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Hitzfeld-Biografie verrät spannende Details – Häßler vor Karriereende?

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Hitzfeld-Biografie verrät spannende Details – Häßler vor Karriereende?

Hitzfeld-Biografie verrät spannende Details – Häßler vor Karriereende?

In einem sehr lesenswerten Artikel stellt Jörg Kramer (Der Spiegel 20.1.) die Biografie des Bayern-Trainers vor. „Das Buch, von Hitzfeld autorisiert, erscheint wie geplant Anfang Februar – nächsten Montag wird es in München präsentiert. Es zeichnet ein anderes Bild von Ottmar Hitzfeld als das sattsam bekannte vom stets beherrschten General. Der Biograf beschreibt das Leben des Erfolgsmenschen als einen Kampf gegen drohende Einsamkeit, als ein ständiges Ringen um Anerkennung und Selbstvertrauen. Er berichtet, wie das kleine Ottmarle unter seinen Hemmungen in der Schule litt, einem Sprachfehler – er sagte etwa Kasse statt Tasse –, und dass der gebürtige Lörracher sogar noch als Trainer in Dortmund von Heimweh geplagt wurde. Und er stellt esoterisch anmutende Marotten dar, die wunderlich wirken bei einem, der ehedem Mathematik studiert hat. Ausgerechnet Hitzfeld, dem Selbstkontrolle über alles ging, der nie eine Angriffsfläche bieten wollte, gibt persönliche Schwächen preis. Das Bekenntnis irritiert umso mehr, als das Erscheinen des Buchs in eine Zeit fällt, in der sich der Bayern-Coach erkennbar um Autorität bemüht. Öffentlich maßregelt er seinen Torjäger Giovane Elber, setzt seinen Spielmacher Michael Ballack unter Druck und belegt Claudio Pizarro mit einer empfindlichen Geldstrafe, weil dieser in einem Interview die Taktik des Trainers in Frage gestellt hatte. Hitzfeld hat offenbar seine Rolle als Souverän, der sogar den berüchtigten FC Hollywood zu domestizieren vermochte, in der Hinrunde dieser Bundesligasaison verloren. Derzeit wirkt er eher wie eine Spielfigur der Club-Bosse. Manager Uli Hoeneß tadelte seinen angeblichen Hang, personelle Verstärkungen zu fordern, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mahnte an, nicht in einen Trott zu verfallen, und Aufsichtsratschef Franz Beckenbauer spottete: Hoppla, möglicherweise wird bei uns der Nachwuchs entdeckt. Dass Hitzfeld den 18-jährigen Bastian Schweinsteiger dann in den Profikader beförderte, wurde von Münchner Berichterstattern als Indiz für die Folgsamkeit des Trainers gewertet.“

Josef Hochstrasser: Ottmar Hitzfeld – Die Biographie. Argon Verlag, Berlin; 328 Seiten; 19,90 Euro.

Herbert Stoffers (FR 21.1.) porträtiert den neuen Hamburger Stürmer. „Takahara freut sich, dass seine Mitspieler schon mit ihm sprechen. Roda Antar, Raphael Wicky und Rodolfo Cardoso auf Spanisch, der eine oder andere versucht es auf Englisch. Wenn Taka spricht, dann blickt er meistens schüchtern zu Boden. Er ist ein Mann der leisen Sätze – und überaus geduldig. Frage auf Frage prasselt auf ihn ein, er beantwortet alle. Ohne dabei auch nur einmal zu resignieren oder gar aggressiv zu werden. Einen wie Takahara hat Hamburg noch nicht erlebt. Mit sechs Betreuern war er eingeflogen, in seinem Gefolge kamen zehn Fernsehteams sowie rund 60 schreibende Journalisten aus der Heimat. Viele haben sich gleich für zwei Monate in Hotels einquartiert, weil sie täglich über ihren Taka schreiben müssen. ‚Ein solches Aufgebot habe ich in der Bundesliga noch nie erlebt. Höchstens in Spanien, als ich dort mal Spieler war‘, sagt HSV-Trainer Kurt Jara staunend über die Takahara-Hysterie. Für 250.000 Euro haben HSV-Interimspräsident Ronald Wulff und Sportchef Dietmar Beiersdorfer den Torjäger in Osaka verpflichten können. Ein Schnäppchen. Mit Gehalt und allen Nebenkosten muss der HSV eine Million Euro für Takahara bezahlen, der derzeit als bester japanischer Fußballer gilt. Und dafür hat der Bundesliga-Siebte die Hoffnung, dass Takaharas Tore doch noch für einen Uefa-Cup-Platz sorgen.“

Über die Zukunft des 1860-Profis Thomas Häßlers heißt es bei Gerald Kleffmann (SZ 21.1.). „Es ist die Beziehung zu Peter Pacult, die Häßler am meisten zu schaffen macht. Seit 2001, seitdem der Österreicher und ehemalige Löwenspieler Trainer bei 1860 ist, sind die beiden in schöner Regelmäßigkeit aneinander geraten. Mal schickte Pacult Häßler während einer Übungseinheit in die Kabine, weil der lustlos trainiert habe. Mal wechselte er Häßler in Bundesligaspielen frühzeitig aus, mit der Begründung, Häßler müsse geschont werden, er sei noch nicht ganz der Alte. Der sah es freilich anders und verweigerte schon mal Pacult den Handschlag. Häßler wiederum verdiente sich bei seinem Trainer auch keine Pluspunkte, als er im März 2002 freiwillig wegen Formmangels auf ein Bundesligaspiel verzichtete – um bei Thomas Gottschalk und Wetten, dass… ? fröhlich als prominenter Gast aufzutreten. Pacult meinte damals erbost: ‚Der Thomas muss sich fragen, ob er den richtigen Beruf gewählt hat.‘ Für sich selbst scheint Pacult mittlerweile eine Antwort gefunden zu haben: Häßler hat den falschen Beruf. Vielleicht nicht heute, aber bald. ‚Man darf Spielern nicht nachweinen‘, hatte Pacult im Zusammenhang mit Häßler am Wochenende verkündet. Eine Ohrfeige für den renommierten Fußballer.“

Ludger Schulze (SZ 21.1.) meint dazu. „Häßler hat ganz andere liebenswerte Fähigkeiten als schnöde Schnelligkeit. Er, der Kleine (1,66 m), fummelte und schnibbelte, fuzzelte und dribbelte wie kein Zweiter. Und – das Schönste – am Ende liegen Leute, die ihn um zwei Köpfe überragten, wie weiland Goliath platt auf dem Rücken. Häßler ist der wichtigste und beste Fußballer des TSV 1860 in den vergangenen zehn Jahren. Den bis dahin als Klub der anonymen Kicker geltenen Blauen hat der Star, und als solchen kann man den neben Stefan Reuter einzigen noch aktiven Spieler des erfolgreichen WM-Finales von 1990 sehr wohl bezeichnen, sportliche Klasse und ungeahnte Sympathiewerte verschafft. Deshalb müssten ihm die Sechziger zu Füßen liegen. Statt dessen missachten sie ihn. Nicht die Tatsache, dass sie dem nachlassenden Altmeister offenbar keinen Vertrag mehr geben wollen, ist verwerflich, die Art und Weise, wie man ihn an der Isar von oben herab behandelt, ist es.“

Frank Heike (FAZ 21.1.) beschreibt das Leiden des Ex-Profis Nowak. „Es gibt ein Bild von Krzysztof Nowak, das je nach Gemütslage zum Weinen schön oder zum Heulen traurig ist. Es zeigt ihn, wie er warm eingepackt in seinem Rollstuhl sitzt und von Wolfgang Wolf vom Rasen geschoben wird. Die Aufnahme stammt vom November 2002; der VfL Wolfsburg spielte gegen Borussia Dortmund zum letzten Mal im alten Stadion. Nowak verfolgte die Abschiedsfeier von seinem Stammplatz aus – bei Heimspielen des VfL saß er in seinem Rollstuhl direkt neben der Trainerbank. Später holten ihn seine Kollegen auf den Rasen, und als alles vorbei war, entstand das besondere Bild aus der rauhen Männerwelt Fußball-Bundesliga: Der nach außen immer so harte Trainer rollt seinen ehemals hoffnungsvollsten Spieler vom Rasen. Eine schöne Geste des Dankes und der Verbundenheit. Wolf sieht sich auch als Freund Nowaks. Aber es ist natürlich auch ein trauriges Bild geworden. Denn es zeigt, wie sehr Nowaks Nerven in Gehirn und Rückenmark schon geschädigt sind. Er kann nicht mehr gehen. Der ehemalige Profi leidet aller Wahrscheinlichkeit nach an der schweren Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Es ist ein schleichender Verfall: Die Muskeln führen die Befehle des Kopfes immer weniger aus. Seit zwei Jahren kämpft der 27 Jahre alte Pole gegen die seltene Nervenkrankheit, an der drei von 100.000 Menschen erkranken. Die Muskeln in seinen Armen gehorchen ihm schon länger nicht mehr. Autogramme schreibt seine Frau Beata für ihn. ALS gilt als nicht heilbar.“

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