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Der Unterhaltungswert von „BVB(ohlen)“ (FAZ) – Ärger über elitäre Zusammenkunft der „großen“ Vereine
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| Donnerstag, 25. März 2004Dortmunder Modern Talking
Richard Leipold (FAZ 21.11.) ergründet den Unterhaltungswert von „BVB(ohlen)“: “Die Dortmunder sollten eine eigene Seifenoper produzieren, eine Doku-Soap, wie so ein Format im Neudeutsch der Fernsehmacher heißt. Für die Hauptrolle wäre der auch als Stürmerstar bekannte Brasilianer Marcio Amoroso prädestiniert – wenn er sich denn dazu bewegen ließe, wenigstens zu einem Teil der Dreharbeiten aus seiner Heimat nach Dortmund zurückzukehren. Manche Folgen könnten auch an der Copacabana gedreht werden oder auf Capri, dem von Amoroso bevorzugten Schauplatz für Aqua-Jogging. Das Privatfernsehen wäre sicher interessiert. Gerd Niebaum, der präsidiale Geschäftsführer des BVB sieht die Gefahr, die Handlung und die Dialoge könnten auf das Niveau einer Auseinandersetzung zwischen den Popstars Dieter Bohlen und Thomas Anders abgleiten. Ist das Dortmunder Modern Talking nicht längst soweit? Doch – dank Nivaldo Baldo (kein Künstlername!). Ihm fällt die Rolle des Fieslings zu. Der engste Vertraute Amorosos läßt keine Gelegenheit aus, die medizinische Abteilung, den Trainer und andere Führungskräfte der Borussia als inkompetent hinzustellen. Derzeit müßten die Szenen mit dem Bösewicht allerdings außerhalb des Klubgeländes gedreht werden. Baldo hat Hausverbot. So hübsch der Denkanstoß mit der Seifenoper ist, an ihren eigenen Rollen sollten die Dortmunder vielleicht noch ein wenig feilen. Ihr Medienauftritt in diesen Tagen wirkt nicht so souverän, wie es das Publikum von einem Klub mit internationalem Anspruch erwartet.”
Klaus Hoeltzenbein (SZ 21.11.) bemängelt Kooperation deutscher Funktionäre: „Eine Nachricht, die in zweierlei Hinsicht Beruhigendes birgt: Zum einen folgt sie dem Massentrend, China als Wachstumsmarkt zu sehen, zum anderen wird in der Otto-Fleck-Schneise 6a in Frankfurt/Main offenbar weiter gearbeitet. Dort nämlich werden die Auslandsrechte der Bundesliga gemakelt. Das allein aber kann jene selbst erwählten Liga-Größen nicht beruhigen, die sich am Mittwoch zu konspirativen Sondierungen in einem Münchner Hotel versammelten. Drei Jahre ist es her, seit mit ihren Stimmen in der 6a die Deutsche Fußball Liga (DFL) angesiedelt wurde. Von der ist bis heute nicht viel mehr bekannt, als dass ihr Präsident Hackmann pünktlich zum Saisonende die Schale in das Stadion des neuen Meisters bringt – und dabei lustvoll ausgepfiffen wird. Warum, wissen die wenigsten, handelt es sich bei der DFL doch um einen weitgehend anonymisierten Beamtenapparat. Womit das Kernproblem dieser Organisation bereits beschrieben wäre: Ihr fehlt ein Gesicht (Hoeneß), ein Bauch (Calmund) und reichlich Dampf (Assauer). Die geballte Gewichtigkeit der Liga hätte am Mittwoch also zunächst über sich selbst richten müssen: Über die fehlende Bereitschaft ihrer Prominenz, in einem von Personalflucht gebeutelten Dachverband die eigenen Interessen durchzusetzen. Stattdessen wurde Leid geklagt.“
Ärger und Argwohn bei den Ausgegrenzten
Philipp Selldorf (SZ 21.11.) berichtet den Hintergrund: „Was ist passiert am Mittwoch im Hotel „Kempinski“ am Franz-Josef-Strauß-Flughafen? Nichts Besonderes, wenn man den Teilnehmern glauben möchte, „wir haben uns informell in kleiner Runde getroffen, um einige Probleme zu besprechen“, fasste der Geschäftsführer von 1860 München, Karl-Heinz Wildmoser junior, zusammen. Aber da sich diese „kleine Runde“ aus lauter Größen des Profibetriebs zusammensetzte, betrachten die Nicht-Eingeladenen das Treffen mit Misstrauen und Sorge. Sie fürchten, dass die acht Teilnehmer ihre eigene Interessengruppe neben dem allgemeinen Dachverband Deutsche Fußball Liga (DFL) bilden möchten. Die Gästeliste erlaubt solche Schlussfolgerungen. Eingeladen hatte der FC Bayern, und erschienen sind die Chefs der tonangebenden Vereine in der Liga: Borussia Dortmund, Schalke 04, Werder Bremen, VfB Stuttgart, Hertha BSC, Bayer Leverkusen sowie, als Juniorpartner der Bayern, die Münchner Löwen mit Vater und Sohn Wildmoser. Beredet wurden vor allem wirtschaftliche Themen: Die Frage der Vermarktung von Lizenzen im Zusammenhang mit den neuen Techniken der Telekommunikation, die Verwertung der Auslandsrechte und die möglichen Berührungen mit dem europäischen Wettbewerbsrecht. Auch um den Grundlagenvertrag zwischen der Liga und dem Deutschen Fußball-Bund ging es, und am Rande der Debatte hat man schließlich noch über die Besetzung der vakanten Posten in der DFL gesprochen, die durch den Abschied der Geschäftsführer Michael Pfad und Heribert Bruchhagen frei werden. Die Auswahl eines elitären Teilnehmerzirkels bei der Besprechung von Fragen, welche die gesamte Solidargemeinschaft Bundesliga betreffen, ruft unter den ausgegrenzten Klubs der ersten Liga Ärger und Argwohn hervor.“
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