Ballschrank
Die Fußball-Öffentlichkeit sucht derzeit nach neuen Nationalstürmern
Kommentare deaktiviert für Die Fußball-Öffentlichkeit sucht derzeit nach neuen Nationalstürmern
| Donnerstag, 25. März 2004In den Vordergrund drängt sich dabei – neben den beiden Youngstern Kuranyi (VfB Stuttgart) und Lauth (1860 München) – insbesondere Hannovers routinierter Goalgetter Fredi Bobic. In der Presse teilen sich die Meinungen über die Forderungen, den 30-Jährigen zu einem Comeback in die DFB-Elf zu berufen, um die dortige Sturmflaute zu beheben. Die FAZ meint, auf die Konkurrenz verweisend: „Ein Versuch mit Bobic wäre immerhin ohne Risiko – schlechter als Jancker könnte er es nicht machen.“ Dahingegen befindet die FR ihn für zu alt: „Nun ist es natürlich völlig absurd, den Ex-Nationalstürmer, der nach Ansicht von Matthias Sammer nicht mehr gut genug für Borussia Dortmund war, wieder in die Nationalmannschaft zu schreiben oder zu reden.“
Jedoch ist Bobic mitverantwortlich dafür, dass das Team Ralf Rangnicks in der Bundesliga konkurrenzfähig geworden ist und darüber hinaus attraktiven Fußball bietet. „Hannover begeistert die Fans – und verzweifelt an sich selbst“, bewertet die FAZ das irre 4:4 der 96er gegen Werder Bremen, zweifellos das interessanteste Spiel des zurückliegenden Spieltags. „Das eigentliche Spitzenspiel“, schreibt die taz über den 1:0-Sieg der Bayern beim Tabellenfünften Hansa Rostock, „war ein einziger Langweiler.“
Zur wirtschaftlichen Situation der Bundesliga bemerkt Gerd Schneider (FAZ 21.10.). „Die Wirtschaftsnachrichten, die das Fußballgeschäft gerade in der vergangenen Woche produzierte, paßten so ganz zu dem armseligen Gekicke, das die deutsche Nationalmannschaft gegen die Auswahl der Färöer produzierte. Der 1. FC Nürnberg, auch in puncto sportlicher und finanzieller Turbulenzen ein Traditionsverein, gab den Blick frei auf auf den Schiefstand, in dem er sich befindet. Der „Club“ hat fast fünf Millionen Euro Schulden angehäuft und sorgt sich schon jetzt um die Lizenz für die nächste Saison. Vermutlich sind die Sorgen unbegründet. Schließlich hat ja auch der 1. FC Kaiserslautern die Lizenz erhalten, und gegen dessen Verbindlichkeiten in Höhe von fast achtzehn Millionen Euro, die jetzt zutage traten, ist der Nürnberger Schuldenberg eher ein sanfter Hügel. Auch beim Hamburger SV und beim VfB Stuttgart ist die Lage, wie man hört, mehr als angespannt. Wer glaubt, diese Klubs seien die schwarzen Schafe in einer blühenden Branche, ist auf dem Holzweg – die Bundesliga ist tief im roten Bereich. Wie eine vor ein paar Tagen veröffentlichte Studie der Münchner Universität belegte, hat die Mißwirtschaft im deutschen Fußball System. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen, darunter selbstredend Branchenprimus Bayern München, lebten und leben die meisten Klubs auf Pump. Gewiß hat die Kirch-Krise, die sich in diesem Jahr recht unvermittelt zuspitzte, ihren Teil zur Notlage beigetragen. Aber offenbar fand der simple Gedanke, sich in den fetten Jahren der wundersamen Geldvermehrung ein Polster anzulegen, kaum Anhänger im (un)bezahlten Fußball. Daß gerade Vereine mit eigentlich idealen Bedingungen wie Kaiserslautern oder Nürnberg derart massiv in Schwierigkeiten geraten sind, ist jedenfalls kein gutes Zeichen.“
Hannover 96 – Werder Bremen 4:4
Peter Hess (FAZ 21.10.) sah ein mitreißendes Spiel. „Seit 13 Jahren warten die Fußballfans von Hannover 96 auf einen Heimsieg in der Bundesliga. Wenn alle weiteren Spiele in der früher als Niedersachsenstadion bekannten AWD-Arena so verlaufen würden wie das am Samstag gegen Werder Bremen, geduldeten sie sich auch gerne noch etwas länger. Mit frenetischem Beifall verabschiedeten die 46.000 Zuschauer ihre Mannschaft in die Kabine. Das 4:4 erfüllte nicht die Hoffnungen auf drei in Hannovers Abstiegskampf dringend benötigte Punkte. Es ließ aber sonst keine Wünsche offen. Kunst, Handwerk und Siegeswillen fügten sich in einer perfekten Dramaturgie zu einem Spitzenprodukt deutscher Fußball-Unterhaltung.“
Dirk Susen (SZ 21.10.). „Das so fußballverrückte Hannover jedenfalls muss weiterhin auf den ersten Bundesliga-Heimsieg seit inzwischen 13 Jahren warten. Wer es genauer wissen will: Der ereignete sich am 25. Februar anno 1989 gegen den VfB Stuttgart. Und von allen, die dabei mithalfen, werden sich die Älteren unter uns wohl nur noch an einen gewissen Dieter Schatzschneider erinnern können.”
Jan Christian Müller (FR 21.10.) kritisiert die Rufe nach einem Comeback Fredi Bobic´ im DFB-Dress. „Nun kann man durchaus argumentieren, unglücklicher als Jancker könne sich Bobic vorm Tor auch nicht anstellen. Was zwar höchstwahrscheinlich stimmt, jedoch außer Acht lässt, dass Fredi Bobic (wie auch der Münchner Martin Max, derzeit dort noch nicht mal Stammspieler) seine Stärken vor allem im gegnerischen Strafraum auszuspielen vermag. So einer aber passt nicht sonderlich gut zu Miroslav Klose. Klose, ein bekennender Jancker-Fan, sagt das immer mal wieder leise, Rudi Völler weiß das. Und Bobic, immerhin schon im vierten Lebensjahrzehnt, wenn auch erst am Anfang, ist nicht unbedingt ein Mann für die Zukunft. Viel hätte nicht gefehlt und er wäre einer der bekanntesten Frühpensionäre dieser Republik geworden. Dem stand sein Ehrgeiz im Weg, was für ihn spricht. Es steht aber deshalb kaum zu erwarten, dass der Teamchef ernsthaft in Erwägung zieht, Bobic mehr als jene 19 Einsätze im Nationaltrikot zu gönnen, die er bislang schon auf dem Buckel hat und allesamt im vergangenen Jahrtausend unter den allseits geschätzten Fußballlehrern Vogts und Ribbeck absolvierte (…) Immerhin, dem Kollegen Jancker könnte der Fredi ein Videoband nach Udine schicken. Als Beweis, dass in Hannover im Stadion zweiTore stehen.“
Peter Hess (FAZ 21.10.) meint dazu. „Der gebürtige Schwabe versucht die Tatsache zu verwischen, daß er der Star der Mannschaft ist. Sei es aus Intelligenz, weil er den Neid der Kollegen nicht hervorrufen möchte, oder aus Demut, weil er im vergangenen Jahr erfahren hat, wie schnell sich das Glück eines Stürmers wenden kann. Nach vielen guten Jahren beim VfB Stuttgart kam er bei Borussia Dortmund erst durch Verletzungen außer Tritt und wurde dann angesichts der Konkurrenz eines Amoroso, Koller und Ewerthon aussortiert. Als Leihgabe an die Bolton Wanderers lief es für ihn wieder ganz ordentlich. Doch als es um eine Festanstellung ging, war Bobic den Engländern keine Ablösesumme wert. Erst kurz vor Transferschluß zeigte sich Borussen-Manager Meier willens, den Stürmer kostenlos ziehen zu lassen – und Hannover schlug schnell zu. Genauso schnell kehrte der Erfolg zurück (…) Sechs Tore in fünf Punktspielen sind auch ein schlagendes Argument pro Bobic. Für seine letzten sechs Treffer benötigte Jancker fast zwei Jahre und darf trotzdem bei Völler mitspielen. Aber könnte Bobic wirklich die Sturmprobleme der Nationalelf lösen? Zweifel sind angebracht. Sein Hannoveraner Erfolgsmuster läßt sich nicht ohne weiteres auf die Nationalelf übertragen. Dort trägt er den Makel des oft Gescheiterten. Den aufgeregten Aufsteigern von Sechsundneunzig bedeutet der frühere Nationalspieler die ersehnte Anspielstation im Sturm, an die sie den Ball und die Verantwortung übergeben können.“
Spielbericht FR
Energie Cottbus – Hertha Berlin 0:2
Friedhard Teuffel (FAZ 21.10.). „Fünfundvierzig Minuten lang haben sich am Samstag die positiven Effekte des Ausgleichssports bemerkbar gemacht. Die Profis des FC Energie Cottbus, sonst nicht als Erfinder der Fußballästhetik bekannt, präsentierten eine Halbzeit lang einen dynamischen und kreativen Spielaufbau mit Kurzpaßspiel und allem Drumherum. Unter der Woche hatte ihr Trainer Eduard Geyer mit ihnen eine Fahrradtour gemacht, Tennis stand auch auf dem Programm. Die Beine seiner Spieler wollte der Trainer damit lockern und den Kopf durchlüften, damit der FC Energie sich überhaupt noch eine Chance auf den Klassenverbleib erhalte. Sein alternatives Konzept hat in der Tat für eine ansprechende erste Halbzeit gereicht und auch dafür, die zuletzt miesepetrigen Zuschauer im Stadion der Freundschaft wieder auf die eigene Seite zu ziehen. Nur für einen Punkt war es nicht genug.“
André Görke (Tsp 21.10.). „Hertha hat in Cottbus endlich so gespielt, wie man es eigentlich erwartet. Sieht man von der ersten Viertelstunde ab, dann hat die Mannschaft einen schwachen Gegner routiniert besiegt.“
Spielbericht SZ FR
1860 München – Schalke 04 3:0
Elisabeth Schlammerl (FAZ 21.10.) über den Münchner Matchwinner. „Lauth überzeugte stets durch intelligente Spielweise, Engagement und gutes Stellungsspiel, aber weitere Treffer blieben trotz vieler Möglichkeiten zunächst aus. Auch beim 3:0-Sieg am Samstag gegen Schalke 04 vergab er drei gute Chancen, ehe er seinen großen Auftritt hatte. Es gelangen ihm zwei Tore innerhalb von nur 16 Minuten, auf einen dritten Treffer verzichtete er zugunsten von Markus Schroth. Lauth hatte sich bei dem Konter zehn Minuten vor Abpfiff selbst in guter Schußposition befunden, spielte den Ball jedoch quer zum mitgelaufenen Sturmpartner, der den Ball am Schalker Torhüter Rost vorbei ins Tor schob.“
Spielbericht und Rudelbildung FR
Hamburger SV – Borussia Mönchengladbach 1:0
Frank Heike (FAZ 21.10.). „Für eine Woche dürfen sich Kurt Jara und Cristian Raul Ledesma als Sieger auf Zeit fühlen. Der Trainer, weil er dem Spieler vertraute, den er nicht haben wollte, der dann aber für vier Millionen Euro trotzdem verpflichtet wurde. Der Spieler, weil er trotz einer vereinspolitischen Posse, die auf seinem Rücken ausgetragen wurde, eine solide Leistung im defensiven Mittelfeld brachte. Nach dem 1:0 des Hamburger SV gegen Borussia Mönchengladbach wollte Trainer Jara allerdings nicht mehr allzu viele Worte über die Affäre um den 23 Jahre alten Argentinier verlieren. Den hatte der ehemalige Sportchef Hieronymus im Juli von River Plate Buenos Aires gekauft, ohne ihn oft genug beobachtet zu haben – als Jara vor der Saison sagte, Ledesma spiele in seinem Konzept eine untergeordnete Rolle, kam plötzlich die Frage auf, wer für die Verpflichtung eigentlich verantwortlich sei. Es fand sich niemand. Auf einem „Krisengipfel“, bei einer „Gegenüberstellung“ aller Verantwortlichen, sollte Mitte der vergangenen Woche der gordische Knoten durchschlagen werden. Heraus kam: Keiner will’s gewesen sein. Der Spieler Ledesma, der kein Deutsch spricht, sein Gesicht unter großen Schlagzeilen aber jeden Tag in der Zeitung sah, war bis dahin durch das unprofessionelle Verhalten der Bosse schon derart zum Fehleinkauf gestempelt, daß es ein kleines Wunder war, wie kühl und fehlerfrei er am Samstag spielte.“
Jörg Marwedel (SZ 21.10.). „Die Realität in Hamburg aber sieht trotz des vorläufigen Sprungs auf Rang neun weiter grau aus. Und das nicht nur, weil nun wieder zwei Spiele in der Fremde anstehen, aus der man bislang null Punkte mitbrachte. Als weitere Bürde erweist sich ausgerechnet die ungebrochene Treue des Publikums. Das kommt noch immer mit einer Erwartungshaltung, die das längst auf unteren Durchschnitt herab gewirtschaftete Team mit seinen „Kampfsiegen“ (Kapitän Hoogma) kaum erfüllen kann.“
Reaktionen der HSV-Fans FR
Bayer Leverkusen – 1. FC Kaiserslautern 1:0
Christoph Biermann (SZ 21.10.). „Der Erfolg über den Vorletzten der Tabelle löste in der BayArena nämlich kaum Überschwang aus, sondern passte eher ins aktuelle Eichhörnchen- Schema. Bekanntlich ernährt sich der possierliche Nager mühsam, und auf genau diese Weise hat Leverkusen in dieser Saison bislang die Punkte gesammelt. Elf sind es nun, und bis zum Winterschlaf sollen zumindest so viele hinzukommen, dass ein Platz zur Qualifikation zur nächstjährigen Champions League noch mit dem bloßen Auge und nicht allein mit Hilfe eines Fernglases zu erkennen ist (…) Freude an diesem grauen Fußballnachmittag machte eigentlich nur, man höre und staune: Mario Basler. Von einigen albernen Kabbeleien mit Schiedsrichter Kemmling abgesehen verbreitete Basler die Aura eines gereiften Meisters im Herbst seiner Tage. Mit etlichen wunderschönen Anspielen versorgte er seine Kollegen, und einem Flachpass über 40 Metern, der mit eisiger Präzision die Mitte des Platzes durchschnitt, durfte man zweifellos das Etikett „Weltklasse“ anpappen. Doch für seine Mannschaft änderte die gute Form von Basler vorerst wenig. Seit vier Spielen hat sie auswärts keinen Treffer mehr erzielt, und die sechs Punkte aus den ersten neun Bundesligaspielen sind ein historischer Minusrekord für den 1. FC Kaiserslautern. Auch die Pfälzer führen das mühselige Leben der Eichhörnchen. Nur sind sie noch damit beschäftigt, überhaupt einmal auf den Baum zu kommen.“
Reaktionen nach dem Spiel FR
Erik Eggers (taz 21.10.) kommentiert die momentane Bescheidenheit in Leverkusen, wo man auf bessere Zeiten wartet. „Im Umkehrschluss bedeutete die Hoffnung auf gesündere Zeiten eine grausame Erkenntnis: Bayer Leverkusen ist derzeit nicht in der Lage, mit spielerischen Mitteln die Abwehr vermeintlich schwächerer Mannschaften zu filettieren; sie ist vielmehr angewiesen auf Zufallsprodukte wie am Samstag, als Brdaric den Ball nach Rettungsversuch von Lauterns Kapitän Hengen in das Tor grätschen konnte. Eines ist offensichtlich: Nach epischen Niederlagen wie dem 2:6 in Piräus konzentriert sich der Werks-Klub momentan nicht selten auf die Verbarrikadierung des eigenen Gehäuses, und trotz aller defensiven Bemühungen brauchte es selbst gegen ein äußerst schwaches Kaiserslautern eine gehörige Portion Glück (…) Es ist bezeichnend, dass auch Toppmöller, dem der Ruf eines Fußballästheten vorauseilt, seine Mannschaft nach der niveaulosen Partie ausdrücklich für ihre Destruktivität und Zerstörungswut lobte. Sie habe, den Ernst der Lage begreifend, so der Trainer in bester Vogtsscher Fußball-Diktion, „die Räume sehr gut zugemacht“.“
Jörg Stratmann (FAZ 21.10.). „Wenn der Vorletzte der Bundesliga-Rangliste beim Viertletzten antreten muß, dann schwingt auch so früh in der Saison schon das bange Gefühl mit, dauerhaft ins Hintertreffen geraten zu können. Deshalb geriet auch dieses Spiel auf beiden Seiten zu einer Belastungsprobe für die angeschlagene Psyche (…) Angesichts des glücklichen Erfolgs beließ es Toppmöller dagegen bei vagen Ankündigungen. Froh, daß Sebescen und Placente im ersten Spiel nach langer Pause gezwungenermaßen schon wieder neunzig Minuten lang mitgehalten hätten. Von alter Größe sind auch die Sieger vom Samstag noch ungewohnt weit entfernt.“
Hansa Rostock – Bayern München 0:1
Christian Ewers (FAZ 21.10.). „Überragend hatte der FC Bayern im Ostseestadion nicht gespielt. Es war ein nüchterner, ökonomischer Sieg gegen den FC Hansa Rostock. Eine halbstündige Tempoverschärfung in der zweiten Halbzeit genügte, um einen dreifachen Punktgewinn in der Fremde sicherzustellen.“
Dirk Böttcher (taz 21.10.) blickt auf die nächste Münchner Aufgabe in Mailand. „Dort werden sie anders auftreten müssen. Auch wenn Ottmar Hitzfeld in Rostock von einem „hochverdienten Sieg“ sprach, das eigentliche Spitzenspiel war ein einziger Langweiler. Ballack machte nur durch die mit Abstand meisten Foulspiele auf sich aufmerksam, ansonsten fiel ihm und seinen Kollegen nicht viel ein. Die wenigen Chancen vermasselte dann Elber.“
Borussia Dortmund – Arminia Bielefeld 0:0
Richard Leipold (FAZ 21.10.). „Exemplarisch für das Betriebsklima war ein Zerwürfnis zwischen Mittelfeldspieler Frings und Torjäger Amoroso. Frings gab dem exzentrischen, oft egoistischen Stürmerstar zu verstehen, daß er mit dessen Arbeitsmoral nicht einverstanden war. Auch am frühen Abend, als alles vorbei, aber nicht vergessen war, stand Frings zu seiner Kritik. „Wenn einer noch grinst, nachdem er das Tor nicht getroffen hat, dann weiß ich: er spielt nur für sich selbst und nicht für die Mannschaft.“ Amoroso hatte seinen ersten Auftritt über die volle Spielzeit herbeigesehnt und öffentlich gefordert. Gegen die respektlosen Bielefelder mußte er alsbald feststellen, wie schwer es ist, nach langer Verletzungspause zu alter Stärke zu finden. Von einer Vollzeitkraft erwarten Arbeitgeber und Kollegen mehr als ein paar lichte Momente. Amoroso hat an diesem kühlen Herbstnachmittag früh gemerkt, daß ein sonniges Gemüt und ein gewinnendes Lächeln noch keine Lichtgestalt ausmachen, auch wenn der Brasilianer sich nach einigen vielversprechenden Kurzauftritten schon wieder so gefühlt haben mag.“
Zum enttäuschenden 0:0 des Meisters schreibt Freddie Röckenhaus (SZ 21.10.). „Der Gradmesser für die Verstimmtheit von Matthias Sammer ist noch immer die Anzahl der Worte, die er nach Spielen sagt. Und am wenigsten sagt Sammer, wenn ihm selbst noch nicht klar ist, was schief läuft – und welchen Anteil womöglich er selbst daran hat (…) Meister Dortmund lieferte eine weitere Version des bereits bekannten Spiels ab: Defensiv steht die Mannschaft gut, im Spielaufbau dagegen knarzt und malmt es und vorne werden die wenigen, mit allzu viel Aufwand erkämpften Chancen wie beim Kinderfußball vergeben (…) Als Dortmunder Trend nach einem Viertel der Saison fällt also als Quintessenz auf: Oft ist dem spielerisch vermeintlich so stark besetzten Spitzen-Ensemble erst durch Beharrlichkeit und Energie in der Schlussphase ein Tor gegen massierte Abwehrreihen gelungen. Manchmal, wie gegen Bielefeld, gelingt dies nicht – und dann sind auch keine anderen spielerischen Mittel zur Verfügung, um einen biederen Gegner aus den Angeln zu heben. An der vielleicht etwas zu bärbeißigen Defensiv-Philosophie gibt es schon seit Wochen leise grummelnde Kritik in der Mannschaft.“
Europäischer Fußball: Ergebnisse, Torschützen, Tabellen NZZ
Gewinnspiel für Experten