Ballschrank
Engagement Wolfgang Overaths
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| Donnerstag, 25. März 2004Jürgen Ahäuser (FR 6.3.) kommentiert das Engagement Wolfgang Overaths: „Der außerrheinische Rest der Republik ist in der fünften Jahreszeit auf allen Sendern ausgiebig mit Kölner Humor eingesalbt worden. Doch mit Kölle alaaf war es am Aschermittwoch noch nicht vorbei. Die Jecken vom 1. FC Köln stehen immer noch in der Bütt. Egal ob Manager Rettig, Trainer Koller oder Präsident Caspers den bedröppelten Saal zum Schunkeln aufforderten, am Ende klang es immer wie Viva Colonia. Es lebe Köln, das ist nicht nur rund um den Dom der Hit der populären Band De Höhner. Höhner, das klingt irgendwie nach Hühnerhaufen und beschreibt die Szenerie am Geißbockheim treffend. Orientierungslos irrten die von einer immer bedrohlicher werdenden Allianz aus Fans und Medien aufgescheuchten Clubverantwortlichen von einer Kappensitzung zur anderen – bis sie endlich das Wunder-Ei legten – Wolfgang Overath mitsamt Klüngel. Das wird jetzt eine harte Zeit am Rhein, denn der Alt-Internationale versteht auf dem Platz noch immer keinen Spaß, duldet keine Spielmacher neben sich.“
FR-Interview mit Andreas Rettig
FR: Herr Rettig, wie kann Wolfgang Overath dem Club kurzfristig helfen?
AR: Zunächst mal freuen wir uns alle, dass er sich entschieden hat, an Bord zu gehen. Da entsteht automatisch eine Aufbruchstimmung, und wir werden uns in den nächsten Tagen zusammensetzen, um zu erörtern, wie die Zusammenarbeit aussehen soll und wie wir im Einzelnen vorgehen wollen.
FR: Ist Overath jetzt als Präsidiums-Partner der starke Mann im Club?
AR: Ach wissen Sie, ich halte nicht viel von solchen Attributen. Dick oder dünn, groß oder klein, stark oder schwach. Der Starke umgibt sich mit Starken. Da ist es dann im Dienst der gemeinsamen Sache letztlich egal, wer wie viele Sterne am Revers hat.
FR: Was bedeutet diese Entwicklung für Sie, den sportlich Verantwortlichen?
AR: Meine Aufgabe bleibt davon formal zunächst mal unberührt. Aber eines ist doch auch klar: Wir stehen auf dem letzten Tabellenplatz. Den Schuh muss auch ich mir anziehen. Ich will mich da auch gar nicht drücken und nehme mich ausdrücklich mit in die Verantwortung. Overaths Mitarbeit ist doch selbstverständlich. Wenn er also künftig sagt ,links rum‘, und das ist sinnvoll, marschieren wir eben links rum.
FR: Ist nach Overaths scharfem Kurs gegen Präsident Albert Caspers überhaupt eine gedeihliche Zusammenarbeit möglich?
AR: Ein ganz klares Ja. Das haben die geführten Gespräche gezeigt. Es gab natürlich schon einen Funkenschlag während dieser Stunden, aber am Ende, und das ist für meine Begriffe entscheidend, kam die einzig vernünftige Lösung dabei rum. Wir sind alle nicht zart besaitet. Wir haben uns die Hand gereicht und damit ist es auch gut.
FR: Mit Rettig, hieß es mal, habe der Kölsche Klüngel beim FC keine Chance mehr. Stimmt das noch?
AR: Wenn mit Kölschem Klüngel gemeint ist, dass sich hier Dinge zum Nachteil des Vereins und zum Vorteil handelnder Personen im Umfeld abspielen, dann gilt auch weiterhin: Mit mir ist das nicht zu machen. An der Grundausrichtung, ohne unangebrachte Emotionen, ohne Seilschaften, ohne Klüngelei die Geschicke in der Geschäftsführung zu bestimmen, ändert sich nichts.
Gerhard Fischer (SZ 6.3.) porträtiert Claus Reitmaier: „Reitmaier hat nichts Gesetztes. Seine Bewegungen sind rhythmisch, er kaut oft Kaugummi, manchmal kommt er daher wie ein Reggae-Sänger. Er besitzt 2500 CD, vorwiegend schwarze Musik. Mit Techno, einer Musik, die seine jungen Mitspieler mögen, kann Claus Reitmaier nichts anfangen. Es gibt noch etwas, was ihn von den Jungen trennt: Früher hat man sich hinten angestellt, wenn man als Profi angefangen hat. ¸¸Heute wollen die Jungen gleich zu viel und sind schnell unzufrieden, sagt Reitmaier. Er erzählt von einem jungen Spieler, der gerade mal fünf Wochen dabei gewesen ist. Als er keinen Stammplatz bekam, habe er gesagt, er mache das nicht mehr lange mit; bald sei er weg. ¸¸Das ist ein Extrem, sagt Claus Reitmaier, ¸¸aber es zeigt die Tendenz. Reitmaier musste Geduld haben, nachdem ihn Röber aus dem Tor getrieben hatte. Erst Ende August kam ein Anruf von Gladbachs Manager Christian Hochstätter: Torwart Stiel habe sich verletzt, man brauche Ersatz. ¸¸Mir ist das Herz hochgesprungen, sagt Reitmaier. Dass er Borussen-Fan ist, wussten auch die Anhänger auf dem Bökelberg. Wenn er mit Wolfsburg oder Karlsruhe nach Gladbach kam, riefen sie ihm zu: ¸¸Clausi, wink einmal! Einer der ersten Anrufe nach Bekanntgabe des Wechsels kam von – Wolfgang Kleff. ¸¸Hast du mein Trikot noch?, fragte Kleff. Nun ist Reitmaier in Gladbach, ein Kreis hat sich geschlossen. Er ist ehrgeizig, fühlt sich jung, Borussias Arzt sagt, Reitmaier habe eine sensationelle Wirbelsäule. Bislang hat er nur ein Spiel für Gladbach gemacht, als Stiel verletzt war, aber die Zeitungen in Mönchengladbach schreiben seit Wochen, er zeige ¸¸überragende Trainingsleistungen – und nun deutet alles darauf hin, dass Reitmaier anstelle des formschwachen Stiel gegen Hannover spielen wird.“