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Format der Champions League
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| Donnerstag, 25. März 2004
warum das Format der Champions League nun doch nicht reformiert wird
Kritisch kommentieren Helmut Schümann (Tagesspiegel 14.12.), Dario Venutti (NZZ 14.12.) und Roland Zorn (FAZ 13.12.) das Scheitern der Champions-League-Reform . Zuschauerrückgang in den Stadien sowie am TV-Bildschirm, der Verlust an sportlichem Reiz und eine vermeintliche Überbelastung der Spieler seien die Argumente gewesen, welche in letzter Zeit immer wieder zu Forderungen führten, den „kommerziell erfolgreichsten Klubwettbewerb weltweit“ (Venutti) in seinen Ausmaßen zu beschränken. „Selbst ein vermeintlicher Hit wie der Kick der Bayern gegen Manchester United fand in dieser Saison vor nicht ausverkauftem Haus statt“ (Schümann).
Zwei Modelle wurden von verschiedenen Spitzenfunktionären und Vereinsvertretern als Alternative zum bestehenden Modus angedacht. Beide zielten darauf ab, die Anzahl der Spiele pro Saison zu reduzieren. Gleichzeitig jedoch, das machten die Gespräche mit den Vermarktern später deutlich, hätten die Spitzenvereine zwangsläufig mit Einnahmebußen zu rechnen. Das erkläre auch den Rückzieher (den die SZ (12.12.) bereits am Vortag der Entscheidung voraussagte) einiger Vertreter des informellen Verbands „G14″, welcher die Interessen und Begehrlichkeiten großer und mächtiger Vereine formuliert. Insbesondere dessen Sprecher – Bayern Münchens Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge – habe von seinem Reformeifer Abstand genommen und „Einsicht in die ökonomischen Zwänge“ (Zorn) gezeigt. „Jahrelang hat der FC Bayern München besonders laut geklagt, wenn es um den angeblich ´aufgeblähten` Spielkalender der Champions League ging. Und nun?“ (Zorn) „Die Klubs sind schließlich umgefallen“, beschreibt UEFA-Generalsekretär Aigner deren Meinungsumschwung. Rummenigge will bei seiner Entscheidungsfindung plötzlich registriert haben, dass im „kritischsten Land überhaupt“ das aktuelle Format akzeptiert werde. Damit meint er Deutschland und glaubt, die Stimmung hier zu Lande wiederzugeben. Jedoch hat DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder im Namen vieler Vereinsvertreter (zB Assauer) und Fußballinteressierten für eine Reduzierung plädiert, musste aber resigniert festhalten: „Alle Entscheidungen werden letzten Endes vom Kommerz bestimmt.“
Doch nicht nur wirtschaftliches Interesse habe den europäischen Fußballverband daran gehindert, die augenscheinlich notwendigen Reformen durchzuführen. Auch politisches Kalkül habe eine Rolle gespielt. Die UEFA sehe nämlich in der „G14″ einen Konkurrenten, „der potenziell in der Lage wäre, eine eigene europäische Liga zu unterhalten“ (Venutti). Daher sei die Monopolstellung des traditionellen Verbands in Gefahr geraten, was dazu geführt habe, dem „kommerziellen Denken“ der Vereine zu folgen und der „Diktatur des Kapitals“ (Venutti) zu gehorchen. Leider profitieren von der „Gelddruckmaschine“ (Schümann) primär die großen Vereine. Bayern München konnte von der UEFA in der Saison 2000/01 etwa dreihundert Mal so viel Geld einstreichen wie Schachtjor Donezk. So bleibt die Champions League wohl auch in Zukunft eine „interne Angelegenheit der Großvereine mit Beigemüse“ (Venutti).
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