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Kahn formschwach? – Vor Färöer – Bode auf der Buchmesse

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Kahn formschwach? – Vor Färöer – Bode auf der Buchmesse

Themen heute: vor dem Qualifikationsspiel gegen Färöer – Rassismus in Europas Fußballstadien – HSV in der Krise – Wilmots auf dem Abstellgleis? – Kahn formschwach? – Dede für Deutschland? – Marco Bode auf der Buchmesse – Auslandsfußball aus Irland, Italien, Schweiz und Kolumbien u.v.m.

Vor dem Spiel Deutschland – Färöer

Vor dem heutigen Spiel gegen Färöer skizziert Michael Horeni (FAZ 15.10.) die Stimmung im deutschen Lager. „Der Planungsstab des Deutschen Fußball-Bundes musste schon drei Tage vor der Partie gegen Färöer feststellen, dass weder Wind und Regen noch ein Fußballzwerg die Begeisterung um den WM-Zweiten eindämmen können. Am Sonntag präsentierte der DFB sein Talentförderprogramm zusammen mit einem Training der Nationalspieler in Hannover, dazu spielte die Gruppe Bro‘Sis, und am Ende schrieben Kapitän Kahn und Co. bereitwillig Autogramme. Mit 5.000 Fans hatte der DFB gerechnet, aber doppelt so viele waren gekommen, um die Popstars des Fußballs und der Musik zu sehen und zu hören. Am Mittwoch, dem ersten Auftritt der Nationalmannschaft in der Heimat nach der Weltmeisterschaft, wird gegen Färöer das Niedersachsenstadion auch ohne musikalische Unterstützung gut gefüllt sein. Nach den Spielen in Bulgarien, Litauen und Bosnien-Hercegovina ist die Premiere vor heimischem Publikum für Völler auch eine Rückkehr zu den Anfängen seiner Karriere als Teamchef. Vor gut zwei Jahren, als das Desaster bei der Europameisterschaft in Holland und Belgien gerade ein paar Wochen zurücklag, begannen Völler und Michael Skibbe als Aufbauhelfer ihr zeitlich eigentlich eng begrenztes Werk. Aber das damalige 4:1 gegen Spanien, das von den Zuschauern von der ersten Minute an zu einer Feierstunde für Völler gemacht wurde, ließ schon erahnen, dass daraus eine lange und tragfähige Beziehung werden könnte.”

„Haben die Deutschen Angst vor den Färöern?“ fragt Martin Hägele (NZZ 15.10.). „Fehlen im Team der DFB-Auswahl nur zwei der spielbestimmenden Figuren und wird nicht von allen die höchste Konzentration für ein Wettbewerbsspiel verlangt, so verändert sich die Equipe zu einem x-beliebigen Nationalteam (…) Zur Beruhigung der Fans, dem Land des dreifachen Weltmeisters möge jene Blamage erspart bleiben, wie sie den Nachbarn aus Österreich einst widerfuhr, tragen die Gesundungsprozesse von Ballack und Hamann bei. An dem neuen Zidane der Deutschen und dem Stabilisator vom FC Liverpool ziehen sich die Erwartungen hoch, dass der Besuch aus dem Nordmeer sauber abgefertigt zurückreisen kann auf seine Inseln. Das Stadion in Hannover ist für den ersten Auftritt von Rudi Völlers WM-Helden seit der Rückkehr aus Asien ausverkauft – an Äußerlichkeiten dürfte es also am Mittwoch Abend nicht liegen. Eher an jenem Reflex, der deutsche Nationalmannschaften gewissermaßen schleichend befällt, wenn sie sich ganz klar in der Favoritenrolle fühlen. Mit jener Arroganz hatte Völler im Vorfeld des WM-Turniers in Japan und Südkorea aufgeräumt – ganz besonders hat dem Teamchef dabei jene 5:1-Lektion geholfen, welche ausgerechnet die Engländer im Münchner Olympiastadion und auch noch im Rahmen der WM-Qualifikation seinen Leuten erteilt hatten. Solche Erlebnisse sollten sich während der Gruppenspiele für das kontinentale Turnier 2004 eigentlich erübrigen angesichts von Gegnern wie Schottland, Litauen, Island und der schon erwähnten Halbprofessionals von den Färöern; allerdings nur, wenn sich Ballack und Co. an ihre während der WM vorgetragenen Eigenschaften erinnern. Höchstes Engagement, hundertprozentige Konzentration und taktische Disziplin – in diesen Bereichen ist Fußball made in Germany noch immer weltweit führend.“

Christian Eichler (FAZ 16.10.) bezeichnet Färöer als „Juwel moderner Fußballmythologie“. „1990 also war es, gerade mal zwei Jahre nach ihrem ersten Länderspiel, dass die Nachfahren der Wikinger im schwedischen Ort Landskrona die Österreicher in der EM-Qualifikation 1:0 besiegten. Radioreporter Magni Auge wurde mit seiner erregten Schilderung der Partie der Herbert Zimmermann des Nordatlantiks. Torschütze Torkil Nielsen, sonst Holzhändler, war plötzlich der Helmut Rahn der Färöer. Und der Fußballgott im Tor, beruflich Gabelstaplerfahrer, trug tatsächlich eine Pudelmütze. Mutter Knudsen hatte sie ihm mitgegeben, damit er sich nicht erkältete (…) Die Färöer gewannen den Ruf des kleinen Riesen unter den Fußballzwergen. Dabei wurden die Färöer nicht unbedingt für den Fußball geschaffen. Auf den 18 zerklüfteten Inseln findet sich kaum mal genug ebene Fläche für einen Fußballplatz – und wenn, dann überlebt dort kaum ein Rasen, weil es zu kalt und feucht ist. Fast alle Beläge auf den Färöern sind synthetisch. Oft ist es zu windig zum Spielen. Partien werden abgebrochen, weil der Ball beim Freistoß nicht liegen bleibt. Bei anderen braucht man einen neuen Ball, weil der Wind den alten in den Fjord gepustet hat. Das erste Stadion mit dem ersten Rasen wurde in der Euphorie des Österreich-Sieges 1991 in eine windumtoste Felskuppe bei Toftir gesprengt. Auf der haben sie schon einige Gegner geärgert (…) Etwa 1,5 Prozent der färöischen Bevölkerung werden sich an diesem Mittwoch in Hannover aufhalten. Allerdings können sie, anders als an den meisten Fußballplätzen der Heimat, nicht mit dem Auto bis an die Seitenlinie fahren, um das Spiel bei laufendem Motor aus dem Warmen zu verfolgen.“

Ralf Wiegand (SZ 16.10.). „Was würde Bernd Schneider machen, wenn er in Torshavn wohnen würde? Er würde vermutlich als Zerspanungsmechaniker sein Geld verdienen; ein Zerspanungsmechaniker bearbeitet Werkstücke an einer Fräsmaschine. Abends würde er trainieren, und manchmal würde er ein Länderspiel bestreiten. Gerald Asamoah würde in einem Hotel arbeiten, vielleicht als Portier. Carsten Ramelow wäre Polizist, wenn er in Torshavn leben würde. Torshavn ist die Hauptstadt der Färöer-Inseln, und die Fußball-Nationalspieler gehen dort dem Beruf nach, den sie erlernt haben. In der Nationalelf der Färöer spielen Lehrer, Fischer, Holzhändler – und ein Eisverkäufer. Jakub Borg, 22, verkauft Eis. Dazu muss man wissen, dass die Durchschnittstemperatur auf den Färöer im heißesten Monat elf Grad beträgt. Außerdem regnet es oft. „Es ist schwer, auf den Färöer Eis zu verkaufen“, sagt Borg.“

Sascha Lehnartz (FAS 13.10.) besuchte die Inseln. „Rudi Völler hat recht. Man sollte die Färöer nicht unterschätzen. Auf keinen Fall. Ein Gegner, der Fußball so ernst nimmt, verdient Respekt. In welchem anderen Land erscheinen zehn Prozent der Bevölkerung im Stadion, wenn die Nationalmannschaft spielt? Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass ohne Fußball der größte Teil der Welt bis heute nicht wüsste, dass es die Färöer überhaupt gibt (…) Als werbewirksam erwies sich eine Aktion, für die sich freundlicherweise im November 1990 die Fußballnationalmannschaft Österreichs zur Verfügung gestellt hatte. Die alpenländischen Vollprofis unterlagen den Amateuren vom Atlantik-Archipel in einem EM-Qualifikationsspiel mit 0:1. Ein Holzhändler namens Torkil Nielsen aus Sandavagur, der zwei Tage zuvor zum ersten Mal Vater geworden war, hatte die Färöer mit seinem Tor auf die Weltkarte geschossen. Der Torwart hieß Jens Martin Knudsen und machte an diesem Abend das Spiel seines Lebens. International erregte er Aufsehen mit einer Pudelmütze. Er trug sie während des Spiels. Im Hauptberuf fuhr er Gabelstapler in einer Fischfabrik in Runavik. Das Match fand im schwedischen Landskrona statt. Auf den Färöern gab es damals kein Fifa-gerechtes Stadion. Wer die Inseln besucht, den wird dies nicht erstaunen. Topografisch und klimatisch sind die Färöer für Stadion- wie für Landebahnbauer eine Herausforderung. Nirgendwo gibt es eine Ebene, die den Namen verdiente. Unzählige grüne Hügel schwingen sich bis zu 800 Meter in die Höhe. Piloten von Linienmaschinen, denen es gelingt, auf der Flugpiste auf der Insel Vagar eine halbwegs rumpelfreie Landung hinzulegen, werden auch von einheimischen Passagieren mit lang anhaltendem Applaus bedacht. Die Landebahn wird nicht länger, nachdem sich der Nebel über ihr lichtet. Untrainierte hätten Schwierigkeiten, auf dieser Strecke einen halb ausbeschleunigten Ford Fiesta abzubremsen (…) Aber weder atlantische Winde und Wetter, noch die ballsportfeindliche Landschaft ihrer Heimat vermag die Färöer in ihrer Fußballbegeisterung zu bremsen. Wer die Ortschaften der Inseln abfährt, gewinnt rasch den Eindruck, dass die Färöer überall ein bis zwei Tore aufstellen, wo sich auch nur der Hauch einer geraden Fläche andeutet. Um gegen Gegner wie die Auswahlen Grönlands oder die der Shetland-Inseln zu kicken, nahmen die Färöer damals auch schon mal zweiundzwanzigstündige Überfahrten auf schwankenden Fähren in Kauf. Das Ergebnis war Nebensache, hinterher wurde mit dem Gegner gefeiert, und als vorbereitendes Training diente ein Kick auf zwei Heringskisten am Hafenkai. Das Ganze war ein großer Spaß. Inzwischen ist der Sport auch auf den Färöern professioneller geworden, selbst wenn es bis heute nur eine Handvoll Spieler gibt, die allein vom Kicken leben können.“

Portrait Oliver Kahn FAZ-NET

Portrait Torsten Frings SZ

Interview mit Dietmar Hamann Tsp

Portrait Robert Huth, FC Chelsea, künftiger deutscher Nationalspieler SZ

Über das Rassismusproblem in Europas Fußballstadien schreibt Christian Eichler (FAZ 16.10.). „Tucholsky beschrieb, wie sich der Mensch zum Affen macht, bis das Tier im Käfig denkt: „Wie gut, dass die alle hinter Gittern sind.“ Heute muss sich mancher Fußballprofi wie Tucholskys Affe fühlen, denn das Stadion wird zum Menschen-Zoo. Thierry Henry, der dunkelhäutige Stürmer von Arsenal London, wurde im Champions-League-Spiel beim PSV Eindhoven mit Feuerzeugen, Münzen, Bananen und Beschimpfungen bombardiert. Beim EM-Qualifikationsspiel in der Slowakei verfielen Abertausende bei jeder Ballberührung der schwarzen Engländer Ashley Cole und Emile Heskey in primatenhafte Geräusche – sogar die Sanitäter, die für das Schleppen der Trage eingesetzt waren, fielen in das Affentheater ein (…) In deutschen Stadien zum Glück nicht mehr – man kann es mit Erleichterung feststellen. Ähnlich wie in England wurde das Problem hier schon Anfang der neunziger Jahre angepackt, als die Schmähungen dunkelhäutiger Spieler vor allem in den Stadien ostdeutscher Klubs ausuferten. Eine Kur aus Sanktion und Information schuf eine zivile Zuschauerkultur, in der Brasilianer oder Afrikaner von Klubs wie Schalke oder Dortmund selbst in früheren Problemstadien wie Cottbus nicht mehr wie Untermenschen behandelt werden. Dieser Fortschritt steht anderen Fußballgesellschaften noch bevor; seine Forcierung wurde zu lange verschludert. Dabei bedarf es nur zweier Erkenntnisschritte beim Fan. Erstens: Fußball mit den Farben aller Kontinente ist ein Gewinn für alle. Zweitens: Der Affe, zu dem man andere macht, ist man selber.“

Aus der Bundesliga

Ein weiterer Artikel zur Krise des HSV, diesmal von Gerhard Pfeil (Der Spiegel 14.10.). „Der große HSV, im Selbstverständnis der Hamburger ein Markenzeichen der Stadt, hat im Bundesliga-Geschäft den Anschluss verpasst. Die Mannschaft scheint ohne Perspektive, in der Club-Führung läuft alles auf einen Machtkampf zwischen Vorstandschef und Manager hinaus (…) In der laufenden Saison bot das Profi-Ensemble daheim bislang durchweg dürftige Vorstellungen, auswärts gab es ausschließlich Niederlagen. Das Selbstverständnis des Traditionsclubs ist beschädigt. Aus Sicht der HSV-Gemeinde schmückte der Club, der sich rühmt, als einziger Verein seit der Gründung der Bundesliga 1963 ohne Unterbrechung dabei zu sein, die Millionenstadt gleichrangig mit dem Hafen oder Hagenbecks Tierpark. Große Namen brachte der Verein hervor: Seeler, Kaltz, Hrubesch. Ihren HSV verstanden die Anhänger, dank der Erfolge in den achtziger Jahren, stets als ebenbürtigen Konkurrenten des FC Bayern im Norden. Aber das ist Geschichte. Nicht nur, dass die Mannschaft, allen Versprechungen zum Trotz, mal wieder gegen den Abstieg kämpft. Im Zuge der Analyse der jüngsten Pleitenserie trat immer offener zu Tage, dass sich an diesem Zustand wohl auch in absehbarer Zeit nichts ändern wird: Der HSV hat offenkundig den Anschluss an das moderne Fußballgewerbe verpasst. Keine Mannschaft, keine Idee, keine sportliche Führung, keine Perspektive – so lautete der Kontext der allgemeinen Kritik. Am auffälligsten spiegelt sich die Konzeptlosigkeit in der Personalpolitik wider. 85 Spieler verpflichtete der Verein in den vergangenen vier Jahren. Das sportliche Niveau blieb mittelmäßig. Als größter Flop entpuppte sich die Heimholung von Jörg Albertz.“

„Den Kampf um seinen Stammplatz hat Marc Wilmots verloren. In Schalke ist er nur noch eine Nummer. Das Geschäft kann grausam sein“, meint Richard Leipold (FAS 13.10.). „Vor seinem Weggang hatte er den Status eines Anführers und Vorarbeiters besessen. Niemand sollte bei seiner Rückkehr denken, er wollte dem Trainer oder den Kollegen, die das Machtvakuum im Team gefüllt hatten, irgendwelche Scherereien machen. Wilmots vertraute darauf, dass sich alles von selbst regeln würde. Wer sollte ihm, dem großen Kämpfer, im kickenden Arbeitermilieu Gelsenkirchens schon den Platz wegnehmen? So freute er sich auf zwei schöne Jahre in der Spätphase seiner Karriere. Nach gut der Hälfte der Zeit muss der 33 Jahre alte Profi desillusioniert feststellen, dass er wirklich nur noch eine Nummer ist, und zwar keine große mehr. Wilmots ist austauschbar, und die alten Verdienste zählen im Tagesgeschäft nicht mehr viel (…) Der neue Trainer Frank Neubarth schert sich nicht um alte Hierarchien und Ansprüche. Er sieht Wilmots nur noch als Anführer der B-Mannschaft .“

„Einjähriges Dienstjubiläum für Pacult“ bei 1860 München SZ

Jochen Hieber (FAZ 14.10.) traf Marco Bode an der Buchmesse. „In Sachen Beständigkeit und Fairness kommt ihm freilich kaum einer gleich. Vierzehn Jahre lang hat er für ein und denselben Verein gespielt und dabei genau einhundertundeins Tore für Werder Bremen geschossen. Platzverweise gab es ebenso wenig wie Affären und Skandale. Ein Musterprofi eben, der ohne einen Berater auskam und die Gehälter im Fußball für absurd hoch hielt. Auf seiner Internetseite kann man mit ihm und gegen ihn Schach spielen, man wird zu essayistischen Anstrengungen ermutigt und mit allerlei kulturellen Hinweisen bedacht. Dass er ob solcher Aktivitäten immer wieder zum Intellektuellen auf Fußballstollen stilisiert wurde, hat ihn eher geärgert als amüsiert – und dass ihn seine vielen weiblichen Fans einmal zum erotischsten Kicker des Nordens kürten, machte ihn ganz glaubhaft verlegen. Nein, ein Buch hat er weder geschrieben noch schreiben lassen. Aber er kam zur Buchmesse (…) Gleichwohl war Bodes Erscheinen auf der Messe ein bisschen ermutigend. Während in den Messehallen das unsägliche Buch eines mediokren Sangesbruders und Boulevardakteurs einen derart lauten Medienkrach erzeugte, dass man darüber ganz dumpf und trübsinnig wurde, ist einer wie Marco Bode zwar nicht mehr, aber eben auch nicht weniger als ein Leser von heute.“

Jan Christian Müller (FR 16.10.) kritisiert das Vorhaben des Brasilianers Dede, für Deutschland spielen zu wollen. „Der DFB könnte seine traditionell guten Verbindungen zur Politik nun nutzen, um wegen der großen nationalen Bedeutung darauf zu drängen, dass Dede eilig einen deutschen Pass bekommt, um für Deutschland Pässe spielen zu dürfen. Dass Rudi Völler das nicht will, ehrt ihn. Derartige Beispiele aber finden sich in Handball und Volleyball zuhauf. Mit dem hirnrissigen Unterschied gar, dass deren Weltverbände im Gegensatz zur gestrengen Fifa (die dem ehemaligen DDR-Kicker Norbert Nachtweih nach dessen Flucht sogar den Einsatz im DFB-Team verweigerte) noch nicht einmal was dagegen haben, wenn einer mal hier und mal dort Tore macht: Talant Duschebajew wurde mit der GUS 1992 Olympiasieger; 1996 und 2000 holte der gebürtige Krigise, Rückraum Mitte, mit Spanien jeweils Bronze.“

Christian Ewers (FAZ 14.10.) zur Entlassung von Georgi Wassilew, Ex-Trainer von Union Berlin. „Nach dem 0:7 gegen den 1. FC Köln am vergangenen Montag hatte Bertram angekündigt, mit dem Trainer „ein letztes Gespräch“ führen zu wollen. Auf dieses Gespräch musste der Vereinschef allerdings eine knappe Woche warten: Wassilew flog nach dem Köln-Spiel in den Kurzurlaub nach Zypern. Diese Reise kann richtig teuer werden für Wassilew. Präsident Bertram wertet den Ausflug als „untrügliches Zeichen für fehlendes Verantwortungsbewusstsein und unzureichende Fürsorge für die Mannschaft“. Sollte ein Arbeitsgericht diese Einschätzung teilen, muss Wassilew auf seine Abfindung in Höhe von etwa 200.000 Euro verzichten. Wassilews Personalakte ist nämlich schon mit zwei Abmahnungen belastet. Die letzte stellte ihm der Klub im Februar diesen Jahres zu. Der Anlass: Der Trainer hatte im Wintertrainingslager nicht die Regenjacke des Vereinsausrüsters getragen, sondern versehentlich ein anderes Fabrikat. Diese kleine Geschichte erzählt schon eine Menge über das Verhältnis des Berliner Vereins zu Wassilew. Eine innige, vertrauensvolle Beziehung bestand nie zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.”

„Fußball ist unkaputtbar.“ Götz Hamann Helmut Schümann (Die Zeit10.10.) führten ein Gespräch mit dem wichtigsten Mann im Fußballgeschäft: Günter Netzer – Chefkritiker, Vermarkter und neuerdings auch Besitzer der TV-Rechte an der WM 2006. Er glaube noch immer an die Faszination von Fußball. Mit dem unbedeutendsten Fußballspiel mache man mehr Quote als mit jeder Vorabendserie. Zwar steckten in der Übernahme der TV-Übertragungsrechte an Sportereignissen auch Ladenhüter wie Golf, Basketball, finnischer Fußball und eine Menge anderer Randsportarten; also Rechte, die kein Geld einbringen. Doch anstatt sich auf die Suche nach einem eigenen Fernsehsender zu begeben, wolle er lieber herausragende Charaktere suchen, siehe Skispringen: Der entscheidende Erfolg sei gewesen, dass plötzlich Typen da waren! Sporthelden! Dann erst könne ein Sender seine Show drum herum inszenieren. Und im Fußball? Fußball habe durch die Art, wie er gespielt wird, immer seine Helden. Außerdem sei er ein Volkssport. Wir wüchsen mit ihm auf. Deshalb sei Fußball nicht kaputtzukriegen.

Portrait Netzer SZ

Christian Eichler (FAS 13.10.). „Stellen wir uns vor, welche Fußballfamilienserie uns bald im deutschen Programm vorgesetzt wird. „Die Beckenbauers“? Das würde ein Flop, der Hausherr wäre ja kaum im Bild, weil immer unterwegs („Schatz, ich muss zur Weihnachtsfeier“). „Die Kahns“? Nichts fürs Familienprogramm, dürfte immer erst um 22 Uhr ausgestrahlt werden, wegen der Gewaltszenen („Oliver, lass den Mann los, es ist nur der Kameramann“). „Matthäus Co.“? Könnte erst nach Mitternacht laufen, zu intellektuell für die beste Sendezeit („Italien war traumhaft. Es war die Begegnung mit einer menschheitsformierenden Kultur“). Eher bietet sich ein Kollege an, der rhetorisch nicht übertreibt, der friedlich bleibt und der jetzt, seit in Kaiserslautern nichts mehr läuft, viel zu Hause ist. Und auch noch was von Fernsehtechnik versteht, wie einer seiner legendärsten Sätze beweist: „Von der Einstellung her, äh, stimmt die Einstellung.“ Willkommen bei ‚Die Brehmes‘.“

Aus dem Ausland

Zur Lage von Italiens Nationaltrainer Trapattoni meint Peter Hartmann (NZZ 15.10.). „Wenn die Zeichen nicht täuschen, stehen der Serie A am Wochenende einige Wunderheilungen und Spontangenesungen bevor. Die Gesundheitsbulletins angeschlagener Stars, die sich der Nationalmannschaft verweigerten, werden sich wundersamerweise ins Optimistische wenden. Davor aber lauert auf die Reste der Squadra Azzurra und ihren schwer unter Druck stehenden Commissario tecnico noch eine weitere Prüfungsfalle: Nach der Langeweile und Enttäuschung des 1:1 in Neapel des „Gespenstes Italien“ (Gazzetta dello Sport) gegen Jugoslawien trifft Giovanni Trapattonis buchstäblich letztes Aufgebot am Mittwoch in Cardiff auf Wales. Der einstige Meistertrainer hat von den letzten neun Spielen nur zwei gewonnen. Sein Charisma strahlt nicht mehr, seine Motivationskünste versagen, das Land nimmt ihn als Propheten von gestern nicht mehr ernst.“

Peter B. Birrer (NZZ 15.10.) über die Auswahl Irlands. „Das schöne Bild trügt. Denn die Polemik um Roy Keane, den von McCarthy in der Landesauswahl unmittelbar vor der WM in Fernost ausgemusterten Starspieler von Manchester United, hält unvermindert an. Der radikale Bruch zwischen dem Trainer und dessen überaus scharfem Kritiker Keane zeitigt Konsequenzen, zumal der Spieler mit der Veröffentlichung seiner Autobiographie den Umgangston nochmals um eine Stufe verschärft hat. Zudem kursieren in den Medien inzwischen Einträge aus dem Tagebuch McCarthys, in dem der Trainer seinerseits mit Keane hart ins Gericht geht. Die Fussballer der kleinen Insel kommen auch sonst nicht zur Ruhe. Nach ihrem 2:4 in Russland zum Auftakt der EM- Qualifikation scheint McCarthys Zukunft wieder offener denn je zu sein. 1996 übernahm er die Mannschaft des legendären Jacky Charlton, und obschon er die Qualifikationen zur WM 1998 und Euro 2000 jeweils knapp verpasste, wurde sein Vertrag mit dem irischen Fußballverband gleich mehrmals verlängert. Dass sich ruhigere Zeiten in diesem Metier immer wieder ins Gegenteil verkehren, ist keine neue Erkenntnis, sondern gehört beinahe zum täglichen Programm. Dennoch nahm McCarthy viel in Kauf, als er Ende Mai mit Roy Keane zum heftigen und in den Medien genüsslich weitergeführten Infight überging. Einem solch starken Konfliktfeld auf Dauer zu entrinnen, ist schwierig genug. Denn es ist leicht auszurechnen, dass zusätzliche Schubladen der „Causa Keane“ geöffnet werden, sollten die besten Fußballer Irlands vergeblich dem Erfolg hinterherlaufen. Da würde ihnen und ihrem Trainer auch die geglückte WM in Japan/Südkorea nichts mehr nützen.“

Martin Pütter (NZZ 15.10.) über den Vereinsfußball Irlands. „Irlands Fußball steckt in einem Paradoxon. So reich er ist, so arm ist er gleichzeitig. Die Nationalmannschaft qualifizierte sich diesen Sommer für die WM, doch die Klubs auf der Grünen Insel spielen auf internationaler Ebene eine vernachlässigbare Rolle. Spieler wie der ehemalige Liverpooler Stürmer John Aldridge oder Roy Keane (Manchester United) und Robbie Keane (Tottenham Hotspur) waren oder sind europaweit bekannt – von Glen Crowe hingegen hat außerhalb der Insel kaum jemand etwas gehört (…) Es ist die Crux des irischen Fußballs, dass die besten Spieler fast ausnahmslos bei englischen Vereinen in der Premier League oder der First Division beschäftigt sind – oder wie Colin Healy (Celtic) in Schottland. Die Klubs der irischen Premier Division sind dabei machtlos (…) UCD, gegenwärtig Tabellenletzter der Premier Division, ist dabei ein Kuriosum des irischen Fußballs. Kein europäisches Land habe ein College-Team in der obersten Liga, ist McNally überzeugt. Und die Spieler seien wirklich alles Studenten – sie hätten Stipendien und seien verpflichtet, Kurse zu besuchen und einen Abschluss zu machen.“

„Die Schweizer Fußballer stehen in Irland vor einem wichtigen Wegweiser“ NZZ (I) NZZ (II)

„Coruñas Torwart Molina hat Krebs“ SZ

Vereinsportrait América de Cali, kolumbianischer Serienmeister taz

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