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Den beschwingtesten, leichtfüssigsten, attraktivsten Fussball

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Den beschwingtesten, leichtfüssigsten, attraktivsten Fussball

Peter Hartmann (NZZ 20.5.) analysiert die schwierige wirtschaftliche Situation bei Lazio Rom. „Sie haben unter dem jungen Trainer Roberto Mancini den beschwingtesten, leichtfüssigsten, attraktivsten Fussball dieser Saison gespielt. Die Spieler von Lazio Rom könnten nächsten Sonntag unbeschwert mit dem Schönheitspreis in die Ferien ans Meer fahren. Schon in der vorletzten Runde erreichten sie endgültig die nächste Champions-League-Qualifikation, nach dem 3:1-Heimsieg gegen Brescia ist ihnen zumindest der vierte Meisterschaftsplatz sicher. Aber die Sorgen der Spieler bleiben im Urlaub die gleichen wie schon das ganze Jahr über: Sie wissen nicht, wie viel ihnen die Bank Capitalia, die den Klub im Verbund mit andern Finanzinstituten notversorgt, aufs Salärkonto überweist. Fest zugesagt sind ihnen die ausstehenden Bezüge für Dezember und Januar. Die Gehälter von Februar bis Juni sollen ihnen in Form von – allerdings fast wertlos gewordenen – Aktien des börsenkotierten Klubs abgegolten werden. Die Mehrheit der Mannschaft hat diesem Sparplan des Generaldirektors Luca Baraldi, der letztes Jahr schon die AC Parma saniert hat, zähneknirschend zugestimmt und würde auch in der nächsten Saison eine Teilentschädigung in Papieren des Arbeitgebers akzeptieren. Ausgeschert sind jedoch die Stars, die einen Markt haben: Der holländische Abwehrrecke Jaap Stam (für den sich Juventus interessiert), der serbische Mittelfeldspieler Stankovic (im Visier von Inter) und der gesamte Angriff mit Corradi (dem Offerten aus England vorliegen), Chiesa (der schon ein Opfer der Pleite von Fiorentina geworden war) und dem Argentinier Lopez (den Valencia zurück haben möchte). Auch der in den Medien mit Komplimenten überhäufte Trainer ist unschlüssig: Mancini ist zwar in den Vorstand berufen worden und soll eine Art Manager-Funktion nach britischem Vorbild erhalten, aber ihn hofiert hartnäckig der Inter-Präsident Massimo Moratti. Denkbar ist auch, dass Mancini, wenn er geht, ein ganzes Paket von Spielern mitnimmt. Denn das Schicksal der Lazio, die im Jahr 2000 noch Meister war, ist nach wie vor völlig ungewiss.“

Andalusier sind heitere Menschen, wir aber werden vom Atlantik nass gemacht

Georg Bucher (NZZ 20.5.) charakterisiert Deportivo La Coruña. „Schlau seien sie, bodenständig und zugleich weltoffen, geizig und solidarisch, eben etwas anders, sagen Spanier von den Galiciern. Wer ihren Charakter nicht mag, über unverhofften Richtungsänderungen die Orientierung verliert, sieht Mutanten am Werk und vergisst dabei, dass auch der Wind hier beständig dreht. „Andalusier sind heitere Menschen, wir aber werden vom Atlantik nass gemacht“ – mit dieser Metapher bringen die Kelten im Nordwesten der Peninsula selbstironisch Unterschiede zu Landsleuten auf den Punkt. Ein Sprichwort der römischen Kolonisatoren, „per aspera ad astra“, könnte am Saisonende auf ihren Vorzeigeklub zutreffen. Nach 33 Runden war Deportivo erstmals an die Spitze vorgerückt, theoretisch von einem leichten Restprogramm begünstigt. Doch am Samstag drehte der Wind erneut und blies dem Klub gegen Valencia (1:2) ins Gesicht. Damit er im Finish wieder aus dem Windschatten angreifen kann? Sein fünftes Jahr in La Coruña bezeichnet der baskische Trainer Javier Irureta als das schwierigste. Sechs Innenverteidiger sollten dem Kader Garantien geben, wenn alle verletzt sind, führt auch Improvisationskunst nicht zu erwünschten Resultaten. Wenn dann noch der Spielmacher Valerón und nach einer Krebserkrankung der Goalie Molina monatelang ausfallen, wenn Disziplinarfälle laufend das Gleichgewicht stören, dann ist es schon ungewöhnlich, wenn der Kontakt zur Spitze hält. Im März war der Tiefpunkt erreicht. Champions League und Copa del Rey konnten abgehakt werden, die Meisterschaft stand wieder im Vordergrund. Weil Deportivo heuer die beste Bilanz auf fremden Plätzen (30 Punkte) verzeichnet, bleibt der Titelkampf mit Real Sociedad und Real Madrid offen; drei bzw. zwei Punkte Rückstand sind aufzuholen. Trophäen in der Ära Irureta – ein Campeonato, zwei Copas del Rey, eine Supercopa – haben Selbstvertrauen und Krisenresistenz gestärkt. Sollte die Champions League zum vierten Mal in Folge erreicht werden, ist eine Fortsetzung der Zusammenarbeit wahrscheinlich.“

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