Ballschrank
Für die verhätschelte Fußballgesellschaft wirbt niemand so bestrickend wie Tante Käthe
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| Donnerstag, 25. März 2004
Klaus Hoeltzenbein Thomas Kistner (SZ 10.9.) fordern kritische Berichterstattung. „Nirgendwo, nicht in Italien, Spanien, England und nicht einmal in Brasilien, orientiert sich das nationale Selbstgefühl so strikt und unverbrüchlich am Leistungsstand ihrer Fußballauswahl wie hier zu Lande. Ein Relikt von Bern 1954, als elf Fußballer eine neue Nation erschufen. Seither kränkelt dieselbe, wenn ihre Nationalelf schlecht abschneidet, wird sie aber – auch dank schicksalhafter Auslosung – WM-Zweiter, tanzen Hunderttausende unter schwarz-rot-goldenen Bannern auf den Straßen. Es gibt keine Nüchternheit, es herrscht, so oder so, die Schwere des Gemüts. Dieses besondere nationale Grundbefinden lässt zu, dass Völler nun unter dem Jubel einer breiten Koalition die Abschaffung gewisser Grundrechte anregen darf: Der freien Meinungsäußerung; vor allem die kritische Aufarbeitung der Leistung von Millionenverdienern in einer Milliardenindustrie. Vergessen, dass die Öffentlich-Rechtlichen just versuchen, eine Gebührenerhöhung für den Erwerb von Fußball-Rechten durchzufechten. Millionen fließen ja zurück in dieses Geschäft, das sich bei Bedarf als Ersatzreligion tarnt. Also erheben sie sich, in Berlin und an den Stammtischen, von Bild-Lesern bis Feuilletonisten: Sachkritik an einer Elf, deren Akteure siebenstellige Euro-Gagen abkassieren, die es aber nicht schaffen, sich Zwergteams vom Polarkreis zu erwehren? Verrat! Kritik an Fußballhelden der Nation, die es jüngst – im EM-Qualifikationsspiel – nur einem Riesendusel zu verdanken hatten, nicht gegen die Schafzuchtinseln der Färöer einzugehen (deren grimmiger Stürmer – in der Winterpause nur als Hallenhandballer tätig – hatte die Kugel kurz vor Schluss, Held Kahn war überwunden, gegen den Torpfosten geknallt) – es blieb beim souveränen 2:1 der Bundesliga-Stars. Sachlich-nüchterne Kritik also an diesen Heroen, die im Rückspiel Sekunden vor Schluss das rettende Tor schossen? Verpönt. Nein: Im Grunde strikt verboten. Völler hat es gefordert, das ist dem Verantwortlichen solcher Minderleister nachzusehen. Dass ihm die Nation den Segen erteilt – das überrascht (…) Seit es ihn gibt, strebt ja der Profibetrieb eine kritikfreie mediale Begleitung an, so recht im Sinne der Macher von Hoeneß bis Assauer. Nur wirken die oft zu arrogant. Für die verhätschelte Fußballgesellschaft wirbt niemand so bestrickend wie Tante Käthe, Symbolfigur eines offenen Deutschlands.“
Heinz Günter Clobes (taz 10.9.) ergänzt. „Den Frontalangriff auf die Duz-Maschine Waldi Hartmann, der völlig geschockt auf einmal sogar siezen konnte, lassen die meisten Zuschauer schenkelklopfend durchgehen. Was Gerhard Delling und Günter Netzer angeht, so sieht die Sache anders aus. Beide gehen zu Recht kritisch mit den Spielen der deutschen Auswahl um. Das ist ihre Pflicht und auch nicht ohne Pikanterie, kritisieren sie gleichzeitig das eigene Produkt. Sie haben völlig verdient im Jahr 2000 den Adolf Grimme Preis dafür bekommen, dass sie neben Marcel Reif zu den wenigen gehören, die sowohl inhaltlich als auch journalistisch ihrer – immerhin öffentlichen – Aufgabe gerecht werden. Wenn es, wie zu hören ist, schon seit drei Jahren im Manne des Volkes, Rudi Völler aus Hanau, brodelt ob der permanenten Kritik, hätte er genauso viel Zeit gehabt, eine adäquate Form für seine Abrechnung zu finden. Mit ein bisschen mehr Gefühl für die Möglichkeiten hätte man den Auftritt des Teamchefs noch viel sexyer machen können. Das hätte in der Tat große Samstagabendunterhaltung werden können, so aber wars einfach nur deutsch, deftig und unelegant: Deutschland sucht den Trainerproll. Jetzt müssen Krisen-PR-Seminare plus Rhetorikkurse her – am besten für den gesamten DFB.“
Spielerische Entwicklungsländer?
Christian Semler (taz 10.9.) stößt sich am Umgang mit den vermeintlichen „Kleinen“. „Es heißt, gegen Fußballnationen wie Island, Belgien oder Schottland dürfe man einfach nicht verlieren. Weil dort die Fußballkultur leider noch nicht sonderlich weit gediehen ist, es sich sozusagen um spielerische Entwicklungsländer handelt? Seltsames Argument, wenn man bedenkt, dass auf Schottlands Rasen schon ein gepflegter Kurzpass gespielt wurde, als in Deutschland noch Unklarheit herrschte, wie viele Spieler sich gleichzeitig auf dem Fußballplatz aufhalten dürfen. In Wirklichkeit reduziert sich die Aufzählung auf schiere Größenverhältnisse. Die Botschaft lautet: Länder mit geringer Bevölkerungszahl haben im Fußballkonzert der Großen nichts zu suchen. Aber wie steht es dann mit Dänemark und Schweden, zwei allseits geachteten Fußballnationen mit nur bescheidenen Einwohnerzahlen? Die waren immerhin beide mal europäische Großmächte und außerdem kraft ihrer deutschen Territorien Mitglieder des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation? Also einzugemeinden? Besonders ärgerlich, dass auch Fußballfans linker Provenienz in die Missachtung kleiner Fußballländer einstimmen. Hier zeigt sich der fortwirkende Einfluss schädlicher Theorien über geschichtslose Völker, die der ansonsten verdienstvolle Friedrich Engels verbreitete. Nach dessen Auffassung hätten Länder wie Tschechien oder Ungarn gar keine Nationalmannschaft aufstellen, geschweige denn wie Ungarn 1954 bis ins Endspiel vorstoßen dürfen.“
Michael Horeni (FAZ 10.9.) beglückwünscht die ARD. “Wenn nun aus dem Westfalenstadion in Dortmund die Begegnung gegen Schottland gezeigt wird, dürften weit über zehn Millionen zuschauen – und dann auch noch nach dem Schlußpfiff dranbleiben, wenn Waldemar Hartmann sich wieder mit Rudi Völler zum Weizenbier-Talk trifft. Was hat Günter Netzer nach all dem Wirbel in eigener Sache zu sagen? Kommt Gerhard Delling als neuer Unterhaltungschef im Thomas-Gottschalk-Style oder korrekt wie immer? Schalten Sie also auch heute abend wieder ein bei unserer Fußball-Soap: Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Fußball ist beste Fernsehunterhaltung – und mittlerweile schon ziemlich abgekoppelt von der Qualität der Darbietungen auf dem Platz. In den vergangenen Tagen haben sich der Bundeskanzler, der Innenminister und weitere Politiker zu den Vorgängen der öffentlichen Sache Völler geäußert. Der Verteidigungsminister stimmte im Fernsehstudio gemeinsam mit dem Publikum den Fußball-Gassenhauer an: Es gibt nur ein‘ Rudi Völler. Die Nation diskutiert seit Tagen kontrovers – und dabei zeigt sich vor allem eines: daß König Fußball in den letzten fünfzig Jahren die gesellschaftliche Funktion übernommen hat, die in mit gekrönten Häuptern versehenen Ländern die Monarchie zu erfüllen weiß.“
Nicht mal die Nationalmannschaft spielt so schlecht
Michael Hanfeld (FAZ 10.9.) rügt die strenge Haltung der ARD. „Der Größenwahn im Fernsehen hat einen Namen, einen Vornamen sogar, und eine Amtsbezeichnung: Heribert. Faßbender. Sportchef des Westdeutschen Rundfunks. Dieser fühlte sich vorgestern abend im Kommentar der Tagesthemen nämlich bemüßigt, vom Trainer der Fußballnationalmannschaft – Vorname Rudi, Nachname Völler – eine öffentliche Entschuldigung zu fordern: Sein verbaler Ausrutscher von Reykjavík war in der Sache nicht nachvollziehbar und in der Wortwahl völlig unakzeptabel. Von seiner Vorbildfunktion mal ganz zu schweigen. Er hat sich da in einer Ecke festgedribbelt, aus der er schnell wieder herauskommen sollte. Gemeint war die Kritik – Scheiß! Käse! Scheißdreck! – an Faßbenders Kollegen Delling und Netzer, für die Völler, Rudi, den der WDR-Sportchef zum Schluß des Kommentars doch wieder duzte, heute nach dem Spiel gegen Schottland die richtigen Worte finden solle. Doch mußte das wirklich mal ganz klar gesagt werden? Aus Sicht des wahlberechtigten Fernsehzuschauers war es irritierend genug, mitansehen zu müssen, wie sich die Bundesregierung, die offenbar keine anderen Probleme hat, ins Spiel brachte, indem sie sich mit Rudi Völler solidarisierte. Das dann aber als Aufmacher mit Kommentar in den Tagesthemen serviert und damit dargelegt zu bekommen, wie ernst und wichtig die ARD die Sache und sich selbst nimmt, das kann einen in die Arme von RTL 2 treiben. Erst recht, da sich am Tag danach der Chef des Grimme-Instituts vor seine Preisträger, die Kommentatoren Gerhard Delling und Günter Netzer, stellt. Was für ein Spiel da wirklich läuft, ist im Sportteil dieser Zeitung gestern vortrefflich analysiert worden: Eine Kaste sich unberührbar dünkender Medienfürsten vollführt einen Schaukampf, der ein Eiertanz ist. Nicht mal die Nationalmannschaft spielt so schlecht.“
Der Duzattentäter
Über die Rolle Waldemar Hartmanns lesen wir von Christof Kneer (BLZ 10.9.). “Waldemar Hartmann ist noch niemals deutscher Meister gewesen, auch von einer eventuellen Weltmeisterschaft steht nichts in den Büchern. Man muss das immer noch mal dazusagen, weil es erst ein paar Monate her ist, dass die Fans des FC Bayern München diesem Hartmann auf dem Marienplatz Hymnen gedichtet haben. Waldi, Waldi, du bist der beste Mann, haben sie gesungen, und dann hat Waldiwaldi droben auf dem Rathausbalkon der Meisterschale und Michael Ballack zugeprostet. Man muss nicht alles verstehen, was im Land der Bayern normal ist (…) Waldemar Hartmann, man kann das nicht anders sagen, ist ein Gesamtkunstwerk. Seit Jahren gilt er den Feuilletons im Lande ebenso als Feindbild wie den Preußen nördlich des Weißwurstäquators, was eine recht stabile Hassgemeinde ergibt. Für seine Feinde ist Waldi der Erfinder der folkloristisch verschwitzten Erregung, er ist der Anwanzer, der Duzattentäter. Er duzt alles, was nicht bei drei aus dem Studio ist. Aber spätestens seit Sonnabend haben seine Feinde ein Problem: Wie konnte es passieren, dass ausgerechnet Hartmann von Völler beleidigt wurde? Warum er, der Waldi, der dem DFB jahrelang den Weihnachtsmann machte? An der aktuellen Posse zeigt sich besonders schön der Konflikt, auf den das Fernsehen zusteuert. Einerseits verbündet man sich mit einer Sportart durch den Erwerb der Rechte, andererseits gilt es, das frisch eingekaufte Produkt durch kritisches Nachfassen ständig zu hinterfragen. Diesem theoretischen Widerspruch gibt Waldemar Hartmann einen recht massigen Körper. Er kann unerträglich anbiedernd sein, aber an guten Tagen ist er die Fleisch gewordene Synthese: Er nutzt dann das beim Weißbier erworbene Herrschaftswissen, um krachledern jene Fragen zu stellen, die sonst keiner stellt.“
Leserbriefe an die FR-Sportredaktion zum Thema Völler
Große Götterdämmerung
Georg Klein (SZ 10.9.) schreibt eine Glosse über deutsche Geisteshaltung. „Wissen Sie, was negative Grandiosität ist? Sie steht aller Voraussicht nach heute auf dem Abendprogramm der ARD – so denn die Deutsche Nationalmannschaft gegen Schottland verlieren oder unentschieden spielen sollte. Im Gegensatz zum positiven Größenwahn sucht negative Grandiosität nicht den Genuss darin, der Beste und Höchste zu sein, sondern den Exzess des Niedrig-Seins, noch lieber des Erniedrigt-Seins, am allerliebsten des Am-Meisten-Erniedrigt-Seins. Wir Bundesdeutschen gelten weltweit als unschlagbare Meister der negativen Grandiosität. Dies wird sich auch heute Abend wieder zeigen. Vor dem Anpfiff wird der absolute Tiefpunkt des vorausgegangenen Spiels beschworen, in der Halbzeitpause ziehen sich die schwarzen Wolken eines neuen absoluten Tiefpunkts zusammen, und nach dem Spiel verfinstert eine große Götterdämmerung alles bis auf jenen absoluten Tiefpunkt, der unweigerlich die Zukunft des bundesdeutschen Fußballs bilden wird (…) Was aber, wenn Rudis wackere Mannen gewinnen? Wenn diese junge Truppe im Ringen mit den grimmigen Schotten, in der kollektiven Entgrenzung des Kampfspiels, schlicht vergessen sollten, welch trüben Tribut die bundesdeutsche Seele von ihnen verlangt? Machen wir uns keine übertriebenen Hoffungen. Gerhard Delling und Günter Netzer, die mächtigen TV-Erotomanen der negativen Grandiosität, halten auch hierfür eine Interpretation bereit: Egal wie hoch er ausfallen mag, es wird ein absolut mittelmäßiger Sieg sein. Und worauf verweist absolutes Mittelmaß? Auf den drohenden, auf den eigentlich schon unabweisbar voraussehbaren, auf den absoluten bundesdeutschen Tiefpunkt natürlich!“
Thomas Kilchenstein (FR 10.9.) besuchte die Pressekonferenz der DFB-Auswahl. „Es ging bei der deutschen Nationalmannschaft gerade um so elementare Dinge wie Einstellung, Motivation und Spaß am Fußball, als Fredi Bobic das Wort erhielt. Im Grunde, sagte der Stürmer von Hertha BSC Berlin, der heute Abend gegen Schottland mit ziemlicher Sicherheit im Angriff spielen wird, sei doch jeder Spieler austauschbar, egal, auf welcher Position er spielt. Just, als er das sagte, betrat Oliver Kahn das Podium, lässig öffnete er eine Wasserflasche, grinste Bobic an, und jeder im Saal wusste, was der Kapitän gerade gedacht hat: Was der wieder für Geschichten erzählt. Es ist in den letzten Tagen vor dem vorletzten EM-Qualifikationsspiel gegen Berti Vogts‘ Schotten viel erzählt worden, nicht immer war das alles sehr substanziell, aber so ist das, wenn es ans Eingemachte geht und lauter halbe Endspiele (Rudi Völler) anstehen. Da ist dann schon mal die Rede von Blut im Schuh, vom Genuss, hier in dieser herrlichen Atmosphäre im Dortmunder Westfalenstadion Fußball spielen zu dürfen, und davon, dass die Mannschaft brennt. Teamchef Völler, hin und hergerissen in dem Bemühen, das Spiel einerseits mit der gebührenden Ernsthaftigkeit anzugehen, andererseits aber auch den immensen Druck herauszunehmen, den er durch seine Philippika am Samstag erst richtig aufgebaut hat, Rudi Völler also würde einiges dafür geben, am Mittwoch selbst noch einmal spielen zu dürfen, leider habe er ein paar Kilo zu viel auf den Rippen: Für so ein Spiel kommt man als Fußballer auf die Welt, so ein Spiel ist doch mit keinem Geld zu bezahlen. Später sagte er gar noch, ein bisschen verquer, jeder Spieler, der am Mittwoch zum Einsatz kommt, muss kapieren, warum er es verdient hat, geboren zu sein.“
Tsp-Interview mit Oliver Kahn
Das Streiflicht (SZ 10.9.) erkennt eine Gelegenheit für Vogts. „Der prächtigste Platz, auf dem einer Rache nehmen kann, ist ein Fußballstadion, und so gesehen bietet sich heute Abend für Berti Vogts die Lebenschance, vor aller Augen das Glück dorthin zu zwingen, wo es selten gewesen ist: auf seine Seite. Er schoss in seinem letzten Länderspiel ein Eigentor, er musste als Bundestrainer zurücktreten, er spielte im „Tatort“ nur eine Nebenrolle, und einmal, als er in Alaska Kodiakbären beobachten wollte, jagte ein solches Tier ihn den Baum hinauf. Dort saß er wartend viele Stunden. Jetzt hat das Warten ein Ende für Berti Vogts, den unglücklichsten Berti der Welt. Heute gilt es für ihn als Trainer der Schotten gegen die Deutschen, gecoacht von Rudi Völler, dem das Glück treu ist wie ein Bruder. Bei der letzten WM war das Glück bei ihm sogar in Gestalt von sechs Brüdern, einen für jedes Spiel bis zum Finale. Das hat er verloren, aber egal: Die Fans jubelten ihm nach der Niederlage zu, wie sie Berti nach Siegen nie zugejubelt hatten. Und die Reporter huldigten ihm, auch wenn der wütende Völler das zuletzt verdrängt hat. Vielleicht hat Rudi seine Mannschaft wachgerüttelt mit seiner Schimpferei, womöglich hat er sie noch nervöser gemacht. Jedenfalls hat McBerti drüben in Schottland mitbekommen, wie chaotisch es zugeht im deutschen Fußball, und er weiß, was das bedeutet, für ihn und die Schotten. Vielleicht reicht ihm ein glückliches Tor, es muss doch mal zu ihm kommen, das Glück, und wenn es da ist, kann er dem Rivalen zurufen, was alle Verlierer einmal, einmal rufen wollen: Take that! Nimm das, Rudi!“
Richard Leipold (FAZ 10.9.) schreibt. “Die britische und die deutsche Presse dürfen den Trainer nur getrennt voneinander befragen. Die Schotten sind zur Mittagsstunde an der Reihe, die Deutschen erst am späten Nachmittag. Ausnahmen, die Vogt’s Regel bestätigen, gibt es nicht. Ein deutscher Reporter fragt, ob er beim Gespräch mit den britischen Kollegen wenigstens zuhören dürfe. Doch der Pressesprecher des schottischen Fußball-Verbandes teilt höflich mit, die Bitte abschlägig bescheiden zu müssen. Bedauerlicherweise könne er sich nicht vorstellen, daß Vogts einer Abweichung vom Protokoll zustimmen würde. Die Zusammenkunft im Mannschaftshotel Goldschmieding sei eine geschlossene Gesellschaft. Spätestens am Hoteleingang ist die Fußball-Welt für deutsche Journalisten zu Ende. Dunkel gekleidete Männer eines privaten Sicherheitsdienstes versperren ungebetenen Gästen den Weg. Kurz bevor die Pressekonferenz beginnt, vergewissert sich Vogts noch einmal: Any Germans here? Nein, es kann losgehen.“
Martin Pütter (NZZ 10.9.) kommentiert Chelseas Verpflichtung Peter Kenyon, ehemaliger Vorstandsvorsitzender (CEO) von Manchester United. „Was dieser Coup für die „Blues“ bedeutet, ist einfach zu umschreiben: Kenyons Wechsel zu den Londonern stellt alle ihre bisherigen Verpflichtungen in den Schatten. Seit der Übernahme durch den russischen Ölmilliardär Roman Abramowitsch in diesem Sommer haben die Londoner für insgesamt 244 Millionen Franken (111,1 Millionen Pfund) 13 neue Spieler verpflichtet. An der Londoner Börse sank nach der Bekanntgabe von Kenyons Wechsel der Kurs der ManU-Aktie um vier Prozent. Die Analysten scheinen zu glauben, dass Chelsea im Machtkampf im englischen Fussball einen grossen Schritt nach vorn getan hat. Schon Chelseas früherer Eigentümer Ken Bates hatte immer davon geträumt, aus seinem Verein das „ManU“ des Südens Englands zu machen. Mit dem Verkauf an Abramowitsch (Bates bleibt Chairman des Fussballklubs) ist dieses Ziel näher gerückt.“
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