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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

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Champions League

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Champions League

Mit dem Verlauf der Zwischenrundenspiele in der Champions League beschäftigt sich die deutsche Sportpresse überwiegend kritisch. Nach Stefan Hermanns (Tagesspiegel 15.03.02) hätten sie „den Bewahrern des Echten und Guten im Kommerzsport Fußball die besten Argumente gegen die Zwischenrunde geliefert. Vier Spiele, vier Unentschieden“. „So erfreut sich das Remis, dieser Bastard des Fußballspiels […] einer großen Nachfrage“, meint Philipp Selldorf (SZ 15.03.02) und weiter: „Kein Verein repräsentiert mit seiner Bilanz den Stand der Mode in der CL so erhellend wie Galatasaray Istanbul. Fünf Spiele, fünf Unentschieden, deutlicher lässt sich das Gebot der Zwischenrunde nicht zum Ausdruck bringen […]. Es ist nicht so wichtig zu gewinnen – wichtig ist, nicht zu verlieren.“ „Fußballerische Schmalkost ohne Spektakel“ sah die NZZ (15.03.02) in nahezu allen Begegnungen.

Prototypischen Charakter habe das Match Manchester United gegen Bayern München (0:0). Auf der einen Seite spricht Elisabeth Schlammerl (FAZ 15.03.02) von einem „souveränen Auftritt“ des deutschen Meisters im ehrwürdigen Old Trafford. Dieser zeuge davon, dass man für den Schlussspurt der Saison gewappnet sei. Auch Selldorf zollt dem Ergebnis „allen Respekt“. Auf der anderen Seite jedoch habe das Spiel nichts „zur Erheiterung der Fans“ (Selldorf) beigetragen. „Die Torchancen ließen sich diesmal auf einem Metroticket notieren“ findet Andreas Burkert (SZ 15.03.02). Raphael Honigstein (FR 15.03.02) bringt für die Münchner beide Sichtweisen auf einen Punkt: „Der FCB ist der Fleisch gewordene Pragmatismus. Keine Mannschaft steht in Europa defensiv so gut wie die Bayern und braucht so wenig Tore für den Erfolg.“ Selldorf spricht ebenso von einer „rigiden Blockadepolitik“ beider Teams.

Dem Fazit des Bayern-Managers Uli Hoeneß wollten die Autoren daher nicht folgen, wonach das Spiel „etwas für Feinschmecker“ gewesen sei. „Der Feinschmecker, den sich der schwäbische Wurstfabrikant vorstellte, muss schon ein ziemlich merkwürdiger Mensch sein; einer dem sorgfältige Zubereitung und clevere Verwendung der Zutaten wichtiger sind als der gute Geschmack des Endprodukts“ (Honigstein). Oder Hermanns: „Feinschmecker brauchen demnach keine Tore, keine Chancen, keine flotten Dribblings, keine feinen Pässe und auch keine präzisen Fernschüsse. Feinschmecker begnügen sich im Gourmet-Restaurant ja bekanntlich auch mit dem Lesen der Speisekarte.“ Ernster, aber ähnlich, äußert sich die NZZ: „Der multikulturelle Europa-Vergleich plätscherte in fast schon frustrierendem Stil dahin, Disziplin und Taktik ließen keine Phantasie zu, die großen Stars erzeugten verblüffend keine Wirkung.“

Zudem ist erneut das Argument zu vernehmen, wonach der Modus der europäischen Top-Liga eine Inflation an Ereigniswert verursache; insbesondere an „einst mythenbeladenen Klassikern“ (Burkert). Erstens trafen der englische und der deutsche Primus am vergangenen Mittwoch zum siebten Mal innert drei Jahren aufeinander. „Der Europapokal ist beliebig geworden. Er schafft keine Ereignisse mehr, von denen der Fußball mehr lebt als jeder andere Sport“ (Hermanns). Zweitens ist in der Fußball-Öffentlichkeit der Wunsch nicht zu überhören, zum alten KO-System zurück zu kehren. Schließlich könne man sich dabei nicht von vornherein mit einem Remis begnügen, wie es beispielsweise Alex Ferguson, Manchesters Team-Manager, dem Spiel prophezeite. Den Spielern ist folglich kein Vorwurf zu machen, sondern dem System.

zur Modusreform der CL siehe auch Meinungsumschwung

zur fragwürdigen Integration eines Stücks des KO-Systems siehe auch Paradoxie

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