Ballschrank
Hol den Magath!
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| Donnerstag, 25. März 2004
Richard Leipold (FAZ 26.5.) analysiert Probleme des Schalke-Managers. “Simone, hol schon mal den Wagen. Die Schauspielerin Simone Thomalla, Lebenspartnerin des Schalker Managers Rudi Assauer, tut wie ihr geheißen und wartet mit laufendem Motor nahe dem Hauptportal auf dem Arenaring. Ein kurzes Hupen, doch ihr Rudi macht keine Anstalten einzusteigen. Zwei Stunden nach dem Schlußpfiff steht Assauer im Gelsenkirchener Regen einer Gruppe von Fans gegenüber. Sie haben ihn auf dem Weg zum Wagen abgefangen, lassen sich nicht mit dieser netten kleinen Geste der Entschuldigung abspeisen, die sich Assauer im Verbund mit der Marketingabteilung ausgedacht hat. Vor dem Anstoß hatten die Profis ein Spruchband hochgehalten Ihr wart Spitze, wir diesmal nicht!. Auf dem Fußballplatz fügten sie beim 1:0 über den deutschen Meister Bayern München sogar einen sportlichen Erfolg hinzu, und nach dem Spiel verabschiedeten sie den Teamchef Marc Wilmots und den Mittelfeldstrategen Andreas Möller mit viel Applaus aus der Bundesliga. Ganz Schalke wirkte wieder versöhnt. Ganz Schalke? Nein. Diese kleine, aufmüpfige Gruppe baut sich vor Assauer auf und formuliert hartnäckig ihren Auskunftsanspruch. Was nun, Herr Assauer? Wie soll es bloß weitergehen? Vor allem: Mit welchem Trainer? Die Antwort kommt aus dem Halbkreis, der sich vor dem Befragten formiert hat. Hol den Magath! Assauer steht Rede und Antwort. Wenn die Vorwürfe ihm zu kraß werden, schreit und schimpft der Manager. Schalke sei nun einmal ein Klub voller Höhen und Tiefen, aber der Fall auf den siebten Rang mit der Chance, am UI-Cup teilzunehmen, sei nur eine kleine Delle in der Aufwärtsentwicklung der zurückliegenden Jahre. Die Trainerfrage ignoriert Assauer, auch wenn ein Mann mit ostdeutscher Sprachfärbung so hartnäckig fragt wie zuvor manch ein Journalist.“
Ein großes Fest
Philipp Selldorf (SZ 26.5.) stellt Versöhnung auf Schalke fest. „Die Selbstgeißelung mit Rute, Stock oder Peitsche gehörte unter den Mönchen des Hochmittelalters zum Bestandteil ihrer christlichen Glaubenspraxis. Die Spieler des FC Schalke 04 verzichteten zwar darauf, sich unter Klagelauten blutende Wunden zuzufügen, um Reue für ihre Sünden zu beweisen, aber sie gingen zumindest ähnlich vor, als sie vor dem Spiel gegen den FC Bayern ein Transparent auf den Platz trugen, auf dem sie Anklage erhoben – gegen sich selbst: „Ihr wart Spitze! Wir diesmal nicht!“, stand drauf. Vom ersten Torwart bis zum letzten Reservisten hielten sie das gedruckte Bekenntnis ihrer Sündenfälligkeit in alle Himmelsrichtungen, und die Reaktion der Zuschauer lässt sich im Zeitraffer des Nachmittags zusammenfassen: Zuerst Staunen, dann vorsichtige Zustimmung, und schließlich: haltlose Begeisterung. Auch Rudi Assauer, den Manager, sprach die Botschaft an: „Das trifft den Kern“, sagte er später und schaute streng über den Rand der Lesebrille: „Genauso ist es.“ Aber irgendwie wollte davon keiner etwas wissen. Als das Spiel vorbei war, der FC Schalke die nur mittelmäßig an einer scharfen Auseinandersetzung interessierten Bayern 1:0 besiegt hatte, wurden Hymnen angestimmt, Ehrenrunden gedreht und Kusshände verteilt. Schalke war mühselig Siebter geworden, nach einem laut Teamchef Marc Wilmots „verlorenen Jahr“ – und feierte ein großes Fest (…) Und die Bayern? Waren zwar überlegen, aber höfliche Gäste, und schossen deswegen meist am Tor vorbei. Eigentlich fielen sie nur durch exzentrische Einlagen auf. Oliver Kahn traf per Abschlag den 27 Meter über der Grasnarbe angebrachten Videowürfel, was zuvor noch keinem Spieler gelungen war. Das Schalker Publikum zollte ihm dafür aufrichtig Beifall.“
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