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Schwierige Lage in Dortmund – Austria Wien wäre gerne größer, so wie früher

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Schwierige Lage in Dortmund – Austria Wien wäre gerne größer, so wie früher

Richard Leipold (FAZ 24.9.) schildert die Lage in Dortmund: “Borussia Dortmund bewegt sich am Kreditlimit. Nicht daß es dem Klub schwerfiele, seine finanziellen Verpflichtungen weiter pünktlich zu erfüllen. Seit die Fußballspieler des BVB einem vorläufigen Verzicht auf zwanzig Prozent ihres Gehalts zugestimmt haben, machen der westfälischen Fußballfirma überzogene Konten zu schaffen, deren Stand nicht in Geld angegeben wird: die Kreditlinie definiert sich über den Vertrauensvorschuß der Fans. Deren Hingabe scheint grenzenlos – ablesbar an der Zahl verkaufter Eintrittskarten. Zuletzt besuchten mehr als achtzigtausend Zuschauer das Westfalenstadion. Doch die Menschen, die Zeit, Geld und Gefühl in ihren gelb-schwarzen Traum investieren, vermissen die Rendite – genau wie die Anteilseigner, die neben dem Kursverfall der Aktie das Fehlen jeglicher Dividende beklagen. Während die Mannschaft einen Spieler nach dem anderen infolge Verletzung oder Krankheit verliert, kommt der Basis allmählich die Geduld abhanden. Sie rebelliert gegen die Profis und deren fehlendes Ethos. Nach dem verlorenen Bundesligaspiel in Stuttgart machte das Schimpfwort von den Scheiß-Millionären wieder die Runde – auf den Stehrängen, beim Sitzstreik und schließlich auf dem Boulevard. Aber seit Wochenanfang kann das schwarz-gelb eingefärbte Proletariat nicht mehr gar so heftig krakeelen wie in den 48 Stunden nach dem Auftritt im Gottlieb-Daimler-Stadion, wo etwa zweihundert Fans mit einer Sitzblockade neunzig Minuten lang die Abfahrt der Dortmunder Mannschaft verhinderten. Die Stars zahlen für ihr Versagen, das den Klub wirtschaftlich und sportlich hart getroffen hat.“

Felix Meininghaus (FTD 24.9.) fügt hinzu: „Längst hat das Bild einer Mannschaft, die nach der unverhofften Meisterschaft 2001 glänzende Perspektiven zu haben schien, arge Kratzer erhalten. Das Dilemma gipfelte nach dem Champions-League-Aus in der Gehaltsdiskussion, einer Folge gravierender Managementfehler: Es hat sich als fahrlässig erwiesen, Profis, denen man ein „Mentalitätsproblem“ (Manager Michael Meier) attestiert, mit Verträgen auszustatten, die Verweigerungsfußball Vorschub leisten. Das Manko wurde zu Wochenbeginn korrigiert, indem in Absprache mit den Spielern 20 Prozent der Bezüge in Prämien umgewandelt wurden, die bei Erfolg ausbezahlt werden. Dieser Schritt garantiert nicht, dass die Profis künftig auswärts alles in Grund und Boden rennen. Wer mit Niebaum über die seit neun Monaten anhaltende Misere spricht, bekommt viel Beschwichtigendes zu hören, Zuallererst der Krankenstand, schließlich fällt derzeit fast ein gesamtes Team aus. „Wenn Sie einen Ferrari haben“, sagt Niebaum, „und man baut Ihnen sechs Zylinder raus, werden Sie keine Rennen gewinnen.“ Zudem sei da ja auch noch die Heimstärke, „bei uns spielen wir attraktiven Fußball und schießen Tore – das ist die andere Seite der Medaille“. Und wenn über 80 000 Fans im Westfalenstadion für die größte Bundesligakulisse sorgen, sei das eine „Abstimmung mit Füßen, die man bei der Beurteilung nicht einfach außen vor lassen darf“. Nur haben die Treuesten in Stuttgart erstmals auch mit dem Hintern abgestimmt und die Mannschaft mit einer Sitzblockade gezwungen, sich für ihre Leistung zu rechtfertigen.“

In Dortmund ist die Identifikation mit dem Verein sehr groß

WamS-Interviewmit Christoph Metzelder

WamS: Sie stellen die Mannschaft so in den Vordergrund. Den Profis wird oft vorgeworfen, ihnen sei es völlig egal, in welchem Trikot sie auflaufen. Hauptsache das Geld stimme.

CM: Das ist doch viel differenzierter. Jeder wirkliche Profi möchte sich stets weiterentwickeln, ist dafür aber selbst verantwortlich. Es geht im Fußball aber nur über eine gute Mannschaft und ein tolles Umfeld. Es muss optimalerweise alles stimmen, um erfolgreich sein zu können. Andererseits, und das haben die Tage nach dem Brügge-Spiel gezeigt, ist jeder Spieler verständlicherweise auch sein eigener Herr. Die Interessen dann unter einen Hut zu bekommen ist nicht einfach.

WamS: Also doch elf Ich-AGs auf dem Platz?

CM: Das ist auch vom Verein abhängig. Ich glaube, bei Dortmund ist die Identifikation mit dem Verein sehr groß.

WamS: Weil der Verein auch alle Steuertricks nutzt, um den Spielern die Millionen-Gagen zu zahlen.

CM: Sie sind doch Wirtschaftsredakteur. Borussia Dortmund ist eine Aktiengesellschaft. Und jedes Unternehmen hat das Recht, alle legalen Möglichkeiten zu nutzen, um das Unternehmen optimal voran zu bringen.

WamS: …

CM: Zudem geht es hier nicht um zusätzliche Einnahmen der Fußballprofis, sondern um das mittelständische Unternehmen Borussia Dortmund, das übrigens sehr viel an Steuern zahlt. Das ist lediglich betriebswirtschaftlich im Sinne des Vereins gedacht.

WamS: Haben Sie den Eindruck, dass die Vereine professionell geführt werden? Vom Umsatz sind Bundesligavereine Mittelständler. Von ihrer Bedeutung eher Großkonzerne?

CM: Ich kann da nur für Dortmund sprechen und glaube, dass dieser Verein sehr professionell geführt wird: Ticketing, Marketing, Merchandising, Internet – da wird alles getan, um Werte zu schaffen. Man darf ja nicht vergessen, dass der Gesamtumsatz der Branche nicht mehr ewig steigen wird. In vielen Bereichen haben wir den Peak erreicht. Wir werden in den kommenden Jahren sicher noch einiges erleben, was ein Novum ist. Dazu kommt die Konjunkturkrise.

„Seit August 1998 hat der Gründer des austrokanadischen Autozulieferers Magna Stronach als Mäzen das Sagen. Noch immer träumt er von der Champions League“, schreibt Michaela Seiser (FAZ 24.9.) über Austria Wien – den heutigen Gegner Dortmunds: „Nach dem Abgang von Christoph Daum hat Austrias Mäzen Frank Stronach Anfang Juni den früheren Stuttgarter Joachim Löw als neuen Trainer inthronisiert. Der Deutsche, der als 19. Trainer seit 1990 auf dem violetten Schleuderstuhl Platz nahm, erhielt einen Zweijahresvertrag. Auf dem Trainerfriedhof wolle er nicht landen, dazu fühle er sich noch zu jung, bemerkte Löw zum Schicksal einiger seiner Vorgänger scherzhaft. Doch mit dem Double hat Daum für seinen Landsmann, der den FC Tirol 2002 zum Meistertitel geführt hatte, die Latte hochgelegt. Man gehe als Favorit in die Bundesligasaison und wolle den Titel bestätigen, sagte Löw bei seinem Start. Sein Ziel Nummer eins laute jedoch: Verbesserung des Fußballs. Denn ohne Spielkultur gebe es keinen Erfolg. Der Austrokanadier Stronach hofft, daß mit der neuen sportlichen Führung endlich Ruhe und Harmonie im Traditionsklub einkehrt. Stronach war mit der Leistung der Mannschaft im Frühjahr trotz der Erfolge in Österreich nicht zufrieden, weil er den Ehrgeiz vermißt, der die Spieler in Europa voranbringen sollte. Austria sicherte sich im Mai nach zehn Jahren den 22. Meistertitel der Vereinsgeschichte, die seit der Gründung 1911 viele Höhen und Tiefen durchlief. Eigentlich entstand der Verein schon früher als amtlich festgehalten. 1892 hatte es einen Vienna Cricket Club, einen Allround-Verein gegeben, der 1894 auch eine Fußballsektion aufnahm. Diese war gemeinsam mit der Vienna eineinhalb Jahrzehnte tonangebend, als Vorläuferin der berühmten Wiener Fußballschule. Nachdem es im Klub zu kriseln begonnen hatte, gründeten die Kicker am 29. Oktober die Wiener Cricketer, die sich nach Zwistigkeiten über die Namensgleichheit 1911 in Wiener Amateur Sportverein umtauften und violett als Klubfarbe wählten. Doch man kam nur schwer aus den Startlöchern. Bevor 1921 der erste Pokalsieg und 1924 die erste Meisterschaft und das erste Double gewonnen wurden, wurde den Veilchen zwar oft ein schönes Spiel bescheinigt, aber zugleich das Kämpferherz abgesprochen. Das Mißverhältnis scheint bis zur Gegenwart nicht verflogen, das Image haftet manchmal heute noch an. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Mannschaft wieder zu einem Spitzenklub von europäischem Format. Mehr als zehn Jahre beherrschten die Violetten gemeinsam mit Rapid die österreichische Fußballszene und waren auch im Ausland eine gefragte Mannschaft.“

„Hertha-Gegner Grodzisk gehört zu den wenigen polnischen Clubs mit gesunden Finanzen“ FR

Dario Venutti (NZZ 24.9.) bereitet seine Leser auf den Gegner von Grasshoppers Zürich vor: “Hajduk Split zählte im ehemaligen Jugoslawien zusammen mit Dinamo Zagreb, Roter Stern und Partizan Belgrad zu den „grossen vier“, die den Titel in der Regel unter sich ausmachten. An diese Tradition vermochte Hajduk auch im 1991 entstandenen kroatischen Staat anzuknüpfen, wo es zusammen mit Dinamo die Meisterschaft seither dominiert. Hajduk wurde in dieser Zeit viermal Meister, zuletzt vor zwei Jahren. Der grösste Erfolg fällt in die Saison 1993/94, in der Hajduk in der Champions League erst in den Viertelfinals am nachmaligen Sieger Ajax Amsterdam scheiterte. Seither blieb dem Verein der internationale Erfolg allerdings verwehrt, denn er schaffte es nicht mehr, die Champions League oder nur schon die zweite Runde des Uefa-Cups zu erreichen.“

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