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Diskussion um Reformen in der Bundesliga

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Diskussion um Reformen in der Bundesliga

Wolfgang Hettfleisch (FR 9.5.) begrüßt den Mut Wolfgang Holzhäusers, Reformvorschläge in Sachen Bundesliga-Modus und Regelwerk zu unterbreiten. „Natürlich gibt es gewichtige Gründe, die dagegen sprechen, die Entscheidung um die deutsche Fußball-Meisterschaft eng an die bessere Tagesform in einem Halbfinal- oder Finalspiel zu knüpfen. Und auch an einer Relegationsrunde um Auf- und Abstieg ist mancherlei diskussionswürdig. Was aber, wenn es Holzhäuser gar nicht so sehr darauf ankommt, ob er mit seinen Denkanstößen auch richtig liegt? Hat er nicht Recht, wenn er sinngemäß sagt, wer ein gutes Produkt zu einem angemessenen Preis verkaufen wolle, der komme nicht umhin, auch den Interessen des Käufers Rechnung zu tragen? Das ist, mag es manchen Fußball-Traditionalisten auch schaudern, die reine Wahrheit (…) Dass es zur Natur einer Idee zählt, ergänzt, korrigiert, fortentwickelt zu werden, kommt vielen gar nicht mehr in den Sinn. Holzhäuser hat Vorschläge gemacht. Mehr nicht. Sie mögen gut sein oder schlecht – vor allem waren sie überfällig. Es ist höchste Zeit, dass sich die Branche jenseits des Durchdeklinierens von Sparmaßnahmen Gedanken macht über ihre eigene Zukunft. Dazu gehört eben auch die delikate Frage, wie Fußball künftig ans Fernseh-Publikum gebracht werden kann. Sie aufs Tapet gebracht und dabei auch noch mit Tabubrüchen kokettiert zu haben, ist fraglos ein Verdienst.“

„Der Poker um die Fernsehrechte der Fußball-Bundesliga könnte für viele Klubs mit der Pleite enden“ Tsp

Auszüge aus dem SZ-Interview mit Wolfgang Holzhäuser:

„Fast alle Sportarten, die heute als telegen gelten, haben sich dem Fernsehen angepasst. Etwa das Skispringen, das seinen Wettkampf-Modus geändert hat. Unsere Fans sitzen ja nicht nur im Stadion, sondern in noch viel größerer Zahl vor dem Bildschirm. Wenn wir beim Auf- und Abstieg zwischen erster und zweiter Liga Relegationsspiele wieder einführen, können wir den Fans und dem Fernsehen mehr bieten. Unsere TV-Rechte sind dann automatisch mehr wert. Wir können ja schlecht sagen, wir hätten gerne mehr Geld, bieten aber nicht mehr. Wenn wir uns den Bedürfnissen des Fernsehens mehr anpassen, ist das doch mit sportlichen Gesichtspunkten vereinbar. Der Letzte der ersten Liga und der Erste der Zweiten Liga sollen weiterhin automatisch ab- und aufsteigen. Die anderen vier betroffenen Klubs sollen unter sich ausspielen, wer in welche Klasse gehört. Ich sehe zum Teufel noch mal nicht ein, warum der 16. und der 17. der ersten Liga in die Zweite Liga müssen, ohne einen sportlichen Wettkampf mit dem Zweiten und Dritten der Zweiten Liga auszutragen. Die sollen sich messen, wer besser ist. Und für das Fernsehen wären das attraktive Spiele.“

„Ich frage mich , warum man nach einem Tor eine Viertelstunde warten muss, bis der Gegner sich wieder in seiner Hälfte versammelt hat, statt den Ball gleich wieder ins Spiel zu bringen. Da käme richtig Tempo rein. Der Weltverband Fifa hat schon bei der neuen Rückpass-Regel für den Torwart bewiesen, wie innovativ er sein kann.“

(8.5.)

Meister hinter den Kulissen des ganz alltäglichen Fußballtheaters

Roland Zorn (FAZ 8.5.) kommentiert die Kritik seitens führender Fußballfunktionäre (u.a. Assauer und Rummenigge)an den Reformvorhaben des Wolfgang Holzhäuser, der in einem gestrigen Interview mit der SZ vorschlug, Regelwerk und Bundesliga-Modus (u.a. Finals und Entscheidungsspiele) zu innovieren, um das Produkt telegener und attraktiver zu gestalten. Die FAZ hatte in ihrem Leitartikel vom Montag ähnliches aufs Papier gebracht (indirekter-freistoss zitierte beides). „Die sich jetzt prompt zu Wort melden, um einen diskutablen Vorschlag zu diskreditieren, haben zur Sache auch die Person im Auge. Die Münchner Bayern vor allem, mit Abstand die führende Kraft im deutschen Fußball. Wer aus der Führungsriege des deutschen Meisters heute über Holzhäuser redet, geht wie selbstverständlich auf Abstand zu dem Mann, der noch immer als erster Kandidat auf die Nachfolge des angeblich amtsmüden Wilfried Straub an der Spitze der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL) gilt. Die Bayern, glühend bewundert von Millionen Fans, sind nicht nur Meister im grünen Stadionbereich, sondern auch hinter den Kulissen des ganz alltäglichen Fußballtheaters. Sie beherrschen, heißen sie nun Karl-Heinz Rummenigge oder Uli Hoeneß, die Kunst der mal ironisch-leisen, mal konfrontativ-lauten Gegenrede derart gut, daß sie jederzeit die Oberhoheit über dem Fußball-Stammtisch Deutschland erobern können. Holzhäuser und die DFL-Spitze haben die Bayern zuletzt im großen Streit um den Münchner Geheimvertrag mit der Kirch-Gruppe und die daraus zu folgernden Konsequenzen verärgert; nun schlagen die Münchner zurück. Wenn Rollenspielführer Rummenigge das Telefußball-Konzept Holzhäusers als Buchhalter-Vorschlag abqualifiziert, soll damit eigentlich gesagt werden, daß die Liga nichts weniger benötige als einen Theoretiker an ihrer Spitze. Perfidie gehört in der Bundesliga als Stilmittel längst zum kollegialen Umgang; und die persönlichen Fouls beherrschen in aller Regel ehemalige Fußballstars besser denn Quereinsteiger wie der frühere Schwimmer und Handballspieler Holzhäuser. Was immer der Leverkusener derzeit über sein Arbeitsgebiet bei Bayer hinaus öffentlich sagen wird – und er sagt manchmal ein paar Sätze zu viel –, dürfte Polemik herausfordern. Der Mann, der sich am liebsten seiner Sache verschreibt, muß aufpassen: Er steckt mitten im Wahlkampf, ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein.“

Reaktioneninder Liga FR

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