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Die Liga schießt sich wach
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| Donnerstag, 25. März 2004
„Am zweiten Spieltag hat die Bundesliga das Tempo und die Zahl der Tore erhöht, im Vergleich mit der lauen Saison-Premiere hatten Publikum und Fans viel zu diskutieren an diesem Wochenende. Die Liga schießt sich wach“, resümiert die NZZ das Geschehen auf den Spielplätzen in Bochum, Leverkusen und München, wo am Wochenende attraktive Spiele und schöne Tore zu bewundern waren. „Der Bundesliga ist jedenfalls, beflügelt von der WM-Euphorie, ein Bilderbuchstart in die delikate Spar-Saison gelungen“, zeigt sich die SZ ebenfalls begeistert.
Beim 1:1 zwischen Leverkusen und Dortmund sah die SZ die „Andeutung eines Spitzenspiels“, während die FAZ die ungewöhnlich freundschaftliche Atmosphäre in der BayArena für berichtenswert erachtet: „Der Kampf zweier Größen der Bundesliga endete, als wäre der Tag des rheinisch-westfälischen Friedens ausgerufen worden.“ Im Olympiastadion „tanzte das edelweiße Ballett“ (SZ) der bayerischen Hausherren. Allen voran der vierfache Torschütze Giovane Elber deutete die Ambitionen des letztjährigen Ligadritten an.
Nahezu alle überregionalen Tageszeitungen vertreten heute die Annahme, dass die Ablösung des FCK-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Friedrich noch diese Woche bevorsteht. Diese Spekulation erfuhr durch den gestrigen TV-Auftritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Wieschemann im DSF-Fußballtalk Doppelpass zusätzlich Nahrung, dessen wortlose Hilflosigkeit als sicheres Zeichen zu werten ist. Am Schicksal Friedrich hängt vermutlich auch dasjenige des Teamchefs Andreas Brehme. Gerüchte um einen Nachfolger kursieren auf dem Betzenberg. „Wo könnte ein charismatischer Typ wie der wegen seines Kokain-Skandals als Bundestrainer gestürzte Daum schneller und unbehelligter sein Image korrigieren als dort, wo schon immer und mit ungeheurem Fanatismus Fußball-Revolutionen in der Bundesliga betrieben wurden?“ (NZZ).
Außerdem Thema: Der Wechsel von Stefan Effenberg, “dem letzten Vertreter der Ich-AG” (FAS), nach Wolfsburg wird von vielen Experten skeptisch bewertet. Das Team mit dem Image „Graue Maus“ wird jedoch an öffentlicher Aufmerksamkeit kräftig hinzugewinnen. In der gestrigen Tagesschau wurde sodann eine Spezie über das Wesen des ehemaligen Bayern-Stars befragt, deren Existenz man bisher anzuzweifeln hatte. Es gibt ihn aber doch: den VfL-Wolfsburg-Fan.
Zur Lage
Josef Kelnberger (SZ 19.8.) meint zur Gesamtlage. „Bayern und Bochum, verbunden in inniger Fan-Freundschaft, zaubern Seite an Seite, am Samstag Sieger mit 6:2 respektive 5:0, angeleitet von den Trainer-Titanen Hitzfeld und Neururer, beflügelt von Giovane Elber (vier Tore gegen Bielefeld) und Thomas Christiansen (fünf Tore in zwei Spielen). Groß und Klein Hand in Hand, so muss das sein in diesen Zeiten. Krise, welche Krise? (…) Auch dank Rudis Image-Kampagne ist die immer noch üppig versorgte Bundesliga, trotz Wirtschaftskrise, von Sozialneid bislang verschont geblieben.“
Jörg Hahn (FAZ 19.8.) bezeichnet das Anfangsstadium der Saison als „Schmusephase“. „Üblicherweise wird den Neuen und den neuformierten Teams eine Anlaufzeit zugestanden. Auf den Prüfstand kommen alte Lieben und gerade erst begonnene Verhältnisse noch nicht am zweiten Spieltag. Erst im Herbst kann und wird es für den einen oder anderen so richtig ungemütlich werden. Fußball-Anhänger sind vergesslich. Das ist meist ein großes Glück, wenn die Reizfiguren der Vergangenheit die Seiten gewechselt haben und sich Pfiffe verbieten, weil sie sich ja gegen die eigene Mannschaft richten würden. Wolfsburg und Effenberg – dass dies eine glückliche Liaison werden soll, will allerdings nicht jedem einleuchten. Ein Mann des Volkes war dieser Spieler noch nie (…) Wenn die Augusthitze und die Trägheit weichen, werden die normalen Reflexe zurückkehren. Und die Liga braucht sie auch. Zur Belebung des Geschäfts müssen die alten Kriegsbeile ausgegraben werden. Borussia gegen S 04, Bayer gegen Bayern, Nord gegen Süd, Kahn gegen den Rest der Welt – wer würde denn lange hinschauen, hätten sich plötzlich alle nur noch lieb?“
Bayer Leverkusen – Borussia Dortmund 1:1
Roland Zorn (FAZ 19.8.). „Die großen Rivalen von gestern teilten am Samstag Nachmittag in der Bullenhitze der BayArena Freud und Leid und hoben danach die kleinen Gemeinsamkeiten hervor. Die erste Halbzeit schien allein den Leverkusenern, dem unglücklichen Zweiten der vergangenen Saison, zu gehören, die zweite Hälfte stand im Zeichen des Meisters, der sich wie ein Spätaufsteher in diesen Sommertag vorgetastet hatte. Bayer wie Borussia hatten angedeutet, dass in ein paar Wochen wieder mit ihnen zu rechnen ist (…) Noch also fehlt den beiden besten Teams des Vorjahrs die Fähigkeit, ihre derzeit begrenzten Energiereserven so ökonomisch und sinnvoll wie möglich auszuschöpfen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass acht deutsche, ein brasilianischer und ein türkischer Nationalspieler auf dem Platz standen, die bei der Weltmeisterschaft bis zum großen und kleinen Finale dabei waren. So viel aber konnten die 22.500 Zuschauer im ausverkauften Stadion sehen: Toppmöller und sein Künstlerkollektiv werden ihrem wagemutigen, kreativen Stil treu bleiben. Dafür garantieren filigrane Artisten wie Schneider, Bastürk und der aus Hannover frisch und tatendurstig dazugekommene Simak; Sammer und seine zielstrebigen Dortmunder dagegen bleiben ihrer zweckdienlichen, selbst im Hitzestau cool wirkenden Spielweise verhaftet. Der Stilprobe vom Samstag werden, darauf darf gewettet werden, meisterhafte Exempel folgen.“
„Trotz unübersehbarer Konditionsrückstände deuten Leverkusen und Dortmund ihre Klasse an“ lesen wir von Christoph Biermann (SZ 19.8.). „Am Ende des Spiels, beim Erstellen der Analysen und Bilanzen, war selbst bei Bernd Schneider nicht zu übersehen, dass seine großen Momente im Laufe der Partie immer rarer wurden. Allein war er damit nicht, denn in beiden Mannschaften passte es am zweiten Spieltag der Bundesliga noch nicht so richtig zusammen. Leverkusens Trainer Klaus Toppmöller durfte sich zwar über eine „phantastische erste Halbzeit“ seiner Mannschaft freuen. Aber im weiteren Verlauf des Spiels „haben vor allem die Nationalspieler nachgelassen“. Ob Schneider oder Bastürk, Lúcio oder Ramelow, Neuville oder Placente, keiner von ihnen war bereits in der körperlichen Verfassung, sein Spiel über neunzig Minuten stabil zu halten. Beim Gegner war es ähnlich, wenn auch in umgekehrter Reihenfolge (…) Auch wenn es keiner der Trainer deutlich sagen wollte: So richtig lassen sich die Spitzenteams erst am vierten Spieltag messen. In dreieinhalb Wochen, nach Pokalrunde und Länderspiel.“
Dahingegen meint Bernd Müllender (FR 19.8.). „Auch ohne die beliebten Ausreden ließ einen das Topspiel zwischen dem Vorjahreszweiten Leverkusen und den Titeldieben aus Dortmund, weil es von so unterschiedlichen Phasen gekennzeichnet war, einigermaßen ratlos zurück. In der ersten Halbzeit hatte Bayer schier begeistert: Feiner Kombinationsfußball, variabel, giftig, flink, tolle Chancen (…) Nach der Pause waren Bayers Künste dann wie weggeblasen. Der BVB verschob das Spiel, ohne zu glänzen, stückweise nach vorne, Leverkusens Spieler wie Zuschauer wurden ungeduldiger. Die Fans bejubelten nicht mehr Dimitar Berbatows Lieblingsübung, sich tolle Chancen zu erlaufen, sondern stöhnten und schimpften, wie sie der versierte Chancentod, der Gelegenheiten-Meuchler vergeigte.“
Ullrich Hesse-Lichtenberger (taz 19.8.). „Trotzdem ist es auch in den Zeiten der durch Terminhatz erschöpften Helden nicht einfach so, dass Dortmund und Leverkusen mit ihren jeweiligen Fußball-Entwürfen allein an den Umständen scheitern. Borussias von Geistesblitzen lebender Stil hängt weiterhin zu sehr an der Tagesform der Schlüsselspieler; Bayers anspruchsvollem „Miles More“-Fußball fehlt noch immer der Bonus eines Vollstreckers.“
Bayern München – Arminia Bielefeld 6:2
Andreas Burkert (SZ 19.8.). „Direkt hinter dem Olympiastadion hat sich am Samstagnachmittag ein Riesenrad gedreht, darüber schillerte der Himmel in sehr kitschigem Blau, und unten auf der grünen Bühne zeigten die Fußballprofis aus München kunstvolle Pirouetten; sie streichelten den Ball mit ihren Fußspitzen und Stiefelabsätzen, als präsentiere hier gerade das bayrische Tanztheater ein Freestyle-Programm. Willkommen also im neuen Wunderland des FC Bayern, in dem die Protagonisten neuerdings edle Kleider tragen (…) Nun sind die bescheidenen Bielefelder kein Maßstab für das neu arrangierte Ensemble der Jongleure und Popstars gewesen, und dennoch haben die Münchner und ihr euphorisierter Anhang die Premierengala als Beginn einer glanzvollen Spielzeit erlebt (…) So etwas haben sie ja auch in München lange nicht mehr gesehen, so einen anspruchsvollen Gesamtauftritt, dutzendfach bestückt mit verspielten Details. Es schien fast so, als habe Hitzfeld seinem Team unter der Woche bei Androhung von 24 Stunden Handyverbot befohlen, wenigstens alle drei Minuten einen Trick zu zeigen.“
Elisabeth Schlammerl (FAZ 19.8.). „Nur einem Münchner schien das Spiel am Samstag keinen großen Spaß gemacht zu haben: Oliver Kahn. Missmutig verschwand der Torhüter nach dem Schlusspfiff rasch in der Kabine. Kein Wunder: Zweimal gaben die Bielefelder einen Schuss auf sein Tor ab, zweimal landete der Ball im Netz. Zwar war Kahn bei den Treffern von Wichniarek und Diabang chancenlos, aber das konnte seine Laune auch nicht heben. Obendrein zog er sich beim Zusammenstoß mit Diabang beim zweiten Bielefelder Tor, das kurz vor Schluss fiel, eine Knieprellung zu. Drei Tage wird er mit dem Training pausieren, und mit der Nationalmannschaft darf er auch nicht nach Sofia zum Testländerspiel gegen Bulgarien fliegen. Oder besser: Er muss nicht mit. Ein Kurzurlaub statt einer nicht ganz so wichtigen Dienstreise – vielleicht hat sich Kahn doch noch ein bisschen gefreut am Samstag Abend, später, als keiner mehr hingeschaut hat.“
1. FC Kaiserslautern – Schalke 04 1:3
Hans-Joachim Leyenberg (FAZ 19.8.). „Der erste Sieg von Schalke 04 auf dem Betzenberg seit 26 Bundesliga-Jahren fällt mit dem Sforza-Comeback zusammen. Ein Menetekel für diesen Fußballprofi – auch eines für die Pfalz? Als Heilsbringer war er verpflichtet worden, als derjenige, der das Spiel der Mannschaft beleben oder stabilisieren soll (Friedrich). Aber der als Führungsspieler annoncierte Schweizer zeigte nichts, was nicht auch andere könnten. Als Libero praktizierte er vorwiegend den sicheren Pass, Hektik ist ihm fremd, Temperament allerdings auch. In Wort und Gestik gab er den Führungsspieler. Er redete und gestikulierte viel. Kaum war das Führungstor erzielt, rief Brehme seinen alten Spezi an die Außenlinie und gab ihm die Instruktionen für den weiteren Lauf der Dinge. Es kam ganz anders. Weil die Schalker mit einem Mann weniger den Ernst der Lage verinnerlichten, während die Pfälzer die Schönwetterphase als stabil einschätzten.“
Martin Hägele (SZ 19.8.) spekuliert. „Wahrscheinlich schon am Donnerstag wird der Boutiquenbesitzer und ehemalige Profi Jürgen Friedrich seinen Vorstandsposten räumen. Da der Chef vom Betzenberg jüngst in mehreren Interviews seinen Job auch mit dem Schicksal des auf seine Initiative installierten Sportdirektors Brehme verwoben hatte, dürfte zugleich auch das Engagement des Weltmeisters in der Pfalz beendet sein (…) Den Namen des geheimnisvollen Vorstandsvorsitzenden mit der Superkompetenz hat (Aufsichtsratschef des FCK, of) Wieschemann nicht verraten. Doch wer die Historie des Traditionsvereins und die Vorliebe seiner Mandatsträger kennt, die Verantwortung für alles Sportliche an autoritäre Führungspersonen abzugeben, der stößt beim großen Ratespiel und angesichts jener Leute, die sich derzeit frei auf dem Markt befinden, auf eine interessante Konstellation. Wo könnte ein charismatischer Typ schneller und unbehelligter sein Image korrigieren als dort, wo man schon immer und mit ungeheurem Fanatismus Fußball-Revolutionen gepflegt hat: Der Kaiserslauterner Betzenberg wäre die ideale Bühne für einen wie Christoph Daum. Verhandlungen laufen bereits.“
Jan Christian Müller (FR 19.8.) fasst zusammen. „Die ganze Hilflosigkeit dieser entnervten Lauterer Fußballmannschaft dokumentierte der Tritt des Außenverteidigers Dimitrios Grammozis, der in der Schlussphase derart rabiat gegen Jörg Böhme einstieg, dass dieser für das Länderspiel in Bulgarien wegen einer schweren Prellung absagen musste. Es gab Zeiten, da verteilte der 1. FC Kaiserslautern in den Schlussminuten statt Tritten Tore. Der einst gefürchtetste Berg der Republik hat seinen Schrecken verloren.“
VfL Bochum – Energie Cottbus 5:0
Richard Leipold (FAZ 19.8.). „Die pure Lust der Bochumer auf Fußball spiegelt sich auch in der Tabelle. Im 28. Jahr als Erstligaklub darf der oft von oben herab behandelte VfL zum ersten Mal eine ganze Woche lang vom höchsten Punkt auf siebzehn Konkurrenten blicken. Nach zwei Runden mag die Tabelle wie eine eher zufällige Zahlenkombination wirken – für die Bochumer ist sie ein Dokument, das die Fans eines Tages vermutlich als Sammlerstück handeln werden wie Philatelisten eine seltene Briefmarke. Während Bochum sich auf eine Woche im sportlichen Ausnahmezustand freut, warnt Neururer, eine sonst zum Überschwang neigende Natur, vor Risiken und Nebenwirkungen des Höhenfluges. Der 47 Jahre alte Fußball-Lehrer, der manchen Sturz miterlebt hat, sieht die Tabelle als „schöne Momentaufnahme“. Diese Metapher passt zum Stimmungsbild in einer Stadt, die es gewohnt ist, ihren bekanntesten Sportverein im unteren Drittel zu suchen und manchmal in der zweiten Liga wiederzufinden. Viele Menschen werden an diesem Montag die Tabelle in der Zeitung fotografieren oder – wie VfL-Torwart Rein van Duijnhoven – das Objektiv auf die betreffende Seite des Videotextes richten. Nach dem Starterfolg in Nürnberg waren die Bochumer am vergangenen Sonntag noch von Arminia Bielefeld abgefangen worden. Diesmal beträgt die Mindesthaltbarkeit der Tabelle eine Woche.“
Hannover 96 – 1860 München 1:3
Raimund Witkop (FAZ 19.8.) über Hannoveraner Schwächen. „Viele der 42 000 Besucher bei Hannovers Heimpremiere fragten sich, warum sich die Vereinsführung ausgerechnet einen Flirt mit dem rumänischen Stürmerstar Adrian Ilie geleistet hat, da doch die Defizite so offensichtlich am anderen Ende des Spielfelds liegen. Der wie Sievers bald 37 Jahre alte Carsten Linke, der zwei Jahre jüngere Marc van Hintum und der Pole Dariusz Zuraw mögen in der zweiten Liga manches Duell bestanden haben, eine Etage höher wirken sie zu oft überfordert (…) Wenn es die bei Aufsteigern so gern zitierte, wenn auch von (Trainer) Rangnick dementierte „euphorische Stimmung“ in Hannover gegeben hat, dann ist sie womöglich schon aufgebraucht. Die in leuchtendes Rot gehüllten Fans wandten sich in der zweiten Halbzeit gewohnten Ritualen zu, etwa Beschimpfungen des niedersächsischen Rivalen Eintracht Braunschweig, der aber eine Liga tiefer spielt. Dabei spielte ihre Mannschaft unter drückender Hitze wie gewohnt das, was man früher einen „gepflegten Ball“ nannte, mit geschickten Kombinationen und technisch ansprechenden Szenen. Aber zugleich haftet diesem von Rangnick als supermodern propagierten Stil in der Praxis manchmal etwas Lasches und sogar Altväterliches an, recht weit entfernt von der Aggressivität und Dynamik des aktuellen Fußballs.“
Christian Zaschke (SZ 19.8.) über den Löwen-Sieg. „Dabei hatte es zwischen der fünften und der 90. Minuten lange nicht so ausgesehen, als würden die Münchner so munter nach Hause fliegen. Zwischenzeitlich erhielten sie vom Aufsteiger eine Lehrstunde im Flügelspiel. Zwischen der 15. und der 27. Minute hatten die Hannoveraner fünf Gelegenheiten, ein Tor zu erzielen. Selten standen die Löwen so unter Druck, und selten kündigt sich ein Tor so deutlich an wie jenes, das Jiri Stajner in der 27. Minute zum 1:1 erzielte.“
Hansa Rostock – 1. FC Nürnberg 2:0
Zur Situation Nürnbergs schreibt Javier Cáceres (SZ 19.8.). „Nürnberg hat zum ersten Mal seit 19 Jahren die ersten beiden Spiele einer Bundesligasaison verloren, und die Analogien, die Statistiker zogen, sind eher unerquicklich. Damals stieg der Club nämlich ab, als Tabellenletzter. Die Saison ist noch jung, aber dass in den nächsten Tagen allerlei Pessimismus zu ertragen sein wird, sah Torsteher Kampa schon als gesichert an, als die Archivdaten noch erhoben wurden. Bereits im vergangenen Jahr habe die Presse den Club „totgeschrieben“, und er meinte sich zu erinnern, dass damals alles noch schlimmer war. Nach 17 Spielen hatte Nürnberg 12 Punkte; der Club stieg dennoch nicht ab.“
Hertha Berlin – VfB Stuttgart 1:1
Friedhard Teuffel (FAZ 19.8.). „In den letzten zwanzig Spielminuten gegen den VfB Stuttgart ist Hertha BSC zu einer vollständigen Spitzenmannschaft geworden. In der 70. Minute lief nämlich der Brasilianer Luizão für die Hertha aufs Feld, ein Weltmeister. Der hatte den Berlinern noch gefehlt in ihrer Mannschaft, die ansonsten aus einigen Nationalspielern besteht und anderen Spielern, die das in absehbarer Zeit einmal werden könnten. Ein Weltmeister kann dem Gegner Furcht einflößen und die eigenen Leute stolz und stark machen.“
Weiteres
Uwe Marx (FAS 18.8.) porträtiert die Wolfsburger Neuverpflichtung. „Effenberg ist eine Art Dinosaurier des Fußballs, eine spezielle, vom Aussterben bedrohte Spezies. Als die Ich-AG noch nicht erfunden war, hatte sie im Fußball schon starke Vertreter; und er ist einer davon. Inzwischen scheint es allerdings so, als gebe es immer weniger dieser eigenwilligen Spieler, die die Belastbarkeit ihres Umfelds – Verein, Mitspieler, Anhängerschaft – stets aufs Neue testen. Für Reizfiguren, die das Betriebsklima belasten, ist kaum noch Platz (…) Es scheint also, als hätten es charakterlich labile Profis immer schwerer. Effenbergs lange Suche nach einem neuen Verein ist ein Beleg dafür. Auch international ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit unberechenbaren Stars geringer geworden.“
Dazu heißt es bei Jörg Marwedel (SZ 19.8.). „Immer deutlicher wird dagegen, wie sehr der vom Volkswagen-Konzern gesponserte Klub dem Vorbild von Bayer Leverkusen nacheifert. Auch die Leverkusener begannen ihren schwierigen Weg vom Plastikklub ohne Flair und Fans bis zur international anerkannten Fußballgröße mit der Verpflichtung zweier Alt-Idole. 1993 kam Bernd Schuster (damals 34), ein Jahr später Rudi Völler (34). Das Signal blieb nicht ohne Wirkung. Dass es auch mit Schuster Streit gab und ein unrühmliches Ende nahm, schadete dem Klub nicht. Im Gegenteil – Bayer war fortan an den Stammtischen der Republik in aller Munde, die BayArena gilt stets als ausverkauft.“
Thomas Kilchenstein (FR 19.8.). „Und doch wirkt es fast wie ein Treppenwitz. Ein Effenberg, der nach seinen Jahren beim FC Bayern nie mehr in der Bundesliga spielen wollte, der so furchtbar gerne mit den Großen und ganz Großen verkehrte und, muss das Ende seiner Karriere mit Leuten verbringen, mit denen er früher nicht mal ein Bier getrunken hätte. Ein Vorteil hat Wolfsburg aber allemal: Hier gibt es keine betrunkenen Penner, denen man sich mittels eines Fußtritts entledigen kann, hier gibt es wenig glamoröse Discotheken, in denen man Frauen Ohrfeigen verpassen kann, wenn sie einem den reservierten Platz versperren.“
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