Ballschrank
Die Woche im Rückblick
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| Donnerstag, 25. März 2004of Was ist in dieser Fußball-Woche auf dem grünen Rasen passiert? In der zweiten Runde des DFB-Pokals siegten oft die Außenseiter aus der Zweiten und Dritten Liga gegen Bundesliga-Teams. Vor zwei Jahren hätte die Presse den Profis aus Hannover, Frankfurt und München vorgeworfen, die Ehre des traditionsreichen Wettbewerbs nicht zu achten. Doch inzwischen messen auch die großen Klubs dem DFB-Pokal aus gutem Anlass mehr Bedeutung bei; die NZZ begründet: „Die Zeiten, in denen angesichts von Börsen- und Europacup-Millionen der Cupvernachlässigt worden war, sind vorbei.“ Die FAZ führt das Ausscheiden der Favoriten auf sportliche Angleichung zurück – und nicht auf deren leichte Schulter: „Nur 9 von 18 Teams erster Klasse sind im Achtelfinale noch dabei. Die Fünfzigprozentquote hat – anders als in der Vergangenheit – nichts mehr mit einer Geringschätzung der ungeliebten Pokalkonkurrenz zu tun. Von oben herab haben sich nur die Bayern erlaubt, ihren Gegner 1. FC Nürnberg lange ungestört gewähren zu lassen.“
Eigentlich muss man Hertha BSC Berlin auf die Schulter klopfen, da sie den Pokal besonders ernst nimmt. In Berlin freut man sich darüber, dass Trainer Huub Stevens sein „Ultimatum“ – nahezu alle Schreiber vergessen bei diesem aufgeblasenen Wort aus der Weltpolitik die Gänsefüßchen – erfüllt hat: zwei Siege, und sei es im Elfmeterschießen. Die Berliner Diplomaten um Manager Dieter Hoeneß lassen sich derzeit gut durch den Kakao schleppen und schleifen. Hoeneß hatte nach dem Sieg Stevens’ in Rostock Napoleon zitiert: „Ein General muss auch Fortune haben“; die FAZ legt Stevens seine Feldherrenhand auf die Brust: „General Stevens siegt im Geiste Napoleons.“
Was tut sich (sonst noch) zwischenmenschliches? Kölns Manager Andreas Rettig entlässt Trainer Friedhelm Funkel zu einem Zeitpunkt, der Fans und Reporter die Augen aufreißt: vor ein paar Wochen hatten sie Funkels Rauswurf gefordert; demnächst hätten sie diesen Wunsch wiederholt. Diese Atempause hat der kühle Rettig genutzt, seinen Ruf als freier Entscheider zu festigen. Jetzt halten ihm nur wenige vor, auf Verlangen der Fans und Drängen der Revolverblätter zu handeln. Die FTD traut sich ganz leise: „Die Entlassung einen von den Medien gesteuerten Volksentscheid zu nennen, wäre gewiss nicht ganz falsch“. Die NZZ hält gute Kopfnoten für angebracht: „Der 1.FC Köln hat ein Beispiel gegeben, wie sich auch in kritischen Fussballzeiten eine schwierige Personalentscheidung mit Anstand lösen lässt.“
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