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Champions League
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| Donnerstag, 25. März 2004London, Fußball-Hauptstadt ohne Titel, erwartet das Derby zwischen Chelsea und Arsenal – Jens Lehmann weit sehr gute Referenzen vor u.a.
Christian Eichler (FAZ 24.3.): „London ist nicht nur die Heimat des a) größten Fußballplatzes und b) populärsten Fußballers der Welt, es ist auch c) die Geburtsstätte des modernen Fußballs (durch Gründung der Football Association1863 im Lokal Freemason’s Tavern) und d) des Profifußballs (durch Gründung der Football League 1888 im Anderton Hotel), außerdem e) die Heimat von mehr Erst- und Zweitligaklubs als jede andere Metropole (derzeit fünf in der Premier League und drei in der First Division) und schließlich f) im Besitz der neben Rios Maracana berühmtesten Fußballarena der Welt, des Wembley-Stadions, das nach seiner Neuerrichtung 2006 diesen Ruf wieder glanzvoll einnehmen soll. London hätte also eigentlich alles, um Welthauptstadt des Fußballs genannt werden zu können. Nur eines nicht: die großen Titel. Das könnte nun anders werden. Denn in dieser Saison hat London auch noch g) das Team mit dem besten Fußball der Welt, Arsenal, und h) das Team mit dem reichsten Besitzer der Fußballwelt, Chelsea. An diesem Mittwoch treffen die beiden in der Champions League aufeinander, ein Los, mit dem Arsenal-Trainer Arsène Wenger nicht glücklich ist. Ihm hängen die vielen Londoner Derbys zum Hals heraus. Im langjährigen Wettstreit mit Manchester United sah er sein Team lange benachteiligt durch die hohe Zahl dieser Hauptstadtderbys, mindestens zehn oder zwölf pro Saison, die aufgrund ihrer lokalen Intensität besonders viel Energie absorbieren. Aber immerhin ist mit diesem Los zumindest eines gesichert: Zum ersten Mal in den fast fünfzig Jahren seit Gründung des Europapokals der Landesmeister wird ein Londoner Team wenigstens das Halbfinale des wichtigsten europäischen Klubwettbewerbes erreichen.“
Lehmann hat ja auch nicht in Russland an der Front gekämpft
Raphael Honigstein (Tsp 24.3.) prüft die Referenzen Jens Lehmanns: „Als der FC Arsenal vor ein paar Wochen an der Stamford Bridge 2:1 beim Londoner Lokalrivalen FC Chelsea siegte, wurde Arsène Wenger gefragt, ob sich der entscheidende Unterschied zwischen beiden Mannschaften vielleicht an den Torhütern festmachen ließe. Der sonst immer so nüchterne Trainer aus dem Elsass überlegte kurz, und dann setzte er überraschend zu einer Lobeshymne an: „Dank Jens sind wir in diesem Jahr besser in der Luft, und wir kassieren weniger Tore. Er kommt oft aus dem Tor und geht schwierige Bälle an, das gibt dem Team Sicherheit“, sagte Wenger und fasste dann zusammen: „Jens spielt eine überragende Saison. Ich respektiere Oliver Kahn, aber wer in dieser Saison alle seine Spiele für uns gesehen hat, der könnte zu der Erkenntnis kommen, dass Jens Recht hat“ – mit seiner Forderung, die Nummer eins in der Nationalmannschaft zu werden. Diese wunderbare Kritik könnte etwas damit zu tun gehabt haben, dass Lehmanns Gegenüber, Chelseas Ersatztorwart Neil Sullivan, an jenem Tag nur unbeholfen durch den Strafraum gepurzelt war. Und doch bleibt nicht nur für Trainer Wenger ein überaus positiver Gesamteindruck, den Lehmann in seinem ersten Jahr in der Premier League hinterlassen hat. Längst hat er die anfangs noch zahlreichen Skeptiker überzeugt. (…) Selbst Berufsskeptiker Peter Schmeichel, der gemeinhin als der beste Torwart in der Geschichte der Premier League eingeschätzt wird und meist nur wenig Gutes über die aktiven Kollegen verkündet, ist ein Fan des Deutschen: „Lehmann hat mich positiv überrascht“, sagte der Däne. Ich kenne Leute, die mit ihm in Deutschland gespielt haben und mir gesagt haben, was er dort für einen Ruf hatte: ein guter Torhüter, aber total verrückt, immer für einen Elfmeter oder eine Rote Karte gut. Hier hat man davon noch nichts gesehen.“ Lehmann ist cool auf dem Platz, nur in Manchesters Old Trafford war in ein kleines Handgemenge verwickelt, und im Dezember hat er Southamptons Kevin Philips den Ball an den Kopf geworfen, weil er ihm auf den Fuß getreten war. Das hat ihm 10 000 Pfund Strafe vom englischen Verband und einen unvorteilhaften Vergleich mit Bert Trautmann eingebracht, der 1956 mit gebrochenem Hals Manchester Citys FA-Pokal-Sieg festhielt. „Trautmann hätte eine Prellung am Fuß bestimmt nicht bemerkt. Aber Lehmann hat ja auch nicht in Russland an der Front gekämpft“, spottete der „Guardian“.“
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