Ballschrank
Die Themen: Lizenzierungsstreit in der Zweiten Liga, finanzielle Perspektiven (Bundesliga) und Forderungen (U. Hoeneß).
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| Donnerstag, 25. März 2004
Der Schauplatz verlagert sich derzeit vom grünen Rasen an die Verhandlungstische. Die Themen: Lizenzierungsstreit in der Zweiten Liga, finanzielle Perspektiven (Bundesliga) und Forderungen (U. Hoeneß).
Zum Verhalten des Unterhachinger Präsidenten im Lizenzierungsverfahren lesen wir bei Richard Becker (FAZ 11.7.). „Nun hat Kupka durch den Mehrheitsbeschluss der Liga eine empfindliche Niederlage hinnehmen müssen, was ihn jetzt noch weiter in die Ecke getrieben hat. Die von ihm vermutete Solidarität mit einem sportlich und formaljuristisch scheinbar Benachteiligten hat sich als Seifenblase erwiesen. Jeder ist sich selbst der Nächste, vor allem dann, wenn es um den in seinem Inhalt geschrumpften Fleischtopf der Fernsehgelder geht. Kupka ist ein schlechter Verlierer (…) Dieses leidige juristische Gezerre beschädigt nicht nur das durch die Weltmeisterschaft endlich wieder aufpolierte Ansehen des Fußballs, sondern nachhaltig auch die Deutsche Fußball Liga und ihr gesamtes, nun neu zu überdenkendes Lizenzierungsverfahren. Die Selbstverwaltung der Profiligen hat gleich in ihrem ersten Jahr eklatante Schwächen offenbart, die ausgerechnet ihr Vorstandsmitglied Kupka aufgedeckt hat.“
Bei Roland Zorn (FAZ 11.7.) heißt es dazu. „Pech für die Unterhachinger, dass auch die überaus pointierte Fürsprache des Münchner Bayern-Managers Uli Hoeneß am Mittwoch ihre Wirkung verfehlte. Hoeneß widersprach während der Vollversammlung vehement den Ausführungen des DFL-Geschäftsführers Heribert Bruchhagen, der begründete, warum sich der DFL-Vorstand mehrheitlich für weiterhin 18 Vereine in der Zweiten Bundesliga ausgesprochen habe. Nach Hoeneß‘ Intervention schien Bruchhagen minutenlang zwar allein dazustehen, weil niemand so recht zu widersprechen wagte. Dann aber kam es zur anonymen Abstimmung, und der Hachinger Antrag war abgeschmettert. Warum? Das Gros der Zweitligavereine wollte an den mit 19 Klubs notwendigen vier zusätzlichen Spieltagen nicht den Winterurlaub im Dezember und Januar drangeben und im Sommer vielleicht zu jenen fünf statt vier Klubs zählen, die dann hätten absteigen müssen. Der deutsche Profifußball war aus praktischen Gründen gegen eine Lex Unterhaching.“
Volker Kreisl (SZ 11.7.) zum selben Thema. „Nach wie vor zweifeln die Unterhachinger aber auch inhaltlich den Schiedsspruch an: Die Vier-Millionen-Euro Bürgschaft der Landesbank Hessen- Thüringen für Eintracht Frankfurt sei zum entscheidenden Zeitpunkt, nämlich der Prüfung der Lizenz-Unterlagen, unzureichend gewesen. Sollte Unterhaching nun recht bekommen, müsste ein neues Schiedsgericht den Ablauf der dubiosen Bürgschaftserteilung nochmals Bewerten (…) Möglicherweise gelingt es tatsächlich, die Folgen des schief gegangenen Lizenz-Verfahrens einfach auszusitzen. Richtige Aufregung herrscht derzeit tatsächlich nur in den Gebäuden des Hachinger Sportparks.“
Philipp Selldorf (SZ 11.7.) kommentiert die Ankündigung der Zweitliga-Spieler aus Aachen und Karlsruher, sich künftig mit weniger Gehalt zu begnügen. „Unter Zwang gedeiht Solidarität aber immer noch am besten. Aus der Zweiten Liga, die seit jeher dem Darwinismus huldigt (denn darunter gähnt der Abgrund Regionalliga), kommen nicht nur die Signale der Angst und Abwehr, wie sie jetzt Haching spüren muss. Sondern auch das Zeichen eines Anfangs zur Bewältigung der Geldkrise im Fußball. Die (…) Es könnte so einfach sein: Wenn die Spielergehälter nur auf das Maß des Machbaren gestutzt würden, wäre der Profifußball nicht nur eine florierende Branche, sondern auch ein kerngesunder Betrieb. Würden die Modelle Aachen und Karlsruhe Schule machen, dann müsste der Fall Unterhaching nicht das System zerreißen und Solidarität könnte Teil der Praxis werden.“
Zu den Lizenzverhandlungen in der Zweiten Bundesliga heißt es bei Sven Astheimer (FR 10.7.). „Wie aber auch immer die Geschichte ausgehen mag, als wirklicher Gewinner kann sich am Ende keiner fühlen: nicht die Unterhachinger, die Gefahr laufen, als ewige Prozesshansel in die Annalen der Bundesliga einzugehen, auch wenn sie im Nachhinein noch Recht bekommen sollten; nicht die Eintracht, deren ominöse Bankbürgschaft vor einem ordentlichen Gericht wieder in den Fokus des Interesses rücken könnte und die sich in SachenFinanzpolitik einmal mehr als unsicherer Kantonist erwies; nicht der neu gegründete Liga-Verband und sein operativer Arm, die DFL, die schon jetzt in der öffentlichen Wahrnehmung im Verdacht stehen, ihre eigenen Statuten ohne richterliche Hilfe nicht korrekt auslegen zu können; und auch nicht der deutsche Fußball, der doch eigentlich den WM-Boom mit in die neue Saison nehmen wollte. Wer aber das Sommerpausentheater auf der Bundesliga-Freilichtbühne verfolgt hat, dem ist die Vorfreude gründlich vergangen.“
Zum Rückgang der TV-Einnahmen schreibt Wolfgang Hettfleisch (FR 11.7.). „Ungeachtet aller Hoffnungen auf einen Boom durch das unerwartet gute Abschneiden der deutschen Mannschaft bei der WM bedeutet das: Die Branche steckt knietief in einer Rezession (…) Viele Erst- und Zweitligisten stecken nicht deshalb in der Klemme, weil es nun kein TV-Manna mehr vom Himmel regnet, sondern weil sie in der naiven Hoffnung auf ein dauerhaftes Fortdauern der wundersamen Fernsehgeld-Vermehrung über ihre Verhältnisse gelebt haben, seit das Bosman-Urteil im Dezember 1995 ihre Personalkosten explodieren ließ (…) Tatsächlich ist die Abhängigkeit der Klubs von den Einnahmen durch die Veräußerung der Bundesliga-Fernsehrechte bis auf wenige Ausnahmen (Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen) so groß, dass nun allenthalben der Gürtel enger geschnallt wird. Das gilt doppelt dort, wo von jeher kleinere Brötchen gebacken werden. Trotz aller Sparzwänge ist die Lage bei den so genannten „Kleinen“ aber nicht hoffnungslos. Mancherorts wurden rechtzeitig die richtigen Schlüsse gezogen.“
Michael Ashelm (FAZ 10.7.). „Wird jetzt im großen Stil abkassiert? Mit der weltmeisterlichen Anschubhilfe soll hierzulande das Geschäft mit dem Ball so richtig auf Touren kommen. Doch profitieren werden in erster Linie die Schwergewichte der Branche, die trotz kriselnder Fußballkonjunktur wieder neue Rekordzahlen schreiben werden. Allein für die vergangene Saison in der Champions League erhalten Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund, der FC Bayern und Schalke 04 zusammen fast hundert Millionen Euro aus den Töpfen der Europäischen Fußball-Union. Rund vier Wochen vor Beginn der neuen Saison sieht das Tagesgeschäft der meisten anderen Vereine der Bundesliga aber ganz anders aus: Um zu überleben, muss hart kalkuliert und eisern gespart, müssen Investitionen zurückgestellt werden (…) Das Auseinanderdriften von Groß und Klein hat an Eigendynamik gewonnen; beschleunigt wird der Vorgang dadurch, dass sich die Verteilung der Einnahmen aus dem Fernsehvertrag (290 Millionen Euro pro Saison) vor allem an sportlichen Erfolgsfaktoren bemisst.“
Die FAZ (10.7.) kommentiert die Regressforderungen von Bayern-Manager in Sachen Deisler. „Sportrechtlich und sportmoralisch ist einiges unklar. Hoeneß‘ schadensersatzbegründende Formel, es müsse eine Lösung gefunden werden, „weil die Verletzung eindeutig in einem Länderspiel passiert ist“, lenkt den Blick in plumper Weise weg von den tatsächlichen Problemen. Mitnichten eindeutig sind nämlich die übrigen Tatbestandsmerkmale. Genügt schon der bloße Einsatz eines Nationalspielers, um Forderungen des Vereins auf Ersatz von Lohn zu rechtfertigen? Und ist der DFB tatsächlich der eigentliche Verursacher der Verletzung und nicht vielmehr Deislers damaliger Gegenspieler oder gar der zu zaghafte Zweikämpfer Deisler selbst? Auch die Frage eines Mitverschuldens von Uli Hoeneß ist zu erwägen, verpflichtete er doch sehenden Auges einen bekanntermaßen verletzungsanfälligen Jungstar und klagt nun lauthals über die Realisierung eines Risikos, das offenkundig war.“
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