Nachschuss
Dräxler, J. Braun, H. – Fußball. München
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| Donnerstag, 25. März 2004Die beiden Autoren erzählen in achtzehn Kapiteln von ihren Erfahrungen in und mit dem Fußballsport, wobei es ihnen zumeist gelingt, für ihre Ballleidenschaft die passenden Worte zu finden. Unter dem Titel „Große Oper in kurzen Hosen“ versucht Dräxler die Faszination des Fußballs zu ergründen und greift hierbei mit Bezugnahme auf die Theatermetapher noch einmal legendäre bzw. semilegendäre Fußballgeschichten auf. Harald Braun liefert als nächstes die an Prägnanz kaum zu überbietende Kapitelüberschrift „GibDenBallAbDuArschloch“ und wendet sich, wie zu erwarten, den alltäglichen Dramen des Vereinsfußballs in den unteren Ligen zu. Eine solche Ode an die fußballerisch minderbemittelten, von ihren Partnerin mit milden Spott bedachten, unaufhaltsam alternden (aber nie ganz erwachsen werdenden) Heroen der Kreisklasse suchte man bislang in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur vergebens.
An anderer Stelle des Bandes beschäftigt sich Braun dann noch einmal mit dem Vereinsfußball und zeichnet sein – dem Prinzip Hoffnung folgenden – Jugendtraum von einer Karriere als Profifußballer nach. Mindestens überflüssig sind demgegenüber die zwanghaften „witzigen“ Lieblings-Mannschaftsaufstellungen der Autoren. Wahrscheinlich sollten hier ohne viel Aufwand Seiten gefüllt werden. Die Überschriften weiterer lesenswerter Kapitel verweisen des weiteren mehr oder weniger direkt auf den Gegenstand der Betrachtung: „Gurkenspiele ohne Ende“; „Warum ich froh bin, wenn Deutschland gewinnt“; „Die Angstlust im Stadion“; „Der Ball, mein Lustobjekt“ oder „Gibt es ein Leben nach dem Fußball“.
Auf das ewige Unverständnis von Freundinnen und Ehefrauen für unsere tiefe Zuneigung zum Ballspiel verweist das Kapitel „Beim Fußball zeigst Du plötzlich Gefühle“. An anderer Stelle analysiert Johannes Dräxler ein für normale Menschen unfassbares Phänomen: Er rekonstruiert, wie er Fan von Eintracht Frankfurt (!!!) wurde (und bis heute geblieben ist). Selbstverständlich beleuchtet der Band auch das Phänomen des Fernsehfußballs („Sex, Lügen und Video“) sowie die Beziehung zwischen Fußball und Kunst („Pelé, Mozart, Fred Astaire“). Das abschließende Nachdenken der Autoren über die Gründe, warum sie den Fußballsport nicht zum Beruf gemacht haben, rundet den ballsicheren Gesamteindrucks des schmalen Bändchens treffend ab.
Dräxler, J. Braun, H. (2002). Fußball. München: dtv, 8 . (Bezugbei amazon)
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