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Erfolgsrezept von Erik Gerets

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Erfolgsrezept von Erik Gerets

Jörg Kramer (Der Spiegel 19.4.) erläutert das Erfolgsrezept von Erik Gerets, (Trainer des 1. FC Kaiserslautern). „Dass ausgerechnet Basler, lange einer der gesprächigsten Wortführer beim 1. FC Kaiserslautern, Befehle empfängt, ist ein deutliches Indiz für den umsturzartigen Wandel, der sich beim Pfälzer Bundesligisten in den vergangenen Monaten vollzogen hat. Wie der früher nicht minder mitteilsame Georg Koch, 31, der seinen Stammplatz im Tor an den erst 21-jährigen Tim Wiese verlor, hat sich auch der Exzentriker vom rechten Flügel seiner Anführerschaft entledigt und in die Rolle des stets disponiblen Mitläufers gefügt. So konnte der Club vorigen Dienstag erwartungsgemäß Personalien bekannt geben, die keinen mehr aufregten: Die Verträge der beiden früheren Häuptlinge Koch und Basler werden nicht mehr verlängert. Für Clubchef René Jäggi ist dies das Resultat einer Meisterleistung des Trainers. Gerets, staunt der FCK-Boss, könne Wahrheiten verabreichen, ohne dass es zu einer Meuterei kommt. Das sind Dinge, die ihn zu einem Großen machen. Gerets, 48, der Erneuerer aus Belgien, hat nicht weniger geschafft als eine Wiederbelebung des im Herbst noch für hinüber gehaltenen Traditionsclubs der Roten Teufel. Seit der Winterpause hat der lebhafte Flame alte Seilschaften in der Mannschaft zerschlagen, die althergebrachte Teamhierarchie gekippt und die Untergebenen Disziplin am Arbeitsplatz gelehrt. So tritt die Elf inzwischen als geschlossene Einheit mit modernem Spielsystem auf – mit Viererkette hinten und funktionierendem Flügelspiel vorn. Damit hat er 86-malige belgische Nationalspieler, der im September auf den offenkundig konzeptlosen Teamchef Andreas Brehme folgte, nach schleppendem Start rechtzeitig die Kurve gekriegt. Das Team, Anfang März noch Tabellenletzter, hat nach zwölf Pflichtspielen ohne Niederlage die Abstiegsregion auf Distanz gebracht und das DFB-Pokalfinale erreicht. Und der Teufels-Trainer (Bild) stieg zur regionalen Kultfigur auf, der die halbe Pfalz sogar bei dem aussichtslosen Unterfangen beispringt, das ihm vor der Wohnung geklaute Auto wiederzufinden. Schon jetzt hat er die weit verbreitete These widerlegt, wonach es in sportlicher Not unbedingt jener Feuerlöscher aus der Trainergilde bedarf, die für kurzfristige Erfolge bürgen, einem anschließenden Neuaufbau mangels eigener Gestaltungskraft jedoch meist im Wege stehen. Der Präzeptor Gerets braucht einen langen Anlauf und hat einen langen Atem. De Leeuw, der Löwe, wie sie den knorrigen Verteidiger in Belgien nannten, ist auch kein Schauspieler wie der Neu-Wolfsburger Jürgen Röber, der neuerdings klingt, als hätte er ein Tonband mit Sätzen des Altmeisters Otto Rehhagel verschluckt. Gerets, der stets bemüht ist, Konflikte im Dialog zu lösen, sagt: Ich lebe Kommunikation. Das muss selbst Basler, den einsilbig gewordenen Zampano, beeindruckt haben.“

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