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Mitgefühl mit Berti Vogts – Hymnen statt Abgesängen auf Holland
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| Donnerstag, 25. März 2004of Die deutschen Medien beobachten diese Woche internationalen Fußball, drei Mannschaften der EM-Qualifikation gilt besondere Aufmerksamkeit: Erstens fühlen die Autoren mit Berti Vogts und seiner Mannschaft aus Schottland, 0:6-Verlierer in Holland. Die Berliner Zeitung erkennt elementaren Mangel auf zwei Seiten: „Vogts hat seine Analysen in einer Art englischer Sprache vorgetragen. Das klang, bar jeder Grammatik, in etwa so, wie seine Mannschaft gespielt hat: willkürlich in der Wahl der Mittel, ohne erkennbares System, voller kurioser Fehler.“
Zweitens müssen sich die Journalisten ihre Schadenfreude über ein holländisches Ausscheiden verkneifen. Vor dem rauschhaften Sieg am Mittwoch konnte man viele Abgesänge auf „Oranje“ lesen, auf holländischen Hochmut und Dekadenz. Auch holländische Zeitungen waren nach der Niederlage im Hinspiel böse auf ihr Team: „eine Versammlung überschätzter Fußballer“ und „eine Mannschaft im Zustand der Verwesung“, schrieben Het Parool und Volkskrant in Titelzeilen. Heute sei „die Oranje-Magie wieder da“ (De Telegraaf), und die taz schwärmt von dem Land, „wo Stürmer mit Tulpen um die Wette wachsen“. Auf die Spiel-Ästhetik unserer nordwestlichen Nachbarn singen deutsche Journalisten meist Hymnen, wie Christian Eichler in der FAZ: „ein Team, das nur ein, zwei Erfolgserlebnisse braucht, um sich wieder am eigenen Können berauschen und Spielkunst in Vollendung bieten zu können – das ewige Wunder des holländischen Fußballs“.
Drittens leiden die Chronisten mit der Türkei, die derzeit – sollte man meinen – von schlimmerem Schicksal getroffen ist als von einer verpassten EM-Qualifikation. Doch die türkische Presse urteilt hart über ihre National-Elf, 2:2-Verlierer gegen Lettland: „Historische Schande“ (Hürriyet), „wir haben Selbstmord begangen“ (Fotomac), „tretet alle zurück und macht euch davon, meine Herren!“ (Sabah). Die Financial Times Deutschland sieht den deprimierten WM-Dritten, auf den seine Anhänger hoffen durften und der stets Tatendrang signalisierte, „zurück aus der Zukunft“.
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