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FR-Interview mit Rudi Völler über eine Ausländerquote in der Bundesliga – FAZ-Interview mit Karl-Heinz Rummenigge über die schweren Lasten des FC Bayern München
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| Donnerstag, 25. März 2004Mit Ausländerfeindlichkeit hat die Diskussion rein gar nichts zu tun
FR-Interviewmit Rudi Völler
FR: Sie mischen sich neuerdings in die von ihrem Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder initiierte Ausländer-Diskussion auffällig aktiv ein. Warum?
RV: Ich bin Nationaltrainer. Da muss ich meinen Punkt machen, obwohl ich natürlich auch die Clubs verstehe. Ich komme ja selber aus einem Verein. Ich weiß um die Nöte und Zwänge. Deren vordringliches Anliegen ist: Wie läuft mein Apparat am besten?
FR: Die führenden deutschen Clubs halten genau deshalb nichts davon, einen Schutzwall für Ausländer aufzubauen.
RV: Ich bin ein global denkender Mensch. Ich habe sieben Jahre lang in Italien und Frankreich gespielt, ich habe in Italien auch mein privates Glück gefunden, bin mit einer Italienerin verheiratet, zwei meiner Kinder haben einen italienischen Pass. Aber das ändert nichts daran, dass ich mir Gedanken mache darüber, dass 60 Prozent Ausländer in der Bundesliga spielen, vorn im Sturm sogar über 70 Prozent.
FR: Welche Gedanken?
RV: Klar ist: Wir können das Rad nicht mehr zurückdrehen. Aber wir können ein paar Hürden einbauen. Ich nenne Ihnen Beispiele: In Italien darf nur noch ein neuer Nicht-EU-Ausländer verpflichtet werden, wenn ein anderer abgegeben wird. In Holland muss ein ausländischer Spieler ein Mindestgehalt verdienen. Damit ist gewährleistet, dass nur eine gewisse Klasse ins Land geholt wird. Und in England dürfen nur gestandene Nationalspieler geholt werden, sonst gibt es keine Aufenthaltsgenehmigung.
FR: Der Leverkusener Manager Reiner Calmund hält die Diskussion grundsätzlich für gefährlich, weil damit eine Ausländer abwehrende Stimmung hinausgetragen wird.
RV: Deshalb habe ich ja gerade gesagt: Ich bin das lebende Beispiel dafür, dass das nicht so ist. Mit Ausländerfeindlichkeit hat die Diskussion rein gar nichts zu tun. Schauen Sie: Wenn wir hier den Laden ordentlich im Griff behalten wollen, dann müssen wir was tun. Wir bekommen ja für unsere drei Teams – A-Nationalmannschaft, U 21, Team 2006 – mitunter nur unter großen Mühen die Spieler zusammen. Der Kreis ist sehr klein geworden. Es ist mir zu billig, mich damit nach schwächeren Leistungen rauszureden. Aber dennoch muss es angesprochen werden. Die Zahlen lügen nicht.
Das ist der Grund, weshalb wir nicht Tabellenführer sind
FAZ-Interview mit Karl-Heinz Rummenigge
FAZ: Sind Sie nicht mehr der Freund von Rudi Völler?
KHR: Ich bin sehr gut mit ihm befreundet. Warum sollte ich nicht mehr sein Freund sein?
FAZ: Wer anders als sein Gegner würde ihm sonst Ballack vorenthalten wollen?
KHR: Ich wollte zu keinem Zeitpunkt Streit mit dem DFB oder mit Rudi, und ich wollte ihm Ballack zu keinem Zeitpunkt vorenthalten. Ich sagte nur, wenn er mit seinen ganzen Verletzungsproblemen, die er nun mal hat – und nicht erst seit gestern, sondern eigentlich ständig –, regenerieren könnte, wäre das wunderbar. Ich wollte eine notwendige Diskussion anschieben: Die Klubs sind bei den Abstellungen der Nationalspieler und dem Spielkalender immer die Leidtragenden. Schauen Sie sich doch nur das letzte Länderspiel gegen Schottland an: Jeremies verletzt, Deisler verletzt, Ballack angeschlagen, Rau ziemlich müde, Zé Roberto landet am Freitag um 22.30 Uhr aus São Paulo kommend, Pizarro und Santa Cruz um 16 Uhr – und dann kassieren wir am nächsten Tag in Wolfsburg die einzige Saisonniederlage. Das ist der Grund, weshalb wir nicht Tabellenführer sind.
FAZ: Das wußten Sie doch alles vorher.
KHR: Natürlich wußten wir das alles vorher. Aber wir müssen daran arbeiten, daß man gewisse Dinge verbessert. Im Fall Ballack gibt es keine Lösung, aber andere Dinge lassen sich regeln.
FAZ: Könnte es sein, daß Ihr Ärger nicht sein richtiges Ziel gefunden hat: Völler und den DFB wollen Sie nicht treffen, die FIFA kriegen Sie nicht zu fassen.
KHR: Die kriegen wir zu fassen, keine Sorge.
FAZ: Wie wollen Sie das anstellen?
KHR: Wir hatten das Thema ja schon vor einem dreiviertel Jahr auf der Tagesordnung. Aber wie das bei der FIFA unter Blatter üblich ist, wurde das Thema ausgesessen. Aber es wird jetzt, von der G 14 und dem UEFA-Klubforum ausgehend, zu einer großen Bewegung kommen. Diese Fragen werden auf der nächsten Agenda stehen, und Herr Blatter wird das nicht mehr negieren können. Bisher macht die FIFA, was sie will. Sie nimmt überhaupt keine Rücksicht auf die Klubs.
FAZ: Hat sich eigentlich Ballack oder sein Berater wegen der neuen Strategie der Bayern schon bei Ihnen beschwert?
KHR: Warum?
FAZ: Ein entscheidender Grund, im vergangenen Jahr nicht zu Real Madrid, sondern zu den Bayern zu wechseln, war für Ballack doch der FC-Deutschland-Plan des FC Bayern.
KHR: Das gehört ins Reich von Grimms Märchen. Ballack spielt beim FC Bayern, weil er ein sehr lukratives Angebot bekommen hat – und nicht, weil der FC Bayern fünf oder sechs deutsche Nationalspieler in seinen Reihen hat.
Michael Jahn (BLZ 8.10.) wundert sich: „Besonders erstaunlich erscheint, dass DFB-Teamchef Rudi Völler für das letzte EM-Qualifikationsspiel gegen Island (Sonnabend, 17 Uhr in Hamburg) gleich auf vier Akteure des erfolglosen Bundesligisten zurückgreift. So viele Spieler wie Hertha stellt kein anderer Verein; nicht Bayern, nicht Leverkusen, und auch nicht die in der Liga dominanten Bremen und Stuttgart. Kurios ist, dass das zuletzt so durchlässige Berliner Abwehrbollwerk mit Marko Rehmer, Arne Friedrich und Michael Hartmann dreimal vertreten ist. Dazu kommt Angreifer Fredi Bobic, der seine gegenwärtige Situation bei Hertha drastisch umschrieb: Bei uns bist du als Stürmer derzeit die ärmste Sau!“
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