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Ballschrank

Demontage der DFB-Elf

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Demontage der DFB-Elf

Angesichts Personalmangel sowie matter Auftritte in der jüngsten Vergangenheit, befürchteten einige Experten vor dem Spiel gegen die holländische Starauswahl eine peinliche Demontage der DFB-Elf. Doch „wie so oft, wenn die Auguren den öffentlichen Niedergang der deutschen Fussballnationalmannschaft an die Wand gemalt haben und sich vor ihrem Menetekel auch noch gern der Aussagen ehemaliger niederländischer Fussballgrössen bedienten, kommt es im Ernstfall dann gar nicht so schlimm“, berichtet die NZZ mit gewohntem Abstand über das 1:3 von Gelsenkirchen. In der Tat konnte der deutsche Fußballanhänger von einer Niederlage selten so angetan sein wie dieses mal – wenngleich: Es verlor der Vize-Weltmeister vor heimischem Publikum gegen ein Team, das sich nicht für die WM qualifiziert hatte.

Jedoch sind Spiele gegen die holländischen Fußballästheten für jedes Team der Welt ein Maßstab, zumal für die – so will es das Klischee – Fußball arbeitenden und dabei stets erfolgreichen Teutonen. Doch dieses Mal kam es überraschenderweise zum „Rollentausch“ (FAZ). Beide Mannschaften rehabilitierten sich nämlich gerade in den Disziplinen, die wesenhaft als ihre Schwächen beziehungsweise des Gegners Stärken gelten. Die Deutschen waren spielerisch besser und initiativer, und Oranje gewann. „Ein Sieg, der Holland schmeichelt und dem Deutschen Fussballbund nicht wehtut: verloren, aber nicht versagt“, beschreibt die NZZ die Bedeutung des für die Standortbestimmung von Völlers Equipe aufschlussreichen Spiels. Das Fazit der Fachleute am Ende eines aus deutscher Sicht ereignisreichen Jahres fällt gelegentlich nüchtern aus: „Der deutsche Fußball hat sich im WM-Jahr entwickelt, aber längst noch nicht bis ganz nach vorn“, urteilt die FR realistisch. Der Blick nach vorn jedoch schwankt ausnahmslos zwischen Zuversicht und Euphorie. So fordert die SZ begeistert: „Spielt einfach weiter so!“

Auch aus der entgegengesetzten Perspektive misst man der (im übrigen sehr fairen) Auseinandersetzung große Bedeutung bei. „Mag sein, dass Deutschland noch nicht zu den ganz Großen zählt. Aber wer die Deutschen schlägt, zählt sich immer noch dazu“, fasst der Tsp die stolzen Reaktionen der siegreichen Holländer zusammen, auch wenn Eindhovens Dagblatt eingesteht: „Oranje kennt deutsche Tricks: Spiele gewinnen, obwohl man unterlegen ist.“

Christoph Kneer (FTD 22.11.) ordnet das Geschehen in einen langfristigen Zusammenhang ein. „Man darf am Ende dieses WM-Jahres feststellen, dass es sich bei diesem 1:3 gegen die niederländische Nationalmannschaft vermutlich um eine der nützlichsten Niederlagen der deutschen Länderspielgeschichte handelt. In diesem Abend von Gelsenkirchen finden sich gebündelt sämtliche Erkenntnisse über Völlers neues Deutschland. Es ist dabei kein Widerspruch, dass ausgerechnet Rückkehrer Fredi Bobic am Ende stellvertretend steht für Deutschlands Fußballjahr 2002. Auf dem Boulevard haben sie Bobics unerwartete Wiederkehr das „Comeback des Jahres“ getauft – nicht zuletzt gilt das auch für den deutschen Fußball. Es darf als die erfreulichste Erkenntnis des Jahres gelten, dass es sich im Jahr zwei nach Erich Ribbeck endgültig ausgerumpelt hat. Fürs Erste darf sich Rudi Völler dennoch gutschreiben lassen, dass seine Elf am Ende des Jahres 2002 eine Stufe höher überwintert als 2001.“

Michael Horeni (FAZ 22.11.) blickt optimistisch in die Zukunft. „Auch wenn Völlers Team nach dem 0:1 gegen Frankreich, dem 0:1 gegen Argentinien, dem 0:2 gegen Brasilien und nun beim 1:3 gegen die Niederländer wiederum daran gescheitert ist, eine der großen Fußball-Nationen zu besiegen: Die Tendenz ist, anders als die Ergebnisse es glauben machen, sehr erfreulich. Vor der WM waren die belächelten Deutschen spielerisch und taktisch noch vollkommen chancenlos gegen die beiden Großmächte, im WM-Finale imponierten sie dagegen, und im aktuellen Nachbarschaftsduell schien es mitunter, als hätten Deutsche und Holländer ihre traditionellen Rollen getauscht. Spielerisch ansprechend, taktisch klug, aber vor dem Tor verschwenderisch – diesmal machten es die personell geschwächten Deutschen (fast) so zweckfrei schön wie der WM-Zuschauer von nebenan, der seine Chancen in der Arena teutonisch effektiv nutzte. Die erfolgreiche taktische Handschrift Völlers mit Mut zum schönen Spiel war jedoch viel mehr wert als mancher schnöde Sieg der Vergangenheit. Mit dem, was in der Bundesliga an Talenten noch aufscheint und an erstklassigen Kräften und Bewährtem im kommenden Jahr gesund zurückkehrt, ist die Nationalmannschaft gut gerüstet, um nach dem zweiten Platz bei der WM auch den besten Mannschaften der Welt noch ein Stückchen näher zu kommen. Das spricht nicht nur für die Entwicklungsfähigkeit der Mannschaft, sondern auch ihres Teamchefs und Trainers. Nach dem Ergebnisfußball WM 2002 haben auch fußballerische Erlebnisse bei der Nationalmannschaft eine Zukunft.“

Jan Christian Müller (FR 22.11.) resümiert das Fußballjahr. „Der Fernblick nach Japan und Korea hat manches verklärt. Während die Berichterstatter vor Ort noch nüchtern, mitunter auch beißend zynisch schilderten, wie eine unaufgeregte deutsche Brüderschaft mit Bundesadler auf der Brust sich zweckmäßig den ohnehin fast freigeschlagenen Weg ins WM-Finale bahnte, entwickelte sich in der Heimat ein Weltmeisterschafts-Hype vor Kaufhaus-Schaufenstern, in Bürogebäuden oder Schrebergärten. Die Nation rückte bei Bratwurst mit Ketchup und eingelegtem Kotelett am Holzkohlegrill zusammen, derweil die Helden von Yokohama am Ende sogar die Brasilianer gehörig piesackten. Auch wenn es dort nicht ganz reichte: Zuhause feierte ein Volk sich selbst, auch, weil es sonst kaum Grund zum Feiern gab (…) Es heißt, man könne sein Glück im Fußball auch erzwingen. Aber das ist natürlich Blödsinn. Gegen Argentinien im April, Brasilien im Juni und die Niederlande im November waren Rudis Recken jeweils hoch konzentriert. Es hat trotzdem nur zu einem einzigen Tor in 270 Minuten gereicht. Das ist die Wahrheit. Japan und Korea waren wie ein Traum. Wie ein wunderschöner Traum.“

Ludger Schulze (SZ 22.11.) kennt die Ursachen für die Niederlage. „Im Spitzenfußball ist der zweite Anzug nicht mehr nur eine modische Alternative, sondern längst eine fundamentale Notwendigkeit – jedenfalls für den, der Erfolg anstrebt. Selten hat man dies deutlicher beobachten können als beim Länderspiel gegen die Niederländer in Gelsenkirchen. Während sich die Träger der Trikots erster Wahl zwei Drittel der Spielzeit einen ausgeglichenen Kampf lieferten, war die Angelegenheit rasch und eindeutig entschieden, als die Herren von der Ersatzbank übernahmen. Da musste Teamchef Rudi Völler erkennen, dass sein zweiter Anzug noch ein wenig kneift und drückt. Dem Strickmuster nach entspricht das nicht ganz so gute Stück jedenfalls noch nicht dem Standard der Haute Couture in der Balltreterbranche. Während dem signal-orange gewandeten Gegner zum Beispiel das Übermaß überragender Sturmreihen zur Verfügung stand, fehlte es den Deutschen an Wahlmöglichkeiten. Doch das ist nur eine Modeerscheinung, der Teamchef darf bald nachschneidern.“

Zur Bedeutung des Spiels aus Sicht der Sieger heißt es bei Christoph Biermann (SZ 22.11.). „Wieder einmal weckte die holländische Mannschaft den Eindruck, dass sie noch besser spielen kann, als sie es tut. Auf Grund der „individuellen Superklasse“ (Völler) lässt das Team eigentlich fast immer Phantasien erstehen. Denn selbst Details vermögen die Spieler funkeln zu lassen, wenn sie etwa Kurzpässe so scharf spielen, dass es nur große Könner diese aufnehmen oder direkt weiterleiten können. Nur gehört es auch zu den Erkenntnissen der vergangenen Jahre, dass die Künstler in den orangenfarbenen Trikots die gefühlte Klasse nicht zwangsläufig in Ergebnisse verwandeln. Weiterhin spielt Holland auf Bewährung, und das ist für den Trainer keine schlechte Ausgangslage. Er hat im wesentlichen jenen Spielern eine Chance zur Rehabilitierung gegeben, die sich in der WM-Qualifikation blamiert hatten. Diese Pleite wird seine stärkste psychologische Waffe bleiben, denn das Publikum im eigenen Land wird sich mit Gerede von technischer und taktischer Überlegenheit allein nicht mehr zufrieden geben. Realistischer ist die Mannschaft dadurch geworden. Das muss nicht schaden, denn sollte sie ihre Klasse weiterhin in Effizienz übersetzen, gibt es wenig bessere. Ein wenig klingt es, als sei das der neue Weg. „Wir haben Glück gehabt und sicherlich zu hoch gewonnen“, sagte Bosvelt und fügte achselzuckend an, „aber das Ergebnis zählt.“ Wann hat man so etwas zuletzt von einem holländischen Spieler gehört?“

Ein Spielbericht von Martin Hägele (NZZ 21.11.). „Der WM-Jahrgang von Yokohama wirkte jedenfalls zielstrebiger, und er brauchte auch nicht so viele Fouls wie Davids, Seedorf und Co., deren aggressiv orange Trikots normalerweise allein ausreichen, um manchen Gegner einzuschüchtern. Doch die Auswahl von Teamchef Völler hatte bei ihrer Jahresabschlussfeier auch wieder jenen Geist entdeckt, der sie im Sommer durch die Stadien von Japan und Korea getragen hatte. Sie präsentierte sich wieder als Mannschaft, in der Ballack und Schneider kreative Elemente erzeugten (…) Die Deutschen können nun argumentieren, dass Referee Dallas bei einer Attacke Sendens gegen Bobic Gnade vor Recht ergehen liess, dass bei Schüssen von Ballack und Freier nur ein paar Zentimeter fehlten. Anerkennen aber müssen sie, dass der kleine Nachbar wohl über doppelt so viele Klassespieler verfügt. Bezeichnenderweise wurde das Spiel erst mit den Einwechslungen der Stürmer Nummer drei und vier auf beiden Seiten entschieden. Als Neuville und Asamoah statt Bobic und Klose den Angriff bildeten, war auch die Gefahr fort. Umgekehrt aber häuften sich im und am deutschen Strafraum die brisanten Szenen, nachdem dort statt Kluivert und Makaay mit van Nistelrooy und Hasselbaink zwei ganz andere Goalgetter-Typen aufgetaucht waren.“

Ludger Schulze (SZ 22.11.) kommentiert die Reaktionen nach dem Spiel. „Ein wenig erinnerte die Partie, wenn man das negative Resultat in Relation zum spielerischen Niveau setzt, an das WM-Finale gegen Brasilien (0:2). Zwei gefeierte Fehlschläge waren die Höhepunkte des Jahres, und in beiden Fällen bewiesen die Fans ein feines Näschen für Engagement, Risiko- und Leistungsbereitschaft ihrer Elf. Wie sie richtete auch Völler „keinen Vorwurf an die Mannschaft“, wunderte sich aber schon darüber, dass „gegen eine Mannschaft wie Holland die kleinste Kleinigkeit brutal bestraft wird“. Die Niederländer wissen, worüber der Teamchef philosophierte – oft sind sie selbst den Deutschen auf diese Weise unterlegen.“

Roland Zorn (FAZ 22.11.). „Bobic verkörpert ab sofort das Prinzip Hoffnung aus der Sicht der aus Erfahrung reifen Profis; seine Zuversicht gewinnt Rudi Völler aber auch aus dem reichen Jugendangebot, das er inzwischen nutzen kann. Kuranyi (20 Jahre), Friedrich (23), Freier (23), Ernst (23), Borowski (21), Lauth (21), Balitsch (21) und Bierofka (23) – das sind Aufsteiger, die viel versprechen. Und wer sind die Abstiegskandidaten? Ganz sicher der sogenannte Stürmer Jancker (28), der oft verletzte Ziege (30), der nicht mehr recht auf Trab kommende Neuville (29), das ewige Talent Ricken (26) und die international nicht erstklassigen Asamoah (24) und Baumann (27). Wie auch immer Völler „die Karten neu mischt“, er hält ein Blatt mit Assen wie den gegen die Holländer stechenden Schneider, Frings, Bobic, Ballack und Kahn ebenso auf der Hand wie eine Reihe von Buben, die noch auftrumpfen können.“

Stefan Hermanns Michael Rosentritt (Tsp 22.11.) beschreiben das gesteigerte Selbstwertgefühl der DFB-Auswahl. „Vor zwei Jahren gab es die nachhaltig vertretene Ansicht, dass man die bei der EM 2000 so desaströse Elf nicht einer weiteren harten Prüfung aussetzen solle. Besser sei es, auf die WM zu verzichten, um den Neuaufbau zu forcieren. Aus heutiger Sicht erscheint das abstrus (…) Den Deutschen konnte nichts Besseres passieren als die WM. Das Turnier hat die Mannschaft vorangebracht, aber auch einzelne Spieler. Bernd Schneider zum Beispiel. Oder Torsten Frings und Christoph Metzelder. Kurz vor der WM hat der Spiegel noch über sie gehöhnt: „Wenn nun Eleven wie Frings (acht Länderspiele) und Metzelder (sechs) in Japan Schlüsselpositionen besetzen müssen, erscheint das ähnlich gewagt, als müssten Sieger eines Karaoke-Wettbewerbs die Star-Tenöre in der Mailänder Scala ersetzen.“ Vier Wochen später waren Frings und Metzelder selbst Star-Tenöre. Richtig deutlich geworden ist die Entwicklung im Wettstreit mit den Holländern. Die Deutschen verloren zwar, doch sie waren gleichwertig. Vor zwei Jahren in Amsterdam waren sie noch lächerlich gemacht Worden (…) Die Deutschen sind dabei, den kleinen großen Nachbarn wieder zu überholen. Die U 21 gewann 4:1 gegen Holland, der zweifache Torschütze Kuranyi gilt bereits als möglicher Nationalspieler. Das liegt auch daran, dass die größten Nöte der Deutschen im Sturm liegen. Kritiker der Nationalelf sagen: Wir haben keine echten Stürmer mehr. Optimisten sagen: Noch haben wir keine echten Stürmer. Mag sein, dass Deutschland noch nicht zu den ganz Großen zählt. Aber wer die Deutschen schlägt,

Martin Hägele (NZZ 22.11.) beleuchtet die Perspektiven der Völler-Equipe. „Wer aber richtig hingehört hat bei Völlers Pressekonferenzen, der merkte bald, warum dem Teamchef diese Niederlage – obwohl doch über allem das Wort Prestige stand – überhaupt nicht weh getan hat. Völler selber ist längst bereit für den Umbruch innerhalb seiner Mannschaft. Und wenn er davon spricht, dass nun die Karten neu gemischt und im nächsten Jahr wieder voll angegriffen werde, dann kennt er auch schon diejenigen, denen er im Hinblick auf das Europaturnier 2004 vertrauen kann. Ungewöhnlich offen präsentiert Völler die Namen seiner neuen Zeitrechnung, welche die Altersstufe der 25- bis 30-Jährigen nun ablösen soll. Und es handelt sich im Fall von Spielern wie Kuranyi, Lauth, Balitsch, Hitzlsberger, Hinkel oder Feulner nicht um eine oder gar zwei Handvoll Talente, wie sie immer mal wieder an der Oberfläche erscheinen. Fast alle Mitglieder der U-21- und der Olympia-Mannschaft, gehören sie auch in ihren Bundesligaklubs zum Stammpersonal. Schon ein Blick auf ihre Leistungskurven genügt, um Perspektiven abzuschätzen. Nicht nur der jüngste Werbefilm vom Talentschuppen des neuen Nachwuchstrainers Jürgen Kohler, dem im Vorprogramm auf dem Aachener Tivoli eine beeindruckende Leistungsschau gelungen war: Der Oranje-Nachwuchs wurde auf dem Weg zum 4:1 spielerisch deklassiert. Im Kopf hatte Völler die Besten seines alten Weltmeister-Kumpels Kohler bereits in seine Formation integriert; er und Fussball-Deutschland können sich auf die Zukunft freuen. Eine Zukunft, in der man einem Vergleich mit der heutigen holländischen Star-Generation gelassen entgegenblicken kann. Die besseren Fussballspieler standen mit Schneider und Ballack schon diesmal im Team mit dem Adler auf der Brust. Nur was seine Stürmer betrifft, besitzt Holland einen Vorteil. Doch nicht nur wegen Bobic, vor allem wegen der jungen Konkurrenz besteht die Chance, dass dieses Handicap einmal wettgemacht wird.“

Spielbericht taz

Interview mit Fredi Bobic Tsp

Vor dem Spiel (20.11.)

Freundschaftsspiele der deutschen Nationalmannschaft haben in den letzten Jahren im Allgemeinen an sportlicher Aussagekraft verloren. Wenn jedoch der „Erzfeind“ aus dem nordwestlichen Nachbarland zu Besuch erwartet wird, steigt die öffentliche Aufmerksamkeit. Zumal die Niederländer im heutigen Aufeinandertreffen in der Arena „AufSchalke“ eine günstige Gelegenheit erachten werden, sich für die Schmach der verpassten Qualifikation für die WM in Fernost rehabilitieren zu können, während der Vize-Weltmeister seinen durch wenig ruhreiche Auftritte gegen Litauen, Bosnien und Färöer inzwischen bereits beschädigten Status zu verteidigen sucht.

Zusätzliche Brisanz erlangt das Duell durch die Gegebenheit, dass heute zwei verschiedene Weltauffassungen über dieses Spiel aufeinandertreffen, die sich in Extremen wiederspiegeln: hierzulande der auf Effektivität und Disziplin ausgerichtete Arbeitsfußball – und dort das risikoreiche und ästhetische Kombinationsspiel. „So geht es bei jedem Match zwischen Deutschland und Holland eigentlich um die Frage, wie Fußball zu sein hat“ (Die Zeit).

Im Mittelpunkt der hiesigen Diskussion stand in den letzten Tagen die Forderung vieler Experten und Fußballfans nach einer Berufung Fredi Bobic´, der nach langer sportlicher Durststrecke in Hannover zu alter Torjägerform zurückgefunden hat. Doch erst die gestrige Absage des etatmäßigen Stürmers Carsten Jancker machte das „Comeback des Jahres“ (Die Welt) für den Schwaben möglich. Ob er in seiner „zweiten” DFB-Karriere eine bessere Figur abgeben wird als seine bisherige Bilanz vermuten lässt (zwei Tore in 19 Spielen), ist fraglich. Da dessen Mitstreiter vom „Kommando Torauftrag“ Klose und Neuville derzeit im Formtief stecken, darf die SZ augenzwinkernd feststellen: „Deutschland steckt nach Renten-, Haushalts- und Arbeitslosenkrise gleich im nächsten Dilemma. Zu allem Übel nämlich hat eine Stürmerkrise das zerzauste Land ergriffen.“

Ludger Schulze (SZ 20.11.) erinnert an die jüngsten Duelle mit den Holländern. „Erstmals seit dem WM-Finale gegen Brasilien (0:2) misst sich seine Auswahl mit einem Gegner auf Augenhöhe. Auch wenn Völler stets betont, dass es keine „Kleinen“ mehr gebe, gegen Größen wie die Niederländer tut man sich halt doch etwas schwerer. Die betrachten Begegnungen gegen die „Moffen“ in der Regel als bitterernste Angelegenheit um nur etwas weniger als Leben und Tode, auch wenn sie solche Spiele herzig mit in „Vriendschappelijk“, also „freundschaftlich“ umschreiben. Davon war auch bei den vergangenen beiden Partien weniger als nichts zu spüren, die Oranjes spielten ihre Kollegen in Grund und Boden, so dass mancher deutsche Fußballfan am liebsten das Schengener Abkommen aufgekündigt und die Landesgrenzen wieder geschlossen hätte, jedenfalls für den Fall, dass niederländische Nationalspieler die Einreise begehren sollten. „Lustige Chronologie des Grauens“ titelte die SZ nach dem absurd glücklichen 1:1 im November 1998. Und beim 1:2 im Februar 2000 in Amsterdam verlor die Mannschaft für längere Zeit den Respekt der Fußballwelt.“

Roland Zorn (FAZ 20.11.) kommentiert die Nominierung Bobic´ optimistisch. „Der Schwabe steht, seit er Dortmund verlassen konnte, im Mittelpunkt des von Trainer Ralf Rangnick inszenierten Gute-Laune-Fußballs. Rund zwei Jahre loderte in dem 31 Jahre alten Energiebündel, in Stuttgart einst Seite an Seite mit Giovane Elber und Krassimir Balakow Teil des „magischen Dreiecks“, keine Fußballglut mehr. Bei Borussia Dortmund, wohin er 1999 mit anfänglichem Schwung gekommen war, verebbte die Wucht des für zwölf Millionen Mark transferierten Nationalspielers mehr und mehr. Mit der Ausleihe an die Bolton Wanderers zeichnete sich der Abschied vom Westfalenstadion ab, mit dem Wechsel nach Hannover, bei dem Bobic erhebliche Gehaltseinbußen in Kauf nahm, war er vollzogen. Dort begann des Märchens erster Teil. Der bis dahin punktlose Aufsteiger bekam zum Nulltarif einen taufrischen, mitreißenden Dreißiger, der 96 das Tor zum Klassenverbleib geöffnet zu haben scheint. Unterdessen wurde auch Völler auf Bobic aufmerksam, ohne sofort eine Rückholaktion geplant zu haben. In Gelsenkirchen wollte Völler erst einmal „ein tolles Jahr“ ausklingen lassen, auf dessen Höhepunkt die Deutschen den zweiten Platz bei der WM in Korea und Japan feiern konnten. Bobic sollte, wäre es nach Völlers ursprünglicher Intention gegangen, bis zum kommenden Jahr warten. „Dann werden die Karten neu gemischt“, sagte der Teamchef voraus. Manchmal aber mischt ein anderer für Völler, und so kommt der darüber anscheinend nicht unglückliche Boß der Nationalmannschaft schon in Gelsenkirchen nicht um Bobic herum. Der ehemalige Weltklassestürmer hatte für den derzeit besten deutschen Angreifer am Dienstag viel Lob übrig: „Fredi ist ein klassischer Knipser. Er lebt nach einer langen Durststrecke von dem sehr offensiven Fußball, den Rangnick in Hannover spielen läßt und der ein bißchen auf ihn zugeschnitten ist.“ Bringt Bobic seinen Elan aus dem nahen Niedersachsen mit ins Herz des Ruhrgebiets, müssen die Holländer wenigstens einen deutschen Angreifer an diesem Abend fürchten.“

Stefan Hermanns (Tsp 20.11.) beschreibt einen Imagewechsel. „Im Sommer – während und kurz nach der Weltmeisterschaft – war Deutschland noch Kahnland. Inzwischen ist Deutschland wieder Schröderland oder Bohlenland. Kahn, dem einst Göttlichen, sind von aufmerksamen Boulevardjournalisten längst allzu menschliche Verfehlungen nachgewiesen worden: missglückte Abschläge, unterlaufene Flanken und ausschweifende Diskothekenbesuche. Dieselben Zeitungen, die aus dem Bayern-Kahn den Deutschland-Kahn für das ganze Volk gemacht haben, haben aus dem Deutschland-Kahn jetzt wieder den Bayern-Kahn gemacht. Der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hat nicht öffentlich darüber geredet, wie er den Umschwung in der Berichterstattung über seine Person empfunden hat. Er tut das auch an diesem Vormittag nicht, da er in der Stadthalle von Castrop-Rauxel, am Tag vor dem Länderspiel gegen Holland, zur Pressekonferenz erschienen ist. Auf den ersten Blick sitzt da der Deutschland-Kahn von der WM. Doch sein Blick schlendert ziellos durch den Saal. Seine Aussagen sind kurz bis belanglos, und wenn Journalisten ihm eine Frage stellen, schaut er in die andere Richtung, als wolle er seine volle Verachtung demonstrieren. Oliver Kahn, so scheint es, ist wieder bei sich angekommen.“

Zu den Veränderungen in Holland seit der verpassten WM-Qualifikation heißt es bei Christoph Biermann (SZ 20.11.). „Seither ist in Holland viel vom „nieuw realisme“ die Rede. Für einen solchen Realismus steht auch der neue Bondscoach Dick Advocaat, selbst wenn er das Amt bereits zum zweiten Mal übernommen hat. Der 55-Jährige sieht sich immer noch als Statthalter der Ideen von Ernst Happel und Rinus Michels. Happel war sein Coach beim FC Den Haag, unter Michels arbeitete Advocaat beim holländischen EM-Gewinn 1988, ein Foto des Lehrmeisters hängt noch heute in seinem Büro. „Ich bin kein Vielredner. Kurz und deutlich, so bin ich“, sagt Advocaat und liefert damit einen Gegenentwurf zu seinen Vorgängern Rijkaard und van Gaal. Advocaat hält Distanz zu seinen Spielern, er vermeidet große Worte und hat Erfolg. Fünf der sechs Spiele unter seiner Leitung hat die holländische Nationalmannschaft gewonnen und beeindruckte vor allem bei den 3:0-Siegen in der EM-Qualifikation gegen Weißrussland und in Österreich. „Bemerkenswert bei diesen Erfolgen war, auf welche realistische Weise sie zustande gekommen sind“, stellte das Algemeen Dagblad fest. Der neue Bondscoach setzt nämlich auf einen massiven Block im Mittelfeld und verzichtete zuletzt in Wien aufs typisch holländische Flügelspiel, vorne agierten nur noch zwei Spitzen. Vor allem aber profitiert er von einer neuen Haltung im Team. „Alle Nationalspieler wollen sich rehabilitieren“, hat Advocaat festgestellt.“

“Wo habt ihr eure Wohnwagen?” fragt Christian Eichler (FAZ 20.11.). “Begegnungen mit Holländern sind oft spöttische Spiele mit den Klischees, die man unter Nachbarn pflegt. Am schönsten sind die Vorurteile, die manchmal stimmen. Rafael van der Vaart, der aufregendste neue Spieler, den die Niederlande seit Jahren hervorgebracht haben, wird diesen Mittwoch zum ersten Mal in Deutschland zu sehen sein – seine Kindheit hat er in einem Wohnwagen verbracht. Seine Eltern leben immer noch in dem Caravan-Park in Heemskerk. Wie Johan Cruyff, der in einer Amsterdamer Trabantenstadt aufwuchs, stammt van der Vaart vom sozialen Rand der niederländischen Gesellschaft. Vieles spricht dafür, daß auch sein Weg ins Rampenlicht einer Weltkarriere führen wird. Schon vergleicht ihn mancher etwas voreilig mit Europas Fußballer des Jahrhunderts. Die Holländer hätten es gar nicht nötig, ihren 19 Jahre alten Hoffnungsträger zum Jung-Johan hochzujubeln. Das Team, mit dem sie in Gelsenkirchen antreten, wird nur so wimmeln von Weltklassespielern wie Kluivert, Davids, Seedorf, van Nistelrooy, den Brüdern de Boer. Doch neben seinen spielerischen Talenten – Schnelligkeit, Schußkraft, Dribbelkunst, Übersicht – begeistert der Jungstar von Ajax Amsterdam mit einer Siegesmentalität, die Oranje-Fans lange bei ihren Spitzenspielern vermißten. Van der Vaart, der kommende Anführer, soll die neue Richtung weisen. Der schmächtige, nur 1,74 Meter große Bursche gilt als einer ohne Allüren, als Mannschaftsspieler, als Kämpfer. Ihm geht die betonte Lässigkeit und Selbstverliebtheit eines Kluivert oder Seedorf ab. Van der Vaart sucht die klarste Lösung für eine Spielsituation – genau das Denken, das der zu eitlen Spielergeneration vor ihm manchmal gefehlt hat. Vielleicht ist das die Schule des Caravan-Parks, auf der er mit seinem Vater schon als Fünfjähriger mit dem Fußball auf leere Bierflaschen schoß.”

Interview mit einem Holland-Fan aus Thüringen SZ

Interview mit Paul Freier Tsp

Stefan Hermanns (Tsp 19.11.) erläutert die Personalpolitik des Temchefs. „Seitdem Völler vor zwei Jahren das Amt übernommen hat, geht er auf diesem Weg – und seitdem hat er damit beim großen Publikum schon häufiger Verwunderung ausgelöst: Warum hat Völler nach der verkorksten EM 2000 nicht einen Neuanfang mit unbelastetem Personal gewagt? Warum hat er Carsten Jancker mit zur WM genommen, und nicht Martin Max, den Torschützenkönig der Bundesliga? Wieso hat er für das Spiel gegen Holland nicht Fredi Bobic nominiert, sondern – wieder – Jancker, der am Wochenende zum ersten Mal seit 18 Monaten ein Tor erzielt hat? Völler ist wegen all seiner Entscheidungen eine Anhänglichkeit nachgesagt worden, die schon fast an Selbstaufgabe grenzt. Dabei steckt weit mehr hinter seiner Personalpolitik: System nämlich. Es ist eine romantische Vorstellung des gemeinen Fußballfans, dass die Nationalmannschaft die besten Fußballer eines Landes zu vereinen habe. Fußballtrainern aber steht nur selten der Sinn nach Romantik. Für Völler geht es um eine Grundsatzfrage: Soll die Nationalmannschaft die Elf der Besten sein oder die beste Elf? Wäre sie die Elf der Besten, dann müsste gegen Holland Fredi Bobic spielen, der in neun Bundesligaspielen acht Tore geschossen hat. Das Problem aber ist, dass beim nächsten Länderspiel vielleicht schon Markus Schroth zur Nationalmannschaft gehören müsste oder Benjamin Lauth oder Kevin Kuranyi, je nachdem, wer gerade in den Wochen vor der Nominierung die meisten Tore geschossen hat. Das Seltsame ist, dass Völler eigentlich nie Trainer einer Vereinsmannschaft werden wollte, dass er aber jetzt als Bundestrainer versucht, die Nationalmannschaft wie eine Vereinsmannschaft zu führen. Dazu gehört eine gewisse personelle Kontinuität, die nicht von kurzzeitigen Formschwankungen abhängt.“

Ludger Schulze (SZ19.11.) schreibt. „Deutschland steckt nach Renten-, Haushalts- und Arbeitslosenkrise gleich im nächsten Dilemma. Zu allem Übel nämlich hat eine Stürmerkrise das zerzauste Land ergriffen. Wo sind sie, die großen Torjäger nach Uwe Seeler und Gerd Müller, Rudi Völler und Jürgen Klinsmann? Wenn die Krise eines sinnfälligen Ausdrucks noch bedurfte hätte, dann wäre jener Kopfball schlagender Beweis gewesen, mit dem Miroslav Klose soeben das Publikum begeisterte. Bedauerlicher Weise war es das falsche (…) ein statistisch betrachtet, könnte man unter diesen Umständen das Tor, das Carsten Jancker am Sonntag für Udine (2:1 gegen Chievo) erzielte, als Lichtblick betrachten. Janckers Kreditlinie beim Zuschauer hingegen ist weit überzogen, und es braucht wenig Phantasie, um die Pfiffe vorauszuahnen, mit denen ihn das Gelsenkirchener Publikum am Mittwoch vor dem Länderspiel gegen die Niederlande begrüßen wird. Fredi Bobic (acht Saisontore für Hannover 96) freilich darf sich keine übertriebenen Hoffnungen machen, ihm mangelt es mit 31 Jahren an der so genannten Perspektive, selbst wenn er nicht zu Unrecht darauf verweist, dass die DFB-Auswahl am aktuellen Erfolg gemessen wird. Vorfahrt auf der Teststrecke werden wohl junge Hüpfer bekommen wie Kevin Kuranyi (VfB Stuttgart) oder Benjamin Lauth (1860). Einen Aufprall auf die niederländischen Abwehrfelsen Jaap Stam oder Frank de Boer hat ihnen Völlers fürs Erste erspart – in einem solchen Leistungsklima könnten sie sich einen dauerhaften Karriereschaden zuziehen.“

Jan Christian Müller (FR 15.11.) begrüßt die Personalauswahl Rudi Völlers. „Es ist ein Treffen der Vergangenheit. Die Zukunft soll erst im nächsten Jahr beginnen, weshalb Völler den Leistungsgedanken in diesem trüben Monat November ganz bewusst hinter den Teamgedanken gestellt hat. Altmeister Fredi Bobic hätte sich – wie auch die jungen Benjamin Lauth und Kevin Kuranyi – an diesem Abend in diesem Kreis ohnehin unwohl fühlen müssen, hat der zuletzt so treffsichere Stürmer doch schon seit fast fünf Jahren kein Länderspiel mehr bestritten. Letztlich tat Völler aber auch ohne Verweis auf das Veteranentreff am Sonntagabend gut daran, seinen konservativen Grundsätzen treu zu bleiben. Kuranyi, Bobic und Lauth gehörten zu Saisonbeginn nicht einmal zur erwarteten ersten Elf ihrer Klubmannschaften. Der 20 Jahre alte Kuranyi hatte bis dahin ganze fünf Punktspiele bestritten und ein Tor erzielt, der ein Jahr ältere Lauth war erst ein einziges Mal aufgeboten worden. Ihrer Entwicklung tut es keinen Abbruch, gegen eine niederländische Weltauswahl nicht eine ähnliche Schmach zu erleben wie einst Debütant Zoltan Sebescen unter Erich Ribbeck, der seinerzeit von den Holländern regelrecht schwindelig gespielt wurde. Lauth und Kuranyi haben in der Kürze der Zeit auch ohne Nominierung für die Nationalmannschaft einen steilen Aufstieg erlebt, der auch psychisch erst einmal verarbeitet sein will. Und Bobic? Ein begabter Bundesligaprofi, aber mittel- und langfristig keine Hilfe für einen Vize-Weltmeister.”

Roland Zorn (FAZ 19.11.) erstellt ein Formbarometer des deutschen Sturms. „Jancker schoß ein Tor, Miroslav Klose auch. Leider ins eigene Netz. Der Kaiserslauterer muß mit seiner Mannschaft am Tabellenende der Bundesliga derzeit einiges durchmachen. Das 3:5 vom Sonntag in Bremen war auch für ihn ein hammerharter Rückschlag nach einer 3:1-Führung der Pfälzer. Völler aber vertraut Klose weiter, wenngleich auch ihm nicht entgangen ist, daß der Miro im Moment zuviel will: Tore erzielen, den Gegner unter Druck setzen, hinten mit aushelfen und neunzig Minuten unterwegs sein. Er opfert sich total auf. Und verliert damit seine Stärken aus den Augen: die Kopfballqualität, das Geschick im Zweikampfverhalten und den Instinkt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Als Abstiegskämpfer verzettelt sich Klose. Noch schlimmer scheint der Leverkusener Oliver Neuville derzeit dran. Der gewitzte WM-Stürmer ist derzeit bei Bayer Leverkusen nicht einmal schemenhaft wiederzuerkennen. Holland in Not? Wenn, dann bestimmt nicht wegen der deutschen Angriffswucht.“

„Im holländischen Fußball geht es um höhere Ziele als das Gewinnen“, lesen wir von Christoph Biermann (Die Zeit 14.11.). „Dem holländischen Fußball liegt ein ästhetisches Konzept zugrunde.“ Über Fußball werde in Holland anders gedacht. Während hierzulande nur das Gewinnen zähle, verfolge Holland höhere Ziele: Fußball ist Kunst. Es bringe „eine imaginäre B-Note für Schönheit“ ins Spiel, die im Fußball eigentlich nicht zählt. Mit dem verlorenen Weltmeisterschaftsfinale 1974 in München haben die Holländer „die Krönung einer Epoche verpasst“. Doch Johann Cruyff, Hollands größter Spieler aller Zeiten, sagt noch heute, dass ihm der Titel nicht so wichtig sei, „weil er immer wieder Menschen treffen würde, die ihm für den schönsten Fußball danken, den sie damals gespielt haben“. Und Dennis Bergkamp, ehemaliger Nationalstürmer, der noch keinen internationalen Titel gewonnen hat, sagt: „Ich bin nicht daran interessiert, hässliche Tore zu schießen.“ Kein Wunder also, dass die holländische Nationalmannschaft bei großen Turnieren mehrfach im Elfmeterschießen ausgeschieden ist, „als ob ihr diese reduzierte Form zur Findung eines Sieges zuwider wäre“. Für Holland sei es wichtiger, schön zu spielen als zu gewinnen – auch wenn mit dieser Philosophie eher Niederlagen erzielt werden. Am Mittwoch geht es also um mehr als um das blanke Ergebnis. „So geht es bei jedem Match zwischen Deutschland und Holland eigentlich um die Frage, wie Fußball zu sein hat.“

Interview mit Rinus Michels, ehemaliger Bondscoach, über „unentbehrliche Fußballtugenden“ FAS

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