Hannoveraner Jahr gezeigt. In der Serie 2001/2002 brachte er 96 mit 18 Toren und unzähligen Vorlagen in die Bundesliga. Dann folgten zwölf Monate in Leverkusen, die man besser vergißt. Nun hat Hannover ihn zurückgeholt, ausgeliehen und schon nach vier Wochen des zweiten Jahres in Diensten der Niedersachsen weiß jeder, daß sich dieser Typ nicht geändert hat: Als sich am Sonntag alle Profis zum Fitneßtest und offiziellen Fototermin trafen, fehlte Simak. Er habe gesundheitliche Probleme, ließ er mitteilen. Die Therapie solle in der tschechischen Heimat beginnen. Simak hinterließ einen ratlosen Arbeitgeber. Der erste Ärger in der neuen, alten Heimat war da (…) In Hannover ist die Rolle des Stars nach dem Weggang von Fredi Bobic neu zu besetzen. Der in Hannover alleinherrschende Präsident Kind betrachtet Simak weiterhin als Star und glaubt, er habe sich in Leverkusen weiterentwickelt. Nolens volens hat sich auch Rangnick der Sprachregelung angepaßt. Doch das Wochenende hat den zur Begnadigung bereiten Trainer an den eigenen Worten zweifeln lassen. Er sagt: Jan wird nie ein Musterknabe sein. Simak läßt andere für sich kommunizieren, seine Berater von der Agentur Rogon nämlich. Viele werden meinen Schritt nicht verstehen, zu Hannover 96 zu wechseln, ist auf seiner Homepage zu lesen, wir sind nicht gerade im Frieden auseinandergegangen. Und ich habe sicherlich auch meine Fehler gemacht. Aber ich habe in Hannover meinen besten Fußball gespielt und will dieses Niveau nach der schlechtesten Saison meiner Karriere wieder erreichen. Nanu, plötzlich so kleinlaut? Neben einer ziemlichen Großspurigkeit ist das die andere Seite Simaks: eine manchmal ausgeprägte Demut (Andere sind Gott, ich bin nichts), von der man allerdings nicht weiß, ob sie PR-Einfall oder innere Überzeugung ist.“
Eine gewisse Bescheidenheit gewinnt an Konjunktur
Daniel Theweleit (FTD 9.7.) erkennt eine Aufwertung des UI-Cups. „Der Wettbewerb gilt als Cup der Verlierer, als sommerliches Nachsitzen für jene, die die direkte Qualifikation für den Uefa-Cup verpasst haben, als Schmach für die durstigen Fans, die nach dem langen Entzug zunächst einmal das zerfahrene Gekicke von kaum eingespielten Teams gegen nicht selten drittklassige Mannschaften vorgesetzt bekommen. Nun allerdings sind die Zeiten schlecht, eine gewisse Bescheidenheit gewinnt an Konjunktur, und viel mieser als das Gros der Spiele der abgelaufenen Bundesligasaison werden die Partien des Sommerfüllers kaum sein. Also verkündet Josef Schnusenberg, Finanzvorstand von Schalke 04, kühn: „Eigentlich ist das der beste Weg, um international Geld zu machen.“ Am vergangenen Samstag ist der VfL Wolfsburg beim bulgarischen Erstligisten Marek Dupniza als erste deutsche Mannschaft in den Uefa Intertoto Cup eingestiegen, der, wie der Name schon andeutet, eigentlich nur deshalb existiert, damit andere Geld machen – nämlich Europas Totogesellschaften. Werder Bremen und Schalke 04 folgen auf Grund besserer Platzierungen in der Uefa-Fünf-Jahres-Wertung eine Runde später. Und alle drei wollen hier das erreichen, was sie jedes Jahr als großes Ziel einer langen Bundesligasaison ausrufen: die Qualifikation für den Uefa-Pokal. Angesichts dieser vergleichsweise einfachen Möglichkeit drängt sich die Frage auf, ob das schlechte Image dieses Wettbewerbs nicht vielleicht auf einer maßlosen Arroganz der großen Fußballnationen fußt.“
Richard Leipold (FAZ 9.7.) referiert die Zögerlichkeiten arbeitsloser Profis, ihren Status offen zu kommunizieren. “Der Rahmen ist den Beteiligten vertraut. Am Spielfeldrand stehen so viele Fernsehkameras wie bei einem Bundesligaspiel, vielleicht sogar ein paar mehr. Mitten in der Sommerpause richten sich die Objektive nicht auf die Stars der kickenden Zunft, sondern auf jene, die unter der Rezession im Berufsfußball zu leiden haben. In der Sportschule Wedau trainiert eine Gruppe von Fußballspielern, die für die neue Saison noch keinen Arbeitsplatz gefunden haben. Sie nehmen an einem Projekt teil, das die Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV) für ihre Mitglieder eingerichtet hat. VdV-Geschäftsführer Jörg Albracht, der das Projekt leitet, fühlt sich an seine Zeit in Schalke erinnert. Als ich dort vor ein paar Jahren zweiter Torwart hinter Jens Lehmann war, kamen zur Saisoneröffnung weniger Fernsehteams. Ich bin geplättet. An diesem sonnigen Vormittag im Juli begrüßt Trainer Wolfgang Rolff zum ersten Mal seit dem Projektstart eine ganze Mannschaft; siebzehn Spieler sind gekommen, um sich gemeinsam fit zu machen für das nächste Stellenangebot, das sie sehnlichst erwarten. Die Teilnehmerzahl steigt allmählich. In den ersten Tagen hätten nur fünf bis neun Spieler mitgemacht, sagt Rolff, der sich unentgeltlich in den Dienst der VdV gestellt hat. Fachleute schätzen die Zahl arbeitsloser Fußballprofis in Deutschland auf mehr als zweihundert. Viele von ihnen scheuen offenbar die Öffentlichkeit. Manche Profis gehen mit ihrer Arbeitslosigkeit etwas schamhaft um, sagt Albrachts Geschäftsführerkollege Thomas Hüser. Es falle ihnen schwer, öffentlich preiszugeben, daß sie arbeitslos sind. In der aktuellen Ausgabe des VdV-Magazins Wir Profis verspricht die Spielergewerkschaft den Interessenten, Anmeldungen vertraulich zu behandeln. Unter der Überschrift Vereinslos? Wolfgang Rolff hält euch fit wird den Teilnehmern absolute Diskretion zugesichert. Inzwischen gehen Initiator Albracht und auch mancher Betroffene offensiver mit dem Phänomen Arbeitslosigkeit um, das Fußballprofis erst betrifft, seit die Klubs wegen sinkender Fernsehhonorare dazu übergehen, kickendes Personal abzubauen. Die Spieler, die in der Sportschule Wedau trainieren, sprechen offen über ihre Lage.“
Das Streiflicht (SZ 8.7.) dessen Frisur. „Wie bei allen Errungenschaften der Menschheit wohnt auch in der Haardeutungskunst, die Möglichkeit des Missbrauchs. Wer prominent ist und durch Kühnheit die Aufmerksamkeit der Mitmenschen erregen möchte, sollte wachsam sein. Die liebenswerte Offenheit gestylten Haupthaars könnte boshaft interpretiert werden. Das geschah jetzt Boris Becker im hinterhältigen England. Dort wird gern deutsche Kunstfertigkeit klein gemacht. Beckers wie von einem Michelangelo der Haarbildhauerkunst aus seinem Schopf herausgemeißelte Plastik, die allein Fitness, Frohsinn, Furiosität signalisieren wollte, wurde als „albernster Haarschnitt“ mit einem ersten Preis geschmäht. Mehr noch: Einem „Hamster nach einem Stromschlag“ sehe er gleich, höhnten die Briten. Ohne gleich unsere Rachlust an David Beckhams milde gesagt erstaunlichen Frisuren auszulassen, weisen wir nur auf ein Defizit im Haarausdrucksgewerbe hin: Haardeuter müssen her, die jeden Missbrauch so perfider Aufmerksamkeit im Keim ersticken. Die Zeiten harmloser Nasskämmer sind längst vorbei.“
Tsp (4.7.). „Mit Farbe pinseln die Zuschauer auf die Straße: „Vive la France“. Und: „Go, Armstrong, go“. Völlig normal … doch was ist das? „DÖNER KEBAB“, steht da plötzlich in fetten, weißen Buchstaben auf dem Asphalt. „NUR 1,99 MARK“. Irritationen, Kameraschwenk, dann kommen ein paar Fans von Hertha BSC ins Bild. Sie lachen.“
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