Ballschrank
„Es gibt kein Zurück mehr zum Ballbeamtentum der Öffentlich-Rechtlichen“
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| Donnerstag, 25. März 2004Georg Diez (FAS 07.04.02) über den Mythos Sportschau, das ausgestorbene Programmformat der ARD, und ran, der Nachfolger von SAT1:
„Die Zeit war eine andere damals, als sich jeden Samstag um kurz vor sechs Uhr am Abend die so genannte deutsche Familie in ihrem so genannten Wohnzimmer versammelte und einen Fernseher einschaltete, der meistens noch seltsam zischelnde Geräusche machte, bis endlich ein Bild zu sehen war, das dann erst einmal überraschend lange stehen blieb, denn es war, kurz vor sechs, nur ein Standbild, auf dem die magischen Zahlen zu lesen waren, und Millionen von Augen starrten gemeinsam und duldsam auf diese Zahlen in einem Akt kollektiver Wochenendmeditation. 18 Uhr Tagesschau stand da zu lesen, 18.05 Uhr Sportschau, und die Welt war in Ordnung (…) Es müssen einem die wieseligen Sportjungs von ran gar nicht sympathisch sein – aber wenigstens können sie halbwegs frei sprechen und stehen nicht wie ihre ARD-Kollegen im Studio herum wie eine Drahtpuppe, die man mit einem Pflock festgeschlagen hat und die vor lauter Bedeutung keinen geraden Satz herausbekommt. Wenigstens traktieren sie uns nicht mit ihrem Hobby, wie das in der Sonntags-Sportschau imme rgeschah, jener hässlichen Schwester des Fußball-Samstags, als endlose Trabrennen gezeigt wurden und iregdnwann der Galopper des Jahres oder ein ähnlicher Unsinn gekürt wurde. Wenigstens lassen sie uns in Frieden mit Sportarten wie Radball oder Rhönradrollen (…) Wenn es etwas genauso wenig gibt wie die „gute alte Zeit“, dann ist das die „gute alte Sportschau“ (…) Die Sendung ran hat den Fußball den Wahrnehmungs- und Erzählweisen unserer Zeit angepasst.“
Jörg Hahn (FAZ 30.04.02) über den Unterschied zwischen den verschiedenen Berichterstattungsformaten:
„Als Fußball noch einfach war, reichten als Information Ergebnis, Torschützen – und zwar schön der Reihe nach –, Zuschauerzahl, Tabelle. Ein Spiel hatte einen Anfang und ein Ende, eine Chronologie. Längst zählt (nicht nur) fürs private Fernsehehen vor allem das, was vorher und nachher passiert. Und wenn nichts passiert, macht man sich eben ein Thema. Der doch ein bisschen rätselhafte Erfolg der fußball-philosophischen Kommentare des ARD-Duos Gerhard Delling und Günter Netzer, wie der Bestand des Sportstudios (ZDF), dass sich selbst nach stundenlangen Gottschalk-Exzessen noch sein Publikum erkämpft, erklärt sich wohl auch aus dem Überdruss, den SAT1 oder das Deutsche Sportfernsehen verursachen.“
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