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Bayrische Tiekfühlkost, fußballästhetische Ambitionen
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| Donnerstag, 25. März 2004Bayrische Tiefkühlkost, fußballästhetische Ambitionen, Erfolgsdenken, Ehrfurcht: Bayern, Bayer und die Bundesliga
Welche Mannschaften finden sich nach dem 19. Spieltag der Fußball-Bundesliga in den Schlagzeilen der Qualitätspresse wieder? Erstens – beharrlich – der Tabellenführer aus München. Mit einem höhepunktlosen 0:0 auf der Bielefelder Alm sorgte er jedoch für „bayerische Tiefkühlkost“ (FAS). Die SZ hat in der „geölten und perfekt geschmiedeten Defensivmaschinerie“ die Stärke der seit sieben Spielen ohne Gegentor gebliebenen Mannschaft von der Säbener Straße ausgemacht. Die vor der Saison seitens der Bayern-Funktionäre (am Vorbild Bayer Leverkusen) orientierten geäußerten fußballästhetischen Ambitionen sind nicht erst jetzt restlos pragmatischem Erfolgsdenken geopfert worden. Ob die beiden Punktverluste allerdings noch einmal für Spannung im Titelrennen sorgen werden, scheint eher unwahrscheinlich, denn „die Ehrfurcht bleibt groß vor den Bayern, selbst wenn sie nur geringfügige Kunst bieten“ (SZ).
Zweitens erfreuen sich die Experten am „Zwischenhoch im tiefen Osten“ (FR). Das u.a. von Franz Beckenbauer totgesagte Team von Energie Cottbus greift wieder in den Abstiegskampf ein. „Schlechte Nachrichten für die Bundesligateams aus Kaiserslautern, Leverkusen, Mönchengladbach, Nürnberg, Wolfsburg, Bielefeld, Hannover und Rostock: Es ist wieder ein Abstiegsplatz mehr zu vergeben“, kommentiert die taz die Lage am Tabellenende nach dem erneuten Sieg der Lausitzer über den VfL Bochum (2:1).
Drittens haben die Beobachter den „jungen Wilden“ aus Stuttgart offenbar die Fortsetzung ihrer Erfolgsgeschichte aus der Vorrunde nicht zugetraut. Nach dem 3:1 über die hoch gehandelte Hertha aus Berlin traut man den Schwaben nunmehr sogar die Qualifikation für die Champions League zu. Viertens: Wie und warum aus Teufeln Clowns wurden. Kaiserslautern erreicht überraschenderweise ein Remis beim FC Schalke.
Christian Eichler (FAZ 3.2.) kommentiert den asiatischen Kurs deutscher Profivereine. „Die Bundesliga hat manche Ausländertrends erlebt: schlaue Jugoslawen, kantige Skandinavier, athletische Afrikaner, künstlerische Brasilianer, ökonomische Osteuropäer. Asiaten kamen nur versprengt an: aus Japan Okudera, aus Korea Bum Kun Cha, aus China Chen Yang. Nun aber entdeckt die Liga den Fernen Osten. Mit dem Hamburg-Japaner Takahara und dem 1860-Chinesen Jiayi deckten sich zwei Klubs in der Winterpause an den lukrativen Ost-Märkten ein, deren Potential spätestens die WM 2002 zeigte. Arminia Bielefeld hatte das mit Chas Sohn Doo-Ri vorher in Korea getan (…) Eine spielerische Bereicherung sind Asiaten selten. Zu sehr ähneln ihre Fußballstärken – Disziplin, Kondition – denen der Deutschen. Doch die Zeiten, da nur Können und Kosten einer Neuerwerbung zählten, sind vorbei – heute schaut man auch auf den Markt, den sie erschließt. Weil aber der wichtigste Marktplatz für den Fußball immer noch der Fußballplatz ist, wird bald wohl auch die Bundesliga eine Erscheinung der Nachbarligen erleben: die exportmarkttaktische Einwechslung. Nicht jeder Chinese, der spät gebracht wird, wäre für den Gewinn der Partie unbedingt nötig. Aber es gucken halt so viele zu.“
Marc Schürmann (FTD 3.2.) fragt. „Was ist grün, steht doof rum und sagt ‚Setzen!‘? Ein Polizist in der Straßenbahn? Nein. Ein Lehrer an einer Froschschule? Auch nicht: Der vierte Schiedsrichter ist die Lösung. Der steht nun seit zwei Spieltagen an den Trainerbänken herum wie eine Nutte auf St. Pauli und passt auf, dass Herr Sammer und Herr Schaaf und sowieso Herr Geyer nicht weglaufen. Eine tolle Sache, seitdem ist Ruhe am Spielfeldrand. Aber was geht da wirklich vor sich? Ist diese Ruhe vielleicht eine trügerische? Oder hält der vierte Schiedsrichter doch bloß 90 Minuten lang ein grünes Hemd fest? Wir lernen: Der vierte Schiedsrichter strahlt Ruhe aus. Aber ist es damit getan? Brauchen wir nicht auch einen fünften Schiedsrichter, der auf die sich warm laufenden Einwechselspieler Obacht gibt? Einen sechsten für die herumhampelnden Maskottchen? Einen siebten für das wachsende Gras? Einen achten für die anderen sieben? So können wir nur hoffen, dass alles friedlich bleibt.“
VfB Stuttgart – Hertha Berlin 3:1
Christof Kneer (FTD 3.2.). “„Man kann den VfB Stuttgart essen, neuerdings. Es gibt ihn nun als Brot, er ist 500 Gramm schwer, und wahrscheinlich ist der VfB der erste Bundesligist, der gesund ist für seine Fans. Es ist nämlich so, dass das neue VfB-Brot „auf Grund einer Vielzahl an Mineralien“ als besonders wertvoll zu gelten hat, wobei geschmacksverstärkend hinzukommt, „dass das freigeschobene Mehrkornbrot durch Verwendung von Sonnenblumenkernen eine herrlich nussige Komponente aufweist“. Wonach Hertha BSC schmeckt, ist nach 19 Spieltagen immer noch nicht richtig erforscht. „Gegen Dortmund haben wir einen Schritt nach vorne gemacht, heute war es einer zurück, jetzt machen wir halt am nächsten Wochenende gegen Schalke wieder einen nach vorne“, sagte Hertha-Manager Dieter Hoeneß. Wahrscheinlich muss man so reden, wenn man Herthaner ist. Wahrscheinlich muss man dann auch sagen, „dass wir in der ersten halben Stunde doch sehr gut gespielt haben“ (Hoeneß). Falsch sind all diese Sätze nicht gewesen, aber richtig waren sie auch nicht. Die Wahrheit ist, dass die Hertha nach über der Hälfte der Saison noch immer keine eigene Geschmacksnote entwickelt hat. Manchmal sah es so aus, als ob man sei einem neuen, positiven Trend auf der Spur sei – wie im November in Hannover, wo die Berliner beim 1:0-Sieg eine taktisch hochwertige Leistung zur Aufführung brachten. Aber immer wieder konterte die Hertha den schönen Trend umgehend mit einem unschönen Gegentrend. Die Hertha der Saison 2002/2003 ist eine Umbruchmannschaft, und sie spielt auch so. Vielleicht ist das noch nie so schön zu besichtigen gewesen wie jetzt in Stuttgart, wo auf der anderen Seite ein Team Sport trieb, das den Umbruch hinter sich hat. In fast blindem Verständnis spürten die hinreißend kombinationssicheren Hleb, Amanatidis und Kuranyi in den entscheidenden Momenten die Lücken in der Berliner Abwehr auf, was in drei prächtigen Treffern seine Zuspitzung fand.“
Martin Hägele (SZ 3.2.) erkennt rosige Zeiten bei den Schwaben. „Richtig schöne Zeiten verspricht auch der Wochenplan. Am Dienstag wird Kevin Kuranyi als neuer Werbeträger von Ensinger vorgestellt. Jahrelang habe sich beim Traditions-Partner des VfB niemand angeboten, der in die Fußstapfen der Förster-Brüder, Weltmeister Guido Buchwald oder Torjäger Fredi Bobic habe treten können, so Geschäftsführer Bernd Leonhardt, „und jetzt hatten wir plötzlich die Qual der Wahl“. Donnerstag möchte der Vorstandschef Manfred Haas zudem Vollzug in den zwei heikelsten Personalien des Klubs melden: Nach der Präsentation des neuen Marketingchefs soll endgültig die Akte Krassimir Balakov zugeklappt werden. Der bulgarische Spielmacher, der sich auf den letzten Monaten seiner Karriere immer stärker als Mentor des Talentförderkurses profiliert, soll ab Sommer als Assistent Magaths an dieser Entwicklung weiter arbeiten. Acht Profis, die einst in der A-Jugend des VfB ausgebildet wurden, kamen beim so genannten „Sechs-Punkte-Spiel“ mit dem zum Einsatz. Ein solches Programm birgt aber auch Risiken, wie Magath im Fall Michael Rundios merkte. Der U 20-Auswahlspieler, unlängst bei der Wolfsburger Stadioneinweihung Matchwinner und Vorbild für alle anderen, zeigte während seiner knapp viertelstündigen Premiere vor heimischer Kulisse Lampenfieber (…) Manchmal erschrickt der Architekt des VfB schon über das Tempo, mit dem sich hier ein Talent nach dem anderen in ein Projekt einfügt, dem nach allgemeiner Meinung die Zukunft in der Bundesliga gehören soll. Magath hatte für jenen Reifeprozess häufigere Rückschläge eingeplant, „denn Sieg und Niederlage liegen bei uns noch immer ganz eng zusammen“. Für eine Spitzenmannschaft fehle seiner jungen Truppe einfach die nötige Cleverness.“
Hartmut Scherzer (FAZ 3.2.) meint zu diesem Thema. „Die Schwaben schwärmen von den jungen Wilden. Ein findiger Bäckermeister, der in Lizenz VfB-Brot backen darf, gab seinem Mehrkornangebot jetzt sogar den Produktnamen Die jungen Wilden. Das neueste schwäbische Gütesiegel nach Spätzle, Viertele und Mercedes hat Felix Magath mit seinem herzerfrischenden Jugendstil kreiert, der den VfB Stuttgart nach dem beeindruckenden 3:1-Sieg über Hertha BSC Berlin nun sogar auf Tuchfühlung mit einem Platz für die Champions League brachte. In einer Zeit des Legionärtums vertraut Magath – einmalig in der Bundesliga – Talenten, die alle bereits in der A-Jugend des VfB kickten: Hildebrand, Hinkel, Danglmayr, Amanatidis, Kuranyi, Wenzel (blieb als einziger diesmal auf der Bank), Tiffert und Rundio. Der Trainer-Manager mutierte vom Schleifer satter Profis zum Gärtner sprießender Eigengewächse und hätte einen Jugendfördererpreis des deutschen Fußballs verdient. Unter der Regie des genialen, bald siebenunddreißigjährigen Altstars Krassimir Balakow vollführen die jungen Wilden (auch der Weißrusse Alexander Hleb ist erst 21 Jahre alt) mit ihrem flotten Kombinations- und Konterfußball einen Schwabenstreich nach dem anderen. Krassimir und seine Rasselbande hatten zum Rückrundenstart den Betzenberg gestürmt und besiegten nun die behäbigen Berliner mit ihrem lustlos wirkenden Brasilien-Trio durch wunderschön herausgespielte Tore.“
Arminia Bielefeld – Bayern München 0:0
Philipp Selldorf (SZ 3.2.) ist vom Spiel des Tabellenführers enttäuscht. „Arminia Bielefeld hatte schwungvoller begonnen als die Münchner und auch in der zweiten Halbzeit mehr für einen Sieg unternommen. Es gab einige Szenen im Münchner Strafraum, die wie Torchancen aussahen. Doch bis auf zwei seriöse Gelegenheiten durch den zappeligen, aber sehr mobilen Angreifer Momo Diabang sowie Mittelfeldspieler Detlev Dammeier (dessen Schuss jämmerlich endete) waren es eigentlich nur Attrappen von Torchancen. Aber das zeichnete die Bielefelder Stürmer wenigstens gegenüber den Münchner Angreifern aus, die nicht mal das zustande brachten. Giovane Elber schoss nach fünf Minuten einmal aufs Tor, später gelang ihm noch ein seichter Kopfball, dann verschwand er wie ein Dieb in der Menge. Er kehrte erst zurück, als ihn nach dem Spiel der Münchner Klubchef Karl-Heinz Rummenigge in Erinnerung rief. Und wie. Rummenigge sagte: „Das ist einfach zu wenig vom Giovane Elber. Kein Zufall, dass er so lange kein Tor schießt, da muss er mehr arbeiten. Da passiert zu wenig.“ Rummenigge musste gehen, der Bus zum Flughafen Paderborn wartete. Die Fehde mit dem brasilianischen Angreifer, der seine Beziehung zum FC Bayern jede Woche aufs Neue in Frage stellt und auffallend oft von den Klubchefs gerügt wird, hätte sonst Ausmaße angenommen. So nahm Rummenigge mit einer Empfehlung Abschied: „Ich würde ihm dringend raten, nichts mehr zu sagen. Der Klub hält sich da ja sehr zurück – ich würde sagen: elegant.“ Elegant? Kälter als der strenge Frost auf der Bielefelder Alm wirkt es, wie die Vereinsführer die Trennung von Elber betreiben.“
Roland Zorn (FAZ 3.2.) ist vom Spiel des Tabellenführers enttäuscht. „Nur einer blies zur Attacke. Aber da war die Begegnung zwischen Klein und Groß längst vorüber. Und außerdem ist Karl-Heinz Rummenigge längst kein herausragender Spieler des FC Bayern München mehr, sondern der mächtige Vorstandsvorsitzende des deutschen Fußballrekordmeisters. Der Westfale knöpfte sich unweit seiner Geburtsstadt Lippstadt nach dem trüben 0:0 des Bundesliga-Tabellenführers bei Aufsteiger Arminia Bielefeld einen Jubilar vor: Giovane Elber, der sich auf der mit 26.601 Zuschauern ausverkauften Alm auch in seinem 150. Bundesligaspiel für die Bayern wieder mal treu geblieben war und damit niemanden erschrecken konnte. Der 30 Jahre alte Brasilianer schoß in Bielefeld wie in sämtlichen Auswärtsspielen dieser Saison zuvor keinen Treffer und vertat dazu die einzige nennenswerte Torgelegenheit der Münchner (5. Minute) mit einem Schuß, den Torhüter Hain mühelos parieren konnte. Den Auftritt des danach quasi unsichtbaren Südamerikaners beurteilte dessen Chef Rummenigge angemessen: Wir brauchen einen Elber, der alte Klasse hat. Nicht einen, der erzählt, wann sein Vertrag abläuft. Das wird den Buchstaben des Kontraktes nach am 30. Juni 2004 der Fall sein. Danach möchte sich Elber von den Bayern, dem deutschen Winter und überhaupt der Bundesliga befreien und in Richtung Süden, am liebsten nach Spanien, abwandern. Doch daß allein der nur im Olympiastadion erkennbare Stürmer das Gesetz des Handelns bestimmen wird, glaubt Rummenigge nicht mehr. Wann sein Vertrag endet, entscheidet nicht zuletzt auch der Klub. Und der könnte, auch um noch eine Ablösesumme für Elber zu bekommen, darauf drängen, daß einer der langjährigen Stars sich schon in diesem Sommer vom vermutlich kommenden deutschen Meister verabschiedet.“
Jens Kirschneck (taz 3.2.) ist vom Spiel des Tabellenführers enttäuscht. „Spätestens Mitte der zweiten Halbzeit war auch den letzten der 26.601 Besucher auf den Rängen klar, dass hier ein Tor nur noch durch eine Verkettung seltsamer Zufälle zustande kommen würde. Die aber fand nicht statt, und so markierte der Schlusspfiff von Schiedsrichter Uwe Kemmling das logische Ende einer Partie, für die der Phrasenfundus den Ausdruck typisches 0:0-Spiel bereit hält. Danach war immerhin einer mit sich im Reinen: Bayern-Keeper Oliver Kahn war nach dem trüben Kick von Bielefeld milde gestimmt. Angesichts der Verletzten und Kranken im Ensemble sei vielleicht nicht mehr drin gewesen, mutmaßte der Torwart, und da müsse man mit solch einem 0:0 auch mal zufrieden sein. Mit dieser Auffassung stand Kahn nicht allein. Die Null stand immerhin, sagte Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld erfreut und pries den top-motivierten Gegner, der uns alles abverlangt hat. Die neue Bescheidenheit? Fast schien es, als seien die Bayern gar nicht mal traurig über das Unentschieden, und sei es, weil so die Meisterschaft leidlich spannend bleibt; ein Alleingang kann ja geschäftsschädigend sein. Wahrscheinlicher ist, dass sich Hitzfeld und Kahn darüber im Klaren waren, dass auch der Krösus von der Isar seine Ausfälle derzeit nicht mehr gleichwertig ersetzen kann. Das erklärt freilich nicht, warum der designierte Meister nach der Pause seine Offensivbemühungen einstellte. Einen harmlosen Fernschuss durch Schweinsteiger hatten die Bayern da noch zu verzeichnen, wogegen die Arminia durch Diabang, Dammeier und Cha immerhin drei gute Möglichkeiten hatte, das Spiel für sich zu entscheiden. Und so wusste der Aufsteiger nachher nicht recht, ob er sich über das Unentschieden im Eisschrank Alm freuen sollte.“
Portrait Ansgar Brinkmann (Arminia Bielefeld) FR/sid
Borussia Dortmund – Bayer Leverkusen 2:0
Christoph Biermann (SZ 3.2.). „Was immer Bayer Leverkusen sich für ihren Reise ins Ruhrgebiet vorgenommen haben mochte, bereits nach wenigen Momenten war es weitgehend zerschreddert. Schon in der dritten Minute geriet Toppmöllers Team in Rückstand. Einen Pass von Amoroso aus der eigenen Hälfte ließ Jan Koller nur kurz weiterprallen, und Ewerthon lief alleine auf Jörg Butt zu. Der ausgesprochen spielfreudige Brasilianer schob dem Keeper von Bayer den Ball zwischen den Beinen durch zum 1:0 ins Tor. Die Frustration über den frühen Rückstand führte nicht einmal drei Minute später dazu, dass die Gäste auch noch in Unterzahl gerieten. Nur wenige Schritte von der Mittellinie entfernt, in der gegnerischen Hälfte, jagte Yildiray Bastürk hinter Ewerthon her und trat ihn von hinten um. Schiedsrichter Lutz Michael Fröhlich stellte Bastürk zurecht vom Platz. Damit war das Spiel im Grunde schon entschieden, obwohl die Gäste nach dem desaströsen Auftakt das Geschehen zunächst etwas beruhigen konnten (…) Leverkusens Leistung war zwar keinesfalls desolat, aber in Unterzahl blieben die Gäste auch in der zweiten Halbzeit kein wirklich satisfaktionsfähiger Gegner. Die Dortmunder spielten nach dem Wechsel nicht mehr so konzentriert, kamen aber trotzdem zu Torgelegenheiten.“
Zur Rivalität zwischen Klaus Toppmöller und Matthias Sammer meinte Martin Hägele (NZZaS 2.2.) vor dem Spiel. „Dass die zwei Fussball-Lehrer heute im Westfalenstadion vor ihren Bänken Feuer machen, ist zu erwarten. Das gehört genauso wie die roten Karten zum Programm, wenn sich Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen gegenüberstehen. Oft dauert es sogar Tage, bis Trainer Matthias Sammer und Klaus Toppmöller nicht mehr länger Galle über den Kollegen spucken. Dass sich die beiden Klubs an allen Fronten so spinnefeind sind, hängt weniger mit einer historisch gewachsenen Feindschaft zusammen als mit der in Dortmund und Leverkusen in den vergangenen paar Jahren entstandenen Erwartungshaltung. Sowohl in der Stadt der Biere als auch unter dem Kreuz des Weltkonzerns möchte man so gross und wichtig sein wie der FC Bayern, zumindest aber die Rolle des ersten Herausforderers für den Rekordmeister aus München spielen. Und diese Zielsetzung haben sich auch die Trainer Sammer und Toppmöller zum persönlichen Anliegen gemacht. Das muss zwangsläufig zu Konflikten führen, wenn man den Charakter der beiden Fussball-Lehrer betrachtet: Im Grunde sind beide noch Spieler; sowohl Libero Sammer als auch Goalgetter Toppmöller mussten ihre Karrieren wegen Verletzungen früh beenden. Und trotz ihren Erfolgen im Vorjahr spüren der 34-jährige Shootingstar genauso wie der 17 Jahre ältere Toppmöller immer noch das Fragezeichen, das man hinter ihren Namen malt. Bist du ein grosser Trainer? Einer wie Ottmar Hitzfeld oder Jupp Heynckes?“
Energie Cottbus – VfL Bochum 2:1
Den Cottbuser Aufwärtstrend beschreibt Andreas Burkert (SZ 3.2.). “Jedem von uns ist natürlich bekannt, dass Cottbus stolzer Preisträger im Bundeswettbewerb „Unsere Stadt blüht auf – 2001“ ist, die Entente Florale goutierte damals „Planung und Erhaltung blühender Lebensräume“. Trotzdem ist die Formel blühender Landschaften in Ostdeutschland als fixe Idee aus Oggersheim in die Geschichte eingegangen, und nicht einmal die Bewohner der Lausitz selbst behaupten, sie lebten im pittoresken Idyll. Lausitz, das klinge ein bisschen wie lausig, das schreiben sie dort über sich. Oder dies: „Freistaat Lausitz: Der Arsch der Welt – aber der knackigste.“ So sind sie wohl, im Spreewald zwischen Berlin und Dresden, hart wie herzlich. Der FC Energie steht Modell dafür, angefangen bei seinem Trainer Eduard Geyer, letzter Coach der DDR-Auswahl; er vergleicht schon mal junge Fußballschnösel mit den Nutten auf St.Pauli und lässt, so geht die Mär, mit Eisenkugeln trainieren. Seine Helden heißen Reghecampf oder Latoundji, doch der eigentliche Star der Cottbuser ist ihr Geist: ihr Stolz, ihr Wille. Man muss sich deshalb nicht freuen mit ihnen nach einer Traumwoche, nach sechs Punkten aus nur zwei Partien. Aber man darf diese Arbeit respektieren, wie auch die Entscheidung im Winter, nach einer lausitzigen Vorrunde, den Vertrag mit Geyer zu verlängern, eigensinnig und gegen den Trend.”
Wolfgang Hettfleisch (FR 3.2.) meint dazu. „Nicht genug damit, dass die Mannschaft ohne Stars zweimal in Folge gewann, sie bot überdies, wofür Energie noch nie stand: Offensivfußball. Ist also wahr, wie man sich in Cottbus erzählt, dass das überdurchschnittliche Gehalt der Topverdiener Miriuta und Kaluzny den Betriebsfrieden gestört und so die Basis für den bemerkenswerten Aufstieg des Provinzclubs bis in die Beletage unterminiert haben könnte? Falls dem so ist, wird das Zwischenhoch im tiefen Osten noch bemerkenswerter. Dann gälte im Umkehrschluss womöglich, dass der gemeinsame Wille auch im zeitgenössischen Bundesligageschäft noch Berge versetzt. Natürlich werden sie in der Lausitz nichts hören wollen von den etwaigen Vorzügen eines funktionierenden Kollektivs. Da sind sie, historisch bedingt, verständlicherweise etwas dünnhäutig. Und doch: Mit individueller Klasse im Kader lässt sich der Blitzstart aus der Winterpause gewiss nicht erklären. Solche besitzt Kaluznys solventer neuer Arbeitgeber im Übermaß. Viel mehr Ertrag hat das Leverkusen bislang nicht eingebracht. Altmodischen Fußballfans müsste das gefallen. Während etwa die fortgesetzte Leichenfledderei am de facto längst friedlich entschlafenen Proletariertum in Schwarz-Gelb beim Shareholder-Club aus Dortmund bloß noch peinlich ist, bietet Cottbus tatsächlich so etwas wie Authentizität. Der Underdog, der sich den Gesetzen der Liga-Schwerkraft entzieht: Das hat was von der fröhlichen Fußballanarchie früherer Tage. Dass die Cottbuser zweimal den Abstieg vermieden, widerspricht der Logik. Sie werden’s wieder versuchen. Wer sagt denn, dass Fußball logisch sei?“
Matthias Wolf (FAZ 3.2.) fasst die Reaktionen der beiden Trainer zusammen. “Peter Neururer hat schon immer gewußt, daß Eduard Geyer ein Könner seines Fachs ist. Sonst hätte er sich nicht schon 1990, als er bei Schalke 04 beschäftigt war, dafür stark gemacht, daß der letzte Auswahltrainer der DDR den Posten als Jugendkoordinator in Gelsenkirchen bekam. Glücklich wurde der erdverbundene Sachse bei seiner einzigen Anstellung im Westen nicht – aber einen Freund hat er gefunden. Am Samstag haben die beiden mehrfach die traute Zweisamkeit gesucht: Sie flüsterten und umarmten sich, ungeachtet der Blicke anderer. So viel körperliche Nähe gestattete Geyer, mal abgesehen von seinem Ziehsohn Matthias Sammer, noch keinem Kollegen. Das könnte daran liegen, daß es bisher auch keinen freundlicheren Verlierer im Stadion der Freundschaft gegeben hat. Diese Niederlage wirft uns nicht aus der Bahn, sagte Neururer nach dem 1:2 seines VfL Bochum, und ich habe die Hoffnung, daß die Cottbuser diese drei Punkte viel näher ans Ziel bringen, als der ein oder andere noch vor Wochen gedacht hat. Geyer, sichtlich gerührt, bedankte sich für die wohltuenden Worte. Die Bochumer Profis spielten, als hätte ihnen Neururer Solidarität mit dem geplagten Ostverein befohlen. Doch das und den Umstand, daß Thordur Gudjonsson erst in der Nachspielzeit zum 1:2 traf, wertete Neururer nicht zuerst als eigene Schwäche: Die Vierer-Abwehrkette der Cottbuser war so stark, daß wir nicht in der Lage waren, sie in Bedrängnis zu bringen. Klar doch, wem dafür die Ehre gebühre: Hut ab vor dieser Trainerleistung – der Ede hat aus den alten Spielern eine ganz neue Mannschaft geformt. Gut, daß Geyer das schon nicht mehr mit anhören mußte. So viel Lob wäre ihm vermutlich peinlich gewesen. Denn der Sachse zeigt zwar nach zwei Siegen in Folge unbekannte Formen von Emotion (Ich bin glücklich, jeder Mensch wird motiviert durch Erfolg), aber so recht traut er der Sache noch nicht. Der Mann, der ein Leben lang mit Libero gespielt hat, sagte: Es kann gut sein, daß wir mit der Viererkette mal auf die Fresse fliegen. So spricht einer, der erst von einem neuen System überzeugt werden mußte – von seinen Untergebenen.”
Matti Lieske (taz3.2.) analysiert das Cottbuser Abwehrspiel. “Die neugewonnene Undurchdringlichkeit der Abwehr ist der Viererkette geschuldet, welche Energie seit Rückrundenbeginn aufbietet. Dirigiert vom US-Amerikaner Berhalter, der dieses System schon länger kennt, bewegt sich die Kette bereits sehr versiert, lässt kaum Lücken und raubt den Gegnern den Raum zur Entfaltung, was die Bochumer, vor allem die völlig abgemeldeten Freier und Christiansen, sichtlich nervte. Geyer konnte trotzdem kaum verhehlen, dass die Viererkette nicht zu seinen liebsten Varianten zählt. Zu jedem System gehört die Einstellung – Zweikämpfe gewinnen, den Ball von links nach rechts spielen, dozierte er und gab an, die Neuerung hauptsächlich eingeführt zu haben, um Impulse zu setzen. Wir haben doch immer verloren, traten auf der Stelle, wir mussten was machen, erzählt der Trainer: Die Spieler sollten sich wieder mit Fußball auseinandersetzen. Dass die Strategie funktioniert hat, bewies nicht nur die Abwehr, sondern auch die Offensive, die sich mit schnellen Angriffen über die Flügel manche Chance herausspielte. Mit dem Tore schießen tut sich Energie immer noch schwer, weshalb für den Rest der Saison vor allem auf die Defensivabteilung Spieltag für Spieltag Schwerstarbeit zukommen wird. Wir wissen, dass wir noch 15 Spiele haben, sagt Geyer, jedes einzelne ein Endspiel gegen den Abstieg. Das allerdings ist vertrautes Terrain für Energie Cottbus – und vor allem erheblich mehr, als noch vor zwei Wochen möglich schien.“
Portrait Eduard Geyer (Trainer Energie Cottbus) Tsp
1860 München – Hannover 96 0:1
„Immer, wenn man glaubt, es gehe aufwärts mit den Fußballspielern des TSV München 1860, erleiden sie wieder einen Rückschlag“, findet Joachim Mölter (FAZ 3.2.). „Die Hannoveraner hatten ein dichtes Abwehrnetz geknüpft, in dem sich die Angriffe der Löwen regelmäßig verfingen. Zudem konterten die Niedersachsen gefällig und gefährlich – bis auf eine Ausnahme allerdings auch erfolglos. Das war das einzige, was es auszusetzen gab, fand Ralf Rangnick, der Trainer von Hannover 96: Wenn wir vier oder fünf zu null gewonnen hätten, hätten wir immer noch nicht alle Chancen genutzt gehabt. Daß die Partie vor 18.000 frierenden Zuschauern auch sportlich eine Zitterpartie war, war unsere eigene Schuld, fand er. Die Zitterpartie um seinen Posten in Hannover dürfte jedoch weitergehen. Die Diskussion ist noch nicht vorbei, glaubt jedenfalls Fredi Bobic, der nominell einzige Stürmer der Hannoveraner an diesem Tag, das gehört in Hannover einfach dazu. Rangnick fühlte sich indessen sichtlich gestärkt, er versicherte, daß im sportlichen Bereich alles intakt und die Stimmung im Training gut sei. Im übrigen habe er den Vertrag bis 2005 nicht unterschrieben, um frühzeitig aufzuhören. Allerdings, so mahnte Rangnick, muß man die Außendarstellung verbessern und nicht soviel übereinander reden, sondern mehr miteinander. Ein guter Rat an den Klubpräsidenten Martin Kind, der seinen Cheftrainer angesichts der Abstiegsgefahr jüngst immer wieder in Frage gestellt hatte.“
Gerald Kleffmann (SZ 3.2.) schreibt. „Pacult sah sich bestätigt mit dem, was er zuvor angedeutet hatte: 1860 ist nicht so stark, wie viele glauben. Und Hannover nicht so schwach, wie Tabellenplatz 16 ausdrückt. „Es hat sich bewahrheitet, dass 96 ein schwerer Gegner ist“, betonte Pacult, der die Niederlage indes mit den Schwächen der eigenen Spieler erklärte. Es seien zu wenig Flanken gekommen, es sei zu wenig Druck über die Flügel ausgeübt worden, überhaupt sei es zu wenig von allem gewesen (…) Ralf Rangnick nutzte die günstige Gelegenheit des 19. Spieltags, um seinen stärksten Gegner, Klubpräsident Martin Kind, zu kritisieren. „In der Außendarstellung müssen wir einiges ändern. Wir müssen mehr miteinander als übereinander reden. Wenn wir nur über die Medien miteinander reden, ist das tödlich.“ Sagte Rangnick zu einigen Reportern. Ob diese Aussagen zu mehr Ruhe bei Hannover führen, ist fraglich. Bereits unmittelbar nach dem Sieg zeigte Kind, was er von Rangnick hält: nichts. Der Präsident gratulierte jedem Spieler – nur Rangnick nicht. Wie gut, dass der Trainer neuerdings wieder auf seine Spieler zählen kann.“
1. FC Nürnberg – Hansa Rostock 0:1
Volker Kreisl (SZ 3.2.) betreibt Physiognomie. „Hätte ein Fußballklub ein Gesicht, dann würde das des 1. FC Nürnberg vielleicht so aussehen wie Tommy Larsens Gesicht nach dem Spiel gegen Rostock. Blass glänzte es im Licht der Scheinwerfer, darin runde helle Augen, die niemanden böse anschauen können, und Lippen, die etwas verschämt aufeinander gepresst sind, die aber niemals eine höfliche Antwort verbergen. Es hat ein paar Falten um die Augen, die von Ärger erzählen und von Anstrengung, aber niemals von Zorn. Tommy Larsen ist Kapitän der Nürnberger Mannschaft, und dessen Arbeit endet nicht mit dem Schlusspfiff. Larsen gab bereitwillig Auskunft über sein Befinden und darüber, wie ärgerlich diese Niederlage wieder war. Darüber, dass die Mannschaft weiter üben müsse, besonders das Toreschießen. Und immer wieder endete er mit dem Satz: „Wir haben es versucht, aber es war nicht genug.“ Larsen hatte Geduld, wartete auf neue Fragen, und bevor er ging, zog er Schultern und Brauen hoch, und die grünen Augen wirkten noch etwas heller und unschuldiger (…) Klaus Augenthaler sagte, es habe eben etwas Entschlossenheit gefehlt und er wirkte dabei, als sei er der ganzen Erklärungen für die Nürnberger Pannen überdrüssig. Hoffnung und Enttäuschung wechseln hier fast wöchentlich und wenn hinterher doch wieder alles beim Alten ist, bleibt Augenthaler nur noch die Ironie. Vor zwei Wochen hielten sie noch sicheren Abstand zu den Abstiegsplätzen, nun trennen sie nur noch zwei Punkte von der Zone unter dem Querstrich in der Tabelle. Augenthaler sagt dazu: „Vielleicht fühlen wir uns da ja wohler.“ Sich nur in der Abwehr zu formieren, das würde Augenthaler aber niemals anweisen. Es widerspricht seiner Auffassung vom modernen Fußball, vielleicht weiß er aber auch, dass er das unschuldige Gesicht seiner Mannschaft nicht einfach verändern kann. Defensivfußball bedeutet Vertrauen auf Zweikampfstärke und dazu braucht man Typen, die brüllen können.“
FC Schalke 04 – 1. FC Kaiserslautern 2:2
Christoph Biermann (SZ 3.2.) umschreibt einen neuen Spielertypus. „Früher, als schlechte Nachrichten über faule Finanzierungen und sportliche Offenbarungseide noch nicht im Wochentakt die Pfalz erschütterten, stand für den 1. FC Kaiserslautern der Rote Teufel. Die Kampfkraft und diabolische Entschlossenheit des Teams sollte er symbolisieren, wovon jedoch René C. Jäggi in der letzten Woche nichts mehr wissen wollte. „Die elf Clowns mit schönen Autos sollen zeigen, dass sie nicht die Totengräber des Vereins sind“, hatte Lauterns Vorstandsvorsitzender gesagt. Wie ein schwerer Rüffel hatte das geklungen, doch nach dem 2:2 des 1. FC Kaiserslautern bei Schalke 04 musste man das Gefühl bekommen, dass eine ganz andere Botschaft darin versteckt war.„Er hat es jedenfalls nicht negativ gemeint“, wiegelte Eric Gerets, Übungsleiter der Truppe von dummen Augusts in roten Trikots, nach der Partie ab. Jäggi selbst erläuterte, dass „Clowns auch Menschen“ sind. „Sie bringen uns zum Lachen und zum Weinen. Heute haben sie mich zum Lachen gebracht“, sagte er. Bei den Gastgebern könnte das eine Coulrophobie auslösen, die Angst vor Clowns. Sowieso nur von einfältigen Gemütern wird der Clown schließlich für eine harmlose Figur gehalten. Der Psycho-Autor Robert Bloch wies bereits vor fast vier Jahrzehnten in seiner „Essenz des Horrors“ darauf hin: „Ein Zirkusclown mag lustig in der Manege erscheinen. Aber was, wenn man mitternachts seine Haustüre öffnete und denselben Clown vorfände, in fahles Mondlicht getaucht?“ Auch in Stephen Kings Horror-Roman „ES“ gibt es eine Clownspuppe, die sich im Dunkeln belebt und zum Würger wird. Und wer denkt bei Clowns nicht an Ronald McDonald, den gruseligen Faxenmacher des Fastfood- Konzerns? So spielte Jäggi in Wirklichkeit vielleicht auf diese sinistre Seite der Faxenmacher an. In Schalke jedenfalls erhob sich seine Mannschaft, nach frühem Rückstand und grotesken Fehlern schon fast tot geglaubt, noch einmal aus der Gruft fußballerischer Agonie (…) Die Verwandlung der Teufel in Clowns ist eine gute Tarnung. Diese Idee könnte einem jedenfalls beim Blick in das volkskundliche Nachschlagewerk „Brewers Dictionary of Phrase und Fable“ kommen: „Der Zirkusclown mit seinem geweißten Gesicht, den grotesken roten Lippen und dem merkwürdig getufften Haar hat sein Vorbild wahrscheinlich im Teufel, wie er in mittelalterlichen Schauspielen auftrat.“ Der Clown als Monster also – die Bundesliga sollte sich vor dem neuen 1.FC Kaiserslautern in Acht nehmen.“
Felix Meininghaus (FR 3.2.). „Der Patient FCK hat also vor 60.672 Zuschauern in der ausverkauften Arena AufSchalke ein Lebenszeichen von sich gegeben. Was vom Spielverlauf her als Überraschung zu werten ist. Schließlich hatte Lautern in der ersten halben Stunde wie ein Team agiert, das seine Erstliga-Zugehörigkeit freiwillig herzuschenken gedenkt: Viel zu statisch und ohne Esprit, präsentierte sich bis dahin eine leblose Truppe ohne Ausstrahlung.“
Richard Leipold (Tsp 3.2.). “Unter den beiden Verlierern eines Fußballspiels, das unentschieden endete, war Ciriaco Sforza der Gewinner. Während der andere große Verlierer, Mario Basler, warm eingepackt auf der Reservebank saß und seinen Beruf ausschließlich im Sitzen ausübte, hatte Sforza in der zweiten Halbzeit ein wenig Auslauf. Er bekam den Auftrag, sich aufzuwärmen – für alle Fälle. Der Trainer rechtfertigte diese aufmerksam registrierte Ungleichbehandlung mit einem Hinweis auf das Regelwerk. Es sei nicht vorgeschrieben, „alle Spieler zum Warmlaufen zu schicken“, sagte Erik Gerets. In das Spiel allerdings durfte Sforza so wenig eingreifen wie Basler. Beim 2:2 gegen den FC Schalke 04, der daheim seit vier Monaten sieglos ist, standen die beiden launischen Stars klar im Abseits. Ihre Position war weitaus klarer zu erkennen als die Abseitsstellung des Nationalstürmers Miroslav Klose, dessen Kopfballvorlage Harry Koch in der Nachspielzeit den Ausgleich ermöglichte. Sforza und Basler waren vom Vorstandsvorsitzenden René C. Jäggi als Störenfriede bezeichnet worden, und Cheftrainer Gerets hatte sie von Führungskräften zu einfachen Bankangestellten degradiert. Im Übrigen habe er „keine Lust“, ständig über Basler und Sforza zu reden, sagte er. „Lassen sie mich doch mal ein paar Tage damit in Ruhe.“ Die öffentliche Debatte um die beiden schwierigen Stars folge immer dem gleichen Muster. „Wenn sie draußen sind, heißt es, sie müssen spielen. Wenn sie spielen, heißt es, sie müssen raus.“ Das Experiment ohne Basler und Sforza gelang. Ohne sie gab das „Kollektiv von Clowns“, wie Jäggi die Mannschaft vor kurzem genannt hat, für einen Nachmittag eine ordentliche Vorstellung. So sieht der Schweizer Chef des FCK sich in seinem Urteil über die Profis bestätigt.”
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