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Kahns Image, Rassismus in Aachen, Confed-Cup abgesagt
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| Donnerstag, 25. März 2004Bernd Stange wird Nationaltrainer im Irak, Daum in Wien, Hintergründe über Bremen, Rostock, Schalke, Arsenal London, Ronaldos Einstand in Madrid, Rassismus in Aachen, Confed-Cup abgesagt, Kahns Image
Werder Bremen – Hansa Rostock 0:0
Ralf Wiegand (SZ 8.10.). „Es liegt der Verdacht nahe, wenn eine Mannschaft in der Fußball-Bundesliga partout kein Gegentor zulassen möchte, dass sie sich dem bodenständigen Maurerhandwerk näher fühlt als der flatterhaften Unterhaltungsbranche. Hansa Rostock hat eine saubere Nuller-Bank hingelegt, auswärts keinen einzigen Treffer kassiert, auf diese Art zehn von zwölf möglichen Punkten auf fremden Plätzen gewonnen, aber beschimpft worden ist der Klub dafür kein einziges Mal. Auch nicht in Bremen. Dort hielt die erstaunliche Serie am Ende zwar nur mit viel Glück, aber die Rostocker Rückwärtsverteidigung war gegen die Bremer Seriensieger ein legitimes Mittel und das 0:0 ein logisches Ergebnis. Ein schlechtes Gewissen plagte Armin Veh deswegen Nicht (…) Man darf den Hinweis auf den ausgeprägten Realitätssinn der Hanseaten durchaus auch als Seitenhieb auf den VfL Bochum werten. Rostock und Bochum überraschten das Liga-Establishment an den ersten Spieltagen mit den Tabellenplätzen eins und zwei – doch während sich der VfL inzwischen verhält wie ein Jumbo-Jet, bei dem durch einen technischen Defekt die Schubumkehr eingesetzt hat, hält Hansa konsequent die Spur.“
Die FAZ (8.10.) erläutert Hansas Erfolgsrezept. „Das System, das Trainer Armin Veh den Norddeutschen in seinem Dienstjahr an der Ostsee verordnet hat, ist dabei gar nicht schlecht anzuschauen. Es basiert auf Laufstärke und Disziplin. Bei Ballverlusten zieht sich das gesamte Team zurück und stellt die Räume zu, auch unter Dauerdruck bleiben die Verteidiger ballsicher und versuchen, das Spielgerät von hinten herauszupassen. Diese Eigenschaften verkörpern die sechs Schweden im Team am besten. Seit Jahren lobt man bei Hansa ihre professionelle Einstellung: kein Murren, wenn sie auf die Bank müssen (wie Peter Wibran), keine Eingewöhnungsschwierigkeiten, obwohl sie neu sind (wie Joakim Persson), voll dabei, auch wenn sie gesperrt waren (wie Markus Lantz) (…) Bescheiden, aber erfolgreich ist Hansa – vom Etat her betrachtet ein Leichtgewicht der Liga und immer auf der Suche nach schwedischen Schnäppchen – so weit oben in der Tabelle angekommen wie lange nicht mehr, auf Rang fünf nämlich. Veh hält das für eine Momentaufnahme. Vor der Saison hatte Veh gesagt, Hansa Rostock brauche wieder ein Image. In den Jahren unter Zachhuber und besonders Funkel hatte der Zweck stets die Mittel geheiligt, für schönen Fußball stand Hansa nun wirklich nicht. Wenn die Rostocker unter Veh weiter auswärts ohne Gegentor bleiben, wird ihnen bald ein neues Etikett anheften: die Defensivkünstler.“
Spielbericht taz
VfB Stuttgart – 1860 München 4:1
Christian Zaschke (SZ 8.10.). „Vielleicht haben die Spieler des TSV 1860 München auf ungeklärte Weise von den Minutenmännern erfahren. Jenen, die hoch im Nordosten der USA sitzen, den Minutemen Squares. Sie unterstützen das Western Square Dancing in der Gegend von Lexington, Massachussetts. Dabei ist es ihnen wichtig, dass sie beides tanzen: Western Square Dancing und Round Dancing. Die Sechziger hatten sich am Sonntag beim VfB Stuttgart zwischen der 47. und der 50. Minute dazu entschlossen, es dieser Gruppe nachzumachen. Sie haben sich dazu für die recht neue Variante des Löwen-Square-and-Round- Dancings entschieden, vier Minuten lang. Leider haben die Schwaben die Aufforderung zum Tanz nicht angenommen und stattdessen schnell drei Tore geschossen (…) Es soll nicht verschwiegen werden, dass der VfB Stuttgart nicht vier, sondern 90 Minuten lang die bessere Mannschaft auf dem Platz war. Die Sechziger bewegten sich, wie auch Pacult einräumte, zu wenig ohne Ball, zudem verloren sie den Ball zu schnell, so dass sie fortwährend unter Druck standen.“
„Bundesliga-Tore im Doppelpack und die Folgen“ NZZ
Spielerportrait Kevin Kuranyi FR
Aktuelles Thema: Deutsche Trainer im Ausland
Bernd Stange wird Nationaltrainer im Irak, Christoph Daum Coach bei Austria Wien. Thomas Klemm (FAS 6.10.) kommentiert. „Als ‚Friedensbotschafter‘ sieht sich Stange, der das irakische Nationalteam zur Weltmeisterschaft 2006 führen soll. Einiges deutet bei dem Weltenbummler, der bereits im ukrainischen Dnjepropetrowsk, im australischen Perth und als Nationaltrainer im Oman arbeitet, auf einen beschränkten Blick hin. Das Gewusel in den Straßen Bagdads, der Ausblick von seinem Hotelzimmer, die Fußballbegeisterung der Einheimischen hat Stange bisher wahrgenommen. Das Große und Ganze redet er klein, obwohl das Auswärtige Amt und der Bund Deutscher Fußball-Lehrer von Stanges bevorstehenden Wechsel in das Land des Diktators Saddam Hussein äußerst kritisch sehen. Verschiedener könnten die eingeschlagenen Wege der beiden kaum sein. Daum, der nach seiner Kokainaffäre Deutschland mied, nähert sich langsam, über Besiktas Istanbul und Austria Wien, wieder seiner Heimat an. Er weiß: Mit Erfolgsgeschichten aus dem Wienerwald macht er auch im Nachbarland mehr auf sich aufmerksam. Stange hingegen sucht das Weite, weil ihm hierzulande – wie so vielen Arbeitslosen im Profifußball – die Herausforderung fehlt (…) Wien will in die Champions League, der Irak zur WM – doch die Waffen, die Daum und Stange auf dem Weg drohen, könnten verschiedener kaum sein: hier Worte, dort Bomben.“
Michaela Seiser (FAZ 7.10.) wirft ein. „Wien ist anders. Davon wissen Immigranten, insbesondere deutsche, ein Lied zu singen. Für Christoph Daum dürfte sein Engagement in der Donaumetropole eine Kraftprobe mit der österreichischen Seele werden, die den überraschenden Trainerwechsel bei Austria Wien zunächst beleidigt quittiert hat. Den Deutschen lässt der Hohn und Spott der Österreicher anscheinend kalt. Wesentlich aufgeregter als der frühere Meistermacher des VfB Stuttgart reagierten Anhänger des Wiener Renommierklubs sowie die österreichische Presse. Sie beurteilen das Revirement überwiegend negativ, wobei sich die Ressentiments gegen den deutschen Startrainer in Grenzen halten. Vielmehr schreiben sich die Österreicher ihre Solidarität mit dem verstoßenen Walter Schachner vom Leib. Gleichzeitig wird Austria-Präsident Frank Stronach als Auslöser des Transfers wegen seines Umgangs mit Schachner hart kritisiert. Von Menschenverachtung und Größenwahn ist die Rede (…) Seit Stronach das Ruder bei der Austria in der Hand hält, hat der Klub sieben Trainer vorzeitig verschlissen. Vor Daum waren schon drei andere deutsche Trainer bei Austria tätig. In der Saison 1994/95 Egon Cordes, dann folgten Horst Hrubesch und Wolfgang Frank. Stronach gilt als Kämpfer, der so lange an einer Sache dranbleibt, bis er am Ziel ist. Menschen sind dabei sehr schnell austauschbar. Das wird auch Daum spüren.“
Reinhard Sogl (FR 8.10.) kommentiert das Engagement Bernd Stanges im Irak. „Bernd Stange muss aus eigener Erfahrung wissen, dass der Sport in Diktaturen immer Gefahr läuft, politisch instrumentalisiert zu werden. Der Sport und eine Nationalmannschaft zumal repräsentieren nämlich immer auch das System (…) Ist es also auch unmoralisch von Bernd Stange, das aufgrund der angeblichen Dotierung in Höhe von vier Millionen Dollar – eine Summe, die Stange weder bestätigen noch dementieren will – irgendwie unmoralische Angebot anzunehmen? Nicht mehr und nicht weniger als Winfried Schäfers Unterschrift unter seinen Vertrag beim Fußball-Verband von Kamerun. Hier wie dort werden nicht nur Bälle, sondern auch Menschenrechte mit Füßen getreten. Ohnehin gibt es genügend Diktaturen in dieser Welt, wo namhafte Trainer im Sold stehen, derweil die Bevölkerung am Hungertuch nagt. Moralisch verwerflich gewiss, wie es auch Kollateralschäden an der irakischen Bevölkerung bei einem Krieg wären. Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“
Bernd Stange als Trainer im Irak SZ Tsp
Christoph Daum als Trainer in Wien SZ FR NZZ
Hintergrundberichte über Fußball in Deutschland
Roland Zorn (FAS 6.10.) reflektiert das Image Kahns. „Der Beißreflex auch bei den Medien ist längst wieder wach, Wochen, nachdem Kahn bei der Weltmeisterschaft in Korea und Japan nahezu heiliggesprochen worden war. Der kolossal anmutende Mann mit den schweren Schritten, dem wild entschlossen wirkenden Gesicht und dem scheinbar ewig hin und her zermalmten Kaugummi hat seinen Olymp verlassen und ist wieder zur irdischen Reizfigur geworden (…) Nun ist wieder Alltag und Kahn nicht einmal mehr der zur Zeit weltbeste Torwart. Nun scheinen auch noch die Charakterzüge von neuem auf, die einen wie ihn angreifbar wie kaum einen Kollegen machen. Mit Kahn kann auch auf der Ebene der kleineren bis mittelschweren Gemeinheiten vis a vis seiner Gegenspieler allenfalls der knapp ein halbes Jahr jüngere Dortmunder Jens Lehmann konkurrieren. Doch die Nummer 2 in der Nationalmannschaft genießt derzeit anders als die Nummer 1 aus München ein Stimmungs- und Formhoch, das ihn zu meisterhaften Taten in Serie beflügelt. Ein Fehltritt wie noch im März gegen den Freiburger Coulibaly scheint bei dem langen Westfalen derzeit ausgeschlossen. Lehmann ist mit sich für den schönen Moment im reinen und genießt deshalb stillvergnügt die Lobeshymnen, die ihm gesungen werden. Der Borusse sei augenblicklich besser als Kahn,heißt es sogar beim aktuellen Leistungsvergleich zweier an ihrem Arbeitsplatz extraordinärer und extrovertierter Torhüter. Rasch können sich die Verhältnisse jedoch abermals umkehren und aus Kahn wieder die Ikone wie aus Lehmann den ‚arroganten Schnösel‘ von gestern machen.“
Thilo Knott (taz 7.10.). „Die Bubble Bundesliga ist geplatzt. Und Kaiserslautern nur so etwas wie das EM.TV der Liga. Jahrelang haben die Clubs über ihre Verhältnisse gelebt, die Spieler mit Summen bis zu drei Millionen Euro hofiert. Die Kirch-Krise mit fehlenden TV-Einnahmen von 20 bis 30 Prozent für diese Saison kam hinzu, ist aber nur die Spitze des Desasters der Liga und bei weitem nicht alleiniger Grund für finanzielle Haushaltslücken. Rolf Rüssmann, Manager beim maroden VfB Stuttgart, hat just gesagt: „Es gibt Vereine, da vermutet man das gar nicht, denen geht es noch viel schlechter als uns.“ Das ist erstaunlich, schließlich hat der VfB 20 Millionen Euro Schulden – und längst kümmern sich Staatsanwaltschaft und Wirtschaftsprüfer um den Verein. Es bleibt also bestimmt eine äußerst spannende Saison: Das nächste Pixelpark, das nächste Mobilcom der Bundesliga kommt bestimmt.“
Zur Krise in Cottbus wirft Friedhard Teuffel (FAZ 5.10.) ein. „In einer Krise steckt der Verein tatsächlich, und sie äußert sich nicht nur in mangelhaften Leistungen auf dem Fußballplatz. In den vergangenen beiden Jahren hatten die Cottbuser auch hart zu kämpfen gegen den Abstieg. Sie hatten sich genauso auseinander zu setzen mit dem Vorwurf, die Mannschaft sei ein zusammengekaufter Haufen, der nur rennen, aber nicht spielen könne. Doch die Cottbuser haben diesen Kampf weitgehend zusammen geführt, Vereinsführung, Trainer und Mannschaft. Inzwischen jedoch redet der Klub immer mehr mit gespaltener Zunge, wenn überhaupt jemand etwas sagt (…) Mittlerweile ist die Mannschaft in viele Gruppen zerfallen, und der Misserfolg verstärkt diesen Prozess. Erst einmal haben die Cottbuser in dieser Runde gewonnen, in Hannover. Vor dem Spiel gegen Wolfsburg nahm sich der Kapitän Christian Beeck ein Herz und beklagte in einem Interview mit der „Berliner Zeitung“, dass die Spieler zu wenig untereinander redeten, dass die Unterstützung fehle und von der Harmonie, die den Verein einst stark gemacht habe, nichts mehr zu spüren sei. Wie ein reinigendes Gewitter hätte dies wirken können. Doch Geyer sagt, Beecks Äußerungen seien „nicht besonders klug“ gewesen, und Mittelfeldspieler Bruno Akrapovic bemängelt, dass sich der Kapitän intern doch auch mal so weit vorwagen solle. Das hört sich nach handfesten Verständigungsproblemen an.“
Frank Heike (FAZ 5.10.) über Werder Bremen. „Der zur Zeit schönste und spektakulärste Fußball in Deutschland wird in Bremen gespielt. Der SV Werder, nach all den erfolgreichen Jahren unter Trainer Otto Rehhagel auf gehobenes Bundesliga-Mittelmaß gesunken, scheint in diesem Jahr wieder so weit, zu den großen Klubs der Bundesliga aufzuschließen. Der Tabellenzweite ist aber auch international aufs neue im Begriff, sich einen Namen zu machen (…) Dabei zaubert einer noch betörender als alle anderen: Johan Micoud, der 29 Jahre alte Franzose. Seine Pässe und seine beiden Tore (im Uefa-Cup, of) waren eine Augenweide für jeden Fußball-Ästheten. Dazu ist der aus Parma gekommene Spielgestalter schon nach wenigen Spielen für seinen deutschen Arbeitgeber bereit, vorneweg Verantwortung zu übernehmen (…) Nach den Weggängen von Rost und Frings, dem Abschied von Bode hatte mancher Werder eher in der Nähe der Abstiegsränge gesehen und bestimmt nicht als zur Zeit ersten Verfolger der Bayern. Micoud gibt der Mannschaft Esprit und Klasse, ist Regent und erster Diener gleichzeitig: Geniale Pässe aus dem Mittelfeld paart er mit Mannschaftsdienlichkeit.“
Ralf Wiegand (SZ 5.10.). „Allofs und Schaaf gelten als Architekten des Erfolgs. ‚Sie verstehen Fußball‘, lobt der Ukrainer Viktor Skripnik, der in fast sechs Jahren bei Werder auch andere Zeiten erlebt hat. ‚Es sind oft Spieler gekommen und gleich wieder gegangen, rein und raus‘, erinnert er sich, ohne dass ihm die Namen einfallen würden (…) Inzwischen ist alles anders. Skripnik ist selbst das beste Beispiel für die gelungene Integration ausländischer Spieler. Seine Leistung im Verein übertrifft bei weitem die in der ukrainischen Nationalelf, er antwortet in nahezu perfektem Deutsch und hat unlängst beschlossen, sein weiteres Leben in Bremen zu verbringen. Zudem zahlt sich nun die hanseatische Tradition aus, niemals mehr Geld auszugeben, als man einnimmt. Während die Konkurrenz aus der Mitte der Liga über Rezession und Kirch-Pleite klagt, arbeitet Werder einfach weiter wie bisher. Man profitiert sogar. Ohne den Zusammenbruch des Transfersystems hätte Werder den Franzosen Johan Micoud niemals bekommen. Für den ablösefreien Nationalspieler vom AC Parma sprengte der Klub zwar seine Gehaltsgrenzen, dafür verleiht der hagere Regisseur der braven Solidargemeinschaft den Glanz einer Spitzenmannschaft. Dazu passt er in die Umgebung wie Esel, Hund, Katze und Hahn.“
Zur Finanzpolitik in Kaiserslautern lesen wir von Frank Ketterer (taz 5.10.). „Fest steht, dass selbst die Klose-Millionen nicht mehr sind als ein Tropfen auf den heißen Stein. Dafür wurde auf dem altehrwürdigen ‚Betze‘ in den letzten Jahren doch zu heftig dilettiert, vor allem den Ende August zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden Jürgen Atze Friedrich sowie den ebenfalls getürmten Aufsichtsratsvorsitzenden Robert Wieschemann wünscht man sich in der Pfalz mittlerweile zum Teufel. Die Liste ihrer Verfehlungen kommt einem Auszug aus dem ABC des Missmanagements gleich. So konnte dem Spieler Taribo West die Kündigung nicht zugestellt werden, weil dem Verein der Wohnort seines Angestellten nicht bekannt war, das Jahresgehalt hatte der Club freilich schon im Voraus überwiesen. Ciriaco Sforza wiederum, während der Saison eilig als Verstärkung eingekauft, wurde sogleich auch ein keineswegs kostengünstiger Zusatzvertrag angeboten, der dem Schweizer nach seiner aktiven Karriere die Übernahme als Sportdirektor garantiert, obwohl dieser Posten im Verein derzeit weder vorhanden noch für die Zukunft geplant ist; prompt meldete sich Mario Basler zu Wort mit dem sachdienlichen Hinweis, auch ihm habe man den einträglichen Job für das Leben danach bereits zugesichert. Mehr als alles andere aber liegt die WM 2006 im eigenen Land wie ein Fluch über dem ‚Betze‘. Zwar wurde unter Friedrich ein Umbaukonzept des Fritz-Walter-Stadions erstellt, das vom DFB prompt den Zuschlag als WM-Spielort erhielt, wofür sich der ehemalige Vorstandsvorsitzende ausgiebig feiern ließ wie ein pfälzischer Mini-Kaiser. Nun, unter Jäggi, stellt sich heraus, dass die rund 18 Millionen Euro, mit denen der Club an dem insgesamt knapp 50 Millionen teuren Projekt beteiligt ist, kaum finanzierbar sind, jedenfalls nicht so, wie bisher geplant – und schon gar nicht seriös.“
Felix Meininghaus (Tsp 8.10.) über die Situation Marc Wilmots´. „Es gab einmal eine Mannschaft auf Schalke, die wurde von den Fans so sehr geliebt, dass ihre Auftritte längst mythisch verklärt werden. Spielerisch selten berauschend, aber mit nimmermüdem Kämpferherzen pflügten die königsblauen Helden die Fußballplätze des Kontinents um und erwarben sich auf ihrem Weg zum Triumph im Uefa-Pokal die Ehrenbezeichnung „Eurofighter“. Gerade einmal fünf Jahre sind seitdem vergangen, und doch gehören die Thons, Eigenrauchs, de Kocks und Mulders längst zu einer vergangenen Generation. Marc Wilmots ist im Schalker Kader von heute der letzte Übriggebliebene der glorreichen Riege, doch auch seine Ära scheint beim Pokalsieger zu Ende zu gehen.“
Rassismus in Aachen. Bernd Müllender (FR 5.10.) dazu. „Das aufregende 3:3 beim MSV Duisburg vor zwei Wochen war gerade abgepfiffen, die Alemannia-Spieler liefen zum tausendköpfigen Fanblock, dankten für die Unterstützung und klatschten sich mit den Getreuen ab. Das übliche Ritual. Einer aber wurde beleidigt und missachtet: Als der Simbabwer George Mbwando (26) seine Hände den Fans entgegenstreckte, zuckten manche demonstrativ zurück. ‚Hau ab, Du Nigger‘, gab es als hässlichen Kommentar obendrauf. Fremdenfeindliche Ausfälle gegen die eigenen Lieblinge: Ein seltener Affront, auch wenn er schon vorkam, etwa in Nürnberg (Tony Sanneh, Luis Gomis). Aber selten derart direkt und massiv. Mbwando, der als fröhlicher Kerl gilt und selbstbewusst und selbstständig in der fremden deutschen Umgebung lebt, war schockiert: ‚Das kenne ich sonst nur von gegnerischen Fans. Aber die eigenen?‘ Gerade die bekannt euphorischen Alemannia-Anhänger seien doch, so der starke Neuzugang aus Lübeck, ‚das entscheidende Argument gewesen, nach Aachen zu wechseln. Ich verstehe das nicht. Das tut mir sehr weh.‘“
Lesen Sie dagegen die Erfolgsgeschichte des Hannoveraners Mohammadou Idrissou FR.
Wolfram Eilenberger (TspaS 6.10.) übt Rechtsphilosophie aus. „Wie sollte eine mit Video aufgehobene Abseitsfehlentscheidung eigentlich geahndet bzw. fortgesetzt werden? Per Freistoß am Geschehensort? Und wo wäre dieser festzulegen, am Ort der Passgabe oder auf Höhe des Angespielten zum Abspielzeitpunkt? Oder ließe man im heiklen Zweifelsfall – beim Fußballabseits bekanntlich eher Regel als Ausnahme – zunächst einmal weiterspielen, um dann nach abgeschlossener Aktion videounterstützt zu entscheiden? Damit aber wäre es um den taktischen Mehrwert des für den modernen Fußball zentralen Mittels der Abseitsfalle sicher geschehen (…) Der felddeckend eingeführte Videobeweis würde hier also entweder in eine permanent empfundene, ausgesprochen lustmildernde und jedenfalls wesensfremde Vorbehaltlichkeit der Spielwahrnehmung führen, oder, und vermutlich noch verheerender, zu einer forschreitenden Atomisierung in einzelne, jeweils reklamationsoffene Spielszenen. Ein schlechter Schiedsrichter mag gelegentlich ein Spiel zerpfeifen. Bei flächendeckender Videoüberwachung aber würde solch unselige Zerstückelung erwartbare Regel.“
Christoph Albrecht-Heider (FR 5.10.) beschreibt den Wandel der Führungsstrukturen in Fußballklubs. „Mit der Umwandlung der Fußball-Teams in Kapitalgesellschaften hat sich die Besetzung des Managements derselben ebenso geändert wie die der Kontrollgremien. Ausgerechnet Bayern München, der Klub mit dem größten Umsatz und dem höchsten Gewinn, ist untypisch besetzt: Ehemalige Spieler amtieren als Aufsichtsratschef (Franz Beckenbauer), Vorstandschef (Karl-Heinz Rummenigge), als Manager (Uli Hoeneß). Auch der Lokalrivale operiert anachronistisch, allerdings auf eine ganz andere Art: Der TSV München 1860 hört auf Karl-Heinz Wildmoser – und sonst nach wie vor auf kaum jemand. Der Rest der Liga geht bei der Auswahl der Aufsichtsräte einen anderen Weg, vermeidet den Rückgriff auf verdiente Spieler und umwirbt Unternehmer, Rechtsanwälte, Ärzte, Leitende Angestellte, Bankvorstände. Ist ein Klub auf Gedeih‘ und Verderb mit einem Kapitalgeber verbunden, wird gern ein Vertreter desselben zum Aufpasser bestellt. Der VfL Wolfsburg hält es so und lässt sich von VW-Managern kontrollieren. Die Aufnahme von Profipolitikern in Vereinsgremien dürfte dagegen sowohl etwas mit dem Geltungsdrang der Abgeordneten zu tun haben als auch mit der Hoffnung, die öffentliche Hand im Krisenfall als beschützende benutzen zu können. Im Schalker Aufsichtsrat trifft man zum Beispiel auf J. W. Möllemann, der CDU-Bundestagsabgeordnete Rupert Scholz schaut bei Hertha BSC nach dem Rechten, im Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg redet der Landtagsabgeordnete Markus Söder (CSU) mit. Bei Werder Bremen sitzt der einstige Werder-Manager und jetzige Senator Willi Lemke (SPD) im Aufsichtsrat und hat gar einen TV-Moderator zum Kollegen: Jörg Wontorra ist insofern der ungewöhnlichste Klub-Aufseher, alldieweil er im Brotberuf über die Fußball-Bundesliga berichtet. Der Interessenskonflikt ist klassisch, nur die Beteiligten sehen das anders.“
Philipp Selldorf (SZ 8.10.) bewertet die Absage des DFB, am Konförderationen-Cup teilzunehmen augenzwinkernd. „Das tut weh. Denn der Weltverband hat sich viel Mühe gegeben, den ehemaligen König-Fahd-Pokal, (benannt nach dem gleichnamigen saudischen Sportsfreund) zu einem spaßigen, gleichwohl hochklassigen Fußballfest der Kontinente zwischen den Spielzeiten zu entwickeln. Wer erinnert sich nicht noch gern an die Auftritte der Nationalspieler Maul, Gerber, Dogan und Heinrich, die Deutschland vor drei Jahren beim Cup in Mexiko vertraten, das Team von Neuseeland 2:0 besiegten und fast auch gegen die USA gewonnen hätten (leider doch ein knappes 0:2). Oder an ihren Trainer Erich Ribbeck, der damals nach dem um ein Tor zu hohen 0:4 gegen Brasilien meinte: ‚In China kann man das keinem erklären.‘ Genau. Der Konföderationen-Cup ohne Deutschland. Wie soll man das in China erklären?“
Auslandsfußball
Zu Ronaldos Debüt heißt es bei Paul Ingendaay (FAZ 8.10.). „Nichts sieht älter aus als die Häme von gestern. Unmerklich war Real Madrids 45 Millionen Euro teurer Neuzugang Ronaldo, im Sommer noch der gefeierte Torschützenkönig der Fußball-Weltmeisterschaft, nach einem langen spielfreien Monat in der spanischen Hauptstadt zur Witzfigur geworden. Erst zwickte den Brasilianer dieser Muskel, dann jener, und der erste Auftritt in den Farben des Champions-League-Gewinners musste ein ums andere Mal verschoben werden. Unbarmherzige Karikaturisten zeichneten ihn sogar als Dauerinvaliden am Lenkrad des ‚Ronaldo-Mobils‘ (…) Es sind „Pérez‘ Leute“, die an diesem Sonntag Abend die Tore schießen – Zidane, Figo, Ronaldo –, und es ist die grandiose technische Qualität dieser Weltklassespieler, die einen kompakten, wahrlich nicht einfachen Gegner überrollt. Nimmt man noch den diesmal fehlenden Raúl hinzu, Roberto Carlos, Guti, Makelele oder ein Talent wie den Argentinier Cambiasso, bleibt der Schluss, dass Real Madrid die beste Mannschaft seit vielen Jahren hat. Ronaldo ist nach seinem triumphalen Debüt in die Gemeinschaft der weißen Stars aufgenommen. Nur zwei Dinge können Real Madrid jetzt noch bremsen: übertriebene Lässigkeit und die eigene Abwehr.“
Ralf Itzel (SZ 8.10.) beschreibt die Stimmung in Madrid. „Sonntagabend schlendern die Madrilenen gewöhnlich träge über die Avenidas. Viele Jüngere sind verkatert nach zwei anstrengenden Nächten und passen sich in ihrer Gemächlichkeit den Älteren an. Weil die Sonne die Stadt auch Anfang Oktober noch heizt, füllen sich die Terrassen der Lokale mit Faulenzern, die mit einem Gläschen dem Wochenende Adios sagen. Doch vergangenen Sonntag gegen Viertel nach Sieben störten plötzlich Symptome von Spannung und Nervenkitzel den Müßiggang. Eilig drängten sich die Menschen in die Bars, in denen Fußball lief. Autofahrer hörten die Nachricht im Radio, parkten in zweiter Reihe und suchten im Laufschritt ebenfalls einen Fernseher. Wochenlang hatten die Medien das Debüt zum Ereignis hochgejazzt, und jetzt stand Ronaldo Luiz Nazario de Lima tatsächlich an der Seitenlinie, drauf und dran, seine silbernen Schuhe auf den Rasen des Bernabeu- Stadions zu setzen. Dort erhoben sich 75 000 Menschen, als würde Neil Armstrong den Mond betreten. Was dann geschah, entsprang – so vermutete später jedenfalls Real-Sportdirektor Jorge Valdano – einem Drehbuch Steven Spielbergs.“
Krystian Wozniki (FR 4.10.) im Feuilleton. „Wenn es früher darum ging, Schallplatten aufzunehmen oder Konzerte zu geben, hat das Gipfeltreffen der Popelite heute keine Performance mehr zum Ziel, sondern nur noch ein Bild. Das Gleiche ließe sich von der aktuellen Mannschaft des spanischen Fußballclubs Real Madrid sagen. Für den Sekundäreffekt des Fußballspielens ist ein hoch begabtes All-Stars-Team zusammengestellt worden. Das Erste ist das Image. Nichts anderes offenbart die Einkaufspolitik von Club-Präsident Florentino Perez. Er folgt der Devise, es sei besser, 60 Millionen Euro für einen Weltklassespieler zu bezahlen als die Hälfte dieser Summe für einen Athleten, dem großes Potenzial nachgesagt wird. Ein Mann ohne Weitblick? Keineswegs. Anstatt in die Zukunft des Teams zu investieren und Talente aufzubauen, setzt er auf das Marken-Image von Real (…) Real ist seine eigene Symbol-Liga, in die der Club mit finanzieller Strahlkraft aufgestiegen ist. Hier ist das Zahlenwerk der Tabelle zweitrangig. Was zählt, sind historische Gesten, epochale Tore und die Mission der Image-Träger.“
Martin Pütter (NZZ 8.10.) hat den englischen Tabellenführer beobachtet. „Die gegenwärtige Form der ‚Kanoniere‘ hat mehrere Gründe. Einerseits die Euphorie über den Doublegewinn, anderseits die Beibehaltung der richtigen Mischung aus britischen Fußballtugenden wie Tempo, Einsatz und offensive Ausrichtung. Zudem hat Wenger die ohnehin schon lange Reihe überdurchschnittlicher Spieler auf die neue Saison noch gezielt verstärkt. Gilberto Silva ist im defensiven Mittelfeld zum idealen Partner des Franzosen Patrick Vieira geworden; der Brasilianer kann den Ball halten, solange es nötig ist, er hilft Vieira, in der Defensive Löcher zu stopfen, und trägt mit gewonnenen Zweikämpfen dazu bei, dass Arsenal noch mehr in Ballbesitz kommt als zuvor. Zudem scheint das beinahe blinde Verständnis unter den Spielern noch gewachsen zu sein. Gemäß Arsène Wenger haben seine Spieler den Zenit noch längst nicht erreicht. Seine wenig bescheidenen Ziele lauten demnach: Meistertitel ohne Niederlage zu gewinnen und Champions-League-Triumph. Einen solchen benötigt der Klub freilich auch zwingend, will er seine Finanzen ins Lot bekommen. Letzte Saison schloss der Verein mit einem Defizit von rund 54 Millionen Franken ab.“
Zur Lage des italienischen Fußballs meint Peter Hartmann (NZZ 8.10.). „Die hervorragende Form der glorreichen vier (Totti, del Piero, Inzaghi, Vieri), die mit der Squadra Azzurra an der WM in Asien die Schmach des schnellen Ausscheidens mitgetragen hatten und hernach mit ihren hochfliegenden Träumen im Flugsand der Badestrände versanken, hat dem Land – vor allem auch dank den großen Auftritten des Quartetts in den Champions League – innert weniger Wochen den Urglauben an die Überlegenheit des Calcio zurückgegeben. Die Kommentatoren fabulierten bereits von einer Nationalmannschaft der vier Stürmer im Stile der neuen Milan-Squadra und jagten dem Commissario tecnico und geborenen Abwehrstrategen Giovanni Trapattoni kalte Schauer über den Rücken (…) Trapattoni ist ein Schlachtenstratege auf Zusehen. In der neu ausgebrochenen Euphorie für das schöne Spiel wirkt der alte Catenaccio-Rationalist fast wie ein nationaler Störfaktor. Der nächste Fehltritt wird ihm nicht mehr verziehen. Als Nothelfer steht sein Vorgänger Dino Zoff bereit. Für eine langfristige Aufgabe hat Marcello Lippi, der Juventus-Erfolgstrainer, sein Interesse verraten. Ob Trapattoni noch das Vertrauen der Spieler genießt, ist seit der Fundamentalkritik Christian Vieris von Mitte Juli fraglich. Vieri beendete die unsägliche Verschwörungsdebatte, die Italien zum Opfer finsterer Fifa-Mächte stilisierte, und identifizierte Trapattoni als den wirklichen Schuldigen am Debakel.“
Zur Situation der beiden Deutschen in Udine meint Birgit Schönau (SZ 7.10.). „Die Presse geht nicht gerade gnädig mit ihm um. Er sei hölzern, langsam, schwerfällig, lautet die Kritik, die Etiketten sind nicht schmeichelhaft: ‚XXL-Stürmer‘ (Gazzetta), ‚Gigant mit rauen Füßen‘ (Corriere dello Sport) und natürlich ‚Panzer‘ (alle). Mit seinen Einsdreiundneunzig, dem schweren Körper, dem Glatzkopf, ist Carsten Jancker ein Alien in der Serie A. So einer weckt, wenn er zudem aus Deutschland kommt, eindeutige Assoziationen, und um in Italien populär zu werden, reichten vermutlich auch ein paar Dutzend Tore nicht. Weitaus freundlicher wird sein neuer Teamkollege Giuseppe Gemiti behandelt, der Jugendnationalspieler von Eintracht Frankfurt. Nicht dass der Spross einer italienischen Familie spektakulär spielen würde. Im Gegenteil: Er fällt schlicht nicht auf (…) Natürlich wird Jancker in Udine an Bierhoff gemessen. Aber der hatte einerseits eine Oma aus dem Friaul, andererseits wurde Bierhoff mit bis heute unerreichten 27 Treffern 1999 Torschützenkönig. Jancker hingegen spricht kaum Italienisch, gab zu seinem Geburtstag eine Runde Kuchen aus und versicherte den staunenden Italienern ernsthaft, beim FC Bayern würde immer mit Weißwurst gefeiert.“
Vereinsporträt FC Luzern NZZ
Jan Möller (Zeit 2.10.) stellt das Team der Färöer-Inseln vor, gegen das die deutsche Fußballnationalmannschaft am 16. Oktober antreten muss. Am 12. September 1990 wurde die Färöer-Inseln zu einem so genannten Angstgegner. Österreich unterlag mit 1:0. Die Stars und Toni Polster und Andreas Herzog hatten sich zum Gespött der Experten gemacht. Nicht weil es so einfach wäre, gegen sie zu verlieren, sondern weil es so peinlich ist. Dabei war der Mann mit der Bommelmütze in allen Sportteilen abgebildet. Das ist Jens Martin Knudsen, der Nationaltorhüter, der seit 21 Jahren mit Bommelmütze spielt (auch wenn er sie in der letzten Zeit nur noch selten trägt und sie meistens neben ihm im Tor liegt.) Woher die Nationalspieler ihre Einkünfte beziehen, war erst wieder kürzlich zu erfahren, als die Reporter nach dem sensationellen 2:2 gegen die Vollprofis aus Schottland genüsslich die Berufe der wackeren Färinger referierten: Fischer, Schafzüchter, Lehrer und Eisverkäufer. In einer Mannschaft wie der färöischen zu spielen mag ziemlich viel Spaß machen. Aber es hat auch Nachteile. ‚Am schlimmsten ist, dass du nie Weltmeister werden kannst.“
Zweite Liga und weiteres
Die gestrigen Ausführungen von Lorenz Maroldt (Tsp 7.10.) haben vermutlich an Aktualität eongebüßt. „Der FC steckt mitten in einer spielerischen Krise, daran kann auch die schöne Statistik nichts ändern. Die Stürmer treffen nicht, die Verteidiger patzen, die Mittelfeldspieler streiten, die Torhüter sowieso und die Neuen, wie Sebastian Helbig aus Cottbus oder Markus Happe von Schalke 04, sitzen beim Anpfiff meist grollend auf der Ersatzbank. Das Torverhältnis ist, gemessen an den gewonnenen Punkten, das schlechtestmögliche, jeder Schlusspfiff ist eine Erlösung. Die Fans auf der schmucken, gerade erst bezogenen neuen Südtribüne auf der Baustelle Müngersdorf pfeifen die Mannschaft jetzt auch nach den Siegen aus, der Geißbock mag schon gar nicht mehr hinsehen, und selbstverständlich ist auch der Trainer, in seiner Ballonseide und mit stetigem Bartschatten ohnehin ein Fremdkörper im schicken Köln, längst als Schuldiger der angeblichen Misere identifiziert: Friedhelm Funkel, so raunt das Volk auf der Ehrentribüne, der zu feige aufspielen lässt, manchmal mit nur einem Stürmer, hat bald, nach der ersten Schlappe, schon alles verspielt. Was sehr kurios, sehr kölsch anmutet, ist in Wahrheit das sicherste Zeichen für eine erstaunliche Wahrnehmungswende, ausgelöst durch den Realitätsschock beim zweiten Abstieg des Bundesliga-Gründungsmitglieds. Lachten früher die Spieler des FC ihre Gegner auch nach verheerenden Niederlagen noch aus, träumten die Fans selbst vom letzten Platz aus von der Meisterschaft, gibt sich heute kaum jemand Illusionen hin. Zu glücklich die Siege gegen Karlsruhe, Duisburg und Lübeck, zu quälend die torlosen Stunden in Aachen und Ahlen, zu kurz nur die kämpferisch glanzvollen Minuten beim gerade noch umgedrehten Spiel gegen Frankfurt. Jedes nächste Spiel, so das dumpfe Gefühl, kann ausgehen, wie es die Mannschaft schon lange verdient: mit einer Niederlage.“
Spielbericht 1.FC Köln – Union Berlin (7:0) Tsp
Spielbericht Alemannia Aachen – Eintracht Frankfurt (1:0) FR
Frankfurter Reaktionen FR
Spielbericht Unterhaching – Pfullendorf (3:0) SZ
Streit zwischen FC Bayern und dem DFB um die Verletzung Sebastian Deislers Tsp
Die Entlassung von Stefan Kuntz erachtet Thomas Becker (SZ 7.10.) als repräsentativ für die dortige Gesamtsituation. „Eine Verzweiflungstat, wie viele in Karlsruhe finden. Kuntz galt als der Sympathieträger schlechthin, engagierte sich wie früher auf dem Platz, moderierte sogar eine Radiosendung als KSC-Werbeträger. Fans und Spieler sprachen sich trotz der Negativserie für ihn aus, das Präsidium samt dem neuen Sportmanager Rolf Dohmen ebenso einstimmig gegen ihn.“