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Den Trainer nervt Barthez‘ abenteuerlicher Stil
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| Donnerstag, 25. März 2004
Fabien Barthez, in Frankreich Nummer Eins, in Manchester nicht mal Nummer Zwei – das Verhältnis der drei Bayern-Chefs – Horst Hrubesch, Naturmensch
Den Trainer nervt Barthez‘ abenteuerlicher Stil
Ralf Itzel (FR 14.11.) beschreibt die Situation Fabien Barthez’ – in Frankreich Nummer Eins, in Manchester nicht mal Nummer Zwei: „Es gibt ein Foto, das Fabien Barthez auf dem Gipfel seines Schaffens zeigt. Der Torwart überfliegt bei einer Parade in großer Höhe den stürzenden Brasilianer Ronaldo. Waagerecht liegt er in der Luft, ein Vogelmensch, schwerelos. Die preisgekrönte Aufnahme entstand am 12. Juli 1998 beim WM-Finale in Paris. Gelandet ist Barthez erst knapp fünf Jahre später. Ausgerechnet Ronaldo holte ihn zurück auf die Erde. Am 23. April dieses Jahres erzielt der Stürmer im Viertelfinale der Champions League einen Hattrick für Real Madrid in Manchester gegen United und Barthez. Schüsse wie Peitschenhiebe, aber der Torwart sieht bei einem, vielleicht zweien davon nicht chancenlos aus. Alex Ferguson verzeiht ihm nicht. Den Trainer nervt Barthez‘ abenteuerlicher Stil schon seit geraumer Zeit. Das häufige Reisen nach Frankreich ebenfalls. Englands Boulevardblätter hatten sich längst auf Barthez eingeschossen und ihn zum Fliegenfänger degradiert. Dessen Romanzen, unter anderem mit dem Model Linda Evangelista – einst als Eroberungen eines Teufelskerls bewundert –, werden nun gegen ihn verwendet. Fortan sitzt Barthez auf der Ersatzbank, bald sogar auf der Tribüne. Seit sieben Monaten hat der Franzose für seinen Club keine Minute zwischen den Pfosten gestanden. Schon im Sommer wollten ihn die Engländer loswerden, aber es fand sich kein zahlungskräftiger Abnehmer. Vor zwei Wochen untersagte die Fifa einen Wechsel auf Leihbasis zu Olympique Marseille, weil die nächsten Transfers erst im Januar erlaubt sind. Barthez, vor drei Jahren vor Oliver Kahn zum besten Keeper der Welt gekürt, ist zum Hüter ohne Tor geworden. Nur eine Mannschaft baut noch auf ihn: Die beste Landesauswahl des Kontinents, der amtierende Europameister Frankreich.”
Befreundet sind die drei nie wirklich gewesen
Andreas Burkert (SZ 14.11.) spaziert durch die Galerie Bayern Münchens – und trifft große Menschen: “Die guten alten Zeiten sind allgegenwärtig in der Geschäftsstelle des FC Bayern. Wer sich das Treppenhaus hochschraubt bis in die Schaltzentrale des Rekordmeisters, passiert silberne Trophäen und die schwarz-weiße Ahnengalerie. Dass dort im zweiten Stock ihre Bilder gegenüber hängen, mag Zufall sein, und doch erzählt diese Anordnung viel über die drei Leitfiguren des Klubs und deren Binnenverhältnis: Rechts sind Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß abgebildet, ein Foto aus gemeinsamen aktiven Zeiten im Jahre 1978 (sie umarmen sich, was ein bisschen seltsam ist, denn damals belegte der FC Bayern in der Bundesliga Platz zwölf). Ihnen vage in die Augen blickt von gegenüber Franz Beckenbauer, er zeigt gerade den Europacup 1974 und dazu den ihm eigenen Gesichtsausdruck aus Verwunderung und Entrücktheit. Er sagt meistens so etwas wie: „Ich, Kaiser!“ Bald drei Jahrzehnte ist das nun her, dass Rummenigge und Beckenbauer sich kennen gelernt haben, Hoeneß- erste Begegnung mit dem Glückskind des deutschen Fußballs liegt sogar 33 Jahre zurück. Befreundet sind die drei nie wirklich gewesen, Rummenigge nennt die Beziehung zu Beckenbauer heute „ein gewachsenes Verhältnis“. Sie haben sich arrangiert und tauschen sich zu dritt alle sechs Wochen aus, zum Wohle des FC Bayern. Und so kandidiert Beckenbauer, 58, am heutigen Freitag erneut, wenn der eingetragene Verein der ausgelagerten Fußballfirma auf der Hauptversammlung unter dem Tagesordnungspunkt 6 zur Präsidiumswahl aufruft. Beckenbauers abendliche Wiederwahl zum Klubchef gilt als so sicher wie der Sonnenaufgang am morgen darauf.”
Hans-Joachim Leyenberg (FAZ 14.11.) besucht Horst Hrubesch auf dem Land: „Vor ein paar Tagen packte er als Hebamme mit an. Die Kuh von nebenan hatte gekalbt. Das war wieder was für den Tatmenschen Horst Hrubesch. Ärmel hochkrempeln, nicht viele Worte machen. In diesem Ortsteil von Ellenberg bei Uelzen stehen gerade mal vier Höfe. Die drei Hektar des ehemaligen Fußball-Nationalspielers Horst Hrubesch sind wohl die aufgeräumtesten rundum. Das Laub von den Bäumen ist akkurat zusammengekehrt, der Reitplatz geharkt. Vor den Stallungen, wo Hrubesch gerade noch die Hufe eines seiner drei Pferde ausgekratzt hat, sind die Spuren von Mist und Stroh im Nu beseitigt. Der Torjäger von einst ist zum Heger geworden. Wenn ich die Mähne gewaschen habe, leuchtet der. Der Reitersmann schwärmt von Sancho, dem kleinen, dem zweijährigen Haflinger. Der Wallach Abendblitz ist vier, Hrubeschs ganzer Stolz Bando schon achtzehn. Ein sogenanntes Paint-Horse, ein Arbeitspferd, eine Gattung, mit der Cowboys im Wilden Westen Rinderherden in Schach halten. In Mitteleuropa schätzen Westernreiter diese Rasse. Wenn Hrubesch mit seinen 94 Kilo, verteilt auf 1,86 Meter, im Sattel sitzt, erinnert er nur vage an John Wayne. Es fehlen der verwegene Hut, der Colt natürlich und jedes Macho-Gehabe. Hrubesch bezeichnet sich als Freizeitreiter. Er ist einer von der sanften Art.“
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