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FAS-Interview mit Rudi Assauer über seine Einkaufspolitik – auf der Jahreshauptversammlung der Bayern geht’s gemütlich zu – SpOn-Interview mit Ewald Lienen über sich, sein Bild in der Öffentlichkeit und sein Verhältnis zu den Medien
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| Donnerstag, 25. März 2004Wie kann dieser Popelverein das modernste Stadion der Welt bauen?
FAS-Interview mit Rudi Assauer
FAS: Trainer Jupp Heynckes hat dezent, aber vernehmlich angemerkt, die Schalker Mannschaft besitze nicht die erwartete Qualität. Haben Sie ihm zuviel versprochen?
RA:Wir haben ihm nichts vorgemacht. Und Jupp hat sich bei mir auch nicht beschwert. Wir haben ihm gesagt, welche Spieler wir haben. Wir wußten allerdings nicht, daß fünf wichtige Profis monatelang ausfallen würden. Als wir mit Jupp gesprochen haben, standen Sven Kmetsch, Marco van Hoogdalem, Niels Oude Kamphuis, Jörg Böhme und Emile Mpenza noch auf der Liste der Stammspieler. Sie sind alle weggebrochen. Wiedergekommen ist bisher nur Oude Kamphuis. Bei den anderen weiß man nicht, ob sie je wieder an ihre alte Leistungsstärke anknüpfen können. Deshalb müssen wir überlegen: Was machen wir?
FAS: Was machen Sie?
RA:Wir müssen die Mannschaft so verstärken, daß sie ein Gerippe bekommt, das drei, vier Jahre durchspielen kann und nur punktuell ergänzt werden muß. Wir wollen eine Truppe aus jungen und aus erfahrenen Spielern aufbauen. Junge Leute haben wir mittlerweile genug. Und sie spielen bei uns auch.
FAS:Zwei Stars aus Bremen haben Sie schon verpflichtet. Folgen nun Kuranyi und Hinkel vom VfB Stuttgart?
RA:Alles dummes Zeug. Wenn wir einen neuen Spieler unter Vertrag haben, geben wir frühzeitig Bescheid, wie bei Ailton und Krstajic geschehen.
FAS:Schalke steht in dem Ruf, besonders hohe Gehälter zu zahlen. Kann der Klub sich das überhaupt leisten?
RA:Wir wollen unsere Personalkosten von etwa vierzig Millionen Euro aus dem laufenden Jahr nicht überschreiten, eingeschlossen die Leute, die noch kommen. Es laufen ja auch einige Verträge aus. Mit unserem Gehaltsrahmen stehen wir in der Liga an fünfter Stelle. Wir wollen auch in den nächsten Jahren versuchen, uns in diesem Rahmen zu bewegen.
FAS:Mit einem Jahresgehalt von angeblich vier Millionen Euro wird Ailton zu den Spitzenverdienern in Schalke gehören. Ist es nicht riskant, einen Dreißigjährigen für vier Jahre zu solchen Konditionen unter Vertag zu nehmen?
RAie Medien hätten es gerne, daß solche Zahlen aufgerufen werden, aber sie kennen die Zahlen doch gar nicht.
FAS:Ein Berater Ailtons hat gesagt, es stehe eine Vier vor dem Komma einer Millionensumme. Warum sollte er lügen? Oder kann der Mann nicht bis vier zählen?
RA:Sie wissen doch, wie wichtig sich diese Spielerberater nehmen. Die wollen sich damit brüsten, was sie alles Großartiges geleistet haben für ihren Klienten. Ich kann nur sagen: Die Zahl stimmt nicht.
FAS:Wundern Sie sich über die vielen Kritiker, die behaupten, Schalke betreibe unlauteren Wettbewerb und verderbe obendrein die Preise?
RA:Jetzt schimpfen alle auf Schalke 04, was für Verbrecher wir sind. Wie auch sonst in der Gesellschaft steckt viel an Neid und Mißgunst dahinter. Schalke polarisiert nun mal. Die einen lieben den Klub, die anderen sagen, wir seien ein Chaotenverein. Die gönnen uns nicht, was wir aufgebaut haben. Nach dem Motto: Wie kann dieser Popelverein, der lange für Skandale und Theater stand, das modernste Stadion der Welt bauen? Und jetzt holen sie auch noch die besten Spieler von anderen Vereinen, das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen. Aber warum können wir das? Weil wir ein hartes und breites Fundament geschaffen haben mit dem Stadion,mit unserer Unabhängigkeit. Wenn wir keine großen Fehler machen, wird dieser Verein in den nächsten Jahren so stabil werden wie kaum ein anderer in Deutschland.
Vielleicht weil es wieder da war, das Kribbeln
Elisabeth Schlammerl (FAZ 17.11.) amüsiert sich auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern: „Jahreshauptversammlungen sind meist eine ganz ernsthafte Angelegenheit, in Wirtschaftsunternehmen und Sportvereinen gleichermaßen, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. Beim FC Bayern München bietet diese Veranstaltung allerdings stets mehr als nackte Zahlen, dröge Berichte und alle drei Jahre eine Präsidiumswahl. Verantwortlich dafür ist – neben den oft schon kabarett-tauglichen Beiträgen der Fans zum Abschluß unter dem Punkt Verschiedenes – der Präsident persönlich. Manchmal ist seine launige Moderation unfreiwillig komisch, manchmal sind die Worte bewußt gewählt. Bei dieser Versammlung, die erstmals in einem großen Saal der Münchner Messe stattfand, wurde schon der erste Satz von Franz Beckenbauer von den 1302 Mitgliedern beklatscht, dabei hatte er lediglich die anfänglich schlechte Akustik mit Auwei, das war in der Olympiahalle besser kommentiert. Vermutlich kam auch an diesem Freitag abend ein Großteil der Mitglieder in erster Linie wieder wegen des Kaisers und seinen Bonmots – und natürlich wegen des Freibiers am Ende der Versammlung. Beckenbauer erzählte dann von einem Flug über die Stadionbaustelle im Münchner Norden, bei dem er seit langem wieder einmal das Kribbeln verspürt hat. Ich meine, im Fußball, sonst habe ich das schon noch. Natürlich zog sich das Kribbeln des Kaisers durch die gesamte Versammlung beinahe wie ein roter Faden. Auch der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge nahm das Thema als Einstieg für seinen Bericht dankbar auf. Ich glaube, Franz, du hast zum letzten Mal ein Kribbeln vor neun Monaten gehabt, sagte er als Hinweis auf die erst vor ein paar Wochen geborene Tochter des Präsidenten. Nach Ende der Versammlung hörte die Volksnähe des Präsidenten aber auf. Während Hoeneß und Rummenigge noch eifrig Autogramme schrieben, entschwand Beckenbauer flugs. Vielleicht weil es wieder da war, das Kribbeln.“
Claudio Catuogno (SZ 17.11.) auch: “Es gibt Erfreuliches zu berichten: Den Kunstturnern des FC Bayern ist der Aufstieg in die Bundesliga gelungen, die Handballabteilung hat erfolgreich den fehlenden Hallenkapazitäten getrotzt, und der Vorstand der Kegelabteilung wurde wiedergewählt, was als Ausdruck seiner hervorragenden Arbeit gewertet werden kann. Aber was ist all das wert, die kleinen Mühen eines ganzen Jahres, wenn die Fußballer des FC Bayern demnächst in Glasgow aus der Champions League ausscheiden? Wenn sie wieder in 90 Minuten ein Millionenloch in die Bilanzen reißen? Was sollen sie dann sagen, Beckenbauer, Präsident des FC Bayern München e.V., und Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG? Dass in der Tischtennisabteilung alles prima vorangeht? Neue Messe München-Riem, Saal 14, Jahreshauptversammlung. Eine Pflichtveranstaltung für jeden eingetragenen Verein, egal ob er fünf Mitglieder hat oder 96 440. Doch beim FC Bayern erhält eine Jahreshauptversammlung fast automatisch eine besonders skurrile Note. Schon an der Autobahn ist die Veranstaltung angeschrieben, das Podium ist durchgestylt wie eine Wetten-Dass-Kulisse – und dann schwappt doch immer wieder dieser Hauch von Provinz und Vereinstümelei in den schicken Saal hinüber. Weil sie alle da sitzen, Beckenbauer, Hoeneß, Scherer, Rummenigge, zwischen Blumengebinden und Meisterschale, und die Erfolge der Kegelabteilung würdigen müssen (…) Das größte Konfliktpotential hatte Rummenigge schon vorab abgewendet: In einem persönlichen Gespräch mit den Vorsitzenden von vier Münchner Fanklubs entschuldigte er sich für das Verhalten des Vereins im Sommer. Damals hatte der Klub vielen Anhängern wegen angeblich „vereinsschädigenden Verhaltens“ die Mitgliedschaft entzogen und die Dauerkarten gestrichen. Da habe man „überreagiert“, entschuldigte sich Rummenigge am Freitag auch öffentlich.”
Es gab sicherlich Zeiten, in denen ich zu bissig war
Sehr lesenswert! SpOn-Interview mit Ewald Lienen
SpOn: Was ärgert Sie besonders am Umgang mit den Trainern?
EL: Es wird alles auf Punkte und Tabellenplatz reduziert. Der Trainer muss für alles herhalten. Wir schauen zu und lassen das mit uns machen. Wenn du drei- oder viermal verlierst, bist du ein schlechter Trainer. Wenn das so weitergeht, sind wir bald nur noch Manövriermasse, und jeder darf auf den Trainer eintreten, wie er möchte. Leute, die Jahrzehnte im Geschäft sind, müssen sich von Vereinen nicht alles gefallen lassen. Wir müssen uns auch nicht vor irgendwelchen Jungmoderatoren rechtfertigen, die sich erdreisten, gemäß dem Zeitgeist, mit bestimmten Fragen, die Reputation eines Bundesligatrainers zu unterminieren. Diese Respektlosigkeit ist unerträglich und bald schon peinlich.
SpOn: Hören wir da wieder den alten Medienschreck?
EL: Das ist eine verkürzte Sichtweise. Es gab sicherlich Zeiten, in denen ich zu bissig war. Ich war nicht immer pflegeleicht im Umgang mit den Medien, das war aber auch nie meine Aufgabe. Oft bringt man Beispiele aus absoluten Stressphasen. Beim 1. FC Köln wurde ich ein halbes Jahr lang täglich aufs Übelste beschimpft. Ich fahre lieber aus der Haut und bleibe mir selbst treu, als alles in mich hinein zu fressen und ein Magengeschwür zu bekommen. Auch wenn mich einige danach für verrückt halten. Gegen Skrupellosigkeiten und Hetzjagden muss man sich zur Wehr setzen.
SpOn: Gehört es nicht zum Beruf eines Trainers dazu, kritisiert zu werden?
EL: Natürlich, aber wenn ein Trainer sich über bestimmte Medien beschwert oder Kritik äußert, wird er zum Feindbild. Mittlerweile scheint es so, dass diejenigen, die die Meldungen produzieren, wichtiger werden, als die, die für die Nachrichten sorgen. Ich weiß, wer ich bin und was ich kann. Ich weiß aber auch, wie Teile unserer Medienlandschaft funktionieren. Der Verfall von Sitten und Moral ist mehr als offensichtlich. Ich war immer jemand, der auf eben solche Werte gepocht hat. Das werde ich auch beibehalten, weil es für mich zum Menschsein dazu gehört. Da lasse ich mich auch gerne als Moralapostel und Prediger titulieren.
SpOn: Ist Verweigerung, gar Schweigen die Lösung?
EL: Wenn ich respektvoll und vernünftig behandelt werde, bin ich jederzeit bereit, ganz offen Auskunft zu geben. Dass mir eine gewisse Form von Journalismus einfach nicht gefällt, wissen die Leute, die es wissen müssen. Die Kritik an meiner Person kommt aus einer ganz bestimmten Richtung. Ich gehe keinen Handel mit der Boulevardpresse ein, nach dem Motto: Sie sagen mir heute schon Ihre Aufstellung für morgen und ich behandele Sie dafür fair. Das geht mit mir nicht. Ich muss noch in den Spiegel schauen können, ohne dass mir schlecht wird.
SpOn: Ihnen wird nachgesagt, ein Disziplinfanatiker zu sein. Sehen Sie sich selbst auch so?
EL: Fußball funktioniert nicht ohne Disziplin – und kein Trainer sieht das anders. Ich kann nicht als Profisportler bis 3 Uhr morgens in der Disco tanzen, wenn ich zwei Tage später ein Spiel habe. Jeder der etwas anderes erzählt, kennt sich mit der Materie nicht aus. Natürlich entwickelt man sich als Trainer. Anfangs habe ich Phasen gehabt, in denen ich meine Spieler zu sehr mit Vorgaben konfrontiert habe, etwa gesunde Ernährung, vernünftige Lebensweise und was weiß ich nicht alles. Wenn ich heute Obst in die Kabine stellen lasse, können Sie dabei zusehen, wie plötzlich der Korb leerer wird. Ich halte ja den Spielern nicht den Mund auf und stopfe denen die Vitamine rein. In Gladbach habe ich genau einmal einen Experten über richtige Ernährung sprechen lassen. Die Spieler, die meine Ratschläge angenommen haben, sind meist die, die über eine gewisse Intelligenz verfügen.
SpOn: Kann Ihre Fürsorge nicht auch als Bevormundung gesehen werden?
EL: Wenn ein Mittelfeldspieler zwei Packungen Zigaretten am Tag raucht und nach 50 Minuten raus muss, da er nicht mehr laufen kann, muss es erlaubt sein zu fragen, ob der Spieler richtig lebt. Ich muss mich bei Misserfolg dann aber noch entschuldigen, dass ich das angesprochen habe und angeblich jemanden bevormunde. Das ist doch völlig lächerlich.
„Die Bundesliga reagiert auch nach der Vorführung durch Frankreich gelassen auf den Zustand der Nationalmannschaft“ SZ
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