Ballschrank
die Gäste aus Mainz
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| Donnerstag, 25. März 2004
Erik Eggers (FR 26.3.) resümiert. „Nach dieser Partie fällt es indes schwer zu glauben, dass der Tabellenführer, der noch sieben Zähler Vorsprung auf den vierten Tabellenplatz besitzt, die nötigen Punkte souverän einfahren wird. Zu harmlos, ja schläfrig wirkte die Spielanlage des Gastgebers, der sich in seiner veritablen Ratlosigkeit auf lange Flanken in das Sturmzentrum beschränkte, in der Hoffnung, dass irgendwann ein Ball vor die Füße eines Angreifers fallen würde. Es klappte nur ein einziges Mal, beim 1:3-Anschlusstreffer durch Alexander Voigt. Mit ihrem einfallslosen, die Segnungen des Kombinationsfußballs missachtenden Stil erschienen die Kölner wie Holzfäller, die unter versierte Kunsttischler gefallen waren. Denn die Gäste aus Mainz gefielen an diesem Abend nicht nur dank einer beeindruckenden kämpferischen Einstellung, sie zerlegten auch das eine oder andere Mal mit spielerischen Mitteln die Abwehr des arroganten Tabellenführers. Das Auftreten der zuvor dreimal in Folge sieglosen Mainzer beeindruckte. Von Beginn an waren sie stets einen Schritt schneller als behäbige Kölner. Und schon das gut gestaffelte Mainzer Mittelfeld stellte die Angreifer des Gastgebers zumeist vor unlösbare Probleme, noch ehe die ausgezeichnet organisierte Abwehr um Bulajic und Christ eingreifen musste. Wir wollten nicht nur kontern, wir wollten hier kompletten Fußball spielen, erklärte ein sichtlich vergnügter Jürgen Klopp nach dem Spiel, denn: Wenn wir hier nur ein wenig passiver auftreten, dann spielen die uns einen Kringel in den Hals. Zugleich übte sich der FSV-Coach in allerbester Herberger-Rhetorik und warnte bereits vor dem kommenden Heimauftritt, dem ganz, ganz schweren Spiel gegen Wacker Burghausen. Andererseits weiß auch Klopp: Wenn wir jedes Mal so auftreten, ist es schwer, gegen uns zu gewinnen. In der Tat. In Köln präsentierte sich seine Mannschaft so breitschultrig, als sei sie längst aufgestiegen.“
Michael Eder (FAZ 26.3.). „Es hätte ein richtig schöner Abend werden sollen für den 1. FC Köln. Ein Sieg gegen Mainz 05 – und man hätte den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga abhaken können. Seine Spieler, erzählte Trainer Funkel später, hätten vor der Partie nur über die Höhe des Ergebnisses geredet. Im nachhinein war das angemessen, wenn auch ganz anders, als sich die Kölner das vorgestellt hatten. Mit dem 1:4 gegen die großartig aufspielenden Mainzer war der Tabellenführer noch gut bedient. Schon nach 25 Minuten hatte die Mannschaft nach zwei Toren von Thurk und einem von Niclas Weiland 0:3 hinten gelegen, und hätte Voigt mit einem Volleyschuß aus zwanzig Metern nicht umgehend zum 1:3 getroffen, wer weiß, wie groß das Kölner Debakel geworden wäre. Aber auch so reichte nach Woronins Tor zum Endstand in der 70. Minute das Ergebnis, um Köln, das im 26. Saisonspiel seine erste Zweitliganiederlage hinnehmen mußte, schwer zu treffen. Wir wurden bestraft, sagte Trainer Funkel, weil wir die Partie mit minimalem Aufwand gewinnen wollten. Es war ein großartiges Stück Zweitliga-Fußball, das die 27 000 Zuschauer auf der Baustelle des Kölner Stadions sahen, und verantwortlich dafür war allein Mainz 05. Seine Mannschaft habe den Tabellenführer dort getroffen, wo er es nicht gewohnt sei, sagte Trainer Klopp. Von der ersten Minute an gingen die Rheinhessen mit einer Leidenschaft zu Werke, die den Favoriten völlig überrumpelte. Egal wo ein Kölner Spieler in Ballbesitz kam, jedesmal sah er sich sofort zwei, drei Mainzer Angreifern gegenüber. Die Kölner sind es nicht gewohnt, daß ihnen ein Gegner derart auf den Füßen steht, sagte der überragende Mainzer Stürmer Thurk. Die haben nie gewußt, wo sie hinspielen sollen. Kölner Fehlpässe und eine fortschreitende Konfusion waren die Folge. Die Kölner, sagte Thurk, hätten keine Antworten auf die Fragen gehabt, die wir ihnen mit unserem Pressing gestellt haben. Das räumte auch Funkel ein. Man sei mit der Mainzer Spielweise überhaupt nicht zurechtgekommen.“
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