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FC Barcelona vor dem Abstieg?
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| Donnerstag, 25. März 2004FC Barcelona vor dem Abstieg? – Lazio Rom vor dem Aus? – Remis im Londoner Stadtderby – FC Santos brasilianischer Meister – Euphorie in Österreich
Fußball in Europa vom Wochenende: Resultate – Torschützen – Tabellen NZZ
Sven Astheimer (FR 17.12.) fragt angesichts der erneuten Heimschlappe des FC Barcelona. „Wie kann eine Mannschaft, die in der heimischen Liga kein Bein auf den Boden kriegt und nur zwei Punkte vor den Abstiegsrängen liegt, in der Champions League mal eben einen neuen Startrekord mit zehn Siegen hinlegen ?Warum präsentieren sich die Blauroten im Kräftemessen mit Europas Besten von ihrer Schokoladenseite, und kaum, dass der Gegner spanisch spricht, zeigen sie ihre hässlichste Fratze? Eine Frage, die sie sich mit umgedrehten Vorzeichen beim FC Bayern München auch gestellt haben. Die Parallelen liegen auf der Hand. Denn es trügt der schöne Schein – bei Bayern wie bei Barca (…) Es drängt sich der Schluss auf, dass Barcas Kick-Start in der Königsklasse eher deren aufgeblähtem Spielmodus – viel Masse, wenig Klasse – geschuldet ist denn der fußballerischen Potenz der Katalanen. Der Dauertest im Ligaalltag ergibt ein treffenderes Bild des FC Barcelona im Winter 2002: Eine falsch zusammengestellte Mannschaft mit einer ratlosen Führung. Wer noch nach einem Argument für die geplante Reduzierung der Champions League gesucht hat – hier ist es.“
Raphael Honigstein (SZ 17.12.) berichtet vom 1:1 zwischen Tottenham und Arsenal. „Selten hat man Tottenham, das unter Hoddles Führung bisher mehr versprochen als gehalten hat, so zwingend und dominant gesehen. Von Beginn an brachten die Spurs ihre talentierten Nachbarn aus der Fassung. Steffen Freund, Stephen Carr und Gus Poyet grätschten zaghafte Kombinationsversuche der Gunners in Grund und Boden und zogen ihrerseits ein ansehnliches Angriffsspiel auf. Die 3-5-2- Taktik, die Hoddle als einziger Coach der Premier League spielen lässt, sorgte für Überzahl im Mittelfeld. Christian Zieges Freistoßtreffer aus 27 Metern gegen einen mal wieder etwas schwerfälligen David Seaman war wunderbar und hochverdient, und es schien nur eine Frage der Zeit, bis die Spurs ihren Vorsprung vergrößern würden. Robbie Keane, den die Spurs-Fans liebevoll „Rabbi Keane“ rufen – Tottenham hat traditionell viele jüdische Anhänger –, scheiterte zweimal in aussichtsreichster Position an Seaman, zweimal rette Ashley Cole auf der Linie. Arsenal wirkte ähnlich wie zuletzt beim 0:2 gegen Manchester United unkonzentriert. Könner wie Robert Pires und Freddy Ljungberg standen auf den Außenbahnen nahezu unbeteiligt im unerbittlichen Regen.“
Spielbericht NZZ
Peter Hartmann (NZZ 17.12.) über die Perspektiven von Lazio Rom. „Auch die Alte Dame Juventus, eben noch leichtfüssig erfolgreich gegen den FC Basel, hat der fabelhaften Squadra von Lazio nicht widerstehen können und im Delle Alpi 1:2 verloren. Aber niemand weiss, wie lange das Märchen der armen, reichen römischen Verdingbuben weitergeht und wie es endet. Ob der faktisch bankrotte Römer Klub des Finanzakrobaten Sergio Cragnotti demnächst untergeht, ob die noch immer unbezahlten Spieler im Januar von der Konkurrenz ausgekauft werden oder ob dieses seltsame Märchen des Calcio sogar ein Happy End hat und Lazio den Titel gewinnt? Die derzeitige Faktenlage: Lazio gewann auch das siebente Auswärtsspiel in Folge. Die Mannschaft hat erst ein einziges Mal verloren, das Auftaktspiel gegen Chievo in Rom (2:3), und liegt jetzt mit einem Punkt Rückstand hinter Milan auf dem zweiten Platz (…) Als erster Spieler hat Jaap Stam seine Gehälter eingeklagt. Nachdem er schon als Einziger auf dem Rechtsweg die Saläre für Juni, Juli und August eingetrieben hatte, setzte er für die Ausstände von September und Oktober nun auch das von den Verbandsreglementen vorgesehene Verzugsverfahren in Gang. Zahlt der Klub innert kurzer Frist nicht, erhält der Spieler die sofortige Freigabe. Cragnotti liess dem Holländer gestern Montag angeblich 625.000 Euro überweisen und hat allen Spielern die fälligen Lohnzahlungen vor Weihnachten zugesichert. Andernfalls werden sie geschlossen ihre Freistellung beantragen. Bei diesem Worst-Case-Szenario würde die Mannschaft schlagartig auseinander brechen. Jeder Spieler könnte sich im Januar ohne Ablösesumme bei einem neuen Klub engagieren. Und die börsenkotierte SS Lazio wäre ein völlig wertloser Blindgänger, denn ihr eigentliches Kapital sind die Spieler. Auch im Falle, dass es weitergeht, sind Spielerverkäufe zur Cash-Beschaffung unumgänglich. Für Fiore, Stankovic, Lopez, Stam und Corradi stehen die Interessenten aus Mailand und Turin, London und Manchester, Barcelona und Madrid Schlange.“
FC Santos brasilianischer Meister NZZ
„Aufbruchstimmung im Austria-Fussball“, lesen wir von Werner Pietsch (NZZ 14.12.). „Nach mehreren gescheiterten Bemühungen um Grossanlässe (Olympischen Winterspiele 2006 und die Fussball EM 2004) wird der 12. Dezember über den unmittelbaren Anlass hinaus als wichtiges Datum in der Sportpolitik Österreichs in die Annalen eingehen. Zum einen tut das entgegengebrachte Vertrauen dem kleinen Land gut. Zum anderen wird die Politik des Landes in die Pflicht genommen, den wohlwollenden Willenskundgebungen nun auch konkrete Taten folgen zu lassen. Vergleicht man etwa den österreichischen Sport-Etat mit dem für Kultur, so zeigt sich, dass die Kultur mit Faktor neun (!) im Vorteil liegt. Doch im Rahmen der EM-Bewerbung entstand nun erstmals der Eindruck, dass alle beteiligten Kommunen, Länder und die österreichische Bundesregierung sich nicht vor einem Zuschlag und den daraus erwachsenden finanziellen Konsequenzen fürchten. Eine Tatsache, die dem Projekt viel Kraft und den nötigen Rückhalt gab. Für den Austria-Fussball ist die Euro 2008 also ein Glücksfall zum richtigen Zeitpunkt. Jahrelang wurden dringend nötige infrastrukturelle Investitionen immer wieder mit dem Verweis auf die beschränkten finanziellen Möglichkeiten aufgeschoben. Dabei haben Stadionneubauten in Graz und Innsbruck gezeigt, wie positiv sich diese auf die Attraktivität des Produktes Fussball auswirken. Die modernen und komfortablen Arenen lassen eine zeitgemässe Inszenierung des Fussballs zu, sie begeisterten in kurzer Zeit deutlich mehr und vor allem neue Zuschauer.“
Gewinnspiel für Experten