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Der kicker hält Bayern München für das Thema der Woche und weiß nicht, warum

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Der kicker hält Bayern München für das Thema der Woche und weiß nicht, warum

Obwohl sich diese Woche durchaus Alternativen als Aufmacher angeboten hätten (Rudi Völlers Vertragsverlängerung, Bayer Leverkusen, Werder Bremen, Borussia Dortmund), referiert Karlheinz Wild ein Gespräch mit Franz Beckenbauer im kicker-Thema der Woche. Worum geht es also dem Autoren in seiner Analyse? Was rechtfertigt es, das Thema Bayern München in die exponierte Stellung zu rücken? Eine schonungslose Darstellung der sportlichen Durststrecke? Eine Ursachenforschung über die Krise des Deutschen Meisters nach vier sieglosen Ligapartien in Folge? Eine Konfrontation Beckenbauers mit seinen eigenen Aussagen und Zielformulierungen? Einen kritischen Hinweis darauf, die Bayern mögen die Bundesliga nicht als Vorbereitung für höhere Aufgaben auf internationalem Parkett betrachten?

Fehlanzeige. Wer den Artikel liest, wird eine fachmännische Analyse der sportlichen Situation ebenso vermissen wie kritische Worte zur Lage. Der Autor schleicht um Thema und Aussage („gemach, gemach“). Stattdessen thront über allem das Diktum des offenbar leicht genervten Beckenbauer: „Dann werden wir halt nur Fünfter“. Der Szenekenner weiß jedoch zweierlei: Erstens würde sich der FC Bayern am Saisonende nicht einmal mit Platz 2 zufrieden geben. Zweitens kennt man die Halbwertszeit der Aussagen des Bild-Kolumnisten, der im Übrigen den UEFA-Cup – zu welchem Platz 5 gereichen würde – bei jeder Gelegenheit als „Cup der Verlierer“ abkanzelt. Es hätte sich für Wild an dieser Stelle durchaus die Gelegenheit ergeben nachzuhaken oder zu kommentieren. Jedoch fügt sich der Autor willfährig seinem Gesprächspartner und orientiert sich ausschließlich an dessen Aussagen. Daraus resultiert eine überaus nach- und vorsichtige Behandlung desjenigen Vereins, der immer wieder vorgibt, unerschütterliche Stärke zu verkörpern.

Es bleibt die hypothetische Frage zu stellen, wie mit anderen Vereinen in einer solchen Situation umgegangen wäre. Hätte man Bayer Leverkusen – oder einen anderen der „aufmüpfigen Widersacher (!)“ (Wild) – derart verschont, wenn sie als zunächst selbstbewusst auftretender Tabellenführer aus zwei Heimspielen gegen Nürnberg und Wolfsburg lediglich zwei Punkte geholt hätten? Hätte der Leser nicht wieder das Verliererimage des „Plastikklubs“ präsentiert bekommen, immer in entscheidenden Momenten zu versagen? Zu erinnern ist auch an die knallharte Abrechnung mit den Spielern der deutschen Nationalmannschaft (kicker 11.10.) im Anschluss an das 0:0 gegen Finnland (von der übrigens der einzige Bayern-Spieler Kahn verschont wurde). Zudem bleibt die Frage nach den redaktionellen Richtlinien des marktführenden Fußballmagazins. Ein Leitartikel sollte eigentlich das Herzstück kritischer und distanzierter Berichterstattung sein. Der kicker lieferte dieses Mal sein diesbezügliches Forum einem Funktionär aus und gab diesem somit die Möglichkeit, sich und seinen Verein in seinem Interesse darzustellen. Als ob es diesem an einer Bühne mangeln würde.

dazu ein Zitat von Uli Hoeneß

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